Tipps für Landschaftsfotografie

Man könnte sehr viele Artikel über Landschaftsfotografie schreiben. Aber in diesem werden wir uns den wichtigsten Regeln dieses Stils und all jenen Dingen widmen, die man im Auge behalten sollte, bevor man abdrückt.

WAS NIMMT MAN MIT…

Leute fragen mich manchmal, welches das beste Objektiv für Landschaftsfotografie ist und meine Antwort ist: Ich weiß nicht. Mit jedem Objektiv kann man ein akzeptables Landschaftsbild produzieren, es entstehen eben nur durch manche Objekte unterschiedliche Fotos als durch andere. Aber, na gut. Die eindrucksvollsten Bilder entstehen wahrscheinlich mit dem Weitwinkelobjektiv, also mit einer Brennweite von 20 mm und weniger. Bei Kameras mit dem weit verbreiteten APS-C Sensor Größenformat entspricht dies einer Brennweite von 13 mm oder weniger.

Ich persönlich nehme dieses Objektiv mit für unterwegs. Zusätzlich nehme ich auch noch das Teleobjektiv, damit ich auch verschiedene Details festhalten kann. Die Objektive, die dazwischen liegen, lasse ich mittlerweile zuhause. Vergleichen Sie beispielsweise folgende zwei Bilder:

Ein Gesamtüberblick von einem Schloss aus, mit Weitwinkelobjektiv. Canon 40D, EF-S Canon 10-22 mm F3.4-4.5 USM, 1/200 s, F8.0, ISO 100, focus 13 mm.
Ein Gesamtüberblick von einem Schloss aus, mit Weitwinkelobjektiv. Canon 40D, EF-S Canon 10-22 mm F3.4-4.5 USM, 1/200 s, F8.0, ISO 100, focus 13 mm.
Aufgenommen von derselben Stelle wie das vorherige Foto. Hier wurde mithilfe des Teleobjektivs ein kleines Detail der Landschaft hervorgehoben (ein Teil des Horizonts, ungefähr in der Mitte des oberen Bildes). Nach der Aufnahme wurde eine Weißabgleich-Bearbeitung durchgeführt, um die Farbtöne des Bildes vorsätzlich stark in Richtung Orange zu verschieben. Canon 40D, EF-S Canon 55-250 mm F4-5.6 USM, 1/250 s, F8.0, ISO 100, focus 194 mm.
Aufgenommen von derselben Stelle wie das vorherige Foto. Hier wurde mithilfe des Teleobjektivs ein kleines Detail der Landschaft hervorgehoben (ein Teil des Horizonts, ungefähr in der Mitte des oberen Bildes). Nach der Aufnahme wurde eine Weißabgleich-Bearbeitung durchgeführt, um die Farbtöne des Bildes vorsätzlich stark in Richtung Orange zu verschieben. Canon 40D, EF-S Canon 55-250 mm F4-5.6 USM, 1/250 s, F8.0, ISO 100, focus 194 mm.

…ABGESEHEN VON DER KAMERA

In der Landschaftsfotografie will man alles scharf haben, deswegen werden Sie fast immer Blendenstufe F8 und drüber benützen. Die beste Tageszeit, um offene Landschaften zu fotografieren, ist die „Goldene Stunde“, also die Zeit der Morgen- und Abenddämmerung, die mit ihren langen  Schatten den Landschaften an Tiefe verleihen. Während diese Tageszeit voller Schönheit ist, ist sie aber auch sehr begrenzt, was Licht angeht. Deshalb ist das Zubehör Nummer 1 eines professionellen Landschaftsfotografen das Stativ.  Wenn Sie aber einen Trip planen und nicht vollbepackt sein wollen (und Ihre Freunde sich deshalb nicht durch Sie bremsen lassen wollen), können Sie einfach versuchen das ISO zu erhöhen.

Und wenn Sie wirklich alles genau richtig haben wollen, können Sie sich anderer Hilfsmittel bedienen, die zur Verbesserung der Bildqualität entwickelt wurden. Klassisch sind dabei Polarisierungsfilter. Sie erhöhen den Kontrast bei Wolken und verhindern Lichtreflexionen von Pflanzen. Leider haben sie eine Geheimschwäche … Weitwinkelobjektive. Das liegt daran, dass bei diesen Objektiven der Rand der Filter oft die Ecken der Bilder beeinträchtigt, was hässliche Eckenabschattungen verursacht.

