Gekonnte Anwendung der Fokusmethoden
Präzises und schnelles Fokussieren selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen – dies ist eines der Vorteile digitaler Spiegelreflexkameras. Ferner bieten Sie Fotografen noch verschiedene Fokusmethoden an, die das Fotografieren von statischen sowie dynamischen Objekten erleichtert. Sich hier auszukennen, kann auf den ersten Blick sehr schwierig erscheinen, aber wir bringen Licht ins Dunkle.
Neben dem manuellen Fokus gibt es bei digitalen Spiegelreflexkameras auch noch verschiedene Auto-Fokusmethoden:
- Einzelautofokus
- Kontinuierlicher/nachführender Autofokus
- Autofokus-Automatik bzw. intelligenter Autofokus
Einzelautofokus, One Shot oder AF-S
Zur grundlegenden Autofokusmethode gehört der Einzelautofokus. Bei der Canon finden Sie ihn unter der Bezeichnung One Shot und bei Nikon unter AF-S.
Er funktioniert so, dass Sie den Auslöser halb durchdrücken und hierdurch die Spiegelreflexkamera fokussiert (ein Fokusfeld oder eine ganze Gruppe von AF Feldern). Diese Fokussierung fixiert und misst gleichzeitig auch die Belichtung. Sobald Sie den Auslöser dann vollständig durchdrücken, wird eine Aufnahme erstellt.
Diese Fokusmethode eignet sich insbesondere bei Aufnahmen statischer Motive. Sie können hierbei auch die Focus and Recompose-Technik (FRT) anwenden. Hierbei stellen Sie den Fokus auf das mittlere Fokusfeld – dieses ist nämlich i. d. R. am schärfsten. Danach fokussieren Sie mit halb durchgedrücktem Auslöser und anschließend schwenken Sie zu der Stelle, die Sie fotografieren möchten und drücken den Auslöser jetzt durch.
Die FRT eignet sich jedoch nicht besonders gut bei Szenen mit schwierigen Lichtverhältnissen. Der Belichtungsmesser Ihrer Fotokamera wird in diesem Fall nicht korrekt messen.
Diese Technik ist auch problematisch, wenn Sie abblenden. Hier ist die Schärfentiefe so gering, dass sich beim Schwenken der Schärfelevel verschiebt und das fokussierte Objekt so außerhalb des Schärfetiefepunktes liegt. Gerade bei sehr nahen Objekten werden Sie dieses Problem feststellen.
Versuchen Sie in diesem Fall ein anderes Fokusfeld zu wählen. Die Anzahl der Fokusfelder variiert je nach Kameramodell. Je hochwertiger die Fotokamera ist, desto mehr Fokusfelder werden Ihnen angeboten. So vermeiden Sie die eben genannten Probleme ganz einfach.
Kontinuierlicher Autofokus, Al Servo oder AF-C
Bei dynamischen Objekten wird das Fotografieren im Einzelautofokus problematisch. Insbesondere dann, wenn sich das Objekt zu Ihnen bzw. von Ihnen bewegt. Bevor Sie es schaffen zu fokussieren und umzukomponieren, befindet sich das Objekt schon längst außerhalb der Fokusfelder und das Bild ist hierdurch nicht richtig scharf.
Eine klassische Technik ist, dass Sie auf die Stelle fokussieren, an der Sie das dynamische Objekt erwarten. Sobald sich das Objekt an der erwarteten Stelle befindet, drücken Sie den Auslöser.
Aber nicht immer gelingt es einem, richtig abzuschätzen, wohin sich das Objekt hinbewegen wird. In solchen Fällen ist der kontinuierliche Autofokus geeignet, der bei Canon als Al Servo und bei Nikon als AF-C bezeichnet wird.
Sobald Sie den Auslöser halb durchdrücken, beginnt die Kamera kontinuierlich auf das Objekt in einem der Fokusfelder (bzw. einer Gruppe von Fokuspunkten) zu fokussieren. Dieser Prozess wird solange fortgeführt, bis Sie den Auslöser ganz durchdrücken. Hierdurch ist es auch viel wahrscheinlicher, dass Sie ein bewegliches Objekt erfassen. Wie bereits erwähnt, eignet sich diese Fokusmethode bei sich schnell bewegenden Objekte, wie z. B. herumhüpfenden Kindern.
Autofokus-Automatik, Al Focus oder AF-A
Die Kombination aus den vorher genannten Fokusmethoden ist das intelligente bzw. die Autofokus-Automatik – bei Canon ist diese Fokusmethode unter der Bezeichnung Al Focus und bei Nikon unter AF-A zu finden. Die Fotokamera wertet in diesem Fall die Szene aus und entscheidet anschließend, welche Fokusmethode geeignet ist.
