Verbringen Sie viel Zeit im Freien und machen nicht nur Fotos, sondern auch gerne Videos? Dann reichen Ihnen möglicherweise die üblichen Videofunktionen Ihrer Kamera nicht mehr aus. Für solche Fälle gibt es die Canon R5 C, die eine professionelle Videokamera in eine professionelle Fotokamera eingebaut hat und dabei keine Kompromisse eingeht.

Die heutigen digitalen Inhalte erfordern, dass wir als Kreative in der Lage sind, qualitativ hochwertige Videos zu drehen und gleichzeitig kompromisslose Fotos zu schießen. Wenn Sie mehr im Freien als im Studio unterwegs sind, wissen Sie, dass zwei Geräte (eine vollwertige Videokamera und eine Profikamera) limitierend sein können.

Canon hat sich bei dieser Gelegenheit mit der R5 C eine vollwertige Videokamera und Fotoapparat in einem Gehäuse ausgedacht. Mal sehen, ob es gelungen ist und ob es irgendwelche Einschränkungen gibt.

8K-Video erfordert ein massives Gehäuse 

Das Wichtigste ist auf den ersten Blick sichtbar: Das gesamte Kameragehäuse ist im Vergleich zum normalen Gehäuse deutlich massiver. Das liegt daran, dass sich zwischen dem Sensor und dem Display ein Zwischenraum befindet, in dem ein Lüfter untergebracht ist, der sich im Videomodus automatisch einschaltet. 

Vereinfacht ausgedrückt könnte man die R5 C als eine Kombination aus der R5 und der C70 bezeichnen. Neben der Kühlung verfügt sie im Vergleich zur R5 über verbesserte Blitzschlitten für eine größere Kompatibilität mit anderem Zubehör. Und einen TimeCode-Anschluss für die Synchronisation mit anderen Kameras. Allerdings fehlt ihr ein stabilisierter Sensor. Andererseits kann sie dank ihrer 12 Pins eine Kombination aus elektronischer Stabilisierung und optischer Stabilisierung in RF-Objektiven verwenden. Die erweiterte Fokussierung kann Gesichter erkennen und automatisch auf das Auge fokussieren. 

Damit können Sie mit einer relativ kompakten Kamera Videos in professioneller Qualität aufnehmen, die Ihnen viel Spielraum für die weitere Bearbeitung lassen. So können Sie beispielsweise das Bild der fertigen Aufnahme zoomen und schwenken, ohne die Qualität des endgültigen 4K-Videos einzuschränken. Sie können sogar einen Schnappschuss aus dem Video mit einer ausreichenden Auflösung für die weitere Veröffentlichung machen.

Um das Potenzial voll auszuschöpfen, sollten Sie sich die schnellste Karte zulegen. Das Gehäuse ist mit einem CF-Express-Kartensteckplatz (mit einer maximalen Geschwindigkeit von bis zu 1,97 GB pro Sekunde) und einem zweiten SD-Steckplatz (V90 UHS-II SD mit bis zu 321 pro Sekunde) ausgestattet. Dadurch können Sie wunderschöne Zeitlupenaufnahmen in 4K mit 120 fps oder 8K mit 30 fps (oder 60 fps mit einem externen Netzteil) machen.

Technische Daten

Die Canon R5 C verfügt über einen 45-MP-Vollformatsensor mit einer Aufnahmegeschwindigkeit von bis zu 20 Bildern pro Sekunde. Die fortschrittliche Dual Pixel AF II Fokussierung ermöglicht eine automatische Fokussierung auf das Auge sowie eine präzise und flüssige Fokussierung bei Videoaufnahmen. Auch die Erkennung von Gesichtern, Katzen, Hunden und Vögeln funktioniert sehr gut und kann sie während der gesamten Aufnahme verfolgen. 

Die Kamera verfügt über eine sehr gute Rauschwiedergabe auch bei hohen ISO-Werten (maximale Empfindlichkeit bis 51200). Sie speichert Bilder im 12-Bit-RAW-Format und nimmt Videos im Cinema RAW Light auf. Das ermöglicht ein maximales Color-Grading-Potenzial bei der Videobearbeitung. 

Wozu ist Dual Pixel RAW gut?

Bei Dual Pixel AF II verfügen die einzelnen Pixel des Bildes über zwei Fotodioden mit Doppelfunktionen, nämlich Phasenerkennungsfokussierung und Bildkomposition. Dadurch wird die Fokussierung durch den Sensor schneller und genauer. Dies wird dann beim Speichern in Dual Pixel RAW genutzt. Dabei werden die Aufnahmen von beiden Fotodioden in einem Datensatz gespeichert. 

