Das Objektiv – der Maler von Fotos
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Auf dem Markt gibt es unzählig viele Objektivtypen. Dennoch gibt es kein Objektiv, das sich für absolut jeden Fotografen eignen würde. Dabei ist das Objektiv der wichtigste Bestandteil der Kamera – denn durch dieses wird das gesamte Foto gezeichnet.
Die wichtigste Kamerakomponente ist das Objektiv. Ihm verdanken Sie die Gestalt des gesamten Bildes. Das Objektiv – egal welcher Typ – konzentriert das Licht auf den Sensor (Chip oder Film), auf dem das finale Bild festgehalten wird.
In der Vergangenheit war das Kameragehäuse vor allem eine „Schachtel für den Film“. Die wichtigste Aufgabe kam deshalb der Objektivqualität (und der Auswahl des konkreten Filmtyps) zu. Dem ist heute nicht mehr so, da man das Sensormedium der Digitalkameras nicht austauschen kann. Deshalb kommt dem Kameragehäuse heute viel mehr Bedeutung zu, als früher.
NICHT NUR EIN OBJEKTIV
Sobald Sie sich mit der Fotografie länger beschäftigen, werden Sie schnell feststellen, welche Objektive bzw. welche weitere Ausrüstung Ihnen am besten liegt.
Dabei kommt es selbstverständlich auch auf das Fotogenre an, auf das Sie sich spezialisieren möchten. Anfangs wird Ihnen wohl ein Basiszoom ausreichen, später werden Sie sich wahrscheinlich ein weiteres, beispielsweise ein lichtstärkeres oder spezielleres Objektiv aussuchen. Solche werden wir in diesem Artikel noch behandeln.
Auf dem Markt findet man eine sehr große Anzahl an Objektiven. Sie kommen von verschiedenen Herstellern und verfügen über diverse Parameter, wie vor allem Brennweite, Lichtstärke und Fokussiersysteme.
Anhand dieser Parameter kann man die Objektive in verschiedene Gruppen unterteilen. Beispielsweise in feste Objektive und solche mit veränderbarer Brennweite, dem sog. Transfokator bzw. Zoomobjektiv, in Objektive mit oder ohne Stabilisatoren, mit Weitwinkel oder eher kleinem Aufnahmewinkel, spezielle Objektive für konkrete fotografische Disziplinen und Ähnliches.
Das Bajonett – damit das Objektiv auf Ihr Gehäuse passt
Jeder Hersteller von Spiegelreflexkameras oder spiegellosen Systemkameras verwendet ein eigenes System, um das Objektiv am Kameragehäuse zu befestigen. Deshalb kann man beispielsweise ein Objektiv der Marke Canon nicht auf eine Nikon Kamera befestigen usw.
Andererseits gibt es auch Hersteller, ddie gewissermaßen zusammenarbeiten, weshalb dann Objektive einer Marke auch uneingeschränkt für Konkurrenzkameras verwendet werden können. Es handelt sich dabei vor allem um das Formatkonzept 4/3 von Olympus und Panasonic.
Schließlich gibt es auf dem Markt auch Objektive mit verschiedenen Bajonetttypen (das ist der mechanische Teil, der der Befestigung des Objektivs an die Spiegelreflex oder Systemkamera dient). Diese Objektivmodelle können Sie mit exakt dem Objektivbajonett kaufen, welche Sie brauchen. Es handelt sich zum Beispiel um die Marken Sigma, Tamron oder Tokina.
LICHTSTÄRKE – EINER DER WICHTIGSTEN PARAMETER
Die Lichtstärke gibt an, welche Lichtmenge auf den Bildsensor (Film) fällt. Der Wert wird beim Objektiv hinter dem Buchstaben F angegeben. Ferner kann man aus diesem Wert ableiten, wie gut Sie trotz schlechter Lichtbedingungen (Dämmerung, Regen, geringer Szenenkontrast) mit der Schärfe und Schärfentiefe arbeiten können.
Objektive mit ausgezeichneter Lichtstärke (F2.8, F1.8, F1.4 etc.) sind meist teurer, als ihre „lichtschwächeren Geschwister“.
Während Besitzer von Spiegelreflexkameras und spiegellosen Systemkameras eine große Auswahl an Objektiven haben, besteht eine solche Möglichkeit für Kompaktkamerabesitzer nicht. Vor dem Kauf einer Kompaktkamera sollte man sich deshalb auch genau mit dem eingebauten Fixobjektiv beschäftigen, da man diese anschließend nicht mehr austauschen kann.
