Cityscape: Städtische Landschaft
Im Laufe unseres Lebens besuchen wir viele Städte, und nehmen gerne Erinnerungsfotos mit nach Hause. Natürlich haben auch Detailaufnahmen ihre Berechtigung, aber in diesem Artikel wollen wir uns darauf konzentrieren, das majestätische Aussehen der Stadt als Ganzes einzufangen und ihren Charakter widerzuspiegeln. Schließlich ist das jedes Mal anders.
Der Begriff Cityscape ist nicht ganz klar definiert. Manchmal wird der Begriff vor allem für Skyline-Ansichten verwendet, bei denen die Gebäude von weitem zu sehen sind und ihre Umrisse den Horizont bilden. Ein anderes Mal sind alle möglichen Stadtansichten zu sehen, einschließlich Nahaufnahmen, bei denen nur ein einziges Gebäude im Hintergrund aufragt.
Daher werde ich die Frage der Abgrenzung des Themas offen lassen und nur erwähnen, dass die Inspiration das Wort Landscape war, d.h. die Landschaft und ihre Fotografie, sodass analog dazu Cityscape die Auffassung der Bebauung ist, als ob man eine urbane Landschaft vor sich hätte. Wolkenkratzer sind von Menschenhand geschaffene Berge, anstelle von Bächen gibt es Straßen und so weiter.
Klassiker: Stadt von oben
Wie fotografiert man also Cityscapes? Am einfachsten ist es, wenn man sich in die Höhe begibt und die Stadt vor sich liegen hat.
Wenn Sie ein Rathaus, ein Schloss, eine Kirche oder ein anderes Gebäude mit einem hohen, für Touristen zugänglichen Aussichtspunkt finden, haben Sie gute Chancen, interessante Aufnahmen zu machen.
Manchmal reicht es auch schon, einen Hügel zu finden, der über den Dächern der umliegenden Häuser liegt.
Hier erlaubte mir die Nähe des Vordergrunds, der Aufnahme ein dynamisches Element hinzuzufügen – ein vorbeifahrendes Motorrad, auf das ich eine Weile warten musste. Für die Neugierigen unter Ihnen hier eine technische Anmerkung zur Bildkomposition: Während es im Allgemeinen empfohlen wird, vor einem sich bewegenden Motiv mehr Platz zu lassen, ist das Motorrad absichtlich weit rechts platziert, um den hellen Raum auszufüllen, in dem es keine Schatten gibt. Manchmal prallen zwei sich widersprechende kompositorische Vorgaben einfach aufeinander.
Die geografische Umgebung muss Sie jedoch nicht einschränken. Abgesehen von Drohnen, die in Städten nur schwer einsetzbar sind, gibt es auch andere Möglichkeiten, nach oben zu gelangen, auch wenn es langsam etwas exotisch wird. Das folgende Bild wurde zum Beispiel während einer Ballonfahrt aufgenommen.
Linien ausrichten oder nicht?
Ich denke, wir sind uns einig, dass es einen Horizont geben sollte, sonst würde die Aufnahme amateurhaft wirken. Und dem steht im Prinzip nichts entgegen: Entweder man vermeidet dieses Problem bereits bei der Aufnahme oder man bearbeitet es einfach später.
Viel komplizierter ist die Frage, ob die abfallenden Linien (vertikale Linien von Häusern), die automatisch durch die Perspektive entstehen, begradigt werden sollen.
Wenn Ihre Ansicht horizontal ausgerichtet ist, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, und die Kanten der Häuser werden perfekt vertikal sein. Je mehr Sie jedoch von einer geraden Ansicht abweichen und Ihre Aufnahme weit unter oder über den Horizont hinausgeht, desto mehr werden die Linien der Häuser zusammenlaufen. Eine Korrektur ist zwar möglich, aber der Preis dafür ist der Verlust der Bildränder, der so groß sein kann, dass sich die Korrektur nicht lohnt. Ich persönlich behandle daher die abfallenden Linien individuell von Bild zu Bild und lasse das Foto in vielen Fällen in seinem ursprünglichen Zustand.
Urbane Details
Bislang wurden alle Aufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv gemacht, aber das ist keine Voraussetzung. Auch mit einem Teleobjektiv erzielen Sie aufsehenerregende Ergebnisse.
Dies kann sich auf historische Gebäude beziehen, die Sie hervorheben möchten:
Oder auch nur ein anonymer Ort, der durch seine sich wiederholenden Elemente oder die Art und Weise, wie die Gebäude übereinander gestapelt sind, interessant ist. Das Teleobjektiv mit seiner so genannten perspektivischen Kompression verstärkt diesen Effekt noch.
