Supermakro: Entdecken Sie den Zauber der Makrofotografie mit hoher Vergrößerung
Die meisten Fotografen befassen sich mit im Alltag wahrnehmbaren Dingen. Man kann die Kamera aber auch anders nutzen und in eine Welt eintauchen, die normalerweise nicht sichtbar ist. Oder zumindest nicht allzu detailliert. Begeben Sie sich mit uns auf eine Reise jenseits der üblichen Makrofotografie. Wir zeigen Ihnen eine der Optionen, wie man ein Supermakro aufnimmt, d. h. ein Makro mit hoher Vergrößerung.
Super-Makrofotografie ist zwar für jedermann geeignet, jedoch ist etwas an Spezialequipment erforderlich. Dieses ist aber in vielen verschiedenen Preisniveaus erhältlich. Sie können sehr bescheiden anfangen, und erst wenn Sie das Untersuchen von Detail in den Bann gezogen hat, beginnen Sie, die Ausrüstung zu verbessern.
Was ist Supermakro?
Ein „gängiges“ Makro wird normalerweise als 1:1-Vergrößerung definiert – Objekte werden in ihrer tatsächlichen Größe auf den Sensor projiziert. Zumindest bei einem 36 mm breiten Vollformatsensor.
Bei einer höheren Vergrößerung kommen wir langsam in die Supermakrozone. Für ein 18 mm breites Objekt, welches das gesamte 36 mm-Feld ausfüllt, erhält man eine 2:1-Vergrößerung. Falls Ihnen dies mit einem 9-mm-Objekt gelingt, handelt es sich hierbei um eine 4:1-Vergrößerung und so weiter.
Das Fotografieren auf kleine Entfernungen bringt Spaß, aber auch Komplikationen, die gelöst werden müssen. Diese werden wir uns in den folgenden Absätzen ansehen.
Objektiv oder sein Ersatz
Am einfachsten ist es, ein Spezialobjektiv zu kaufen. Das ist gleichzeitig aber auch die teuerste Lösung, da Super-Makro-Objektive selten für andere Zwecke verwendet werden können. Ein typisches Beispiel ist das Canon MP-E 65 mm/2.8 1-5x Macro mit einer maximalen Fokussierentfernung von ca. 31 cm. Porträts und Landschaften kann man also vergessen.
Glücklicherweise stehen Alternativen zur Verfügung. Die meisten gehen davon aus, dass Sie ein Gerät mit Wechselobjektiven besitzen. Ist dies jedoch nicht der Fall, gibt es auch Konverter (je nach Gerätetyp) oder Konverterlinsen, die in das Filtergewinde eingeschraubt werden können (diese sind universell). Sie können sich beides als eine Lupe vor dem Objektiv vorstellen, die das Bild vergrößert, bevor sie es weiterleitet.
Bei Kameras mit Wechselobjektiven gibt es die klassischen Zwischenringe, die zwischen das Objektiv und das Kameragehäuse platziert werden. Infolgedessen gelangt nur die entsprechend vergrößerte Bildmitte auf den Sensor und der Fokusbereich rückt viel näher an die Kamera heran (was eine Fokussierung in die Ferne unmöglich macht).
Ähnlich funktionieren Telekonverter, bei denen die Makrovergrößerung eher zweitrangig ist. Und aufgrund ihres Preises lohnt es sich nicht, sie nur für die Makrofotografie zu kaufen.
Eine nützliche Funktion ist auch ein verkehrt herum montiertes Objektiv. So können Sie Ihre vorhandenes Equipment nur mithilfe eines günstigen Umkehrrings verwenden.
Wir sollten auch den einfachen Fotoausschnitt vom PC im Hinterkopf behalten. In der heutigen Zeit, in der Geräte haufenweise Megapixel haben, stört es nicht so sehr, wenn einige Millionen Pixel verschwinden.
Durch die Kombination der beschriebenen Optionen kann eine noch größere Vergrößerung erreicht werden. Zum Beispiel habe ich für die meisten Fotos in diesem Artikel ein 100-mm-Makroobjektiv mit einer maximalen Vergrößerung von 1:1 (und immer noch mit der Möglichkeit, unendlich zu fokussieren) benutzt, zu dem ich insgesamt 65 mm Zwischenringe und einen 2x Telekonverter hinzugefügt habe. Dies brachte mich auf eine maximale Vergrößerung von etwa 4:1.
Problem Nr. 1 – Verlust der Bildqualität
Jedes zusätzliche Element vergrößert das Bild mit seinen Fehlern. Daher empfehle ich, vor der Aufnahme herauszufinden, in welchem Blendenzahlbereich Sie mit dem durch Aufsätze versehenen Objektiv das beste Bild erhalten. Für mich war es ungefähr f/4 bis f/5, aber um die Schärfentiefe zu erhöhen oder zu verringern, musste ich dann doch ab und zu abweichen.
Je hochwertiger das Objektiv ist, mit dem Sie beginnen, desto besser. Bei einem Objektiv, das auch bei normalem Gebrauch nur mit zwei zugedrückten Augen verwendet werden kann, erhalten Sie nach dem Hinzufügen der Zwischenringe zwar eine Makroaufnahme, die jedoch unscharf oder voller Farbprobleme ist.
Problem Nr. 2 – Lichtverlust
Bei den meisten Adaptern verliert man einen Teil des Lichts, das sonst auf den Sensor fallen würde. Durch die Kombination weiterer Erweiterungen wird dieser Verlust weiter vertieft.
