Mit Schwarzweißansicht zur besseren Komposition
Sie glauben, es ist sinnlos, bei Ihrer Kamera die schwarzweiße statt der farblichen Ansicht zu verwenden? Aber gerade die Schwarzweißansicht hilft Ihnen, sich mehr auf die Bildkomposition zu konzentrieren und auch mögliche Mängel fallen auf diese Weise besser auf. Einen etwaigen Fehler können Sie dann gleich vor Ort korrigieren und müssen sich nicht daheim über ein misslungenes Foto ärgern.
Das menschliche Auge wird automatisch von vor allem hellen und scheinenden Farben angezogen, weshalb diese auch in Fotos schnell die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. In diesem Schwall an Farben verliert man oft das Auge für die richtige Bildkomposition. Im Gegensatz dazu hängt ein Schwarzweiß-Foto großteils von einer guten Komposition ab. Durch Umschalten der Welt um Sie herum in Schwarzweißtöne können Sie Ihr fotografisches Auge und die Wahrnehmung von Licht, Formen oder Strukturen verändern. Dadurch können Sie bereits in der Ansicht feststellen, was aus kompositionsmäßiger Sicht in der Aufnahme falsch ist und können den Mangel noch vor Ort beheben.
Falls es Ihre Kamera ermöglicht, sollten Sie auf Schwarzweißansicht umschalten. Die finden Sie im Menü unter der Bezeichnung Picture Style, Picture Control oder, je nach Kameratyp, einem ähnlichen Namen.
Wählen Sie eine der Schwarzweißansicht entsprechende Option und überprüfen Sie, dass Ihre Fotos im RAW Format gespeichert werden.
Wenn Sie nun die Live View Ansicht einschalten, wird das Bild am LCD Kameradisplay schwarzweiß angezeigt. Auch die Wiedergabeansicht bleibt schwarzweiß. Da aber in der RAW Datei die Farbinformationen gespeichert bleiben, können Sie das Foto bequem ins Zoner Photo Studio importieren und damit als Farbbild arbeiten oder es dann erneut in Schwarzweiß umwandeln.
Die Live View Aufnahme eignet sich zum Üben guter Kompositionen am besten, da Sie so das Bild schon direkt in seinen Graustufen sehen. Sehr nützlich ist aber auch die schwarzweiße Wiedergabe der Aufnahme.
Widmen Sie dem Fotografieren mit Schwarzweißansicht mehr Zeit, als nur während eines Spaziergangs. Probieren Sie etwa auf diese Weise einen ganzen Monat oder noch länger zu fotografieren. Trainieren Sie Ihre Augen, so wie Jogger ihre Muskel trainieren. Sie werden sehen, dass Sie nach einer gewissen Zeit lernen werden, anders zu schauen und werden möglicherweise selbst überrascht sein, wie sich Ihre Bilder verändern. Wo also kann die Schwarzweißansicht überall hilfreich sein?
Bei einer Farbenflut
Schrille Kleidung oder Kleidungsteile, aus vielen Farbobjekten zusammengesetzte Szenen, unterschiedlich warme Lichtquellen der unterschiedlich gefärbte Hintergründe – das alles kann zu einer Sintflut an Farben führen, in der sich das Auge nur noch schwer orientieren kann. Markante Farbelemente beeinträchtigen Ihren Blick und es bleibt kaum Raum, den Zusammenhang der fotografierten Objekte wahrzunehmen. Die Schwarzweißansicht hilft Ihnen, diesen Farbenwirbel zu unterdrücken und sich ausschließlich auf das Objekt und seine Platzierung im Bildkontext zu konzentrieren.
Licht einmal anders
Anhand der Schwarzweißansicht werden Sie zwar kaum die Wärme der Nachmittagssonne oder die Farbenvielfalt des Nachtlebens betrachten können, es eröffnen sich Ihnen aber neue Möglichkeiten für die Arbeit mit Licht. Sie können sich so auf seine Richtung und den durch Schatten gebildeten Kontrast konzentrieren. Achten Sie darauf, wie die Lichtstrahlen die räumliche Darstellung beeinflussen und die Gesamtkomposition unterstützen.
Linien und Muster
Beim Fotografieren mittels Schwarzweißansicht sollten Sie weiters auf Strukturen und Muster eingehen, die durch die diversen Objekte gebildet werden. Achten Sie auf Züge, die das Auge übers Bild führen. Durch die Schwarzweißansicht wird ihre Leserlichkeit gestärkt, sodass sie aus dem Bild hervortreten. Versuchen Sie die Linien und Strukturen der verschiedenen Objekte zu verbinden und die fotografierten Gegenstände oder Personen in diese Strukturen zu integrieren.
Spielereien mit Negativraum
Als Negativraum wird jener Fotobereich bezeichnet, in dem „nichts passiert“. Es handelt sich eigentlich um den Bildhintergrund. Man sollte diesen Bereich allerdings nicht unterschätzen, da er sehr nützlich für die Abtrennung des fotografierten Objekts von seinem Hintergrund sein kann. Außerdem kann er dem Foto Tiefe und Dynamik verleihen. Widmen Sie beim Fotografieren mithilfe der Schwarzweißansicht Ihre Aufmerksamkeit vor allem den hellen und dunklen Bildbereichen und deren Verhältnis zueinander.
Nehmen Sie die Komposition wahr
Möglicherweise haben Sie beim Lesen das Gefühl bekommen, dass es sich bei diesem Artikel um eine subjektive Werbung für Schwarzweißfotografie handelt. Natürlich ist die Komposition von Farben nicht ganz unabhängig und es gibt Motive, für die eine Farbdarstellung sogar wesentlich ist. Etwa bei Aufnahmen von blühenden Frühlingsgärten oder herbstlichen, mit Laub verschütteten Wegen bildet Farbe das Hauptelement der ganzen Aufnahme. Oftmals kann dadurch aber die Wahrnehmung der fotografierten Szene erschwert werden.
Mithilfe der Schwarzweißtöne können Sie sich leichter auf die Platzierung der Objekte im Bild, deren Verhältnis zueinander und den Zusammenhang mit der Umgebung konzentrieren. Sobald die störenden Farben eliminiert werden, kann man viel besser beobachten, wie die Aufnahme den Grundregeln der Komposition, wie etwa dem Goldenen Schnitt, entspricht.
Wenn Sie nun bei Ihrem nächsten Fotoausflug die Schwarzweißansicht aktivieren, führen sie folgendes Experiment durch: Nehmen Sie die Szene zunächst wie gewohnt per Sucher oder mittels Farbansicht auf. Machen Sie ein paar Bilder und versuchen danach, dieselbe Szene mittels Schwarzweißansicht abzulichten. Vielleicht werden Sie selbst überrascht sein, was Ihnen neu auffallen wird.
Hier gibt es derzeit noch keine Kommentare.