Ein Universalobjektiv mit toller Konstruktion, das sämtliche Brennweiten abdeckt und keine optischen Mängel aufweist, gibt es leider nicht. Genauso wenig wie es einen superschnellen Geländewagen mit geringem Verbrauch gibt.
FESTE VS. FLEXIBLE BRENNWEITEN
Der Hauptvorteil der Fixobjektive mit festem Brennpunkt ist die hohe Bildqualität. Diese Art von Objektiven weist seltener optische Mängel auf und die Objektive sind meist auch lichtstärker, als jene mit Zoom. Ein Nachteil ist natürlich der geringere Komfort.
Sie müssen sich nämlich entweder mehr bewegen oder die Objektive ständig wechseln, um den optimalen Aufnahmewinkel zu bekommen. Natürlich kann es auch passieren, dass Ihnen mal eine Aufnahme entgeht, da Sie im entscheidenden Moment nicht das passende Objektiv montiert haben. In Extremfällen verwenden Fotografen deshalb auch mehrere Gehäuse, um ständig Objektive mit verschiedenen Brennweiten parat zu haben.
Es bietet sich noch eine weitere Alternative an. Objektive mit verstellbarer Brennweiten, die aber auch ihre Nachteile haben. Ein grundlegender Nachteil ist zum einen die veränderliche und geringere Lichtstärke (das ist bei billigeren Modellen fast die Regel) sowie das größere Gewicht. Auf der anderen Seite benötigen Sie nicht mehrere Objektive. Im Angebot der Hersteller findet man auch Modelle, bei denen die Lichtstärke die Brennweite konstant bleibt. Es handelt sich dabei meist um Werte wie F2.8 oder F4. Diese Objektive sind jedoch meist deutlich teurer.
Gängigstes Objektiv
Das am häufigsten verwendete Objektiv in der gesamten Geschichte der Kinofilmfotografie ist das 50 mm Objektiv. Es wird vor allem deshalb so gern verwendet, da sein Aufnahmewinkel in etwa dem Blickwinkel des menschlichen Auges (ohne peripheres Sehen) entspricht. Diese Objektive sind außerdem relativ billig, lichtstark und ziemlich leicht zu bekommen.
OBJEKTIVTYPEN
Weitwinkelobjektive
Mit Weitwinkelobjektiven kann man breitere Szenen als mit dem 50 mm Objektiv erfassen (Äquivalent zum Kinofilm).
Die Brennweiten der Weitwinkelobjektive bewegen sich meist zwischen 14 bis 35 mm. Auf dem Markt findet man eine große Auswahl an festen und variablen Weitwinkelobjektiven.
Sie werden typischerweise für Großaufnahmen in der Landschaftsfotografie oder bei Reportagen verwendet.
Ein charakteristischer Mangel dieser Objektive ist die sphärische Bildaberration, bei breiten Brennweiten meistens die tonnenförmige Verzerrung – diese entsteht, wenn die Randbildlinien nicht gerade sind und an einen Tonnenumriss erinnern (daher die Bezeichnung).
Fisheye – Fischauge
Ein spezifisches Weitwinkelobjektiv ist das sog. Fischauge. Es hat eine sehr kurze Brennweite (von 8 bis 14 mm) und schafft es eine Szene beinahe aus einem 180° Winkel zu erfassen.
Das fertige Bild weist eine deutliche Tonnenform auf. Diese Bildverzerrung ist jedoch im Falle des Fischauges gewollt. Sie wird nicht wie bei den oben beschriebenen Objektiven korrigiert, sondern wird beibehalten, um den beabsichtigten Effekt zu erzielen.
Porträtobjektive
Zum Fotografieren von Porträts werden am häufigsten feste Objektive mit hoher Lichtstärke verwendet. Deren Standardbrennweite liegt zwischen 50 bis 130 mm. Bei diesen Brennweiten wird die Tonnenkrümmung nicht sichtbar.
Niemand will auf seinem Porträt wie eine Karikatur aussehen. Standardmäßig werden 50 mm Objektive für das Fotografieren von Ganzkörperaufnahmen und 85 mm Objektive für Gesichtsporträts verwendet. Mit diesen Objektiven kann man auch sehr gut die kleine Schärfentiefe ausnutzen, anhand derer man die porträtierte Person gut vom Hintergrund (der ansonsten störend wirken könnte) abheben kann.
Teleobjektive
Objektive mit längeren Brennweiten brauchen Sie vor allem dann, wenn Sie entfernte Objekte oder Gegenstände fotografieren möchten.
