Landschaftsaufnahmen mit dem Teleobjektiv
Bei den Streifzügen durch die Natur müssen Sie nicht nur Weitwinkelobjektive nutzen. Es gibt nämlich auch viele Gelegenheiten, wo Sie mit einem Teleobjektiv sehr tolle Landschaftsaufnahmen machen können.
Streng genommen gibt es keine genaue Definition, in welchem Brennweitenbereich sich lange Brennweiten befinden. Bei der unteren Grenze treffen Sie auf Werte zwischen 65 bis 100 mm (umgerechnet auf Full frame). Objektive, die über solche Brennweiten verfügen, werden Teleobjektive (engl. telephoto lens) genannt.
Bei Objektiven mit Brennweiten ab 300 mm und höher, hat sich der Begriff Superteleobjektiv (super telephoto lens) etabliert. Die anderen Objektive, die unter diesem Bereich liegen, werden manchmal als Mittelteleobjektiv (medium telephoto lens) bezeichnet.
Auswahl der Details
Die Pointe bei Teleobjektiven ist, dass man bei Landschaftsaufnahmen einen kleinen Ausschnitt der Szene auswählen kann. Auch wenn es sich für unser Auge nur um ein Detail handelt, gewinnt die Aufnahme an Monumentalität, wenn man sie vergrößert.
Die nachfolgende Serie von Fotos zeigt diese Vergrößerung.
Die zweite Aufnahme zeigt die ganze Szene. Wie Sie sehen können, handelte es sich vorher um einen wirklich kleinen Ausschnitt der Gesamtszene:
Beliebt sind auch Berge, die in der Entfernung verschwinden:
Die Aufnahme war erneut nur ein kleiner Ausschnitt der Umgebung. Bei der Wanderung übersieht man schnell solche Details:
Wie es bei Teleobjektiven üblich ist, können wir auch die sog. Perspektive Kompression erkennen – hierdurch sieht es so aus, als ob die Berge sehr nah beieinander sind, obwohl sie in Wirklichkeit mehrere Kilometer voneinander entfernt sein können.
Lassen Sie störende Elemente aus
Fotos sind eindrucksvoller, wenn Sie über die Komposition nachdenken und alle störenden Elemente auslassen. Den Unterschied kann man in den folgenden zwei Aufnahmen sehen.
Beide Aufnahmen wurden mit einem 300 mm Objektiv gemacht, aber das zweite Bild wurde zugeschnitten. Die Kapelle erweckt den Eindruck, dass sie sich innerhalb von endlosen grünen Feldern befindet. Und dies nur, weil der Betrachter nicht den Rest der Umgebung, wie z. B. störende Wege, Büsche und Wälder sieht.
Auch wenn es sich um weit entfernte Objekte handelt, beeinflussen wir die Komposition mithilfe der Änderung unserer Position. Im Bild weiter untern sieht man eine alternative Ansicht des gleichen Ortes– ca. 300 m weiter entfernt von der ursprünglichen Stelle (die Kapelle ist etwa 600 m und der Wald weitere 700 m dahinter entfernt).
Diese Komposition ist nicht schlecht, aber den Wald werden wir mit einem einfachen Zuschnitt nicht Weiteres los. Daher sollte man sich auch über die Stelle, von wo aus man fotografiert, Gedanken machen.
Mit oder ohne Himmel?
Wie man auf den vorherigen Aufnahmen erkennen konnte, kann man den Himmel fotografien oder auch auslassen. Mit einem Weitwinkelobjektiv ist es jedoch ziemlich schwierig, ihn gänzlich auszulassen, falls man nicht gerade im Wald auf kurze Entfernung fotografiert.
Bei Aufnahmen mit dem Teleobjektiv hingegen, sind Ausschnitte ohne den Himmel ohne Probleme möglich. Ferner ist es ein gutes Training für das Fotografieren von Linien sowie weiteren mehr oder weniger geometrischen Formen.