Wenn Sie also auf ein statisches Objekt fokussieren, dann verwendet die Kamera den Einzelautofokus (One Shot bzw. AF-S). Sobald sich das Objekt jedoch zu bewegen beginnt, dann wird zum kontinuierlichen Autofokus (Al Servo und AF-C) gewechselt.
Die intelligente Autofokusmethode eignet sich daher insbesondere für das Fotografieren von Sportereignissen sowie Kindern. Für andere Genres eignet es sich besser jeweils die hierfür spezifische Fokusmethode (AF-S für statische und AF-C für dynamische Objekte) anzuwenden.
Manueller Fokus
Der manuelle Fokus eignet sich vor allem für statische Szenen, die man mithilfe eines Stativs fotografiert. Deaktivieren Sie in diesem Fall den Autofokus direkt am Objektiv. Hier finden Sie auch den Fokusring, mit dem Sie manuell fokussieren.
Ferner sind Sie bei dieser Fokusmethode nicht auf die Fokusfelder beschränkt, die Ihre Fotokamera anbietet und Sie müssen auch nicht mit dem Umkomponieren der Szene arbeiten. Den manuellen Fokus werden Sie daher besonders bei Landschafts-, Architektur-, Stillleben- und Makroaufnahmen wertschätzen.
Der manuelle Fokus eignet sich auch in Kombination mit dem Live-View Modus, bei dem Sie die zu fotografierende Szene immer anhand des Displays Ihrer Kamera beurteilen können. So können Sie bei Canon beispielsweise die Vorschau bis auf das Zehnfache vergrößern. Hiermit sind Sie wiederum in der Lage, wirklich präzise zu fokussieren.
Fokussieren mit dem Back Button Focus
Manche Fotokameras bieten auch die Möglichkeit an, dass man das Fokussieren vom Auslöser auf einen Knopf (Button) rechts auf der Rückseite des Fotoapparats umstellt.
Es genügt schon, wenn Sie auf das ausgewählte Objekt fokussieren und auf den Auslöser drücken, ohne dabei den Auslöser halb durchdrücken zu müssen. Beim kontinuierlichen Autofokus halten Sie die Taste mit dem Daumen gedrückt und drücken anschließend den Auslöser, sobald Sie eine Aufnahme machen möchten. Sobald Sie sich an diese Technik gewöhnt haben, werden Sie nie wieder die Auslöser-Taste zum Fokussieren verwenden wollen.
Zonenfokus
Beim Fotografieren werden Sie gewöhnlich mit nur einem aktiven Fokusfeld arbeiten. Wenn Sie jedoch ein sich sehr schnell bewegendes Motiv fotografieren möchten, dann werden Sie sehr schnell feststellen, dass es kaum möglich ist das aktive Fokusfeld über dem Objekt aufrechtzuhalten.
In einem solchen Fall können Sie mehrere Fokusfelder zu einer Zone gruppieren (zusammenhängende Fokusfelder). Am meisten wird die Aufteilung in drei Zonen verwendet: linkes, mittiges und rechtes Drittel des Bildes. Zur Fokussierung verwendet die Kamera dann alle Fokusfelder in der Zone. So kann man dem dynamischen Objekt viel leichter folgen.
Bei der Verwendung des Zonenfokus fokussiert die Kamera automatisch auf das nächstgelegne Objekt. Diese Technik eignet sich daher nicht für statische Aufnahmen, weil es schnell passieren kann, dass die Kamera anstatt auf das Hauptmotiv, auf ein Element im Vordergrund fokussiert.
Fokussieren im Live-View Modus
Diese Methode ist gegenüber den klassischen Fokusmethoden viel langsamer, ermöglicht jedoch eine präzisere Fokussierung. Sie sind nämlich nicht auf die Anzahl sowie die Position der Fokusfelder beschränkt. Gerade bei neueren Fotokameras mit einem Touch-Display ist diese Methode eine interessante Alternative zu den klassischen Autofokusmethoden. Allein schon deswegen, weil Sie mit dem Finger bestimmen können, wohin die Kamera fokussieren soll.
Probieren Sie die verschieden Fokusmethoden aus
In modernen Spiegelreflexkameras stehen Ihnen moderne Autofokussysteme zur Verfügung. Haben Sie daher keine Angst davor, die verschiedenen Modi auszuprobieren. Denn nur so bekommen Sie ein Gefühl dafür, welcher Modus sich für die jeweilige Situation eignet. Und so haben Sie im entscheidenden Moment schärfere Bilder.
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