Am häufigsten verwendet man sie beim Fotografieren von Sport, wilden Tieren, Landschaftsdetails oder generell von Objekten, denen man sich aus diversen Gründen nicht annähern kann. Teleobjektive mit verstellbare Brennweite bewegen sich normalerweise zwischen 70 und 400 mm, dem längsten Zoomende.
Bei Bedarf kann man sogar feste Objektive mit einer Brennweite bis zu 1200 mm kaufen. Der Anschaffungspreis ist allerdings so hoch, dass man statt eines solchen Objektivs auch gleich ein neues Auto kaufen könnte. Die Lichtstärke bei Teleobjektiven liegt standardmäßig zwischen F2.8 und F5.6.
Ein mit einem Teleobjektiv aufgenommenes Bild hat seine Besonderheiten. Im Gegensatz zu Weitwinkelobjektiven, die die Entfernungen zwischen nahen und entfernten Objekten noch verdeutlichen, lässt das Teleobjektiv diese verschwinden. Man fotografiert zwar ein entfernteres Objekt, der Hintergrund erscheint dem Betrachter allerdings sehr nahe.
Makroobjektive
Um kleine Details zu fotografieren werden Makroobjektive genutzt, die auf ganz kleine Distanzen fokussieren können. Ihr wichtigster Parameter ist das Vergrößerungsverhältnis. Möchten Sie beispielsweise einen 1 cm großen Käfer fotografieren, gibt das Vergrößerungsverhältnis die Bildgröße des Käfers am Sensor (Film) wieder. Ist die maximale Vergrößerung im Verhältnis 1:1, wird der Käfer auf dem Sensor genau 1 cm groß sein.
In der Makrofotografie werden sehr hohe Blendenwerte verwendet, da die Schärfentiefe meist sehr gering ist und man sie für ein gut lesbares Foto erhöhen muss.
Reine Makroobjektive haben feste Brennweiten zwischen 50 und 150 mm. Außerdem verfügen sie über ausgezeichnete Zeichnungsleistungen, weshalb sie auch häufig für die Porträtfotografie herangezogen werden.
Tilt-und-Shift-Objektive
Eine weitere Besonderheit sind Tilt-und-Shift-Objektive, bei denen das vordere Objektivteil gekippt oder verschoben werden kann. Hierdurch kann man mit der fotografierten Szene kreativ arbeiten kann.
Sie werden in primär zum Fotografieren von Architektur verwendet, da sie eine Möglichkeit bieten, stürzende Linien zu korrigieren. Man kann Sie aber auch benutzen, um alltägliche Aufnahmen zu beleben. Sie können beispielsweise durch das Verschieben der Schärfentiefe nur einen Teilbereich des Fotos scharf lassen.
Das Labyrinth der Objektivbeschriftungen
Es existiert eine Reihe von Objektivherstellern und jeder verwendet seine eigenen, spezifischen Bezeichnungen der jeweiligen Kategorie – vermutlich bis auf die Brennweite und Blende unterscheiden sie sich querdurch die Markenpalette. Das kann für Anfänger sehr verwirrend sein, allerdings würde die Erklärung sämtlicher existierender Abkürzungen den Rahmen dieses Artikels deutlich sprengen.
Verwendet werden Abkürzungen wie L, ED, EX, IS, VR, APO, USM, HSM usw. Diese Abkürzungen spezifizieren die Konstruktion, die Linsenqualität oder das verwendete Zubehör, wie etwa den Typ des Fokussiermotors oder der Stabilisation.
Zum Beispiel wird die Königsklasse von Canon mit L bezeichnet (mit einem roten Streifen am Objektivumfang), bei Nikon verwendet man ED (mit goldenem Streifen), bei Sigma EX (auch mit goldenem Streifen).
Auch die Fokussiermotoren werden von jedem Hersteller anders bezeichnet. Canon verwendet die Abkürzung USM, Nikon AF-S, Sigma HSM.
Die Bildstabilisation finden Sie meist unter dem Kürzel IS oder VR.
DIE ZEIT WIRD ES ZEIGEN
Als Fotografiefan werden Sie im Laufe der Zeit Ihre Technik des Fotografierens perfektionieren. In dieser Zeit werden Sie nicht nur Ihre Technik verbessern, sondern auch ziemlich sicher die Möglichkeit haben, einige Objektive auszuprobieren.
Vergessen Sie dabei jedoch nicht, dass das Foto vor allem vom Fotografen abhängig ist. Die Idee und Anforderungen an ein Foto bestimmen nämlich nur Sie selbst. Nicht einmal die hochwertigste Kamera mit dem besten Objektiv wird für Sie einen geeigneten Aufnahmemoment oder Blickwinkel finden oder für Sie die perfekte Komposition zusammensetzen.
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