Licht in der Fotografie: ohne Licht gibt es keine Fotos

Die Wahrnehmung von Licht und die perfekte Handhabung mit natürlichen sowie künstlichen Lichtquellen ist eine wesentliche Voraussetzung für hochwertige Aufnahmen. Durch die richtige Belichtung kann man ein Foto herausstechen lassen. Die Betrachter ignorieren jedoch schlecht belichtete Aufnahmen – das Motiv kann dabei noch so gut sein.

Zeichnungen mit dem Licht

Die Arbeit mit dem Licht gehört zu den grundlegendsten Elementen innerhalb der Fotografie. Dies sagt bereits das Wort Fotografie (altgriechisch Licht und zeichnen) aus. Man kann den Begriff „Fotografie“ somit als „Zeichnen mit dem Licht“ übersetzen. Maler verwenden einen Pinsel, um die Farbe auf die Leinwand aufzutragen und somit ein Bild zu schaffen. Auf eine ähnliche Weise arbeiten Fotografen – diese machen ein Foto, indem Sie Lichtstrahlen (Photonen) auffangen und auf ein lichtempfindliches Medium (Film oder Bildsensor) übertragen. Ohne Licht könnte daher kein Bild entstehen.

Jedes Objekt, auf das Licht fällt, reflektiert (spiegelt) das Licht. Dieses wird wiederum vom Objektiv aufgefangen und auf das lichtempfindliche Medium übertragen – hierdurch entsteht ein Bild. Dunkle Objekte schlucken den größten Teil von Licht, deshalb wird weniger in die Kamera reflektiert. Die hellen Gegenstände reflektieren hingegen mehr Licht. Hierdurch entstehen die Tonwerte des Bildes. Die Farbe des Bildes wird durch die Wellenlänge und die Frequenz des reflektierten Lichts bestimmt. Die einzelnen Farbtöne reflektieren Lichter mit unterschiedlicher Wellenlänge und Frequenz.

Semper Opera House in Dresden
Das Dresdner Opernhaus habe ich morgens fotografiert und daher habe ich es in einem 45° Winkel von Rechts belichtet. An diesem Tag war es sehr bewölkt. Deshalb musste ich ziemlich lange darauf warten, bis eine kleine Öffnung zwischen den Wolken auftauchte, durch die ein paar Sonnestrahlen durchdrangen. Canon EOS 7D, EF-S 15-85/3.5-5.6 IS USM, 1/50 s, f/16, ISO 100, Brennweite 15 mm (EQ35: 24 mm).
Zum Vergleich: die gleiche Szene, wie in meinem Foto. Dieses Foto ist ohne den Einsatz vom „zeichnerischen“ Licht aufgenommen worden. Autor: W***
Zum Vergleich: die gleiche Szene, wie in meinem Foto. Dieses Foto ist ohne den Einsatz vom „zeichnerischen“ Licht aufgenommen worden. Autor: W***

Lernen Sie das Licht zu sehen

Jeder Fotograf muss auch lernen, Licht sehen zu können. Die Aneignung dieser Fähigkeit ist sehr schwierig und zeitaufwendig, jedoch essenziell, um gelungene Fotos machen zu können.

Verschiedene Kompositions- und Belichtungsregeln können Sie einstudieren und ziemlich schnell beherrschen. Dies betrifft insbesondere die Belichtung – die heutige Technik hilft Ihnen nämlich deutlich. Auch die Kompositionsregeln kann man mit ein bisschen Übung erlernen. Sie werden Sie im Laufe der Zeit automatisch anwenden. Aber das Licht wahrzunehmen nimmt viel Zeit in Anspruch und erfordert jahrelange Praxis.

Unerfahrene Fotografen unterscheiden meistens nur das, ob das Licht vorhanden ist oder nicht. Im ersten Fall fotografieren sie und im zweiten Fall schalten Sie den Blitz ein. Diese Vorgehensweise sollten Sie jedoch lieber Menschen überlassen, die nur einfache Fotos machen möchten und keine Verlangen danach verspüren, richtig gute Aufnahmen zu machen.

Ein Spinnennetz im Gegenlicht. Die Reflexionen im Objektiv habe ich als etwas Besonderes im Bild genutzt.
Ein Spinnennetz im Gegenlicht. Die Reflexionen im Objektiv habe ich als etwas Besonderes im Bild genutzt.
Canon EOS 7D, EF-S 15-85/3.5-5.6 IS USM, 1/50 s, f/4.5, ISO 100, Brennweite 32 mm (Umrechnung: 51 mm)

Eigenschaften des Lichts

Beim Licht unterscheiden wir zwischen mehreren Eigenschaften, die das Endergebnis der Aufnahme wesentlich beeinflussen. Zu diesen Eigenschaften gehören: Intensität, Farbe, Qualität und Richtung.

