China: Peking und die Große Mauer
Wenn es einen Ort gibt, an dem moderne Gebäude zu sehen sind und die Tradition allmählich vom Lifestyle verdrängt wird, dann ist es Peking. Mit seinen fast 30 Millionen Einwohnern ist es eine Metropole mit allem Drum und Dran. Moderne Wolkenkratzer, gläserne Gebäude, historische Bauten von bedeutendem Charakter stehen im Kontrast zu düsteren Straßen voller Kabelgewirr und Chaos.
Hier findet man direkt neben einem modernen Supermarkt eine ölverschmierte Motorradwerkstätte.
Lassen Sie sich nicht von der Reportage über das tägliche Leben der Einheimischen abschrecken. Die Art und Weise, wie sich moderne Gebäude mit traditioneller Architektur und dem Chaos in jeder Gasse vermischen, ist einzigartig. Die meisten Menschen werden Sie beim Fotografieren kaum wahrnehmen, aber es kann sein, dass man Sie für das Posieren nach Geld fragt.
Die Zivilisation verdrängt hier allmählich das traditionelle Leben in die kleinen Straßen abseits der großen Boulevards, durch die die Menschen zur Arbeit gehen. Das ist der unvermeidliche Tribut des Fortschritts und des verbesserten Lebensstandards.
Auch wenn das ursprüngliche Leben auf der Straße allmählich verschwindet, sollten Sie darauf vorbereitet sein, Unerwartetes zu sehen und festzuhalten. Viele Menschen üben ihren Beruf noch immer direkt vor ihrem Haus aus. Ihre vielfältigen Fahrzeuge wirken manchmal geradezu komisch. Scheuen Sie sich also nicht, die touristischen Hauptstraßen zu verlassen, damit Sie sich diese exotische Erfahrung nicht entgehen lassen. Gelegentlich trifft man noch auf einen Markt, auf dem man allerlei Schätze findet, und wo das Feilschen noch Tradition ist.
Die Verbotene Stadt
Die Kaiserstadt, die nur für den Monarchen, seine Familie und seine Bediensteten zugänglich war, ist heute ein Muss für jeden Chinesen. Wenn Sie die Stadt betreten, sollten Sie sich auf eine große Anzahl von Besuchern einstellen, egal zu welcher Jahreszeit. Die rechteckige Stadt, die einen Umfang von 4 km hat, ist von hohen Mauern und einem Graben umgeben. Man betritt die Stadt durch das Südtor und verlässt sie dann durch das Nordtor.
Ein interessantes Merkmal der Stadt ist ihre zentrale Linie, die sogenannte Drachenader, die geometrisch völlig gerade ist und durch die gesamte Stadt verläuft. Nach den Lehren des Feng Shui (風水 – steht für Wind und Wasser) konzentriert sich die Energie der Erdbahn in dieser Linie (die Linie hat eine Gesamtlänge von 7 km). Und sie verläuft unter dem kaiserlichen Thron, der sich in der Mitte der Stadt in der „Halle der Höchsten Harmonie“ befindet. In den seitlichen Tempeln und Gassen befinden sich wertvolle historische und künstlerische Werke.
Ich empfehle auf jeden Fall den Besuch des Hügels oberhalb der Verbotenen Stadt, der sich im Norden befindet. Wenn Sie die Treppe zu ihrer Spitze hinaufsteigen, erhalten Sie einen spektakulären Blick auf die gesamte Purpurne Verbotene Stadt (紫禁城) und auf Peking. Besonders bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang, wenn die Sichtverhältnisse besser sind, können Sie die perfekte Präzision der Architektur der historischen Kaiserstadt genießen.
Der Park rund um den Hügel ist ein beliebtes Erholungsgebiet. Hier trifft man Menschen, die moderne und traditionelle Tänze tanzen, Badminton und verschiedene anderen Ballspiele spielen. Wenn Sie Glück haben, treffen Sie auf Gruppen, die Kampfsportarten ausüben. Es ist vor allem die ältere Generation, die sich dadurch körperlich fit hält.
Aufgrund des Wetters, das mit der Lage der Hauptstadt und der hohen Verkehrsdichte zusammenhängt, muss man mit häufigem Dunst und Temperaturextremen rechnen. Und aufgrund der hohen Staubbelastung empfehle ich, die Objektive nicht zu oft zu wechseln, da man sonst klebrige Staubpartikel auf dem Chip befürchten muss.
Es lohnt sich, in den frühen Morgenstunden einen Spaziergang durch die Stadt zu machen. Mit der U-Bahn, die jedes Jahr erweitert wird, lässt sich die Stadt bequem erkunden. Die Stationsnamen sind seit der olympischen Spiele auf Lateinisch beschrieben, wodurch die Orientierung recht einfach ist.
Der Himmelstempel
Frühmorgens machen wir uns auf den Weg zum wunderschönen Park des Himmelstempels (天壇). Ich empfehle, diesen Ort so früh wie möglich aufzusuchen, bevor die Menschenmassen dort aufschlagen. In der Mitte des Parks befindet sich eine Reihe von Tempeln und Toren, die genau dem Verlauf der Drachenader folgen. Das Haupttempelgebäude beherbergt die „Halle des Erntegebets“ und der Kaiser „Sohn des Himmels“ betete hier für eine gute Ernte.
