Madeira – ein Paradies für Fotografen
Bestimmt haben Sie schon einmal an irgendeinem Ort gedacht, dass dies ein wahres Paradies für Fotografen ist. Auf Madeira kann dieser Satz eine ganz neue Dimension annehmen. Der Hauptgrund dafür ist die enorme Vielfalt, die sich auf einem sehr kleinen Gebiet konzentriert. Stellen Sie sich vor, Sie fahren innerhalb einer Stunde von einer tropischen Stadt auf Meereshöhe direkt auf einen Gipfel, der mehr als 1800 m über dem Meeresspiegel liegt (z.B. wie die tschechische Schneekoppe). Falls Sie einen Ort suchen, an dem Sie so viele fotografische Situationen wie möglich ausprobieren können, ist diese Insel der richtige Ort.
Madeira mag eine Insel mitten im Atlantik sein, aber man kann sie sich am besten als die Spitze eines riesigen erloschenen Vulkans vorstellen, der sich aus dem Meeresboden erhebt. Die meisten Städte und Dörfer Madeiras befinden sich im Küstenbereich, und die Temperatur fällt selten unter 20 Grad.
Im Landesinneren hingegen gibt es gewaltige Gebirgszüge, in denen sich Sonne und Regen, undurchdringlicher Nebel mit Weitblick und trockene, windgepeitschte Felsen mit feuchten Lorbeerwäldern abwechseln. Es ist für jeden etwas dabei. Schauen wir uns einmal genauer an, was es zu sehen und zu fotografieren gibt.
Meer, so weit das Auge reicht
Madeira ist nicht unbedingt ein Badeziel. Hier und da finden Sie zwar einen Sandstrand, aber vor allem kommen Sie an schroffen Felsen, hohen Klippen und verschiedenen Lavaformationen vorbei, die Sie an Island erinnern werden. Am besten ist es jedoch, auf das Ende des Tages zu warten, wenn die Sonne beginnt, ihr Licht auf die Felsen zu werfen und zusammen mit dem aufgewühlten Atlantik eine unglaubliche Kulisse schafft.
Der ideale Ort dafür ist der karge Felsvorsprung von São Lourenço. Ein markierter Weg führt durch das Gebiet, das den ganzen Tag über von Wanderern frequentiert wird. Es lohnt sich also, bis zum Abend zu warten und idealerweise die Nacht hier zu verbringen. Fast ganz am Ende finden Sie auch einen offiziellen Zeltplatz. Und ein richtiger Fotograf vergisst nicht, früh aufzustehen, denn die Sonne vollbringt am Morgen wahre Wunder.
Wälder, wie aus Der Herr der Ringe
Ich bin durch ganz Skandinavien gereist, aber erst auf Madeira habe ich Wälder gefunden, die direkt aus Tolkiens Büchern zu stammen schienen. Vor allem, wenn man an den alten Fangornwald denkt, der von den Ents bewohnt wird. Die Wälder auf Madeira sind ebenfalls sehr alt und ursprünglich. Deshalb zählen sie auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.
In den höchsten Lagen findet man Heidekraut und Wacholderbäume, die sich in alle möglichen Richtungen und Formen biegen. Besonders im Nebel ist das ein sehr fotogenes Motiv.
Der meistfotografierte Ort ist eindeutig der Feenwald Fanal. Es ist schwer, den Zauber dieses Ortes zu beschreiben. Auf einer Wiese stehen bizarr gebogene alte Lorbeerbäume, um die herum Kühe grasen. Dank seiner besonderen Lage steigt der atlantische Nebel ständig in den Feenwald auf. Er ist niedrig, dicht und die Sonne bricht oft durch ihn hindurch, was einen großartigen Effekt für das Fotografieren von Silhouetten der Fauna und Flora bietet.
Die beste Gelegenheit, dieses Spektakel zu erleben, ist erneut am Morgen und am Abend, und auch hier finden Sie einen offiziellen Lagerplatz.
