Bei Hochzeiten oder Firmenevents ist es wichtig, die richtige Ausrüstung dabei zu haben. Man muss nicht gleich zehn Objektive kaufen und sie den ganzen Tag mit sich herumschleppen, wenn man nur einen Bruchteil davon benutzt. Erfahren Sie, wie ich zu meiner minimalistischen Ausrüstung gekommen bin.

Eventfotografen haben sehr unterschiedliche Herangehensweisen an die Fotografie und damit an die Technik. Manche können ihre gesamte Ausrüstung bequem in der Hand halten, während bei anderen selbst ein großer Rucksack nicht ausreicht. Ein schönes Beispiel ist die Seite Shotkit. Hier stellen alle möglichen Fotografen ihre Fotoausrüstung vor.

Ich kann sicher nicht für alle sprechen, aber ich kann beschreiben, wie ich zu meiner jetzigen Ausrüstung gekommen bin und welche Phasen ich in den letzten 13 Jahren der Eventfotografie durchlaufen habe. In meinem Fall sind das etwa 190 Hochzeiten und darüber hinaus verschiedene Firmenevents, Konferenzen, Wettbewerbe oder Teambuilding.

Grundregeln bei der Ausrüstung für die Eventfotografie

1. Sie sollten in der Lage sein, alles zu fotografieren, was nötig ist. 

• Bei Hochzeiten ist es nicht nötig, Objektive mit zu langen Brennweiten mitzunehmen. In der Regel können Sie nah an das Hauptgeschehen herankommen. 
• Andere Events hingegen lassen sich nur schwer vorhersagen, weshalb Sie möglicherweise gezwungen sind, die Redner von einem weit entfernten Ort aus zu fotografieren, ohne die Möglichkeit, näher heranzukommen.

2. Ein Backup ist ebenfalls wichtig. Wenn Ihnen Ihre Kamera und Ihr Objektiv aus der Hand fallen und beschädigt werden, können Sie dann mit dem Rest Ihrer Ausrüstung weiter fotografieren? Das bedeutet nicht nur, dass Sie eine zweite Kamera haben sollten, sondern auch, dass Sie Objektive mit sich überschneidenden Brennpunkten haben sollten. Natürlich wird es dann nicht ganz perfekt sein, aber das Ziel ist es, die Situation mit Würde zu meistern.

3. Angemessen schnelle Reaktion. Hier kommt es auf das Geschehen an. Mit etwas Erfahrung sind Sie in der Lage, vorausschauend zu handeln und das benötigte Objektiv aufzusetzen, doch manchmal kann sich die Situation auch ändern. Sie müssen in der Lage sein, das Objektiv schnell zu wechseln oder zu einer zweiten Kamera zu greifen. Das können Sie zu Hause vor der Veranstaltung üben.

4. Es ist auch optimal, wenn Sie alles tragen können oder sich generell um die Ausrüstung kümmern können. Dann müssen Sie sich keine Sorgen machen, dass Ihre geliebten Objektive in einem Rucksack in einer Ecke eines Restaurants liegen bleiben.

Ausrüstung tragen

Ich habe immer zwei Kameras als Reserve dabei, und wenn ich sie dabei habe, verwende ich sie abwechselnd mit verschiedenen Objektiven, um besser reagieren zu können. Die entscheidende Frage ist dann aber, wie man sie am besten trägt.

Ich habe schon verschiedene Strategien gesehen. Ich selbst habe anfangs eine seitliche Umhängetasche benutzt, oder Riemen über beide Schultern gleichzeitig. Da war sowohl die zweite Kamera als auch ein Blitz, ein weiteres Objektiv und andere Ausrüstung angebracht. Nach ein paar Stunden schmerzten aber die Schultern und das Fotografieren machte keinen Spaß mehr.

Einige Fotografen verwenden spezielle Schultergurte, an denen sie ihre Kameras links und rechts aufhängen können. Diese Lösung ist sehr schnell, bei Regen aber etwas ungünstig. Außerdem ist es keine Lösung für den Transport von zusätzlichen Objektiven und anderer Ausrüstung.

Viele haben einfach eine Kamera mit einem Objektiv in der Hand und den Rest in ihrem Rucksack.

Ich persönlich bin auf ein gepolstertes Gürtelsystem umgestiegen, an dem Taschen aufgehängt werden oder die ganze Kamera „eingeklippt“ wird. Der Rücken und die Schultern leiden hier nicht und das Ganze kann man bis zu 10 Stunden lang tragen.

Das System dieses Gürtels und seine spezifischen Komponenten, die ich verwende, stellen wir im nächsten Artikel vor. Wenden wir uns nun der eigentlichen Fotoausrüstung zu.

Objektiv-Set

Ich verwende Full Frame Kameras, deshalb sind die Brennweiten exakt auf sie abgestimmt und müssen nicht neu berechnet werden.

Wenn ich gar nicht weiß, was mich erwartet, ist die heilige Dreifaltigkeit der Objektive am sichersten:

• 70-200/2.8
• 16-35/2.8
• 24-70/2.8

Mit dem mittleren Objektiv (24-70/2.8) kann ich den größten Teil des Geschehens aufnehmen, und auf der anderen Kamera kann ich das Objektiv je nach Situation wechseln. Im Weitwinkelbereich habe ich ein Ultraweitwinkelobjektiv ab 16 mm (bei Full Frame), aber ein solches Extrem ist nicht immer notwendig. Und 20 oder sogar 24 mm sind für die meisten Veranstaltungen ausreichend.