Im Süden endet die Linie mit konzentrischen Kreisen, die wie ein Portal in ein anderes Universum wirken. In der Mitte einer erhöhten Plattform befindet sich ein großer Felsen, auf dem es lohnenswert ist, einen Moment lang zu verweilen, nicht nur für ein Foto, sondern einfach für den Moment. Nach den Lehren des Feng Shui kreuzen sich hier mehrere Energiebahnen der Erde. Die Anzahl der Stufen auf den Terrassen, die Steine auf der Plattform und die Geländer entsprechen dem Vielfachen von neun und symbolisieren somit die „neun Himmelsschichten“.
Auf dem Weg nach Norden liegt eine interessante Echowand, an deren einem Ende Sie stehen und mit normaler Stimme mit Ihren Freunden am anderen Ende sprechen können. Sie können einen Spaziergang entlang der Linie der Drachenkraft machen, die heute frei zugänglich ist, die früher aber nur der Kaiser betreten durfte. Es ist etwas Einzigartiges, barfuß über große, tonnenschwere Marmorblöcke zu laufen, die bis ins kleinste Detail bearbeitet wurden.
Der angrenzende Park verbirgt viele lauschige Ecken und es lohnt sich, hier im Schatten der Bäume einen ruhigen Teil eines heißen Tages zu verbringen.
Sommerpalast und Tempel der Weißen Wolken
In Peking gibt es eine Vielzahl historischer und schöner Gebäude. Von denen, die ich besucht habe, sind die folgenden zwei besonders erwähnenswert.
Im Nordwesten, näher an den Bergen, liegt der Sommerpalast (頤和園), der als Sommerresidenz erbaut wurde, später aber zur Hauptresidenz der kaiserlichen Familie wurde. Die angrenzende Wasserfläche wurde künstlich angelegt und auf dem Hügel darüber eine Tempelanlage mit einem Park errichtet. Es ist ein schöner Ort zum Entspannen, man kann den ganzen Tag durch den schönen Park spazieren oder eine Bootsfahrt machen und alles vom Wasser aus beobachten.
Wenn Sie sich für Kampfkünste interessieren, ist der Tempel der Weißen Wolken auf jeden Fall einen Besuch wert. Im Tempel gibt es eine Statue von Lao Tzu und auch Gravuren der berühmtesten taoistischen Schriftrollen. Der Tempel bildet nach wie vor eine kleine Insel in einer Ansammlung von Wolkenkratzern, und mit dem angrenzenden Markt ist er auch ein guter Ort, um Souvenirs zu kaufen.
Die Chinesische Mauer
Dieses Bauwerk ist eines der wenigen, die aus der Erdumlaufbahn sichtbar sind. Es wurde auf dem Kamm eines undurchdringlichen Gebirges errichtet, um das chinesische Reich vor plündernden Mongolenangriffen zu schützen. Einer der erhaltenen Teile befindet sich nicht weit von Peking entfernt und kann mit einem Reisebus direkt vom Platz des Himmlischen Friedens aus erreicht werden.
Die Lange Mauer (長城), wie sie traditionell genannt wird, erstreckt sich über 2.000 Kilometer und ist mit allen ihren Verzweigungen fast 9.000 Kilometer lang. Sie wird auch als „Steinerne Schlange“ bezeichnet und erstreckt sich in mehreren Linien fast über die gesamte Länge der Nordgrenze. Die Bauzeit der Mauer betrug Jahrhunderte und ihre heutige Form erhielt sie während der Ming-Dynastie, doch kurz darauf übernahmen die Mandschus die Macht, wodurch die Verteidigungslinie ihre Bedeutung verlor.
Das Gebäude zeichnet sich vor allem durch seine Komplexität und Gesamtlänge aus. Und ich denke, es ist einen Besuch wert, schon allein um eine Vorstellung von seiner Bedeutung in der Geschichte zu bekommen.
Essen Sie etwas, wir fahren gleich mit dem Schnellzug
Genießen Sie unbedingt alle traditionellen Köstlichkeiten, bevor Sie die Tore der Hauptstadt verlassen und mit dem Zug in die historische Stadt Xian fahren. Probieren Sie wirklich alles aus und experimentieren Sie. Auf so viele verschiedene Geschmäcker trifft man nicht alle Tage.
Sicher, McDonalds und andere westliche Unternehmen verdrängen das traditionelle Essen. Doch im Moment gibt es noch viele Lokale, in denen man traditionelle Peking-Ente oder Frühstücks-Jiaozi (Teigtaschen) probieren kann. Nur zur Erinnerung: Vergessen Sie nicht das Schlüsselwort „No spicy“ (Nicht scharf 不辣 [Bù là]), sonst werden Sie den Geschmack des Essens nicht richtig genießen können. Haben Sie Ihre Tickets schon gekauft?