KAMERAFILTER, DIE IHNEN GEFALLEN KÖNNTEN

Für fortgeschrittene Landschaftsfotografie werden Sie möglicherweise einen Grauverlaufsfilter mitnehmen möchten, oder sogar mehrere. Diese Stücke aus Glas (oder Plastik) sind an einem Ende durchsichtig und am anderen dunkel. Es gibt davon verschiedene Arten mit verschiedenen Größen und verschieden scharfen Übergängen in der Mitte. Sie sind dazu bestimmt, an die vordere Befestigungsfläche des Objektivs befestigt oder in eine spezielle Halterung eingelegt (oder manuell vor die Linse gehalten) zu werden. Man benützt sie um den Himmel abzudunkeln, der auf Fotos meistens zu hell im Gegensatz zum Boden ist. Deren rechteckige Formen und spezielle Halterungen helfen dem Fotografen sie genau gegen den Horizont auszurichten.

Desweiteren gibt es dann die komplizierteren umgekehrten Verlaufsgraufilter, welche an einem Ende transparent sind, dann scharf in eine dunkle Farbe verlaufen und dann stufenweise wieder in Richtung Transparenz verlaufen. Diese Filter sind für Fotos von Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen gedacht, bei denen der hellste Teil der Szene irgendwo in der Mitte liegt und wo die Szene Richtung Ober- und Unterseite wiederum dunkler wird.

GEWICHTE LOSWERDEN

Alle diese Filter können durch digitale Bearbeitungen ersetzt werden, allen voran durch die Aufhellung eines bestimmten Bildteiles, obwohl dies immer mit einer Erhöhung des Rauschens einhergeht. Damit Sie diese Computerbearbeitungen machen können, sollten Sie mit einem Bild in voller Qualität anfangen, bei dem außerdem die Sonne oder die Wolken nicht überbelichtet sind – also bei RAW-Dateien. So gehe ich normalerweise bei meinen Aufnahmen vor, weil ich nicht oft die Geduld habe, vor Ort mit den verschiedenen Filtern zu spielen, und die Bildqualität nach einer Computerbearbeitung ist üblicherweise gut genug.

Davor und danach. Bei den Wolken wurde etwas Sättigung und Schärfe hinzugefügt und es wurde ein digitaler Grauverlaufsfilter zur Abdunkelung des Himmels angewandt, damit er nicht heller ist als das Gras. Canon 5D Mark II, EF Canon 16–35 mm F2.8 II USM, 1/100 s, F7.1, ISO 100, focus 26 mm.
Davor und danach. Bei den Wolken wurde etwas Sättigung und Schärfe hinzugefügt und es wurde ein digitaler Grauverlaufsfilter zur Abdunkelung des Himmels angewandt, damit er nicht heller ist als das Gras. Canon 5D Mark II, EF Canon 16–35 mm F2.8 II USM, 1/100 s, F7.1, ISO 100, focus 26 mm.

Eine weitere Möglichkeit besteht noch darin, mehrere verschiedene Expositionen von genau derselben Stelle aus aufzunehmen und diese dann am Computer zu einem Bild zusammenzufügen – mit anderen Worten die sogenannte HDR – Technik zu verwenden. Aber das ist ein genug großes Thema für einen eigenen Artikel.

DEN HORIZONT RICHTIG TREFFEN

Aber ganz egal welche Hilfsmittel Sie benützen, müssen Sie auch auf die Komposition achten. Meistens machen die Anfänger-Fotografen den Fehler, dass sie den Horizont genau in die Mitte des Fotos platzieren. Bei einigen Bildern mag dieses Arrangement elegant ausschauen, aber bei den meisten wird es das nicht. Viel besser ist es, den Horizont in etwa ein Drittel des Fotos von unten oder oben gesehen zu platzieren, je nachdem, ob der Himmel oder der Boden interessanter (oder für Sie wichtiger) in diesem Bild ist. Passen Sie auf, dass Sie den Horizont nicht kippen;  man kann dies zwar am Computer ausbessern, aber dennoch…

Versuchen Sie auch ein nahegelegenes Objekt einzubauen um dem Bild Tiefe zu verleihen. Betrachten Sie die Unterschiede zwischen den folgenden Aufnahmen:

