Der fotografische Stil ist das, was Ihre Fotos miteinander verbindet. Er ist so etwas wie Ihre Handschrift als Autor auf Ihren Fotos. Auch wenn sie nicht das gleiche Thema haben, passen die Fotos zusammen, sie haben etwas gemeinsam. Durch ein einheitliches Erscheinungsbild können Sie in den sozialen Medien mehr Aufmerksamkeit erregen.

Machen Sie sich bewusst, was Ihre Fotos auszeichnet, und entwickeln Sie nach und nach Ihren Stil. Entdecken Sie Ihre Flügel, lassen Sie sich davon inspirieren, wie andere fliegen, und fliegen Sie dann auf Ihre eigene Art.

Wenn wir den fotografischen Stil mit dem Kochstil vergleichen, ist er wie ein Rezept mit vielen Zutaten. Sie kochen Ihr Lieblingsgericht, fügen die richtigen Zutaten in einer bestimmten Menge hinzu, rühren um und würzen es nach Ihrem Geschmack. Nur dass man sich bei der Fotografie neben den Zutaten auch Gedanken über die Komposition, das Licht, die Farbe, das Timing und eine besondere geheime Zutat des Küchenchefs machen muss – den individuellen Stil des Fotografen. 

Zutaten des fotografischen Stils

Die Komposition ist die Grundlage des Stils, sie verbindet erprobte Möglichkeiten, Vorstellungen und gleichzeitig den Wunsch zu experimentieren und zu überraschen. Versuchen Sie sich darauf zu konzentrieren, welche Komposition Sie normalerweise verwenden. 

• Es kommt darauf an, ob Sie eine bestimmte Anzahl von Objekten bevorzugen, 
• in welcher Beziehung sie zueinander stehen und wie sie im Bild positioniert sind – in der Mitte, rechts oder links,
• bevorzugen Sie in der Regel ein Hauptmotiv oder mehrere Motive, die näher oder weiter auseinander liegen,
• verwenden Sie häufig Einrahmungen oder haben Sie eine wiederkehrende Kompositionsart,
• haben Sie bevorzugte geometrische Formen,
• erzeugen Sie bewusst den Eindruck von Tiefe im Foto oder Sie bevorzugen eine flache Perspektive,
• wie Sie den Vorder- und Hintergrund in das Bild integrieren,   
• verwenden Sie symmetrisches Gleichgewicht oder Asymmetrie,
• Respektieren Sie die Regeln der Komposition oder verstoßen Sie gegen sie und ziehen es vor, alles Konservative zu brechen.

Die Komposition ist ein Spiegelbild unserer Wahrnehmung, unseres Geschmacks und unserer Individualität. Es könnte den Anschein haben, dass der Fotograf oft keine Möglichkeit hat, die resultierende Komposition zu beeinflussen, oder dass er „automatisch“ fotografiert. 

Er überlegt, welche Objekte er auf seinem Foto haben möchte und welche lieber nicht. Er passt die Wahl des Objektivs oder den späteren Ausschnitt des Fotos entsprechend an. Er neigt absichtlich die Kamera oder fotografiert aus einem ungewöhnlichen Winkel. Es gibt viele kreative Möglichkeiten, die Sie auf Ihren Reisen bereits entdeckt haben oder noch entdecken werden. Und genau das macht die Fotografie unendlich interessant.  

Versuchen Sie, sich bei Ihrem nächsten Shooting selbst zu beobachten und herauszufinden, wie Sie komponieren, wie Sie die Szene aufbauen und was Ihnen alles durch den Kopf geht, bevor Sie den Auslöser drücken. Auch wenn Sie keine Kamera dabei haben, können Sie „mit den Augen schießen“ und Ihre fotografischen Fähigkeiten üben. Es wird Ihnen helfen zu erkennen, wonach Sie suchen, und Sie werden beim nächsten Mal schneller und zufriedener mit Ihren Fotos sein. 

Silhouetten im Abendlicht haben es mir schon seit langem angetan, ebenso wie der Kontrast von kleinen Figuren in einem großen Raum. In der Regel mag ich kräftigere Farben, ich mag ihre Energie.

