Zdenka Vratna: Leere und hübsche Blicke sind nicht so kraftvoll wie Lächeln, Wut oder Tränen.
Zdenka Vratna konzentriert sich auf ein relativ unkonventionelles Genre in der Fotografie – Cosplay-Fotografie. Meistens handelt es sich um Kostüme, die auf Fantasy, Science Fiction oder postapokalyptischen Geschichten basieren. Wir haben sie gefragt, wie sie zur Fotografie gekommen ist und was sie daran mag. Sie enthüllte auch einige ihrer bewährten Shooting-Tricks und teilte mit uns ihre Erfahrungen. Lesen Sie ein ansprechendes Interview, sehen Sie sich großartige Fotos an und lernen Sie diese nette und talentierte Fotografin kennen.
Zdeňka, du fotografierst aktiv seit einem Jahr. Wie bist du dazu gekommen?
Schon an der Mittelschule hat es mich interessiert. Meine Mutter kaufte mir damals meine erste Kamera. Ich habe mir sehnlichst eine Spiegelreflexkamera gewünscht, aber die konnten wir uns nicht leisten, also kaufte ich eine Digitalkamera, die ein bisschen wie eine Spiegelreflexkamera aussah und stellte einen Ton ein, der wie ein DSLR-Verschluss klang. Es war eine Canon PowerShot S3I6 PC 1192. Das Geräusch des Verschlusses mochte ich schon immer sehr gerne.
Leider verließ mich die Begeisterung für die Fotografie nach einiger Zeit wieder. Und ich ließ es für einige Jahre sein. Und dann, als ich 27 war, habe ich mir für eine Veranstaltung die Spiegelreflexkamera meiner Mutter ausgeliehen und versucht ein paar Bilder zu machen. Ich hatte Angst, dass ich mich bei der Veranstaltung langweilen könnte. Deshalb habe ich die Kamera mitgenommen. Neben der Tatsache, dass ich Spaß hatte, sagte mir mein Partner, dass ich dabei sehr begeistert wirkte. Einige Leute sagten mir auch, dass ich recht gut sei, also versuchte ich einige Monate später, ein paar Freundinnen – Models und Freunde – Fotografen für ein Fotoshooting zu gewinnen, wo dann alles begann. Seitdem kann ich nicht mehr aufhören. Es hat mir sehr dabei geholfen, in einer Zeit, in der es mir nicht gut ging, einen Sinn zu finden. Es erfüllte mich, ich stieß auf Lob und Kritik und machte weiter. Und hier bin ich.
Welche Inspirationsquelle war anfangs für dich am nützlichsten, um zu lernen, wie du deine Bilder komponieren und belichten sollst?
Ich habe mich nicht viel inspirieren lassen. Ich habe alles nach Gefühl auf meine eigene Art gemacht. Ich habe viele Fehler gemacht (und mache sie immer noch) und ein Freund, der fotografiert, macht mich auf sie aufmerksam. Wenn ich Fehler mache, versuche ich es anschließend besser zu machen. Ich habe mir andere Fotografen auf Instagram angeschaut und war insgesamt auf einer Ausstellung…. Für mich ist es einfach wichtig, dass es mir Spaß macht. Ich habe nicht das Bedürfnis es gut zu machen – vor allem, weil ich nicht der Meinung bin, dass es in der Kunst ein „gut“ gibt.
Du bearbeitest deine Fotos nur mit Zoner Photo Studio. Was schätzt du daran am meisten?
Dass es einfach ist. Das war mir anfangs sehr wichtig. Mit der Zeit entdeckte ich tolle Funktionen, den Zusatz von Liquify schätze ich sehr. Ich mag die Farboptimierung bei der Entwicklung und die Verwendung der tonnenförmigen Verzeichnung. Die Farbanpassung gehört zu meiner täglichen Routine, im Grunde habe ich in jedem Foto je nach Farbe eine intelligente Vignettierung. Das ist subtil, aber effektvoll.
Für mich ist es einfach wichtig, dass es mir Spaß macht. Ich habe nicht das Bedürfnis es gut zu machen – vor allem, weil ich nicht der Meinung bin, dass es in der Kunst ein „gut“ gibt.
Eines der Hauptthemen, auf die du dich konzentrierst, ist die Cosplay-Fotografie. Für Lernen.Zoner hast du sogar einen Artikel darüber geschrieben, wie man nach Models sucht, wie man den richtigen Ort auswählt, worauf man achten muss und worauf man sich konzentrieren sollte. Du erwähnst aber nicht, wie viel Zeit du benötigst, um die Fotos zu machen und anschließend zu bearbeiten…
Das Fotografieren hat 3 Phasen. Vorbereitung, Fotoshooting und Bearbeitung. Mit der Vorbereitung verbringe ich mindestens eine Stunde, manchmal aber auch mehr. Ich bereite mich mehr vor, wenn ich etwas ganz Neues vorhabe. Grundsätzlich denke ich die ganze Zeit über Fotoshootings nach, die mich erwarten. Wenn ich durch Prag reise, wenn ich ein Bad nehme, wenn ich koche … Es braucht auch Zeit, um mit Models zu kommunizieren und Orte auszuwählen, manchmal stelle ich auch Dinge für meine Fotoshootings selbst her.