Ein Bergkuppen-Sonnenuntergang. Wenn Sie außerdem ein paar dramatische Wolken dazunehmen, erhalten Sie die Art von Bild, die jeder liebt, nur…dass es hier nichts wirklich Auffallendes zu sehen gibt. Canon 5D Mark II, EF Canon 16–35 mm F2.8 II USM, 1/100 s, F9.0, ISO 100, focus 20 mm.
Ein Bergkuppen-Sonnenuntergang. Wenn Sie außerdem ein paar dramatische Wolken dazunehmen, erhalten Sie die Art von Bild, die jeder liebt, nur…dass es hier nichts wirklich Auffallendes zu sehen gibt. Canon 5D Mark II, EF Canon 16–35 mm F2.8 II USM, 1/100 s, F9.0, ISO 100, focus 20 mm.
Derselbe Sonnenuntergang, aber diesmal mit einem Ast im Vordergrund, der das wahre Ausmaß der gesamten Szene hervorhebt. Beachten Sie auch die Positionierung des Horizonts im oberen Drittel des Bildes. Canon 5D Mark II, EF Canon 16-35mm F2.8 II USM, 1/50 s, F7.1, ISO 100, focus 20 mm.
Derselbe Sonnenuntergang, aber diesmal mit einem Ast im Vordergrund, der das wahre Ausmaß der gesamten Szene hervorhebt. Beachten Sie auch die Positionierung des Horizonts im oberen Drittel des Bildes. Canon 5D Mark II, EF Canon 16-35mm F2.8 II USM, 1/50 s, F7.1, ISO 100, focus 20 mm.
Eine letzte Version. Diesmal ist der Horizont im unteren Drittel angesiedelt. Besonders eindrucksvoll, nicht nur wegen der Tiefe, aber auch wegen dem gegen den Himmel schwarz aussehenden Baum, der einen wunderbaren Kontrast zum verfärbten Himmel darstellt. Canon 5D Mark II, EF Canon 16-35 mm F2.8 II USM, 1/100 s, F9.0, ISO 100, focus 16 mm.
Eine letzte Version. Diesmal ist der Horizont im unteren Drittel angesiedelt. Besonders eindrucksvoll, nicht nur wegen der Tiefe, aber auch wegen dem gegen den Himmel schwarz aussehenden Baum, der einen wunderbaren Kontrast zum verfärbten Himmel darstellt. Canon 5D Mark II, EF Canon 16-35 mm F2.8 II USM, 1/100 s, F9.0, ISO 100, focus 16 mm.

Leitlinien, die das Auge des Betrachters über das Bild führen, sind ebenfalls sehr hilfreich:

Das Meer in der Nähe von Kapstadt. Die Küsten- und Berglinie führt das Auge. Canon 40D, Canon EF-S 18–50 mm F3.5–5.6, 1/200 s, F7.1, ISO 400, focus 23 mm.
Das Meer in der Nähe von Kapstadt. Die Küsten- und Berglinie führt das Auge. Canon 40D, Canon EF-S 18–50 mm F3.5–5.6, 1/200 s, F7.1, ISO 400, focus 23 mm.

Bevor ich das hier abschließe, sollte ich noch anmerken, dass nur, weil es Landschaftsfotografie heißt, nicht auch Menschen beinhaltet werden dürften. Menschen helfen einen Maßstab anzulegen und geben Ankerpunkte. Sie können sogar richtige Fundamente von Bildkompositionen darstellen. Viel Glück beim Menschen-Foto-Safari!

Die in Stein gemeißelte Stadt Petra in Jordan. Die Gestalten meines Freundes oben und der Touristen unten geben eine grobe Einschätzung der Größe. Canon 40D, EF-S Canon 10–22 mm F3.4–4.5 USM, 1/160 s, F8.0, ISO 100, focus 22 mm.
Die in Stein gemeißelte Stadt Petra in Jordan. Die Gestalten meines Freundes oben und der Touristen unten geben eine grobe Einschätzung der Größe. Canon 40D, EF-S Canon 10–22 mm F3.4–4.5 USM, 1/160 s, F8.0, ISO 100, focus 22 mm.
Ein morgendlicher Strand nach Präparierung mit einem Sportler. Ohne den Jogger wäre dieses Bild langweilig. Canon 5D Mark II, EF Canon 70–200 F2.8 IS II USM, 1/25 s, F8.0, ISO 100, focus 115 mm.
Ein morgendlicher Strand nach Präparierung mit einem Sportler. Ohne den Jogger wäre dieses Bild langweilig. Canon 5D Mark II, EF Canon 70–200 F2.8 IS II USM, 1/25 s, F8.0, ISO 100, focus 115 mm.

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AutorVít Kovalčík

Ich bin seit 2012 freiberuflich tätig und verdiene meinen Lebensunterhalt als Fotograf in Brünn. In den vergangenen Jahren habe ich meine Erfahrungen mit Fotografie im Studio und anderswo gesammelt, als ich tagsüber arbeitete und abends und am Wochenende fotografierte. Ich habe kein bestimmtes Thema - ich fotografiere gerne Menschen, aber auch Landschaften und Städte.