Die Führung des Blicks durch Linien oder Kurven wiederholt sich in Gemälden, wie auch in Fotografien, oft auf eine bestimmte charakteristische Weise. Es genügt, darauf zu achten, ob diagonale, vertikale oder horizontale Linien oder Kurven vorherrschen. Neigen Sie die Kamera gerne so, dass die diagonalen Linien hervortreten, oder nutzen Sie die Linien, um den Blick auf das Hauptmotiv zu lenken? 

Das Licht in Ihren Fotos kann überwiegend aus einer bestimmten Richtung kommen (von der Seite, von vorne, von hinten,…). Es kann sehr stark oder gedämpft, golden oder kalt sein, mit Strahlen, die auf das Hauptmotiv gerichtet sind, aus verschiedenen Quellen kommen und die Räumlichkeit des Bildes abflachen oder im Gegenteil verstärken. Die Art und Weise, wie Sie mit dem Licht, seinen Reflexionen und Schatten spielen, ist nicht nur für ein gutes Foto, sondern auch für den fotografischen Stil von wesentlicher Bedeutung. 

Farben, bevorzugte Schattierungen und ihre Sättigung sind ein charakteristisches Merkmal des Stils verschiedener Fotografen. Die Bilder des einen Fotografen schreien förmlich nach Farben, die eines anderen sind eher subtil. Mögen Sie Schwarz-Weiß oder Pastelltöne, oder haben Sie bestimmte Lieblingswellenlängen des Lichts? Wie kombinieren Sie Farben? Haben Ihre Lieblingsfotos eine bestimmte Farbstimmung?

Das Motiv oder die Motive in Ihren Fotos sind Objekte, die Sie oft auf eine bestimmte Art und Weise auswählen und darstellen. Ein fotografischer Stil zeichnet sich auch durch ein Thema, den Ausdruck eines Gefühls, einer Idee, einer Atmosphäre oder einer ähnlichen Wahl des Schauplatzes oder Zeitraums aus.

Format – fotografieren Sie gerne im Quer- oder Hochformat oder bevorzugen Sie untypische Formate?

Der Kontrast in Ihren Fotos kann extrem stark oder unterdrückt sein, wie im Nebel.

Schärfe – bevorzugen Sie hohe Schärfe oder absichtlich unscharfe Motive, d. h. geringe oder große Schärfentiefe?

Das Timing ist wichtig für Ihren fotografischen Stil, wenn Sie „Ihren“ Moment haben, den Sie wiederholt festhalten wollen. Es kann ein entscheidender Moment sein, wenn sich die Motive fast berühren oder in einer bestimmten Position zueinander stehen, die Ruhe vor dem Sturm, eine Situation unmittelbar vor oder nach dem Höhepunkt.

Es gibt viele kreative Optionen für die Aufnahme von Bewegungen – scharfe, eingefrorene Bewegungen oder unscharfe Bewegungen mit einer hervorgehobenen Bahn, eine Kombination aus beidem oder eine Kombination aus verschiedenen Belichtungen.

Realismus oder Fantasie – wählen Sie, was Sie bevorzugen. Wenn Sie eher ein Realist sind, möchten Sie die reine, unverfälschte Realität ohne Lichteinfluss oder Retusche abbilden. Andererseits sind Sie vielleicht der Meinung, dass die Fotografie nicht nur die Realität abbilden muss. Dann können Sie eine fantasievolle Welt aus Ihrer Vorstellungskraft in Bilder in Ihrem Stil umsetzen. 

Die primäre Absicht oder mehrere Ebenen haben damit zu tun, ob Sie eine Hauptidee klar darstellen wollen oder ob Ihr Foto mehrere visuelle Botschaften enthält – mehrere Ebenen, die nacheinander erscheinen.

Die Methode des Enthüllens oder des Nachdenkens hängt davon ab, ob Sie alles sofort enthüllen oder den Betrachter zum Nachdenken anregen wollen, damit er entdeckt, was Sie mitteilen wollten.

Die Technik ist nicht das Wichtigste, aber sie kann den Stil unterstreichen, wenn Sie häufig ein bestimmtes Objektiv oder bestimmte technische Techniken verwenden. Sie können auch Spezialeffekte hinzufügen oder das Foto mit Illustrationen und Grafiken kombinieren.

