Porträts richtig belichten I: Denken Sie an die Qualität, die Intensität sowie die Farbe des Lichts
Porträts zu erstellen hat so gut wie jeder Fotograf schon einmal probiert. Viele fragen sich jedoch, wie man eigentlich ein Porträt richtig belichtet. Es gibt hierbei mehrere Möglichkeiten. Sie müssen jedoch immer an die grundlegenden Parameter wie die Intensität, die Qualität sowie die Farbe des Lichts denken. Erfahren Sie, wie man die Belichtung von Porträts in den Griff bekommt.
Beim Fotografieren von Porträts treffen Sie oftmals auf diese 3 Typen von Belichtung:
- Fotografieren im Atelier unter der Verwendung von künstlichem Licht.
- Fotografieren im Freien unter der Verwendung von natürlichem Licht.
- Eine Kombination aus natürlichen und künstlichen Licht beim Fotografieren in dunklen Räumen.
Natürlich ist diese Unterteilung kein Dogma. In allen genannten Situationen können Sie auch beliebig die verschiedenen Lichtarten miteinander kombinieren. Den einzelnen Fällen werden wir uns in eigenständigen Artikeln widmen.
Lichteigenschaften
Generell unterscheiden wir:
- die Intensität des Lichts,
- die Qualität des Lichts,
- die Farbe des Lichts
- und die Ausleuchtungsform.
All diese Eigenschaften beeinflussen das Endergebnis des Porträts.
Die Lichtintensität (LI) beeinflusst die gesamte Tonalität der Aufnahmen. In der Regel möchten Sie ein ausgewogenes Lichtverhältnis, damit das Foto nicht zu hell und auch nicht zu dunkel ist. Eine Ausnahme stellen hierbei die Techniken Low-Key und High-Key dar.
Zur Bestimmung der Lichtintensität dient Ihnen der Belichtungsmesser. Beim Fotografieren bei Dauerlicht (egal ob natürliches oder künstliches Licht) reicht Ihnen der eingebaute Belichtungsmesser in Ihrer Fotokamera aus. Beim Fotografieren mit Blitzlicht benötigen Sie jedoch einen speziellen Belichtungsmesser.
Falls Sie diesen nicht besitzen, dann müssen Sie sich auf die Versuch und Irrtum Methode (Trial and error) verlassen. Dank des sofortigen Vorschaubildes auf dem Display, dürfte dies jedoch kein so großes Problem mehr darstellen.
Unter der Lichtqualität versteht man, ob das Licht hart oder weich ist. Sie beeinflussen mit ihr die Gesamtatmosphäre des Porträts.
Für romantische Porträts sollten Sie weiches (zerstreutes, diffuses) Licht nutzen. Bei dramatischen Porträts sollten Sie hingegen zu hartem (scharfen) Licht greifen. Bei formellen Porträts eignet sich die Verwendung von Licht, dass in der Mitte zwischen den zwei Extremen liegt.
Zur Änderungen der Lichtqualität gibt es viele Hilfsmittel. Detaillierte Informationen erhalten Sie in weiteren Artikeln, die sich der Belichtung von Porträts in verschiedenen Lichtsituationen widmen.
Mit der Lichtfarbe bestimmen Sie die Laune im Bild. Warme Töne sind optimistisch und schmeichelhaft. Die warme Hautfarbe wirkt nämlich auf Aufnahmen gesund.
Die Nutzung von kaltem Licht sollten Sie sich hingegen gut überlegen. Falls Sie keine künstlerischen Absichten verfolgen, dann sollten Sie lieber diese Lichtfarbe meiden.
Die Ausleuchtungsform hat einen beträchtlichen Einfluss darauf, wie die porträtierte Person später aussehen wird. Sie können hiermit sehr gekonnt die Realität manipulieren.
Wenn Sie jedoch die falsche Ausleuchtungsform nutzen, dann können Sie das ganze Porträt ruinieren. Im Folgenden erfahren Sie mehr über die Ausleuchtungsformen.
Porträtlichter
Beim klassischen Fotografieren kommen Sie mit einer Lichtquelle zurecht und manche Fotografen arbeiten ausschließlich nur mit ihm. Viel interessantere Ergebnisse erzielen Sie jedoch, wenn Sie weitere Lichtquellen nutzen.
Das Führungslicht (auch Hauptlicht genannt) belichtet das Gesicht der porträtierten Person. Denken Sie bei der Belichtung daran, dass das Gesicht sehr gegliedert ist und das Licht auf ihm Spiegelungen und Schatten bildet. Hierdurch wird das Gesicht modelliert und durch das Spiel mit dem Licht und den Schatten gewinnt das Foto an Plastizität.
Das Fülllicht (auch Aufhelllicht genannt) dient zum Aufhellen tiefer Schatten, die das Führungslicht nicht erreicht. Es kann sich hierbei um weitere Lichtquellen handeln oder lediglich um die Spiegelung des Führungslichts.
Diese Lichter haben eine geringere Intensität als das Hauptlicht. Gerade die Intensität des Führungslichtslichts im Verhältnis zum Fülllicht bestimmt, um wie viele Belichtungsstufen das Aufhelllicht schwächer ist. In der Regel werden diese Verhältnisse genutzt:
- 2:1 (1 EV),
- 4:1 (2 EV)
- und 8:1 (3 EV).
Je niedriger das Lichtverhältnis ist, desto weniger dramatisch wirkt das Porträt.