Kommentare (6)

  1. Hey
    Ich merke schon, dieses Forum ist hauptsächlich für Fortgeschrittene!
    Ich bin auf Weltreise und möchte auch vor allem Landschaftsforografien machen!
    Ich habe mir eine Bridgekamera, die Panasonic Lumix LZ1000 gekauft (25-400)
    Mit der Qualität der Fotos bin ich sehr zufrieden, allerdings bekomme ich nicht so viel aufs Foto (da die Kamera ’nur‘ bis 25 geht) des weiteren ist die Kamera vielleicht auf Dauer ein wenig schwer! Deshalb habe ich überlegt sie zurück zu geben und bin auf der Suche nach einer Alternative.
    Hast du irgendwelche Tips?
    Liebe Grüße und vielen Dank!

  2. Es gibt leider keine Alternative mit kleinerer Brennweite. Eine sehr kleine Alternative wäre eine aus der Sony RX100 Serie ebenfalls mit 24mm Anfangsbrennweite aber lediglich 70mm Telebrennweite. Ich glaube, du bist noch nicht reif für diesen eingeschränkten Brennweitenbereich.
    Behalte die FZ1000, besonders da du ansonsten zufrieden bist. Sie hat auch ein Filtergewinde – dort könntest du einen Weitwinkelvorsatz einschrauben z.B. mit dem Faktor um 0,7, was noch im qualitativ gutem Bereich ist. Aber je größer der Winkel, desto schwieriger die Bildgestaltung.
    K.

  3. Hallo Vit,
    dein Foto von dem Baum gefällt mir sehr gut!
    Landschaftsfotografie ist ein sehr vielfältiges Thema.
    Ich halte es für sehr schwierig, solch ein komplexes und vielfältiges Thema auf einige Tipps zu beschränken. Selbst viele Fachbücher behandeln das Fotothema nicht umfassend.

    Das Thema Filter ist für mich häufig auch sehr zwiespältig. Bei manchen Motiven nehme ich mir Zeit. Ein Stativ und der gezielte Einsatz von Verlauffiltern und Polfilter ist dann möglich. Wobei ich auch oft Filter weg lasse. Man kann es einfach nicht pauschal sagen. Oft hängt es von der Situation ab. Dennoch bringt ein Verlauffilter bei Gegenlicht oft bessere Ergebnisse. Damit spare ich mir einen Teil der Nachbearbeitung.
    Der Polfilter verändert Reklektionen, welche man mit Bildbearbeitung nur schwer erzielen kann. Aber auch hier ist es vom Motiv und dem Zweck der Bildaussagen abhängig.

    Gegen die Schlepperei habe ich inzwischen meine Nikon Vollformat-Kamera gegen eine gleichwertige APS-C von Fuji ausgetauscht. Die Fuji T2 ist zwar ähnlich teuer aber wesentlich leichter und das bei vergleichbarer Schärfe und Tonwertumfang. Und die Objektive von Fuji sind sehr gut und leichter als bei Nikon. Fotografieren macht damit wieder viel mehr Spaß!

    LG
    Bernd

    1. Hallo Bernd,
      Guter Kommentar von Dir. Ich sehe das genauso. Für uns Amateure und auch Fortgeschrittene ist es schon ein wichtiger Punkt wieviel wir zu schleppen haben. Kamera(s), mehrere Objektive, Blitzgerät, Stativ und sonst. Zubehör bringen dann schon einiges auf die Waage. Bei den verschiedenen Brennweiten, von WW bis Tele, wollen wir uns nicht einschränken. Da bleibt als Kompromiß nur APS-C und MFT (MikroFourThirds) übrig. Hier ist die Balance zwischen Tragbarkeit, Bildqualität, Vielseitigkeit optimal.
      Leider schaffen es die APS-C-Hersteller es nicht, ihre Produkte untereinander kompatibel zu gestalten, da sind die MFT-Hersteller besser. Olympus, Panasonic und Leica können Kameras und Objektive untereinander kombinieren.
      LG
      Hans-Peter

  4. Mich würden an dieser Stelle Tipps zum Bearbeiten „Nebel-Fotos“ interessieren, also von Landschaften im Nebel. Die Fotos zeigen de facto die vorgefundene Situation, wirken aber seelenlos (wenn man das so sagen kann). Der persönliche Eindruck des Unwirklichen der Situation kommt nicht rüber. Kann man das in der Nachbearbeitung des Fotos „optimieren“

    1. Hallo Herr Gulden,

      vielen Dank für Ihren Tipp, einen Artikel hierüber zu schreiben. Bis dahin kann Ihnen vielleicht der Dunstfilter in Zoner Photo Studio X weiterhelfen.

      Viele Grüße

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