Bessere Fotografie-Skills durch Fotoprojekte

Haben Sie sich irgendwelche fotografischen Neujahresvorsätze überlegt? Wie wäre es mit einem eigenen Fotoprojekt zu beginnen? Mithilfe von Fotoprojekten können Sie auf eine amüsante Art und Weise verschiedene fotografische Fähigkeiten entfalten. Darüber hinaus können Sie Dinge ausprobieren, die Sie sich schon lange vorgenommen haben. Und Sie können Ihrer Kreativität auf die Sprünge helfen, wenn Ihnen gerade die Inspiration fehlt.

Übung macht bekanntlich den Meister. Auch der bedeutende tschechische Fotograf Josef Koudelka hat von sich selbst behauptet: „Ich muss täglich mindestens drei Fotofilme voll fotografieren, um das Auge in Form zu halten, auch wenn das „Fotografieren“ nicht auf meinem Plan steht.“.

Fotoprojekte stellen eine tolle Gelegenheit dar, um an den eigenen Fotofähigkeiten zu arbeiten. Sie sichern sich auf diese Weise, eine stetige Zufuhr an Motiven, um so Ihr fotografisches Feingefühl und Einfallsreichtum zu erweitern.

Für eigene Fotoprojekte existieren praktisch keine festgeschriebenen Regeln. Alles hängt von Ihren eigenen Vorlieben ab. Inspirieren lassen können Sie sich auch bei bereits bewährten Musterbeispielen.

Wie geht man es an?

Damit Ihr Fotoprojekt ein Erfolg wird, sollten Sie sich im Voraus ein bestimmtes Thema überlegen und sich darüber im Klaren sein, wie lange es dauern sollte. Da jedes Projekt gewissermaßen eine Verpflichtung darstellt, ist es wichtig, dass Ihnen das Thema auch wirklich Spaß macht.

Fürchten Sie sich nicht vor Dingen, mit denen Sie keine Erfahrung haben. Betrachten Sie sie als Herausforderungen, anhand derer Sie wachsen können. Je nach Ausmaß und Aufwendigkeit des Themas bestimmen Sie Ihren Zeitplan. Manche Projekte können einen Monat dauern, mit manchen können Sie sich über ein Jahr beschäftigen, mit manchen nur ein Wochenende lang.

Ihr Projekt muss auch nicht nur in Ihrer Schublade oder Ihren PC-Ordnern enden. Denken Sie ab dem Projektstart gleich ans Ziel. Möchten Sie ein Fotobuch erstellen? Oder einen Kalender? Einen Doku-Ordner? Möchten Sie die Fotos irgendwo ausstellen oder jemandem schenken? Das Ziel wird Sie vorantreiben.

Und welches Projekt möchten Sie konkret starten? Schauen wir uns gemeinsam die Interessantesten an!

Projekt 365

Das Projekt 365 gehört zu den beliebtesten Fotoprojekten. Die Idee dahinter ist ein ganzes Jahr lang jeden Tag ein Foto in Ihr Projektalbum hinzuzufügen.

Oftmals dient als Motiv das eigene Autoporträt. Sie können aber auch auf kreative Art und Weise Ihren Morgen oder Abend, Ihren täglichen Blick aus dem Fenster oder alles Mögliche, das Sie täglich zur Hand haben, dokumentieren.

Es ist natürlich nicht gerade einfach, sich 365 Varianten zu einem Thema zu überlegen. Sie werden dabei aber auf jeden Fall Ihre Gehirnzellen in Fahrt bringen. Durch das tägliche Fotografieren werden Sie gezwungen, anders zu denken und zu überlegen.

Wäre Ihnen dennoch ein Foto täglich zu viel, können Sie eine vereinfachte Version des Projekts starten. Nehmen Sie sich hierzu 52 Fotos jährlich und somit ein Foto pro Woche vor. Sie müssen auch nicht am 1. Januar beginnen, denn jeder Zeitpunkt eignet sich.