Außerdem ist es sinnvoll, nach einer Aufnahme zu suchen, die gleichzeitig einen nahen und einen entfernten Ort einfängt, wobei das eine zur Verdeutlichung des anderen dient. Hier entfernen wir uns von der monumentalen Vorstellung des Themas Cityscape, sodass wir nach manchen Definitionen bereits über dieses Thema hinaus sind.
Abendliches Fotografieren
Wenn die Sonne untergeht, bekommt die Stadt eine ganz andere Atmosphäre. Wenn es also möglich ist, empfehle ich Ihnen, zur goldenen Stunde auf Fotosuche zu gehen, nämlich bei Sonnenuntergang oder eine Stunde vorher.
Wenn Sie einen Aussichtspunkt mit Eintritt für Ihr abendliches Fotoshooting nutzen wollen, ist das eine knifflige Angelegenheit, denn im Sommer kann der Sonnenuntergang schon gegen 21 Uhr sein, während die Kasse relativ „früh“ zwischen 18 und 20 Uhr schließt. Im Laufe der Monate geht die Sonne immer früher unter, nur die Öffnungszeiten werden in der Regel kürzer. Dennoch kann man auch im Laufe des Jahres Tage finden, an denen die Sonne innerhalb der Öffungszeiten untergeht (oder zumindest fast untergeht). Herbst und Winter sind in dieser Hinsicht die besseren Zeiten.
Hier gelten die Regeln und Tipps für Aufnahmen mit der Sonne im Bild. Vor allem die große Bandbreite an Lichtern und Schatten kann ein Problem darstellen. Wenn Ihre Kamera oder Ihr Handy also nicht über eine ausreichende Bandbreite verfügt und auch nicht in der Lage ist, mehrere Bilder selbständig zusammenzusetzen, müssen Sie zur HDR-Technik greifen und alles manuell machen. Dafür haben Sie mehr Kontrolle über das Ergebnis.
Die Stadt bei Nacht
Ein ganz neuer Blick auf die Stadt bietet sich bei Nacht, wenn die beleuchteten Straßen und Denkmäler auf Sie einstrahlen. Auch hier muss man zu einer Zeit ausgehen, zu der sich alle anderen zu Hause amüsieren, und einen Ort finden, der nach Einbruch der Dunkelheit zugänglich ist, dafür wird man aber mit Fotos belohnt, die einen ganz anderen Stil haben als andere.
Linien hinter Autos
Bei Einbruch der Dunkelheit stehen Ihnen weitere Aufnahmeoptionen zur Verfügung, die auf Langzeitbelichtungen basieren. Dies gilt insbesondere für Lichtspuren hinter Autos.
Auch hier lohnt es sich, eher die Herbst- und Wintermonate anzusteuern, wenn es früher dunkel wird, damit man den üblichen dichten Verkehr noch mitbekommt. Auf diese Weise müssen Sie nicht um Mitternacht auf das eine verspätete Auto warten, das in die von Ihnen ausgewählte Straße einbiegt. Aber wenn Sie das vorhaben, empfehle ich Ihnen, zumindest eine Hauptverkehrsstraße zu wählen, auf der es nachts mehr Verkehr gibt. Bilder wie dieses sind oft nicht das Ergebnis einer einzigen Belichtung, sondern einer Kombination aus vielen Aufnahmen.
Bei Schnee
Wenn es schneit, erhalten Sie einen zusätzlichen Bonus. In der frühen Nacht sind die Straßen wieder mit Lichtern beleuchtet, aber die Dächer sind nicht dunkel, sondern reflektieren dank des Schnees die Lichtreste des Himmels. Diese Situation ist schwer zu planen, es sei denn, Sie sind im Winter in den Bergen unterwegs, aber wenn Sie eine Gelegenheit erkennen, müssen Sie nur schnell reagieren, und schon haben Sie ein weiteres Bild für Ihre Sammlung.
Eine der vielen Aussichten auf die Stadt
Das Thema Cityscape ist zwar beeindruckend, aber nur Bilder von der Stadt als Ganzes zu haben, würde nach einer Weile langweilig werden. Vergessen Sie also nicht, Fotos von den Gebäuden und ihren Details zu machen. Wichtige Gebäude wie Kirchen und Schlösser eignen sich besonders gut, aber mit etwas Glück kann man auch in einer Seitenstraße ein unerwartetes künstlerisches Foto schießen.