Die kreative Nachbearbeitung soll den Stil des Autors noch besser unterstreichen und sichtbar machen. In ZPS X können Sie Ihre eigenen Presets in Ihrem eigenen Stil erstellen. Ich verwende oft meine Einstellungen für den Schwarz-Weiß-Punkt, die Farbbrillanz und -sättigung, das Entfernen von Dunst, das Hinzufügen von Klarheit und Helligkeit für das Hauptmotiv und ein wenig Vignettierung, um die Ränder des Fotos abzudunkeln. 

Bei jedem Rezept spielt das Verhältnis, in dem Sie die fotografischen Zutaten zusammenmischen, eine wichtige Rolle. Es kommt darauf an, ob Licht für Sie die Hauptzutat ist, dann fügen Sie eine „Prise“ Komposition hinzu und „verfeinern“ leicht mit Farbe. Der Vorteil dabei ist, dass es keine exakte Menge oder Reihenfolge gibt, es liegt an Ihnen als Fotograf, was Sie Gutes „zaubern“.

Jetzt kennen Sie die Zutaten für das Rezept des fotografischen Stils, aber was macht man daraus? Es lohnt sich, die Vorgehensweise zu kennen, die jeder Koch/Fotograf nach seinem Geschmack anpassen kann:

Machen Sie sich klar, warum Sie einen eigenen fotografischen Stil haben wollen?

Brauchen Sie mehr Follower in den sozialen Medien, kommerziellen Erfolg oder wollen Sie sich vom Mainstream abheben? Wo präsentieren Sie Ihre Fotos? Für wen fotografieren Sie? 

Denken Sie daran, dass Ihr fotografischer Stil Ihre Persönlichkeit widerspiegeln sollte, er sollte zu Ihnen passen. Genauso wie Sie eine Schriftart wählen, die zu Ihrer Unterschrift passt. Sie spiegelt Ihren persönlichen Geschmack und Lebensstil wider. Er kann Ihre Kreativität und Ihr Selbstvertrauen stärken. 

Stöbern Sie in Ihrem Fotoarchiv und finden Sie heraus, welche Gemeinsamkeiten Ihre Lieblingsfotos haben

Nehmen Sie Ihre Lieblingsfotos und betrachten Sie sie aus einer etwas anderen Perspektive, so als würden Sie sie zum ersten Mal sehen. Was haben sie gemeinsam? Was ist an ihnen interessant und beeindruckend? Versuchen Sie, in der Zeit zurückzugehen und Ihr Fotoarchiv zu durchforsten. Wenn Sie herausfinden, was Ihnen visuell gefällt, wird es Ihnen leichter fallen, in jeder Situation Fotos zu machen, weil Sie bereits wissen, wonach Sie suchen.  

Der fotografische Stil hängt mit Ihrer Vorstellung davon zusammen, was schön ist. Schönheit in Ihren Augen muss nicht unbedingt perfekt bedeuten. Im Gegenteil, es kann auch schäbig, verfallen, kaputt und dennoch stilvoll sein.

Wir suchen nach dem, was sich in den Bildern wiederholt – Lieblingsfarben und ihre Kombinationen, die Art des Lichts, sich wiederholende Kompositionen, hoher oder niedriger Kontrast. Und dementsprechend können wir unseren Autorenstil entwickeln. 

Es ist klar, dass es selbst für fortgeschrittene Fotografen eine Herausforderung ist, den einzigartigen und unverwechselbaren Stil zu finden, an dem jeder Ihre Fotos sofort erkennt. Die Entdeckung des persönlichen Stils sagt viel über die eigene Persönlichkeit aus. Wenn Sie sich darüber im Klaren sind, was für Sie als Fotograf typisch und wichtig ist, haben Ihre Fotos eine größere Chance auf Erfolg. 

Eine Tänzerin sollte meiner Meinung nach die Freude an der Bewegung zum Ausdruck bringen, daher wollte ich den Fotos mit meiner beliebten diagonalen Linie noch mehr Dynamik verleihen. In den meisten meiner Kompositionen, ob Porträts, Landschaften oder Nahaufnahmen, suche ich ganz bewusst nach Diagonalen oder schaffe sie. 

Bei der Suche nach dem Stil hilft eine weitere unabhängige Perspektive

Es ist für jeden von uns schwierig, seine eigene Arbeit zu beurteilen, daher ist ein anderer, unabhängiger Blick hilfreich. Sie können nur profitieren, wenn Sie einen anderen Fotografen konsultieren. 

