10 Tipps zur Unsichtbarkeit

Unsichtbar werden – das sollten nicht nur Superhelden, sondern auch alle guten Fotografen beherrschen. Denn Unauffälligkeit, Unsichtbarkeit für andere und Einklang mit der Umgebung – das sind Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Fotografie. Und zwar vor allem dann, wenn Sie sich auf Street Fotografie, Reportagen oder Veranstaltungen, Feste oder Hochzeiten spezialisieren.

Richtet man auf jemanden das Objektiv, wird diese Person üblicherweise aufmerksam. Sie zaubert ein Zahnpasta-Werbung Lachen hervor, richtet sich die Haare, zieht den Bauch ein und versucht sich einfach von ihrer schönsten Seite zu präsentieren. Somit verliert das Foto aber meist seine eigentliche Essenz – die Natürlichkeit. Im schlechteren Fall verdeckt sich der Fotografierte das Gesicht oder läuft ganz einfach davon. Um authentische Momente und echte Emotionen einfangen zu können, muss ein Fotograf lernen, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Und um das erzielen zu können haben wir für Sie ein paar Tipps.

1. Fingieren Sie ein anderes Objekt

Täuschen Sie bei der Szenenauswahl vor, dass Sie eigentlich etwas ganz Anderes als die beabsichtigte Person fotografieren. Tun Sie etwa so, als ob Sie statt eines Liebespaares den Brunnen dahinter fotografieren.

Somit wird sich die fotografierte Person nicht von Ihrer Kamera „bedroht“ fühlen und sich weiterhin ganz natürlich verhalten, da sie zufrieden annimmt, dass sie das Fotografieren nicht betrifft. Nützlich für solche Fotos sind jedenfalls Weitwinkelobjektive. Und Sie erzielen auf diese Art viel aufrichtigere Aufnahmen, als wenn Sie die betroffene Person um Erlaubnis bitten würden.

Diese Taktik scheitert manchmal allerdings daran, dass die gewünschte Person Ihnen gutgläubig aus dem Bild weichen möchte. Gegebenenfalls wird sie sich noch entschuldigen Ihnen das Foto vermasselt zu haben.

2. Seien Sie bereit

Glück ist kein Zufall. Sobald Sie ein aufnahmewertes Objekt erspähen, haben Sie keine Zeit mehr über Ihre ISO-, Verschlusszeit- oder Blendeneinstellungen nachzudenken und müssen nur noch den Auslöser drücken. Deshalb ist es von großem Vorteil, wenn Sie Ihre Kamera sehr gut kennen. Nachdem Sie zahlreiche Probeschüsse geknipst haben, sollten Sie jetzt nur mehr Paradefotos schießen.

Nehmen Sie sich aber vor automatischen Fokus- und Belichtungseinstellungen in Acht und stellen Sie lieber alles im Voraus manuell ein. Gewisse Mängel (etwa Unter- oder Überbelichtung) können Sie zwar anschließend im Zoner Photo Studio beheben, nicht alles kann aber gerettet werden. Ihre Kamera weiß nichts von der Dynamik der von Ihnen fotografierten Szene und kann durch eine falsche Fokussierung die gesamte Aufnahme verpatzen.

London Nikon D3100, Nikkor 35mm, 1/125 s, F5,6, ISO 250, Brennweite 35 mm
London
Nikon D3100, Nikkor 35mm, 1/125 s, F5,6, ISO 250, Brennweite 35 mm

3. Genieren Sie sich nicht und verhalten Sie sich natürlich

Scham ist Ihr großer Feind. Solange Sie das Gefühl haben werden etwas „Verbotenes“ zu tun, wird das Ihr Umfeld instinktiv merken. Wenn Sie ein Problem damit haben, Ihr Objektiv auf fremde Gesichter zu richten, sollten Sie das zunächst in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis bei Grillpartys und Geburtstagsfeiern üben.

4. Verwenden Sie eine unauffällige Kamera

Ersetzt man eine schwerfällige Spiegelreflexkamera mit einer modernen Kompaktkamera, erhält mein ein viel mobileres, handlicheres und somit auch unauffälligeres Gerät. Die meisten teureren Kompaktkameras am Markt bieten hohe Bildqualität in platzsparendem Taschenformat.

Ginge man im Rahmen des Minimalismus noch einen Schritt weiter, könnte man auch eine Brille oder einen Kugelschreiber mit eingebauter FULL HD Kamera verwenden. In solchen Fällen nähert man sich aber eher schon Spionage oder soziologischen Experimenten, sehr hochwertige Bilder dürfen deshalb nicht erwartet werden. Mit diesen Geräten können Sie aber absolut unbemerkt fotografieren.