Tolle Bilder entstehen schon alleine aufgrund der Landschaft in Verbindung mit der Sonne, wie man beispielsweise in der folgenden Aufnahme sehen kann:
Spuren des Menschen
Oberleitungsmasten oder andere Masten sollte man bei Landschaftsaufnahmen i. d. R. meiden. Manchmal sind sie jedoch ein tolles ergänzendes Element. Falls Sie eine Möglichkeit finden, wie Sie die Masten in die Bildkomposition miteinschließen können, dann tun Sie es am besten.
Falls Sie rein „technische“ Landschaftsaufnahmen locken, dann können Sie diesen Weg einschlagen.
Wenn Sie jedoch lieber Aufnahmen außerhalb der Stadt mögen, dann kann man auch große Bauten des Menschen, wie z. B. Burgen oder Burgruinen fotografieren. Auch hier können Sie einen Hintergrund Ihrer Wahl nutzen. Ich empfehle Ihnen, die Applikation Google Earth zu nutzen, damit Sie eine bessere Vorstellung davon haben, was sich auf der anderen Seite des Aufnahmeortes befindet.
Mit dem Teleobjektiv Tiere erfassen
Falls Sie bereits ein Teleobjektiv eingepackt haben, dann lohnt es sich, auch nach Wildtieren Ausschau zu halten, die durch die Landschaften streifen oder welche Sie gerade erschreckt haben.
Die Tiere bemerken Sie bereits vom nächstgelegenen Hügel und daher bleiben Ihnen nur wenige Sekunden Reaktionszeit übrig. Daher lohnt es sich, wenn Sie mehrere Aufnahmen machen. Daheim können Sie anschließend die besten Bilder heraussuchen. Manchmal können Sie auch die Bewegungen der Tiere vorausahnen und den Fokus bereits im Vorfeld auf die entsprechende Stelle richten.
Vögel und andere fliegende Tiere hingegen sind ein Bildelement, bei denen man nur teilweise abschätzen kann, in welche Richtung sie fliegen werden. Aber auch hier können sie die Aufnahme beträchtlich bereichern und die Geduld zahlt sich hierbei manchmal aus. Das nächste Bild zeigt die verlassene Kirche des Sankt Leonhard auf einer Insel inmitten des Sees Nové Mlýny. Die richtige Perspektive von der richtigen Aufnahmestelle in Verbindung mit ein bisschen Geduld (ca. 10 Minuten) hat dazu beigetragen, dass ich sowohl die Enten auf dem See sowie in der Luft erfassen konnte.
Möchten Sie Landschaftsaufnahmen machen? Dann packen Sie auch ein Teleobjektiv ein!
Jedes Mal, wenn ich in die Natur gehe, nehme ich ein Ultraweitwinkel- sowie ein Teleobjektiv mit. Beide haben hierbei ihre Daseinsberechtigung. Im Gegensatz zum Weitwinkelobjektiv benötigt man bei einem Teleobjektiv nicht rundum eine perfekte Umgebung. Es reicht schon aus, damit wenigstens ein bestimmter Bereich interessant und toll aussieht.
Die Arbeit mit einer langen Brennweite zwingt einen auch dazu, sich Gedanken über die Komposition zu machen. Als Ergebnis erhalten Sie atemberaubende Aufnahmen. Insbesondere dann, wenn Sie sich auf einem Aussichtsturm oder einem anderen hoch gelegenen Ort befinden. Sie müssen nur nach den passenden Details in der Umgebung suchen, über die Sie sich auch daheim freuen können.
jens
Hallo, guter Artikel.
Mein Ansatz ist eine Festbrennweite für die Landschaft:
ABS-C 50mm / HP Steinbruch bzw. 75mm / HP Frühling.
Ich finde eine Fotoreihe mit nur einer Festbrennweite viel schöner.
Schöne Grüße aus dem Schwarzwald Jens.
https://www.my-stories.eu/galerie/samyang-75mm-f1-8-x