Allgemein sollte man aufgrund der Plastizität des Porträts, die Schatten beibehalten. Aber in einem spezifischen Fall treffen Sie auf eine Lichtverhältnis von 1:1. Dieses Verhältnis wird zum Fotografieren des Make-ups beim Model (Beauty Shot) genutzt, bei denen die Schatten die Arbeit der Visagisten ändern könnten.
Das Hintergrundlicht trennt die porträtierte Person vom Hintergrund. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn Sie Menschen in dunkler Kleidung oder mit dunklen Haaren bei einem dunklen Hintergrund fotografieren. Wenn Sie die Person nicht vom Hintergrund trennen, dann verschmilzt sie mit dem Hintergrund.
Es werden hierbei zwei Methoden zur Trennung der porträtierten Person vom Hintergrund genutzt:
- Entweder Sie belichten den Hintergrund
- oder Sie belichten die porträtierte Person von hinten und belichten somit die Kontur des Hauptmotivs.
Effektlichter helfen dabei, das Porträt außergewöhnlich zu machen. Sie werden am häufigsten zur Belichtung der Haare und weiterer konkreten Körperpartien genutzt.
Während Sie bei Reisefotografen auf Porträts stoßen, bei denen nur eine Lichtquelle genutzt wurde, werden bei Modemagazinen manchmal sogar mehr als zehn Lichtquellen genutzt.
Lernen Sie die Ausleuchtungsformen zu nutzen
Einen großen Einfluss auf das Porträt hat die Positionierung des Hauptlichts zum Subjekt. Hierbei gibt es bewährte Ausleuchtungsformen für die Porträtfotografie.
Auf den Aufnahmen habe ich zur besseren Illustration hartes (scharfes) Licht verwendet, welches ansonsten für Porträts von Frauen nicht besonders geeignet ist. Ferner wird es durch kein weiteres Licht ergänzt, die bspw. zu einer Spiegelung der Augen oder Änderung der Schatten führen würden.
Rembrandt-Licht – eine der beliebtesten Ausleuchtungsformen, die dem Porträt Dramatik verleihen. Die Bezeichnung kommt vom weltbekannten Maler, der diese Ausleuchtungsform in seinen Gemälden verwendet hat. Manchmal stoßen Sie hierbei auch auf den Begriff Dreiecks-Licht.
Die Person wird dabei in einem Winkel von ungefähr 45° von oben und von der Seite belichtet. Eine Seite des Gesichtes ist hierbei belichtet, während die andere Gesichtshälfte völlig im Schatten liegt, außer dem Dreieck unter dem Auge.
Loop lighting – diese Ausleuchtungsform ähnelt dem Rembrandt-Licht, aber die Lichtquelle befindet sich nicht so weit auf der Seite. Daher ist der Schatten der Nase nicht so lang, wodurch sich die Schatten nicht mit dem Gesicht verbinden und nicht das typische Lichtdreieck entsteht.
Butterfly (Paramount, Hollywood) – diese Ausleuchtungsform haben Fotografen beim Porträtieren von Hollywoodstars genutzt. Das Subjekt wird hierbei von vorne und oben belichtet. Hierbei entsteht unter der Nase ein Schatten, der in seiner Form einem Schmetterling (butterfly) ähnelt.
Seitenlicht – eine dramatische Ausleuchtungsform, bei der Sie lediglich eine Gesichtshälfte der Person belichten. Diese Form eignet sich auf gar keinen Fall, wenn man die Hautmängel verstecken möchte, da hierbei harte Schatten und Kontraste entstehen.
Short lighting – bei dieser Ausleuchtungsform schmälern Sie optisch das Gesicht des Motivs. Die porträtierte Person ist nämlich nicht direkt zum Objektiv gedreht, weil der Kopf etwas gedreht ist. Das Hauptlicht leuchtet hierbei auf die Gesichtshälfte, die zur Lichtquelle zugewendet ist. Die belichtete Gesichtshälfte ist ferner vom Objektiv abgewendet, wodurch das Gesicht schmäler aussieht.
Broad lighting – genau der Gegensatz von Short Lighting. Hierdurch wirkt das Gesicht der porträtierten Person etwas breiter, obwohl es eigentlich schmaler ist.
Belichten Sie von oben
Versuchen Sie auf jeden Fall, dass das Licht über der Augenebene belichtet. Auch die Sonne scheint von oben auf uns herab und daher wirkt Licht, welches unter der Augenebene positioniert wurde unnatürlich. Belichten Sie die Person daher nur von unten, wenn Sie den Betrachter erschrecken möchten.
Vergessen Sie nicht an die Spiegelung in den Augen
Die Augen sind der wichtigste Bestandteil eines Porträts. Der Lichtreflex in ihnen verleiht dem Porträt zudem Leben. Falls die Lichtreflexe in den Augen also fehlen sollten, dann wirkt das Bild leblos.
Passen daher die Positionierung des Lichts an. Falls Sie zu weit von oben oder von der Seite fotografieren, dann wird das Licht nicht von den Augen reflektiert. Bei der Prüfung der Lichtquellen sollten Sie daher auch an solche kleinen Details denken.
Wie belichtet man ein Porträt im Freien und im Innenbereich?
Die vorgestellten Grundsätze können Sie beim Fotografieren bei allen möglichen Lichtquellen geltend machen. Auch wenn die Erreichung des gewünschten Ziels in manchen Fällen etwas komplizierter ist als bei anderen. Daher werden wir uns in den nächsten Artikeln mit den verschiedenen Lichtsituationen auseinandersetzen.
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