Eine Aufnahme aus einem bislang unbenannten Projekt. Zusammen mit dem Titelfoto zeigt es den Morgen auf der Brücke Palackého in Prag, wo ich regelmäßig entlanglaufe.
Eine Aufnahme aus einem bislang unbenannten Projekt. Zusammen mit dem Titelfoto zeigt es den Morgen auf der Brücke Palackého in Prag, wo ich regelmäßig entlanglaufe.

100 strangers

Hinter dem Begriff „100 strangers“ versteckt sich ein weiteres sehr beliebtes Fotoprojekt. Es handelt sich um eine leicht abgeänderte Variante des Phänomens „Humans of …“, das vom Fotografen Brando Stanton durch sein Projekt Humans of New York gestartet wurde.

Ziel dieses Projekts ist 100 fremde Menschen anzusprechen, ein Porträt von ihnen zu machen und eine Information aus ihren Lebenserfahrungen zu erhalten. Es ist eine sehr gute Gelegenheit, gewisse Ängste vor dem Fotografieren von fremden Personen zu überwinden und auf diese Weise aus der eigenen Komfortzone zu herauszukommen. Beim Fotografieren von Personen ist die Kommunikation mit dem Menschen genauso wichtig, wie der visuelle Aspekt des Fotos, was Sie durch dieses Projekt gut üben können. Außerdem können Sie es als Chance ansehen, Leute aus Ihrer Umgebung kennenzulernen.

Katrin und ihre adoptierte Tochter Zoe. Die Aufnahme stammt aus einem Fotoworkshop mit dem Fotografen Roman Franc. Das Ziel war, während einer Zugfahrt von Brünn nach Prag und umgekehrt, Lebensgeschichten im Stil von Humans of... festzuhalten.
Katrin und ihre adoptierte Tochter Zoe. Die Aufnahme stammt aus einem Fotoworkshop mit dem Fotografen Roman Franc. Das Ziel war, während einer Zugfahrt von Brünn nach Prag und umgekehrt, Lebensgeschichten im Stil von Humans of… festzuhalten.

Ein Platz, unzählige Anblicke

Wenn Sie bei Ihrem Projekt, Menschen lieber meiden möchten, dann sollten Sie sich einen Ort suchen, dem Sie eine gewisse Zeit lang Ihre fotografische Aufmerksamkeit widmen werden. Aus diesem Projekt kann eine wunderschöne Bildserie entstehen, die die Veränderungen des Ortes im Laufe eines Jahres dokumentiert – wie etwa die Fotoserie eines Baumes, die das ganze Jahr über erstellt wurde.

Ein Baum, vier Jahreszeiten. Foto: Vít Kovalčík
Ein Baum, vier Jahreszeiten. Foto: Vít Kovalčík

Sie können aber auch versuchen, eine bestimmte Stelle Stück für Stück mit dem Objektiv zu entdecken. Wechseln Sie dabei zwischen Detail- und Gesamtansichten, kommen Sie zu unterschiedlichen Tageszeiten wieder. Sie werden selbst überrascht sein, wie viel Interessantes an einem Ort versteckt sein kann.

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Ein weiteres Projekt, in welchem ich Bilder aus dem Zugfenster der Zuglinie Railjet zwischen Brünn und Prag aufnehme.
Ein weiteres Projekt, in welchem ich Bilder aus dem Zugfenster der Zuglinie Railjet zwischen Brünn und Prag aufnehme.

Alphabet

Um ein freies Wochenende zu gestalten, eignen sich am besten kleinere Projekte, wie das Alphabet. Sie können zwei verschiedene Varianten ausprobieren. Die erste Idee besteht darin, Gegenstände zu finden, die mit den einzelnen Buchstaben des Alphabets beginnen. Das ist zwar einfach bei einem K oder L, aber bei Buchstaben wie Q oder X werden Sie ganz schön ins Grübeln kommen.

Die zweite Variante ist mehr ein visuelles Spiel. Die Aufgabe ist, Formen oder Kompositionen zu finden, die mit ihrer Gestalt an Buchstaben erinnern. Die Idee hinter dem Projekt besteht darin, Ihre Wahrnehmung so zu schärfen, dass Sie Dinge in Ihrem Umfeld wahrnehmen, die Sie sonst vielleicht nicht sehen würden.