Dieses Set-up eignet sich meiner Meinung nach für die meisten Firmenveranstaltungen.  Bei Hochzeiten habe ich es nur anfangs eingesetzt, habe dann aber begonnen, die Ausrüstung mehr zu spezialisieren.

Für ein auffälligeres Motiv sind „schnellere“ Objektive (mit besserer Lichtstärke) besser geeignet. Diese haben jedoch feste Brennweiten, daher ist es gut zu wissen, was um einen herum passieren wird. Etwa drei Jahre lang habe ich bei Hochzeiten eine Kombination verwendet, die folgende Standardobjektive enthält:

• 50/1.4
• 16-35/2.8
• 70-200/2.8 oder 100/2.8 Makro

Aber das 50-mm-Teleobjektiv reicht in vielen Situationen nicht aus, weshalb ich oft zum Weitwinkelobjektiv der zweiten Kamera greifen musste. Infolgedessen kam ich fast nie dazu, das 70-200-mm-Objektiv zu verwenden (etwa 5 % der Fotos), und so war es sehr einfach, es nach und nach durch das 100/2.8 Makro zu ersetzen. Letzteres ist leichter und kann neben Porträts auch für Details von Trauringen verwendet werden.

Schließlich wechselte ich das Basisobjektiv auf 35 mm, fügte ein 85/1.4 hinzu und blieb etwa 5 Jahre bei diesem Kit:

• 35/1.4
• 16-35/2.8
• 85/1.4
• Zwischenringe!

Zwischenringe sind ein sehr kompaktes Hilfsmittel, um mit einem anderen Objektiv (hier das 85/1.4) Details von Trauringen aufzunehmen.

Sony Kamera-Kit

Zurzeit verwende ich die Marke Sony, und erstaunlicherweise gehören nur zwei Objektive zu meiner Grundausstattung:

• 35-150/2-2.8
• 16-35/2.8
• und zusätzlich Zwischenringe

Das erste Objektiv ist zwar ein Zoomobjektiv, aber bei 35 mm Brennweite hat es eine Lichtstärke von f/2 und kommt damit meinem Lieblingsobjektiv 35/1.4 sehr nahe. Dadurch erziele ich auch mehr Flexibilität und habe auch beim dritten Objektiv, das in meine Taschen passt, die freie Wahl. Da bin ich noch am Experimentieren, und nur die Zeit wird zeigen, womit ich am längsten auskomme. Die Arbeitsoptionen sind entweder wieder das 85/1.4 oder das neue 24/1.4, oder vielleicht ein extremes Weitwinkel (10-12 mm?) oder ein anderes wildes Objektiv.

Bei allen Kombinationen, selbst wenn ich ein Objektiv beschädige, bleiben mir die anderen, oder schlimmstenfalls zumindest eines, das die 35-mm-Brennweite abdeckt. Das ist für mich so grundlegend geworden, dass ich damit eine ganze Hochzeit fotografieren könnte.

Nötige Fotoausrüstung direkt zur Hand

Dank der Seitentaschen habe ich alles sehr schnell zur Hand. Wenn ich die Kamera wechsle, kann ich die erste rechts mit dem Peak Design Capture Clip befestigen, während die zweite links aus der Tasche gezogen wird.

Ich habe mich für diese Lösung entschieden, weil ich meine erste Kamera die meiste Zeit in der Hand halte und sie daher keine sperrige Tasche braucht. Die zweite hingegen ist die meiste Zeit verstaut und bei Regen habe ich dank der gepolsterten Tasche einen guten Schutz. Mit der Kamera in der Hand fotografiere ich bei Regen, oder ich verstecke sie unter meiner Jacke, je nachdem, wie stark der Regenfall ist.

Bei Regen greife ich zu einem weiteren Ausrüstungsgegenstand – einer Sonnenblende. Auf diese Weise kann ich fotografieren, ohne mir Gedanken über Tropfen auf der Frontlinse machen zu müssen (wenn ich nicht nach oben fotografiere). Das setzt natürlich eine gewisse Wasserfestigkeit von Kamera und Objektiv voraus.

Sonstige fotografische Ausrüstung

Zusätzlich zu meinen Kameras und Objektiven habe ich auch einen Blitz und einen Fernauslöser für verschiedene Spezialeffekte dabei.

Ich habe keine Ersatzkarten dabei, denn beide Kameras nehmen auf zwei Karten gleichzeitig auf und haben insgesamt eine ausreichende Kapazität – 320 GB für die Hauptkamera und 160 GB für die Zweitkamera (und die gleiche Größe für die Backup-Karten). Das mag übertrieben erscheinen, aber mit 60 Megapixeln auf der Sony A7R V liegt mein vorläufiger Rekord bei 240 GB an Fotos von einer einzigen Hochzeit. Natürlich wäre es auch möglich, mit einer niedrigeren Auflösung zu fotografieren.

Ich entdecke immer wieder neue Lösungen

Auch nach vielen Jahren probiere ich immer noch aus, welche neuen Dinge ich verwenden kann und wie ich eine noch bessere Ausrüstung zusammenstellen kann. Ich bleibe aber bei meinem Gürtel- und Taschensystem. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir in den Kommentaren verraten, welche Ausrüstung Sie tragen und wie Sie sie tragen.