Es gibt kein ideales Licht für alle Themen. Für jedes Foto-Genre eignet sich ein Licht mit ganz bestimmten Eigenschaften. Wenn Sie eine identische Szene mit derselben Komposition, aber einem jeweils anderen Licht machen, dann erhalten Sie völlig unterschiedliche Fotos – sowohl ästhetisch, als auch bedeutungsmäßig.

Intensität des Lichts

Die Intensität bestimmt, wie viel Licht „Zeichnen mit dem Licht“ zur Verfügung steht. Im Idealfall ist die Lichtmenge angemessen, damit man die gewünschten Belichtungsparameter einstellen und somit ein richtig belichtetes Bild erstellen kann.

Falls es zu viel Licht gibt, dann müssen Sie die Belichtungsparameter (höhere Blendezahl, kürzere Belichtungszeit) anpassen, damit das Bild nicht überbelichtet ist. Eine andere Möglichkeit ist die Reduzierung der einfallenden Lichtmenge mithilfe eines neutralen Graufilters oder eine Polifilters.

Die singende Fontäne vor dem Prager Belvedere. Ich habe im Laufe des Sonnenuntergangs fotografiert. Die letzten Reste des warmen Lichtes kann man im oberen Teil des Fotos sehen. Der Brunnen liegt bereits im Schatten und deshalb ist die Zeichnung ziemlich weich.
Canon EOS 5D Mark II, 70-200/2.8, 1/125 s, f/4.0, ISO 100, Brennweite 135 mm

Falls hingegen nicht genug Licht vorhanden ist, dann müssen Sie die Belichtungszeit verlängern, die Blende mehr öffnen oder den ISO Wert erhöhen. Außerdem kann man auch eine künstliche Lichtquelle verwenden, um die gewünschten Belichtungswerte zu erreichen.

Sie können auch die Lichtintensität steuern, indem Sie die Entfernung der Lichtquelle zur Szenerie verändern.

Farbe des Lichts

Jede Lichtquelle hat eine andere Farbe. Der Fachausdruck ist hierfür die Farbtemperatur, die in Kelvin gemessen wird. Die Farbtemperatur hat zudem einen entscheidenden Einfluss auf die gesamte Atmosphäre der Szenerie.

In der digitalen Fotografie haben Sie Möglichkeit, die Farbverschiebungen durch den Weißabgleich zu kompensieren.

Ein klassisches Motiv. In der ersten Linie hat mich die Farbatmosphäre beeindruckt. Und dies obwohl die übertriebene Farbsättigung am Bildschirm kitschig wirkt. Beim Druck sehen die Farben jedoch optimal aus.
Canon EOS 7D, EF-S 15-85/3.5-5.6 IS USM, 6 s, f/5.6, ISO 100, Brennweite 31 mm (Umrechnung 50 mm)

Qualität des Lichts

In Bezug auf die Qualität des Lichts unterscheiden wir zwischen weichem Licht, welches weiche Schatten wirft und hartem Licht, welches harte Schatten wirft.

Bei Porträts eignet sich vor allem weiches Licht, weil die Schatten sehr sanft wirken. Bei Architekturaufnahmen wird hingegen hartes Licht bevorzugt, weil hierdurch das Gebäude hervorgehoben wird.

Die Qualität des Lichts richtet sich nach der Größe der Lichtquelle gegenüber dem Objekt. Wenn die Fläche der Lichtquelle größer als das Fotoobjekt ist, dann erhält man weiches Licht. Im umgekehrten Fall erhalten wir hartes Licht.

Die Qualität und Farbe des Abendlichts vor dem Sonnenuntergang eignet sich für viele fotografische Genres. Warme Farben sind für den Betrachter interessant. Canon EOS 7D, EF-S 15-85/3.5-5.6 IS USM, 1/10 s, f/16, ISO 100, Brennweite 29 mm (Umrechnung 46 mm)

Dies kann anhand normalem Lichts leicht veranschaulichen. Die Sonne ist zwar riesig, aber sehr weit von der Erde entfernt. Hierdurch wird der Schein erweckt, dass Sie im Vergleich mit anderen Objekten auf der Erde, ziemlich klein als Lichtquelle ausfällt.

Falls Sie um die Mittagszeit bei klarem Himmel fotografieren, dann wirft die Sonne harte und scharfe Schatten. Unter diesen Bedingungen ist es fast unmöglich, hochwertige Porträtaufnahmen zu machen. Falls der Himmel jedoch bewölkt ist, dann fungieren die Wolken wie eine Lichtquelle. Diese sind im Vergleich mit anderen Objekten sehr groß und daher wirkt das Licht weich. Diese Bedingung ist optimal für Porträts.

Richtung des Lichts

Die Platzierung der Lichtquelle innerhalb einer Szene bestimmt die Richtung der Schatten und ist somit eine sehr wichtige Fertigkeit beim Fotografieren. Ferner ist ein Foto ein zweidimensionales Medium, welches die dreidimensionale Welt aufnimmt. Hilfreich für die räumliche Wirkung sind hier insbesondere Schatten auf Bildern.