Denken Sie daran, dass sowohl bei Nebel als auch in Lorbeerwäldern eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht. Und Feuchtigkeit ist kein Freund unserer Technik. Daher ist es am besten, die Kamera im Rucksack oder in einer Tasche aufzubewahren und sie nur herauszunehmen, wenn es sich wirklich lohnt.
Raues Landesinnere
Wenn ich wieder zu einem tolkienesken Gleichnis greifen sollte, würde ich im Landesinneren an Mordor denken. Steile Klippen, dunkle Basaltfarben und endlose Treppen. Im Zentralmassiv sind die weichen Teile des Gesteins abgebröckelt und haben massive Felstürme und verschiedene Formationen freigelegt, die die Fantasie beflügeln. Der höchste Gipfel ist 1.862 Meter hoch und bei gutem Wetter kann man von ihm aus die ganze Insel überblicken.
Gleich unterhalb des Gipfels befindet sich eine Hütte mit Übernachtungsmöglichkeit, wo man sein „Base Camp“ aufschlagen und von dort aus je nach Wetterlage zum Fotografieren aufbrechen kann.
Es gibt auch Treppen oder Tunnel, die in die steilen Felsen gehauen sind, sodass man keine Angst haben muss, ins Leere zu fallen. Das Wetter ändert sich in diesen Höhen schnell, sodass Sie immer wieder neue Ausblicke und Aussichten genießen können. Neben dem höchsten Gipfel sind der Pico do Arieiro, der Pico Grande oder die Bica da Cana weitere fotogene Gipfel.
Hunderte von Kilometern an Levadas
Levadas sind im Wesentlichen Bewässerungskanäle, die das Wasser aus dem feuchteren Norden der Insel in den trockeneren Süden leiten. Auf Madeira begann man im 16. Jahrhundert mit dem Bau von Levadas, und es gibt Hunderte von Kilometern an Routen, die auch als Wanderwege genutzt werden. Oft sind sie direkt in die senkrechten Felswände gemeißelt, was es ermöglicht, wilde und sonst unzugängliche Teile der Insel zu besuchen.
Zu den fotogensten Levadas gehören Levada das 25 Fontes, Levada do Alecrim, Levada do Caldeirão Verde oder die weniger bekannten Levada das Rabaças und Levada dos Cedros. Am Ende ist der schönste Weg vielleicht der, den Sie selbst auf der Karte finden und dem Sie ohne große Planung folgen.
Das gemächliche Tempo der ländlichen Gegend Madeiras
Die ländlichen Gebiete Madeiras sind aus fotografischer Sicht nicht sehr interessant. Die lokalen Dörfer haben ihren eigenen Charme, eignen sich aber eher für Entspannung und kulinarische Erlebnisse. Was Sie als Fotograf mehr interessieren wird, ist die Umgebung der Dörfer.
Überall finden Sie eine unglaubliche Vielfalt an Blumen und Sträuchern, die aus der ganzen Welt importiert wurden.
Da es auf Madeira so viele verschiedene Bereiche und Mikroklimazonen gibt, finden Sie hier alles von typischen mitteleuropäischen Pflanzen über exotische Pflanzen aus Japan oder Südamerika bis hin zu endemischen Pflanzen Madeiras. Ein wahres Fest für die Augen und die Kamera.
Ein paar praktische Tipps zum Schluss
Madeira ist ein Ganzjahresziel, aber am besten ist es, im Frühjahr zu reisen. Alles auf der Insel blüht, die Farben sind wunderschön und vielleicht treffen Sie ja auf eines der Blumenfestivals.
Die Insel lässt sich am einfachsten mit dem Auto erkunden. Busse funktionieren auch hier und man kann viel Geld sparen, allerdings erfordert das eine Menge Improvisation, Planung und Geduld. Dank eines dichten Netzes von Levadas und Bergpfaden kann Madeira zu Fuß mit einem Rucksack auf dem Rücken erkundet werden, was aber eine echte Herausforderung darstellt.