Einrichten eines Fotostudios: So wählt man das richtige Licht
Vielleicht denken Sie darüber nach, in die Studiofotografie einzusteigen. Neben der Anmietung eines Studios besteht auch die Möglichkeit, ein größeres oder kleineres Studio selbst einzurichten, wobei eine der wichtigsten Entscheidungen die Beleuchtung ist. Und zwar nicht nur eine bestimmte Marke, sondern die Lichtart selbst. Es gibt nämlich mehr Möglichkeiten, als es scheint.
Ein Studio kann auf viele verschiedene Arten gestaltet werden. Jemand möchte ganze Familien fotografieren, ein anderer braucht nur einen kleinen, sauberen Raum für Produktfotografie, wieder ein anderer bevorzugt einen mit schönen Möbeln und Requisiten ausgestatteten Raum, um heimelig anmutende Schwangerschaftsfotos zu machen.
Natürlich spielen auch das Budget und weitere Kriterien eine Rolle, die die Auswahl maßgeblich beeinflussen können, beispielsweise wenn Sie beabsichtigen, auch Videos zu drehen.
Grundsätzlich haben Sie folgende Möglichkeiten:
- Studioblitze
- natürliches Licht
- Dauerlicht
- kleine Blitze
Jede hat ihre eigenen Stärken und Schwächen, die es wert sind, im Detail erforscht zu werden.
Studioblitze
Für das erste Kapitel habe ich mich für Blitzgeräte entschieden, weil dies die gängigsten Lichtarten sind, die man in üblichen Mietstudios findet. Damit setzen wir auch einen Maßstab, mit dessen Hilfe wir in späteren Kapiteln alles Weitere vergleichen werden.
Alle Geräte, die zu diesem Kapitel gehören, haben eine gemeinsame Idee: Es handelt sich um ein elektronisches Gehäuse, das sich elektrisch auflädt und beim Drücken des Auslösers einen intensiven Blitz aussendet. Es erzeugt das stärkste Licht von allen vorgestellten Optionen.
Die eigentlichen Lichteffekte sind jedoch erst nach der Aufnahme sichtbar, weshalb das Hauptlicht fast immer durch ein zweites Einstelllicht (LED oder Glühlampe) ergänzt wird. Dieses ist wesentlich schwächer und dient dem Fotografen nur zur Veranschaulichung.
Die Leistung der Entladung wird in Wattsekunden (Ws) angegeben. In gängigen Studios findet man Blitze mit Werten von 300 bis 600 Ws. Stärkeres Licht wird nicht nur bei hohen Blendenöffnungen benötigt, sondern auch bei der Verwendung mit Lichtmodifikatoren, insbesondere Softboxen. Das Licht scheint nicht direkt auf Ihr Ziel, sondern muss erst in der Softbox gestreut werden, was viel Energie kostet.
Es gibt noch viele andere Faktoren, die Sie je nach Ihren finanziellen Möglichkeiten berücksichtigen sollten:
- Anzahl der Lichter: Zwei sind ein vernünftiges Minimum, aber mit drei oder vier können Sie auch komplexere Beleuchtungssetups bewältigen.
- Auslösemethode von der Kamera aus: Heutzutage funktioniert alles per Funk, aber einige Leuchten haben einen eingebauten Empfänger und andere nicht. Integrierte Varianten ermöglichen es Ihnen oft, die Leistung aus der Ferne einzustellen, jedoch sind Sie durch das Auslösesystem des Herstellers eingeschränkt.
- Netz- oder Batteriebetrieb: Hier liegt die Entscheidung zwischen Preis, Handlichkeit, Gewicht und der Notwendigkeit, Kabel zu verwenden.
- Maximale Leistung: Mit mehr Leistung ist es kein Problem, gleichzeitig eine große Softbox und eine hohe Blende zu verwenden.
- Minimale Leistung: Vor allem billige Blitzgeräte lassen sich kaum dimmen, sodass es schwierig ist, das Licht nahe am Motiv zu haben oder mit f/1,4 zu fotografieren. Mit einigen Abstrichen kann das Einstelllicht selbst aber auch ohne Entladungslampe verwendet werden.
