Reportagefotografie: Wie man eine ansprechende Reportage macht und Geschichten erzählt
In der Reportagefotografie ist es wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und auch den Auslöser im richtigen Moment zu drücken. Dies ist sicherlich die Grundlage, aber nicht weniger wichtig ist es, aus den resultierenden Fotografien eine packende Geschichte zu komponieren. Wie jede andere Geschichte sollte die Reportage den Betrachter anziehen, ihn in Atem halten und ihn entwirren. Wir zeigen Ihnen nun, wie Sie das mithilfe von Fotos erzählen können.
Der fotografische Bericht war einst in erster Linie den Journalisten vorbehalten. Heute ist es jedoch ein weit verbreitetes Genre und füllt nicht nur Zeitungsseiten, sondern auch Nachrichtenwebsites, Interessenblogs und sogar private Konten in sozialen Netzwerken. Das Zusammenstellen einer guten und ansprechenden Reportagereihe ist jedoch nicht einfach, und Quantität übertrifft manchmal die Qualität. Die folgenden Tipps sollen Ihnen daher auf dem Weg zu einer erfolgreichen Serie helfen. Betrachten Sie es jedoch nicht als Dogma oder feste Struktur eines Berichts und folgen Sie beim Zusammenstellen einer Serie Ihrem eigenen Gefühl.
Einführungsfoto
Zu Beginn sollten Sie dem Betrachter die Geschichte vorstellen und ihm mitteilen, worum es in Ihrem Bericht geht. Gleichzeitig sollten Sie den Ort erwähnen, an dem sich Ihre Geschichte abspielt. Das Einführungsfoto sollte daher ausreichend informativ sein, um zu vermitteln, ob es sich bei dem Bericht um einen Straßenprotest, ein Konzert, ein Sportereignis oder beispielsweise eine Hochzeit handelt. Für diesen Zweck ist ein Weitwinkelobjektiv geeignet, mit dem Sie den Kontext in das Foto einbringen.
Zum Beispiel kann im Fall eines Straßenprotestes eine gute Einführungsaufnahme ein Bild sein, das aus einer erhöhten Position aufgenommen wurde, von dem aus die protestierende Menge und der Teil der Stadt, in dem der Protest stattfindet, abgebildet ist. Der Zuschauer erhält so klare Informationen über den Veranstaltungsort und das Ausmaß des Protestes.
Gleichzeitig sollte das Eröffnungsfoto aussagekräftig genug sein, um den Betrachter in die Geschichte einzubeziehen und ihn zu ermutigen, sich den Rest der Serie anzusehen. Sie müssen nicht zu viel preisgeben, sondern lieber weniger und mithilfe von Hinweisen. Gleichzeitig kann das Foto überraschend, verstörend und etwas abweichend sein. Nur so, dass es die Aufmerksamkeit erregt und Neugier weckt.
Dynamisches oder statisches Bild?
Nach dem Einführungsfoto beginnen Sie, den Betrachter durch die Geschichte zu begleiten. Die Handlung innerhalb der Serie muss nicht chronologisch geordnet sein, Sie können einem anderen System folgen. Hier ist es besser bunte Bilder zu zeigen, damit die Aufmerksamkeit nicht nur geweckt wird, sondern auch aufrechterhalten wird. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, dynamische und statische Bilder zu kombinieren. Dynamik verleihen Sie einem Foto durch Bewegung, Gestikulieren oder Interaktion der Charaktere.
Ein statisches Bild ist zum Beispiel ein Porträt eines Menschen, dessen Ausdruck es dem Betrachter ermöglicht zu erkennen, welche Gefühle das Ereignis in ihm hervorruft. Das können Personen sein, die in Gedanken versunken sind, oder bei Sportreportagen eine Aufnahme des Publikums, welches das Geschehen verfolgt. Wenn Sie ein dynamisches und ein statisches Bild hintereinander platzieren, tragen Sie erheblich zur Attraktivität der Geschichte bei.
Gesamtaufnahme oder Detail?