Wenn Sie also die Frontalbeleuchtung (die Lichtquelle liegt hinter Ihnen) verwenden, dann erhalten Sie ein flaches Bild ohne räumliche Wirkung. Die Schatten liegen nämlich hinter dem fotografierten Objekt. Diese Art von Beleuchtung kann man bei der Reproduktion verwenden, aber nicht für bildnerische Aufnahmen. Je mehr Sie die Lichtquelle seitlich vom Fotoobjekt sowie der Kamera platzieren, desto längere Schatten erhalten Sie.

Das Morgenlicht (direktes Sonnenlicht) ist absolut entscheidend für dieses Architekturbild. Hätte ich die Aufnahme ohne zeichnendes Licht gemacht, dann würde das Objekt mit dem Rest des Bildes verschmelzen und nur eine große weiße Fläche bilden.
Canon EOS 7D Mark II, 70-200/2.8, 1/1000 s, f/8.0, ISO 100, Brennweite 70 mm (Umrechnung 112 mm)

Das Fotografieren mit Gegenlicht gehört zu den schwierigsten Disziplinen innerhalb des Fotografierens. Die Anforderungen sind sehr hoch und gelten nicht nur für das verwendete Objektiv, sondern auch für die Technik des Fotografierens. Beim Fotografieren mit Gegenlicht kann es zu vielen Bildfehlern kommen. Falls Sie jedoch die Technik beherrschen, werden Sie mit den schönsten und lichtreichesten Fotos belohnt. Im Gegenlicht werden sie auch transparente Objekte fotografieren müssen. Diese reflektieren nicht das Licht nicht, und dies ist die einzige Möglichkeit, sie hochwertig darzustellen.

Lichtquellen

In den vorigen Zeilen haben wir über die Eigenschaften des Lichts gesprochen. Und gerade diese Eigenschaften sind vom jeweiligen Typ der Lichtquelle und der Lage gegenüber dem Fotoobjekt abhängig. Alle oben genannten Eigenschaften des Lichts können durch eine ganze Menge an Hilfsmitteln beeinflusst werden.

Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Lichtquellen – natürliches und künstliches Licht.

Natürliches Licht

Der Begriff natürliches Licht bezieht sich meist auf das Licht der Sonne oder des Mondes. Einige Fotografen betrachten jedes Licht, das man nicht beeinflussen kann, als natürliches Licht. Solches Licht finden Sie vor allem in den Städten – die Beleuchtung von historischen Gebäuden, die Straßenbeleuchtung und Ähnlichem.

Bei Aufnahmen unter natürlichen Lichtbedingungen haben Sie deutlich weniger Einflussmöglichkeiten als bei künstlichem Licht. Dennoch gibt es eine Menge von Hilfsmitteln und Techniken. Mehr hierüber erfahren Sie in weiteren Artikeln.

Dieses Porträt habe ich zur gleichen Zeit wie das vorige Foto gemacht, jedoch nur ein paar Meter weiter entfernt. Durch die Platzierung des Mannes in den offenen Schatten habe ich weiches Licht gewonnen, welches sich perfekt für Porträts eignet. Das gerichtete Licht wurde zudem vom Boden reflektiert, wodurch die Person nicht im Dunkeln steht, sondern schön hervorgehoben wird.
Canon EOS 7D Mark II, 70-200/2.8, 1/125 s, f/4.0, ISO 100, Brennweite 70 mm (Umrechnung 112 mm)

Kunstlicht

Künstliche Lichtquellen haben Sie völlig unter Ihrer Kontrolle. Sie können die Farbe des Lichts mithilfe der verwendeten Glühbirne oder den Farbfiltern ändern. Ebenso können Sie die Intensität (Einstellung der Leistung sowie der Entfernung von der fotografierten Szene) beeinflussen. Darüber hinaus können Sie auch die Richtung sowie die Qualität (Verwendung eines Reflektors für hartes Licht oder einer großen Softbox für weiches Licht) bestimmen.

Beherrschen Sie das Licht

Lernen Sie, Licht zu sehen und zu beherrschen – sowohl das natürlich als auch das künstliche Licht. Nur so können Sie wunderschöne Aufnahmen machen, die nicht nur eine Dokumentation der Realität sein sollen.

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AutorJan Zeman

Ich befasse mich seit 1996 mit der digitalen Fotobearbeitung. Mit der Fotografie habe ich 2006 angefangen und mich seitdem allmählich in Richtung Fotografie als Hauptgebiet meiner Tätigkeit bewegt. Beruflich beschäftige ich mich mit Porträtfotografie (http://portretyzeman.cz), Architekturfotografie, Stadtlandschaft sowie Produkt- und Werbefotografie. Einen Querschnitt meiner Arbeit finden Sie auf der Website http://janzemanphotography.com und weitere Artikel und Fotos im Blog http://janz.cz.

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