Weitere interessante Parameter sind die Ladezeit nach jedem Blitz, die Brenndauer der Lampe, die Farbtemperatur, das Gesamtgewicht und auch die Art des Bajonetts zum Anbringen von Zubehör. Einige Geräte ermöglichen eine automatische Leistungsermittlung durch TTL, aber hier bewegen wir uns schon in der Oberklasse und die meiste Zeit werden Sie diese Funktion ohnehin nicht nutzen.
Studioblitze sind eine solide Lösung, aber sobald man anfängt, bessere Funktionen zu verlangen, beginnt der Preis unangenehm zu steigen.
Blitzlicht hat auch Nachteile:
- Es ist für Videoaufnahmen unbrauchbar,
- es ist nicht einfach, mehrere Personen zu fotografieren,
- Erfahrung ist notwendig, da die Belichtung und die Einstellung der Lichtstärke manuell erfolgen muss. Die Kamera misst die Belichtung nicht, da das Licht auf dem Foto anders ist als direkt davor.
Diese Probleme Fallen zwar weg, wenn man die Hauptlampe ignoriert und ein Einstelllicht zur Beleuchtung verwendet, aber in diesem Fall erhält man nur ein einfaches Dauerlicht mit geringer Intensität. Eine leistungsstarke fotografische Leuchtstofflampe wäre eine bessere Lösung für viel weniger Geld.
Natürliches Licht
Das Fensterlicht ist fast das Gegenteil der Blitze aus dem vorherigen Kapitel. Es kann sowohl für Fotos als auch für Videos eingesetzt werden. Außerdem misst die Kamera die Belichtung, sodass Sie sich nicht um die technischen Details kümmern müssen.
Sie werden nicht so viel Kontrolle über das Licht haben wie bei „echten“ Studiolampen, was aber nicht unbedingt von Nachteil sein muss. Wenn Sie sich beispielsweise auf Tabletop/Flat Lay-Fotografie (auf einem Tisch senkrecht von oben) spezialisiert haben, stellen Sie den Tisch einfach in die Nähe des Fensters und arrangieren die Dinge in der von Ihnen gewünschten Richtung.
Sie müssen aber nicht nur kleine Szenen fotografieren. Auch manche kommerziellen Studios haben eine Reihe von interessanten Ecken und Winkeln eingerichtet, die zum Beispiel an ein Schloss erinnern, und das Model sich perfekt einfügt, wenn das Licht von außen kommt oder Lampen und Kronleuchter eingeschaltet sind.
In einer solchen Umgebung ist der Einsatz von Studioleuchten nicht ausgeschlossen, aber auch nicht notwendig.
Bei natürlichem Licht werden Sie an Grenzen stoßen, wenn Sie die Lichtquelle präzise einstellen, deren Intensität anpassen oder das Motiv von mehreren Seiten beleuchten wollen. Mithilfe von Faltreflektoren ist dies zwar teilweise möglich, aber mit anderen Beleuchtungsarten bei weitem nicht vergleichbar.
Dauerlicht
Hier bewegen wir uns irgendwo zwischen natürlichem Licht und Studioblitzen. In dieser Kategorie finden Sie verschiedene Lösungen, sei es ein Gerät, das einem Studiolicht ähnelt, nur mit einer leistungsstarken LED anstelle einer Entladungslampe, oder einfach eine oder mehrere Glühbirnen in einer speziellen Halterung, mit der ein Fotoschirm oder eine Softbox verwendet werden kann. Vor allem die Glühbirnenoption ist sehr preiswert. Im Handel finden Sie diese Leuchten unter der Bezeichnung Daylight.
Gemeinsam ist ihnen, dass es sich um fotografisches Zubehör mit relativ genauen Farbeinstellungen und Farbwiedergabe (CRI-Index – je höher, desto besser) handelt. Es ist riskant, eine normale Haushaltsbirne zu verwenden, da sie die Farben im Bild erheblich beeinträchtigt.
Alle Lösungen bieten eine Flexibilität, die beinahe mit Blitzgeräten vergleichbar ist, und Sie können sie nach Belieben im Raum positionieren.