Die RAW-Datei ist dann zwar doppelt so groß, aber da sie neben dem Bild auch Entfernungsinformationen enthält, können die Schärfegenauigkeit, die Bokeh-Verschiebung und das Streulicht teilweise angepasst werden.  

Dual Pixel RAW kann vorerst nur in der Canon Software bearbeitet werden. Die Nachschärfung ist besonders an der Lippenstruktur zu erkennen. 

Mit dieser Funktion können wir die Beleuchtung und Klarheit direkt in der Kamera zonenweise ändern, um z. B. bei Porträts eine Reflektorbeleuchtung zu simulieren und bei Landschaften die Wiedergabe des Bildes im Nebeldunst zu verbessern usw. Die Möglichkeiten des Systems sind zwar interessant und ich würde mich sicher nicht darauf verlassen, aber ich denke, es ist ein großes Versprechen für das, was wir in Zukunft erwarten können.

Ergonomie

Eine perfekte Lösung für alle zu finden, ist vermutlich schwierig. Aber die Art und Weise, wie die Videokamera/der Fotoapparat gehalten und gehandhabt wird, bestimmt, wie wir uns bei der Arbeit damit fühlen. Die Kamera ist nicht gerade klein, aber sie liegt trotzdem gut in der Hand, der Grip ist sicher und stabil. 

Alle Funktionen sind leicht zugänglich, und es gibt 12 einstellbare Tasten für eine schnelle Auswahl zur bequemen Bedienung. Das einzige Problem, das ich manchmal hatte, war, dass das Drehen des Rads unter meinem Daumen, selbst bei leichtem Kontakt, versehentlich die Funktion der Set-Taste aktivierte.

Die OFF-Taste schaltet auf der einen Seite zum Fotoapparat und auf der anderen Seite zur Videokamera. Durch die Auswahl dieser Taste ändert sich das Menü und die Einstellungsmöglichkeiten für alle Funktionen komplett. Dieses Umschalten ist für mich die größte Schwäche der gesamten Bedienung. Ich habe mich oft dabei ertappt, dass ich beim Versuch, die Fotokamera auszuschalten, auf den zweiten Modus umgeschaltet habe und die Kamera oft erst beim dritten Versuch ausgemacht habe.

Damit verbunden ist die Tatsache, dass das Umschalten zwischen den beiden Modi recht lange dauert (auch nach dem Ausschalten der Chipreinigung). Das Gerät ist also nicht für den schnellen Wechsel zwischen Fotoapparat und Videokamera geeignet.

Wenn Sie im Fotomodus eine Vorschau anzeigen, können Sie auch eine Vorschau von Videos anzeigen, aber Sie können sie in diesem Modus nicht abspielen. Ich persönlich habe nicht ganz verstanden, warum. Anscheinend gibt es dafür einen guten Grund, der hoffentlich in künftigen Versionen behoben werden kann. 

Staub- und Witterungsschutz

Obwohl sich zwischen dem Gehäuse und dem Display eine Öffnung befindet, durch die Luft um den Lüfter herum strömen kann, ist die Kamera dennoch gegen Staub und Wettereinflüsse abgedichtet. Die gesamte Lüfterkammer ist physisch von der Elektronik getrennt. Die einzige Frage, die sich hier stellt, ist: Was passiert mit dem Lüfter nach längerem Gebrauch unter extremen Bedingungen, und wie schwierig wird es sein, ihn zu reinigen oder auszutauschen?

Hat die Fotokamera wesentliche Einschränkungen?

Falls es ein Limit gibt, ist es der Akku. Wenn man ein Video aufnimmt, verschwindet der Prozentsatz der Akkukapazität blitzschnell. Was ich sehr schätze, ist, dass man mit der Batterieanzeige auf die Sekunde genau sehen kann, wie viel Zeit der Akku noch bietet, wodurch man den Zeitpunkt des Batteriewechsels besser planen kann. Die Lösung ist dann, ein externes Netzteil zu verwenden, um die Kapazität zu erhöhen, aber dadurch verliert man schon wieder etwas von der Kompaktheit der ganzen Lösung.

Fazit

Ich bin wirklich froh, dass jemand auf die Idee gekommen ist, eine Videokamera mit allem drum und dran und einen Fotoapparat ohne Kompromisse zu kombinieren. Das System hat zwar noch seine kleinen Macken, und nur die Zeit wird zeigen, wie limitierend sie sind. Wir Kreativen, die wir uns in der freien Natur bewegen, Berge erklimmen, mit dem Flugzeug und vorzugsweise nur mit Handgepäck reisen, werden das alles zu schätzen wissen und uns auf weitere interessante Geräte freuen.