Verschiedene Arten von natürlichem Licht in der Praxis
Bei Außenaufnahmen treffen wir auf verschiedene Arten von natürlichem Licht, die von der jeweiligen Uhrzeit, aber auch vom aktuellen Wetter beeinflusst werden. Manche Lichtverhältnisse sind einfacher, andere schwieriger und jedes bringt seine spezifischen Herausforderungen, aber auch Möglichkeiten mit sich.
Vor allem auf Reisen oder bei schnellen Reportagen können wir keine Ausrüstung verwenden, mit der wir das natürliche Licht verändern könnten. Wir sind daher auf das angewiesen, was wir gerade zur Verfügung haben, unsere besten Fähigkeiten und unsere Erfahrung.
Wie beim Wetter kann man auch bei der Fotografie vereinfacht sagen, dass es kein schlechtes Licht gibt, sondern nur einen schlecht vorbereiteten Fotografen. Die wichtigste „Ausrüstung“ eines Fotografen ist in diesem Fall der Wunsch, das Beste aus jeder Lichtsituation zu machen.
Ein Sonnenuntergang mag uns die Arbeit erleichtern, aber auch die Mittagssonne oder ein nebliger Tag haben ihren Reiz. Schauen wir uns also an, wie wir mit dem arbeiten können, was uns die Natur gerade bietet.
Goldene Stunde
Beginnen wir mit der beliebtesten Lichtform. So mancher Fotograf zögert nicht, mitten in der Nacht den Gipfel eines Berges zu erklimmen, um diesen besonderen Moment zu erleben, wenn die ersten goldenen Lichtstrahlen auf die umliegende Landschaft treffen.
Die goldene Stunde tritt eine Stunde nach Sonnenaufgang und eine Stunde vor Sonnenuntergang ein.
Wie der Name schon sagt, erhält alles, was von diesem Licht angestrahlt wird, einen schönen goldenen Farbton. Alles erstrahlt in kräftigen Farben, die Gefühle von Ruhe, Glück, Harmonie und allgemein etwas Positives vermitteln können. Darüber hinaus wirft die horizontale Richtung des Abendlichts dramatische Schatten, hebt Formen hervor und verleiht Objekten eine Dimension.
Die goldene Stunde eignet sich besonders gut zum Fotografieren von hügeligen Landschaften und gegliederten Städten. Mit dem richtigen Winkel kann man ihre Räumlichkeit betonen.
Die goldene Stunde funktioniert auch hervorragend für Porträts, ist aber nicht so einfach anzuwenden. Sie ist sehr wirkungsvoll bei Gegenlicht, d. h. wenn sich die Sonne hinter dem Motiv befindet, sodass das Haar von einem goldenen Schimmer umgeben ist und das Gesicht durch das reflektierte Licht gleichmäßig beleuchtet wird. Allerdings handelt es sich hier um eine komplizierte und kontrastreiche Situation, bei der es wichtig ist, korrekt zu belichten.
Zusätzlich zum Gegenlicht können Sie das Licht auch direkt in das Gesicht des Motivs fallen lassen und es kreativ einsetzen. Achten Sie aber in jedem Fall darauf, dass Sie im RAW-Format fotografieren, damit Sie anschließend mit dem Weißabgleich experimentieren können.
Morgengrauen, Abenddämmerung und die blaue Stunde
Morgengrauen und Abenddämmerung sind eine weitere gute Gelegenheit für ein gutes Foto. Insbesondere die halbe bis eine Stunde vor Sonnenaufgang oder die halbe bis eine Stunde nach Sonnenuntergang, wenn die Sonne nicht mehr direkt sichtbar und der Himmel noch klar ist und die Hauptlichtquelle darstellt.