In meinem Fall hat das Canon 100/2.8L IS Macro-Objektiv eine Standardlichtstärke von f/2.8, nach dem Fokussieren auf den minimalen Makroabstand verhält es sich jedoch wie ein f/5.6 (im Grunde sind die Zwischenringe bereits eingebaut). Das bedeutet 4-mal weniger Licht. Nach dem Hinzufügen eines Zwischenring-Sets ist es achtmal weniger, und wenn ein Telekonverter hinzugefügt wird, bedeutet es einen 32-fachen Lichtverlust im Vergleich zum Ausgangspunkt. Die Blende ist immer noch auf den niedrigsten Wert – f/2.8 eingestellt. Wenn ich also f/8 verwenden möchte, sinkt die Lichtstärke insgesamt 256 Mal! Es ist wie Fotografieren mit einer Blende von f/45.
Glücklicherweise werden Lichtquellen auf kurze Distanz intensiviert, sodass man sie einfach nur sehr nahe an das Motiv heranführen muss. Wenn Sie keine Angst vor einem Stativ haben, können Sie auch eine Langzeitbelichtung einsetzen, um den Lichtverlust auszugleichen.
In meinem Fall war die Lichtquelle ein ferngesteuerter externer Blitz, bei Makro-Enthusiasten ist auch der Ringblitz sehr beliebt. Streulicht ist angenehmer als Punktlicht direkt vom Blitz, daher habe ich eine winzige Softbox oder ein Stück Papier vor dem Motiv verwendet.
Problem Nr. 3 – alles zittert und nichts ist scharf
Die Schärfentiefe ist in dieser Größenordnung minimal. Das Problem besteht darin, die Schärfeebene zu fokussieren und an der richtigen Stelle zu halten. Bei Handaufnahmen ist es einfacher, den Mindestabstand im Voraus manuell einzustellen und das Motiv dann langsam auf die Fokusebene zu bewegen.
Für genaueres Arbeiten und Wiederholbarkeit ist es besser, ein Stativ zu verwenden. Ein Zittern ist auch hier vorhanden. Seien Sie also auf eine komplexere Fokussierung und die Verwendung eines verzögerten Auslösers vorbereitet. Viele Kameras können auch an einen Computer oder ein Smartphone angeschlossen werden, sodass man aus der Ferne den Verschluss und die Einstellungen steuern und gegebenenfalls auch fokussieren kann.
Für diejenigen von uns, die keine glücklichen Besitzer eines Stativkopfes mit Einstellschlitten sind, ist es oft praktischer, sich mit dem Motiv zu bewegen, als die Schrauben am Stativ einzustellen.
Für Experten gibt es spezielle Apps wie z.B. Helicon Focus. Sie ermöglicht Ihnen automatisiert Dutzende von Fotos mit leicht verschobenem Fokus aufzunehmen und diese dann auf dem PC zu kombinieren. Es wird nur der schärfste Teil jedes Quellbildes verwendet, welche zusammen ein Foto mit einer viel größeren Schärfentiefe bilden, als aufgenommen werden könnte. Diese Technik wird als Focus Stacking (Fokusstapelung) bezeichnet.
TIPP: Focus Stacking kann auch in Zoner Photo Studio X durchgeführt werden. Wir haben einen Artikel darüber geschrieben: Entdecken Sie den Zauber von Focus Stacking.
Die Welt der Natur als Inspiration
Die Welt der Natur, insbesondere Insektendetails, sind ein beliebtes Motiv für Makrofotografen. Ich habe eine statischere Umgebung gewählt – Gewürze.
Ich möchte anmerken, dass es ratsam ist, einen dunklen Hintergrund zu verwenden (in meinem Fall ein Stück schwarzen Stoff). Beim Experimentieren mit einem weißen Teller wurde das Licht des Blitzes von diesem reflektiert, und obwohl der Teller selbst auf dem Foto nicht sichtbar ist, fungiert er als intensiver Reflektor und verringert den Kontrast der Fotos erheblich.
Ebenso leicht können Sie Bilder von anderen Gewürzen erhalten.
Wenn Sie jemals darüber nachgedacht haben, wie Sesam im Detail aussieht, finden Sie hier einen vergrößerten Ausschnitt aus der oberen Aufnahme:
Interessant sind auch andere Naturprodukte, zum Beispiel das Detail einer Muschel.
Einen ungewöhnlichen Effekt erhalten Sie, wenn das Licht durch das Motiv auf die Linse fällt. Dünnere Muscheln werden auf diese Weise zum Leben erweckt.
Ein ähnliches Verfahren funktioniert auch bei diversen anderen Objekten. Im folgenden Beispiel wird eine dünne Orangenscheibe verwendet:
Aber auch die vom Menschen geschaffene Welt
Wenn Sie keine Lust mehr auf Natur haben, können Sie sich nach Dingen im Haushalt umsehen. Das Bild unten zeigt weitere Beispiele für Ihre Inspiration.
Supermakro ist das Tor zu einer neuen Welt
Was auch immer Sie als Ihr Ziel wählen, Sie werden wahrscheinlich von einem neuen Blick auf gewöhnliche Dinge überrascht sein. Es ist ganz normal, dass etwas nicht nach Ihren Vorstellungen gelingt, aber andererseits werden Sie womöglich unerwartete Möglichkeiten entdecken. Probieren Sie es einfach aus.
Lothar Scharf
Sehr interessanter Artikel und einfach gut erklärt! Wie schön, dass ich darauf gestoßen bin. Mit dieser Art Fotografie kann man seine langen Winterabende verbringen. Sonst bin ich als Hobby-Tierfotograf(besonders auf Feuersalamander spezialisiert) immer draußen.
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