Leider haben sie eine geringe Leistung, die hier in Watt angegeben wird. Zur Veranschaulichung nehmen wir an, wir vergleichen einen 300-Watt-Fotoblitz mit einem Dauerlicht, bei dem der Hersteller eine Ausgangsleistung von beeindruckenden 2.000 Watt angibt (zum Glück ist der Verbrauch in der Regel viel niedriger). Dann gibt diese Glühbirne oder LED in 1 Sekunde 2 000 W Energie ab. Aber ein Blitzlicht gibt seine 300 Ws in 1/200 Sekunden ab. Wenn wir also die gleiche Belichtungszeit bei einem Dauerlicht einsetzen, entspricht das ungefähr einem Blitz von (2.000 W) * (1/200 sec) = 10 Ws. Dies ist ein ungefährer Vergleich, da ich die verschiedenen Verluste nicht berücksichtige.
Sie müssen also eine längere Belichtungszeit oder eine höhere ISO-Empfindlichkeit einstellen. In dem Moment spielt jedoch auch die Umgebungsbeleuchtung eine Rolle, weshalb der Raum abgedunkelt sein sollte.
Bei der Aufnahme von Standbildern spielt all dies möglicherweise keine Rolle. Eine Kamera auf einem Stativ kann sogar lange Belichtungszeiten bewältigen, sodass die Ergebnisse qualitativ kompromisslos sind. Beim Fotografieren von Menschen und insbesondere von größeren Gruppen, wenn Sie einen größeren Raum ausleuchten müssen, könnte Sie die Leistung allerdings einschränken.
Kleine Fotoblitze
Kleine „Speedlight“-Blitze wurden ursprünglich nur für den Aufsteckschuh an der Kamera entwickelt, wurden aber nach und nach kabellos gesteuert und können heutzutage überall aufgestellt werden.
Es ist eine Lösung mit erheblichen Vor- und Nachteilen. Da das Gerät relativ klein ist und mit Batterien betrieben wird, kann es nicht nur in der Softbox, sondern auch überall sonst versteckt werden, ohne dass man sich um das Kabel kümmern muss. Außerdem ist es sehr handlich, sodass Sie, wenn Sie das Studio verlassen, die vier zusätzlichen Blitze einfach in die Tasche mit Ihren Objektiven packen können.
Eine weitere interessante Eigenschaft ist, dass es sich mit sogenannten Gelfiltern leicht einfärben lässt. Diese sind auch mit großen Blitzen kompatibel, aber dann reichen kleine Folien nicht aus, man muss mit größeren Folienblättern oder kreisförmigen Formen arbeiten, die direkt auf der Lichtabdeckung sitzen.
Obwohl die Blitze deutlich leistungsfähiger sind als Glühlampen, können sie sich dennoch nicht mit großen Fotoblitzen messen (die Standardblitzleistung von Canon 600EX und ähnlichen Geräten kann grob mit etwa 70 Ws verglichen werden). Bei niedrigen Blendenwerten ist das kein Problem und eher ein Vorteil, aber f/16 bei ISO 100 können Sie vergessen. Außerdem haben sie kein Einstelllicht, sodass man das Ergebnis nur erraten oder vorher eine Probeaufnahme machen muss. Das bedeutet auch, dass es keine Möglichkeit gibt, bei Videoaufnahmen zumindest improvisiert zu Leuchten.
Auch das Wechseln und Aufladen der AA-Batterien nach jeder zweiten Aufnahme ist nicht jedermanns Sache.
Die richtige Wahl
Wenn Sie noch unsicher sind, aber das Geld keine Rolle spielt, sind Studioblitze wahrscheinlich eine gute Wahl. Wenn Sie gerade erst anfangen im Studio zu experimentieren und so viel wie möglich sparen wollen, sind Fotolampen eine günstige Möglichkeit, ein Gefühl dafür zu bekommen. Alles hat aber seine Besonderheiten und die endgültige Entscheidung liegt bei Ihnen, je nach Ihren Vorlieben und Anforderungen.
Hier gibt es derzeit noch keine Kommentare.