Das Alter war schon immer ein dankbares Thema in der Fotografie. Berühmte Fotografen wie Yousuf Karsh und Irving Penn versuchen gar nicht erst, die Erfahrung und die Erlebnisse zu verbergen, die sich in das Gesicht eines Menschen eingebrannt haben. Im Gegenteil, sie betonen sie durch subtile Beleuchtung, als ob sie eine wahre Geschichte erzählen würden. Wie kann man als Fotograf das Thema Alter mit Würde angehen?    

In meiner freien und professionellen Tätigkeit habe ich mit vielen älteren Menschen zusammengearbeitet. Und das nicht nur in entwickelten Ländern, sondern oft auch an sehr abgelegenen Orten, wo Touristen normalerweise nicht hinkommen. Ich werde versuchen, meine Erfahrungen mit Ihnen zu teilen, die für Sie ein Leitfaden sein könnten, wie Sie das Thema Alter fotografisch erfassen können und wie Sie einen Menschen, der viel erlebt hat, einfangen können.

Klassisches Porträt: reden und fragen Sie

Schauen wir uns nun in erster Linie die klassischen Porträts an. Der Dialog ist ein Ratschlag, der für Porträts im Allgemeinen gilt, bei älteren Menschen aber noch mehr an Bedeutung gewinnt. Kommunikation ist besonders wichtig, wenn Sie mit künstlichem Licht arbeiten und die Person von den Scheinwerfern und der Kamera belagert wird. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man zu Beginn eines Shootings den Einwand hört: „Bei mir gibt es nichts mehr zu fotografieren, suchen Sie sich ein jüngeres Motiv“. Deshalb versichere ich älteren Menschen immer, dass auch Falten schön und oft interessanter sind als ein Gesicht voll mit Make-up.

Dann versuche ich, die Kommunikation auf andere Themen umzulenken – Familie, Garten, Haus und persönliche Interessen. Ältere Menschen reden in der Regel gerne über viele Themen, was ihnen hilft, die Fotografie selbst zu vergessen. Seien Sie aber auch darauf vorbereitet, dass das ganze Shooting mit Ablehnung enden kann. Drängen Sie nicht und respektieren Sie diese Entscheidung.

Reportage: Diskretion ist gefragt

Die zweite Möglichkeit ist, die ältere Person bei Aktivitäten zu fotografieren, die sie regelmäßig ausübt. Dies bewegt sich von einem statischen Porträt hin zu einer Reportage und kann zu einem natürlicheren und entspannteren Foto führen. Auch hier müssen Sie mit der Person kommunizieren und Interesse zeigen. 

Es kann nicht schaden, die Person mit ihren Familienmitgliedern oder Tieren zu umgeben, mit denen sie interagieren kann. 

Diese Option ist jedoch wesentlich komplexer als das klassische Porträt. Man muss mehrere Faktoren berücksichtigen und ausbalancieren – den Ausdruck des Porträtierten, das Licht und den Hintergrund.

Seien Sie in jeder Hinsicht respektvoll

Bevor Sie eine ältere Person fotografieren, sollten Sie mit ihr sprechen, bevor Sie die Kamera in die Hand nehmen. Fragen Sie sie, ob es etwas gibt, das nicht auf dem Foto abgebildet werden sollte. Erklären Sie im Gegenzug, was, wie und warum Sie auf dem Foto festhalten wollen. Das ist wichtig, weil viele ältere Menschen bei der Entwicklung der Digitaltechnik nicht auf dem Laufenden sind und sich vielleicht Sorgen darüber machen, wie ihre Fotos verwendet werden könnten. Achten Sie also immer darauf, dass sie sich wohl und sicher fühlen.