Wenden Sie sich an eine Person Ihres Vertrauens und besprechen Sie gemeinsam, welche Fotos Sie besonders beeindruckend finden und vor allem, warum. Was sind die Merkmale Ihres künstlerischen Stils? Auf diese Weise kommen Sie weiter und lernen, was an Ihren Fotos interessant ist. 

Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie anfangs nur einige Gemeinsamkeiten und Anhaltspunkte für Ihren Stil entdecken. Alle namhaften Fotografen von heute sind diesen Weg gegangen. 

Lassen Sie sich inspirieren und experimentieren Sie mit Ihrem Stil

Am Anfang können Sie sich natürlich von den Stilen anderer Fotografen inspirieren lassen, um zu sehen, welche Möglichkeiten Sie haben. Dann müssen Sie sich mit sich selbst und Ihren Fotos auseinandersetzen. Die künstlerischen Stile, die Ihnen nicht nur in der Fotografie begegnen werden, sind der Minimalismus und sein Gegenteil – der grafisch komplexe Stil.

Der Minimalismus zeichnet sich durch die Wahl minimalistischer Objekte, geometrischer Linien und Formen, einheitlicher Farbtöne und vor allem durch die Verwendung von viel leerem, negativem Raum aus. Dieser vermittelt einen sauberen, glatten und einfachen Eindruck. 

Im Gegensatz dazu ist der grafisch komplexe Stil spektakulär, dynamisch, reichhaltig, enthält gesättigte, energiegeladene Farben und experimentiert gerne mit dem Blickwinkel, mit der Neigung des Objektivs und mit dem Motiv, das nicht in der Mitte liegt. 

Was liegt Ihnen näher? Sie können natürlich Ihren eigenen Stil kreieren, es liegt buchstäblich in Ihren Händen. 

Wir können es einfach daran erkennen, dass wir das, was früher in unseren Aufnahmen vorkam, oft nicht mehr fotografieren oder versuchen, es anders einzufangen. Es hat auch damit zu tun, dass wir in der Fotografie etwas Neues ausprobieren, experimentieren, überraschen, aus der Reihe tanzen und die etablierten Regeln brechen wollen. 

Erstellen Sie Ihr persönliches Projekt

Eine Möglichkeit, Ihren fotografischen Stil zu entwickeln, sind eigene Projekte. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Fotos zu einem einzigen Thema, das Sie selbst wählen. Sie werden sehen, dass Ihr persönliches Projekt Sie dazu bringt, „sich aufzurappeln“ und Fotos zu machen, wenn Sie sonst das Gefühl haben, dass es nichts zu fotografieren gibt. Plötzlich schaffen Sie für sich selbst eine Fotogelegenheit, die so lange dauern kann, wie Sie wollen.

Die Serie Beziehungen zeigt eine wirklich starke Beziehung zwischen zwei Menschen oder zwischen einem Menschen und einem Tier. Ich interessiere mich für das Authentische, das Unprätentiöse. Ich fotografiere keine wunderschönen Models mit einem wunderschönen Tier, wenn sie keine Beziehung haben. Ich bevorzuge ein echtes „Pferdemädchen“ mit ihrem Pferd. Ich denke, dieser Moment der gegenseitigen Einstimmung ist am eindrucksvollsten. Ich möchte die Nähe, die Berührung, die Umarmung, ein gewisses Zusammenspiel, einen spontanen Ausdruck einfangen. Kompositorisch ist für mich die Berührung der Hauptmotive wichtig, die Hinwendung zueinander und die Verbindung der diagonalen Linien.

Wir alle haben manchmal Zweifel, ob wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Jeder Fotograf wird manchmal von der Unsicherheit überwältigt, ob das, was er macht, das Richtige ist. Ob er nicht schon alle seine Kreativitätsreserven ausgeschöpft hat, und ob die nächste Idee, das nächste tolle Foto kommt.

Die Entdeckung unseres fotografischen Stils hilft nicht nur dabei, unser fotografisches Portfolio anzugleichen, sondern auch, mehr Vertrauen zu gewinnen, dass wir auf dem richtigen Weg zu noch besseren Fotos sind.