Der Wechsel von Gesamtaufnahmen und Details ist ein weiteres Merkmal vieler erfolgreicher (nicht nur) Reportagereihen. Über das Gesmatbild haben wir schon beim Einführungsfoto gesprochen. Sie können es verwenden, um den Kontext der Geschichte aufzuzeigen. Wenn Sie beispielsweise eine Person in der Aufnahme haben, die aus irgendeinem Grund traurig ist, können Sie im Hintergrund abbilden oder andeuten, warum sie sich so fühlt. Dies wird als Arbeiten mit dem zweiten Plan bezeichnet.
Details eignen sich, wenn Sie auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen möchten. In einem Bericht über das Leben in einem abgelegenen Bergdorf kann beispielsweise ein Detail der schwieligen und rissigen Hände eines Arbeiters betonen, wie schwierig es ist jeden Tag seinen ,Lebensunterhalt zu verdienen.
Ergänzungsbild
Es mag ein wenig seltsam klingen, aber eine Reportagereihe muss nicht nur mit Ihren besten und actiongeladensten Bildern gefüllt sein. Versuchen Sie, bewusst mit der Dynamik der Serie zu arbeiten, nicht ans Ziel zu eilen, sondern etwas langsamer vorgehen und ein Bild in die aufregende Geschichte einzufügen, das es dem Zuschauer ermöglicht, einen Moment aufzuatmen und den Ort oder das Ereignis zu genießen.
Es handelt sich dabei um ein Foto, das die Handlung nicht wesentlich verändert, sondern eher eine Art Ergänzung ist. Es kann eine Aufnahme der Umgebung sein, in der die Handlung stattfindet. Das ergänzende Foto kann auch als Bild fungieren, das zwei wichtige Momente verbindet. Bei einer Hochzeitsreportage ist es zum Beispiel gut, wenn man nicht direkt von den morgendlichen Vorbereitungen zur Zeremonie springt, sondern diese beiden Momente mit einer Aufnahme verbindet, die dazwischen stattgefunden hat.
Emotionsgeladenes Bild
Bestandteil der Serie sollte ein Foto sein, welches das Erlebnis des Betrachters intensiviert. Emotionen ermöglichen es einer Person, sich stärker auf die Handlung einzulassen und mehr mit den Charakteren zu sympathisieren. Gleichzeitig kann es Ihrer Geschichte Intimität verleihen. Es müssen nicht nur explizite Emotionen sein, wie Aufnahmen einer weinenden, leidenden oder erfreuten Person. Sie können diese Emotionen durch Gesten, Interaktionen oder sogar gegenseitige Blicke differenzierter ausdrücken. Das Erlebnis wird für den Betrachter umso intensiver.
Ein emotionales Foto muss nicht unbedingt einen Menschen zeigen. In einigen Fällen reicht es aus, etwas abzubilden, das sich nur auf die Geschichte und die Charaktere bezieht. Zum Beispiel ein zerstörtes Haus in einem Bericht von der ukrainischen Front. Oder ein leerer Käfig, in dem über Freiwillige berichtet wird, die geheilte Raubtiere freigelassen haben.
Schlussbild
Wie ein Film oder ein Buch sollte eine Reportagereihe mit einem Foto enden, das die Geschichte schließt. Normalerweise ist dies ein Foto vom Ende der Veranstaltung, welches auf eine Art Gesamteindruck widerspiegelt. Wenn Sie von einem Konzert berichten, kann es sich um eine Aufnahme einer Band handeln, die den finalen Applaus genießt.
Sie können die Serie jedoch auch mit einem Foto schließen, das eine Botschaft überbringt. Wenn Sie eine Demonstration fotografieren und das letzte Bild ein Stadtplatz voller zerbrochener Flaschen, ausgerissener Pflastersteine und beschädigter Schaufenster ist, weisen Sie auf die Gewalt der Demonstration hin. In diesem Fall verstärken Sie den Eindruck, indem Sie das Bild am Ende der Serie platzieren. Da das endgültige Foto einen bestimmten Moment der gesamten Serie einfängt, sollten Sie umso sorgfältiger bei der Auswahl sein.
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