Wie entscheidet man, ob man ein Foto in ein S/W-Bild umwandeln soll
Genauso wie wir sehen auch die Kameras die Welt in Farben. Trotzdem kann es sich lohnen, ein farbiges Bild in ein Schwarz-Weiß-Foto umzuwandeln. Wann lohnt sich die Konvertierung und wann nicht?
Die Entscheidung, ob das Foto schwarz-weiß oder lieber farbig bleiben soll, ist eher eine subjektive Angelegenheit und hängt von dem Autor selbst ab. Natürlich findet man solche Menschen, die ausschließlich schwarz-weiß oder im Gegenteil nur farbig fotografieren. Die Umwandlung in ein Schwarz-Weiß-Foto ist in gewisser Weise eine Stilisierung des Bildes – weil normalerweise die Welt um uns herum farbig ist. Trotz einer gewissen Subjektivität gibt es ein paar Prinzipien, die uns bei der Entscheidung zwischen S/W und Farbe helfen können.
Spielt die Farbe eine wichtige Rolle?
Werfen Sie einen Blick auf Ihr Foto und überlegen Sie kurz: Ist die Farbe das wichtigste Element des Fotos? Würde man etwas vermissen, wenn die Farbe nicht vorhanden wäre? Falls Sie „ja“ antworten, sollten Sie das Foto wahrscheinlich nicht umwandeln. Stellen Sie sich vor, Sie würden versuchen, einen wunderschönen bunten Papagei zu fotografieren. Den Papagei in S/W zu fotografieren würde keinen Sinn ergeben. Das heißt aber noch lange nicht, dass Sie farbenfrohe Bilder nicht S/W konvertieren sollten. Schrille Farben können sogar die Aufmerksamkeit vom Hauptmotiv lenken. Vielleicht ist die Farbe aber auch völlig bedeutungslos für die Stimmung oder das Thema des Bildes, das Sie erfassen möchten. Wenn die Farbe jedoch das Hauptmotiv ist, dann sollten Sie das Bild farbig lassen.
Hat das Foto einen geometrischen Charakter?
Falls Sie bei der Aufnahme grafische Elemente oder klare Linien nutzen, dann eignet sich das Bild bestens für die S/W-Umwandlung. Mithilfe der Linien erzielen Sie dynamische Kompositionen, die das Auge des Betrachters entlang des Bildes führen. In S/W stechen diese Linien noch deutlicher hervor, deshalb werden sie umso eindrucksvoller sein.
Ist das Foto besonders kontrastreich?
Besonders kontrastreiche Bilder eignen sich sehr gut für S/W Fotos. Sobald Sie nämlich die Farbe auf dem Bild entfernen, bleibt nur noch das Schatten- und Lichtspiel übrig. Besonders kontrastreiche Fotos enthalten viele Schwarz- und Weißtöne – Graustufentöne sind in geringerem Maße vertreten.
Der Kontrast ist gerade eine der Dinge, die ein S/W-Foto so interessant machen. Farben lenken unsere Wahrnehmung oftmals ab und deshalb kosten wir das Foto nicht richtig aus. Sollten Sie also Bilder mit kenntlich dunklen und hellen Flächen haben, dann zögern Sie nicht, eine S/W-Umwandlung vorzunehmen.
Spielt das Foto mit den Schatten von Objekten?
Wenn die Sonne knapp über dem Horizont steht, dann entstehen lange Schatten. Eine Umwandlung betont die Schatten noch mehr. Hier kommt wieder das Spiel zwischen den hellen und dunklen Flächen zum Tragen. In der farbigen Variante werden die Schatten nicht ausreichend betont und daher ist die Konvertierung in S/W ratsam.
Ist auf dem Bild eine auffallende Struktur oder Textur erkennbar?
Objekte mit sichtbarer Struktur oder Textur bzw. einer charakteristischer Oberfläche eignen sich bestens für die Umwandlung in S/W. Es kann sich hierbei beispielsweise um eine Baumrinde, eine Wand mit abgeplatztem Putz oder einer faltigen Haut handeln. Unter Struktur verstehen wir in diesem Sinne, wie sich die Oberfläche eines Gegenstandes anfühlt. Ein Bild sollte das Gefühl vermitteln, dass wir auf etwas Glattes, Grobes, Scharfes oder Weiches blicken. Bei Schwarz-Weiß-Fotos wirken die Texturen/Strukturen noch stärker.
Enthält die Komposition ein dominantes Element auf einem einfachen Hintergrund?
Eine klare Komposition wirkt gut, wenn sie in S/W dargestellt wird. Es ist ideal, wenn Sie auf einem Bild ein Hauptobjekt haben, das sich in einer einfachen Umgebung befindet. Es ist wichtig, dass das Objekt vom Hintergrund leicht isoliert ist.
Die Stimmung im Bild
In vielen Fällen hat sowohl die schwarz-weiße als auch die farbige Ausführung etwas für sich. In S/W kann man gut mit der Dramatik arbeiten. Außerdem können Sie auch eine düstere Atmosphäre erschaffen. Natürlich bedeutet es nicht automatisch, dass eine schwarz-weiße Fotografie traurig oder dramatisch wirken muss. Man erreicht jedoch diese Stimmungen leichter als in der Farbfotografie. Ein schönes Beispiel ist eine Landschaft mit einem Himmel voller Wolken. Die schwarz-weiße Verarbeitung hebt die Struktur des Himmels und den Kontrast hervor. Fern wirkt das Bild dramatischer.
Wenn Sie das nächste Mal Ihre Fotos in Schwarz-Weiß-Bilder umwandeln, dann sollten Sie darauf achten, dass die Aufnahme sowohl die schwarze als auch die weiße Farbe enthält und nicht nur Graustufentöne. Der Zauber der Schweiz-Weiß-Fotografie liegt im Kontrast und in den Übergängen zwischen Schatten und Lichtern. Die Entscheidung, ob Sie ein Bild in ein S/W-Foto umwandeln möchten hängt natürlich auch vom persönlichen Geschmack sowie der Atmosphäre die Sie schaffen möchten ab. Die Komposition spielt hier jedoch eine ausschlaggebende Rolle.
Ja, es hängt auch vom Geschmack und der Atmosphäre ab, die Sie erreichen wollen. Entweder so oder so, Schwarz-Weiß-Fotografie benötigt deutlichere Komposition. Suchen Sie nach klaren Linien, dominanten Figuren, kontrastreichen Szenen oder Objekten auf einem einfachen Hintergrund.
Knorx Thieus
Ein sehr guter Artikel! Ich muss gestehen, dass es mir besonders schwer fällt, den richtigen Blick für den Zauber von Schwarz-Weiß-Fotografien zu finden. Im Gegensatz zu farbigen Bildern lenken diese die Aufmerksamkeit des Betrachters in der Folge ihres farblichen Defizites weniger eindringlich auf mich … Auf mich als 2000’er wirken solche Abbildungen auf dem ersten Blick spontan zu oft einfach nur „altmodisch“, ihr künstlerischer Wert liegt tiefer.