Diese Tageszeit wird manchmal zu Unrecht vernachlässigt, doch beim Fotografieren können wir eine wunderbar weiche, mehrfarbige Beleuchtung erzielen, die den Objekten eine ruhige, friedliche und oft geheimnisvolle Stimmung verleiht. Der fehlende Kontrast kann ein Problem darstellen, andererseits sind die satten rosa, violetten und blauen Farbtöne ein Vorteil.
Wenn die Sonne untergeht, sollten Sie nicht gleich Ihre Ausrüstung einpacken sondern versuchen, weiter zu fotografieren. In vielen Fällen kann dieses Licht sogar besser funktionieren als die goldene Stunde.
Scharfe Mittagssonne
Die Mittagszeit ist eine Tageszeit, die viele Fotografen zu vermeiden versuchen. Die Mittagssonne ist daher die unbeliebteste Art des natürlichen Lichts. Das Sonnenlicht ist direkt nach unten gerichtet und sehr grell. Wenn Sie in der Mittagszeit klassische kommerzielle Porträts aufnehmen, ist es wirklich am besten, Ihre Porträtierten im Schatten zu fotografieren, wo das Licht gestreut ist.
Wenn Sie allerdings eine kreative Absicht haben, kann hartes Sonnenlicht interessante Schatten erzeugen und die Gesichtszüge (auch Falten) betonen. Achten Sie auf die Sättigung, die in der Mittagssonne sehr niedrig ist. Trotzdem können Sie auch zu dieser Tageszeit sehr wirkungsvolle Bilder erzielen.
Fotografen verteufeln die Mittagszeit manchmal zu Unrecht und verpassen dadurch interessante Gelegenheiten. Die Mittagssonne beleuchtet zum Beispiel Wasseroberflächen sehr eindrucksvoll. Sie fällt von oben, durchdringt die Wasseroberfläche und lässt das Wasser klarer und sauberer erscheinen, während in den frühen oder späten Stunden das Licht von schräg oben einfällt und von der Wasseroberfläche reflektiert wird.
Bewölkter Himmel und Nebel
Dieses Licht ist flach, weich, neutral, mit minimalem Kontrast und kühleren Farben. Es ist so, als würde man einen Blitz durch eine massive Softbox abfeuern. Alles wird irgendwie gleichmäßig beleuchtet. Das Fotografieren ist einfacher, weil man sich nicht so viele Gedanken über die Richtung des Lichts machen muss.
Ein bewölkter Himmel ist ideal für die Aufnahme von Veranstaltungen und Hochzeiten im Freien, vor allem, wenn sie in der Mittagszeit stattfinden.
Diese Lichtart eignet sich auch für Porträts und wird von Naturfotografen geschätzt, die sich mehr auf den Inhalt des Fotos konzentrieren können und sich nicht so viele Gedanken über die Richtung des Lichts machen müssen.
Ähnlich wie bei bedecktem Himmel funktioniert auch Nebel. Das Licht ist sehr weich. Der Unterschied ist, dass man Details verliert, je weiter man sich vom Motiv entfernt. Das ist aber manchmal gar nicht so schlimm, sondern bietet ganz im Gegenteil neue kreative Möglichkeiten. Besonders magisch wird es, wenn die Sonnenstrahlen den Nebel durchdringen.
Nachtlicht
Nächtliches Licht kann eine große Herausforderung sein, da man nur ein Minimum an natürlichem Licht zur Verfügung hat. Die einzigen Lichtquellen stellen die Sterne, der Mond und im Winter in den nördlichen Teilen der Welt das Polarlicht dar. Doch auch diese Situationen können für viele kreative Momente sorgen.
Versuchen Sie zum Beispiel, eine vertraute Landschaft bei Vollmond aufzusuchen. Am besten später, wenn der Mond bereits am Himmel steht und wie ein schwacher Scheinwerfer wirkt. Sie brauchen dann eine längere Belichtungszeit und vielleicht sogar ein Stativ. Die vertraute Landschaft wird jedoch neue Formen, eine neue Atmosphäre und eine ganz neue Dimension annehmen, die Sie vorher nicht kannten.
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