Ein Objektiv, eine Kamera, ein Jahr

Fall Sie keine thematischen Präferenzen haben, können Sie ein technisch beschränktes Projekt angehen. In seinem Blog hat der Fotograf Mike Johnston ein Projektkonzept vorgeschlagen, wonach man ein ganzes Jahr lang nur mit einer Kamera und einem Objektiv fotografiert. Bekannt wurde das Projekt unter dem Namen OCOLOY. Die Dauer des Projekts können Sie natürlich selbst anpassen, es lohnt sich aber, wenn es mindestens einen Monat in Anspruch nimmt.

Ein ganz klarer Vorteil dieses Projektes ist, dass Sie alle Pros und Kontras Ihrer Ausrüstung perfekt kennenlernen, um sie zu Ihrem Vorteil zu nutzen. Des Weiteren üben Sie mit der gegebenen Brennweite zu arbeiten. Sie werden sich danach leichter vorstellen können, wie eine Szene aussehen wird und bevor Sie die Kamera in die Hand nehmen. Auch die Komposition wird Ihnen leichter fallen. Die Verwendung eines Brennpunktes wird Ihrer Arbeit eine gewisse Bildkonsistenz verleihen und wird Ihnen helfen, Ihre eigene fotografische Handschrift zu entwickeln.

Es ist sehr wichtig, sich mit der eigenen Technik vertraut zu machen, da Sie dann viel mehr Zeit haben über den Inhalt Ihrer Aufnahme nachzudenken.

Eine weitere morgendliche Serie der Brücke Palackého. Die Fotos entstanden im Laufe eines Monats, als ich mich entschieden habe, nur das Objektiv mit der Brennweite 24 mm zu verwenden.
Eine weitere morgendliche Serie der Brücke Palackého. Die Fotos entstanden im Laufe eines Monats, als ich mich entschieden habe, nur das Objektiv mit der Brennweite 24 mm zu verwenden.

Es ist ein Spiel

Es gibt unzählig viele Fotoprojekte. Sicherlich finden Sie im Netz viele weitere Ideen. Sie können sich entweder auf gewisse Farben oder Muster konzentrieren, oder einen Gegenstand aus so vielen verschieden Winkeln oder an verschiedenen Orten aufnehmen wie nur möglich. Des Weiteren kann man bestimmte Objekte, Türen, Fenster, Lampen, Radfahrer oder leere Straßen etc., variierend in diversen Umgebungen, festhalten.

Egal für welches Projekt Sie sich entscheiden, Sie werden lernen die Mannigfaltigkeit Ihres Umfelds zusammen mit den Möglichkeiten, die es Ihnen bietet, wahrzunehmen. Fotoprojekte sind auf jeden Fall ein geeignetes Mittel gegen Routine, Langeweile und Stereotype.

Reines Blau. Als weiteres Ziel kann man sich zum Beispiel auf nur eine Farbe konzentrieren.
Reines Blau. Als weiteres Ziel kann man sich zum Beispiel auf nur eine Farbe konzentrieren.

Keine Sorge, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorstellen, dann halten Sie sich vor Augen, dass es sich nur um ein Spiel handelt. Experimentieren, entdecken und haben Sie Spaß bei dem, was Sie tun. Es ist alles erlaubt. Teilen Sie Ihre Bilder auf sozialen Netzwerken, erstellen Sie für Ihr Projekt einen eigenen Blog und stecken Sie mit Ihrer Motivation auch andere an. So können Sie sich auch absichern, um nicht von Ihrem Projekt abzuspringen. Denn Ihr Publikum werden Sie sicherlich nicht enttäuschen wollen.

Haben Sie schon mal ein Fotoprojekt gemacht? Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen in den Kommentaren mit.

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Kommentare (1)

  1. Ich habe genau so ein Projekt vor einiger Zeit durchgezogen: Ein Park in meiner Nähe mindestens 1mal pro Monat fotografiert, allerdings immer von verschiedenen Punkten und verschiedene Objekte. Anschließend habe ich von jedem Monat 1 Fotos ausgesucht und damit einen Kalender der Jahreszeiten erstellt.

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