Sziget Festival, Budapest Nikon D3100, Nikkor 35mm, 1/125 s, F5,6, ISO 150, Brennweite 35 mm
Sziget Festival, Budapest
Nikon D3100, Nikkor 35mm, 1/125 s, F5,6, ISO 150, Brennweite 35 mm

5. Schießen Sie aus der Hüfte

Und zwar wortwörtlich. Wenn Sie die Kamera nicht hoch heben und aus der Hüfte fotografieren, fällt das den Leuten in Ihrer Umgebung gar nicht auf. Das will zwar wohl geübt sein und Sie müssen damit rechnen, dass die meisten Aufnahmen praktisch unbrauchbar sein werden, es können sich aber auch immer wieder interessante Schnappschüsse darunter befinden. Also greifen Sie sich ein Weitwinkelobjektiv für ein möglichst großes Aufnahmefeld und seien Sie geduldig.

6. Einsatzbereit bleiben

In manchen Fällen muss einfach schnell gehandelt werden. Wenn Sie gute und lebendige Fotos machen wollen, müssen Sie dafür jede Situation nützen. Halten Sie die Kamera stets griffbereit, es kann jederzeit eine aufnahmewürdige Situation eintreten. Bleiben Sie deshalb aufmerksam und jederzeit bereit, den Auslöser zu drücken.

7. Mischen Sie sich unter die Menge

Wenn Sie auf Feiern, Hochzeiten, Gesellschaftsveranstaltungen oder Partys fotografieren, ist es wichtig, dass Sie sich selbst amüsieren. Nur so werden die anderen Beteiligten Ihnen gegenüber ihre Emotionen zeigen. Distanzieren Sie sich nicht und versuchen Sie, die Gesichtsausdrücke der anderen zu verstehen, um sie richtig einfangen zu können. Spielen Sie ein wenig mit der Komposition. Nehmen Sie die Atmosphäre richtig wahr, um sie anschließend in die Aufnahmen projizieren zu können.

Wichtig ist auch die richtige Kleidung. Sie werden sich bei Street Fotografie anders anziehen, als wenn Sie zu einer Hochzeit gehen. Wählen Sie jedoch stets etwas Unauffälliges und vermeiden Sie markante Modekreationen.

Strand, Zandvoort, Holland Nikon D3100, Nikkor 35mm, 1/100 s, F7,1, ISO 100, Brennweite 35 mm
Strand, Zandvoort, Holland
Nikon D3100, Nikkor 35mm, 1/100 s, F7,1, ISO 100, Brennweite 35 mm

8. Zoomen Sie

Je weiter weg Sie sich von Ihrem fotografierten Subjekt befinden, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bemerkt werden. Passen Sie aber auf – bei manchen Fotos könnte es auffallen, dass Sie sich nur am Rande des Geschehens befinden und lediglich „hineinzoomen“.  Deshalb wird es ab und zu zutreffender sein, sich in das Geschehen zu begeben, damit Sie den Moment im Bild richtig auffangen können.

9. Vorsicht bei Blitzen

Der Blitz ist hierbei Ihr großer Feind. Falls Sie bislang unbemerkt geblieben sind, wird Ihr Fotosubjekt, sobald Sie einen Blitz auf ihn richten, beim ersten Auslöser weglaufen. Um sich nicht zu verraten, sollten Sie auf die Verwendung von Blitzen gänzlich verzichten und so gut wie möglich das natürliche Licht ausnutzen, was etwa bei Street Fotografie kein Problem sein sollte.

10. Respektvoll handeln

Unser letzter Tipp ist mehr eine Empfehlung. Sie können unbemerkt und aus der Ferne fotografieren, bewahren Sie aber gegenüber den fotografierten Personen stets Respekt. Wenn jemand ausdrücklich nicht fotografiert werden will, akzeptieren Sie es. Das ein wenig strittige Thema der Reportagen-Fotografie lassen wir hier mal außer Acht.

Seien Sie vorsichtig beim Fotografieren von Kindern. Auch wenn gerade Kinder auf Fotos die schönsten Emotionen zeigen können, ist gesetzlich geregelt, dass Kinder nur mit der Einwilligung ihrer Eltern aufgenommen werden dürfen.

Achten Sie die Prinzipien bestimmter Kulturen. Die alten Indianer glaubten, dass ihnen ein Foto ihre Seele rauben kann. Diesen Aberglauben findet man auch heute noch beispielsweise in Äthiopien oder Nepal. Denken Sie daran, dass Fotografie Ihnen Spaß machen und nicht jemand anderen belästigen soll.

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Kommentare (2)

  1. super Beschreibung. danke dafür

    LG von der Ostsee Frank

    1. Danke schön!

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