Das Fotoshooting kann nach einer Stunde vorbei sein, es kann aber auch einen ganzen Tag dauern. Die Anreise zur Location kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln in 20 Minuten oder mit dem Auto in 6 Stunden erfolgen. Das ist ganz unterschiedlich. Ebenso bei der Bearbeitung. Manchmal brauche ich 15 Minuten, manchmal 3 Stunden, es hängt von vielen Faktoren ab.
Deine Models halten Feuer in ihren Händen, sie sind mit Rauch umgeben, um Violet Evergarden fliegen Briefe. Wie hast du diese Effekte erzielt?
Das Feuer ist echt. Ich habe so meine Tricks, um ein Feuer sicher anzuzünden, auch in einer Handfläche. Ich füge meinen Fotos ungern Effekte hinzu. Ich mag die Natürlichkeit. Der Rauch kommt entweder von Rauchbomben oder von raucherzeugenden Maschinen. Die Briefe warfen wir eine Weile um Violet herum, bis ein paar Fotos entstanden, die ich anschließend zu einem Bild verbunden habe.
Worauf sollte man achten, wenn man Feuer oder andere Effekte verwendet?
Wenn man echtes Feuer verwenden möchte, sollte man an die Sicherheit denken. Tun Sie dies nicht im Sommer, an Orten, an denen kein Wasser in Reichweite ist. Tun Sie es nicht, solange Sie es vorher nicht ausprobiert haben, um niemanden zu gefährden. Auch das beste Foto ist es nicht wert. Wenn Sie einen Feuereffekt hinzufügen möchten, denken Sie daran, dass es eine Lichtquelle ist. Eine starke Lichtquelle. Es muss auch ein Glühen hinzugefügt werden. Halten Sie im Idealfall eine Lichtquelle bereit, die dann durch Feuer ersetzt wird. Rauchbomben sollten nicht in geschlossenen Räumen und ohne Wissen der örtlichen Feuerwehrleute verwendet werden. Alle Effekte sollten im Voraus erforscht werden. Man kann sich von anderen Fotografen inspirieren lassen, bei denen einem die Ausführung gefällt.
Du hast einen Bericht über das Junktown-Festival auf deiner Website. Den Fotos nach sieht es ziemlich adrenalingeladen und fast gefährlich aus. Um was geht es da?
Junktown ist eine großartige Veranstaltung, die in Bratronice stattfindet und ungefährlich ist. Sie ist unwahrscheinlich fotogen und hat eine unglaubliche Atmosphäre. Die Leute sind cool, entspannt. Der Ort ist wunderschön. Es handelt sich um ein postapokalyptisches Ereignis, bei dem stark entstellte Autos, fantastisch gekleidete Menschen und eine unübertroffene Atmosphäre herrschen. Es ist ein Erlebnis, wie von einer anderen Welt.
Du konzentrierst dich auch auf gängige Porträts, weibliche Akte, Paar- oder Familienfotografie. Wie kommunizierst du mit den Porträtierten, damit sie entspannt sind?
Wie mit Freunden. Wie mit Menschen. Ich bin kommunikativ, ich spreche mit ihnen über Fotografie, über das Leben, über meine Katze und über die Liebe zum Kaffee. Und ich mag nicht einmal Kaffee, aber es ist ein schönes Thema. Die Leute mögen Kaffee. Es soll vor allem nicht zu still sein. Das weckt Unbehagen. Während des Fotoshootings rede ich viel. Demjenigen, den ich gerade fotografiere, mache ich Komplimente, sage ihm was ihm steht und was schön an ihm ist. Ich gebe Ratschläge in Sachen Posen und kommentiere das Licht. Ich zeige ihnen die Vorschaubilder und diskutiere das Ergebnis. Ich respektiere die Ansichten des Models und zwinge sie oder ihn zu nichts, was für sie unangenehm wäre.
Du versuchst, Emotionen in deine Fotos zu bringen. Deinen Worten nach ist es dir wichtig, dass sie eine gute Atmosphäre und Seele haben. Was genau meinst du damit und wie versuchst du das zu erreichen?
Das ist schwer zu erklären. Aber Emotionen sind Ausdruck. Leere und hübsche Blicke sind nicht so kraftvoll wie ein Lächeln, Wut oder Tränen. Seele ist mit einer Idee, mit Inspiration, mit einem Gefühl verbunden. Seele ist menschlich, komplex und originell. Wie ich schon sagte – es ist schwer zu beschreiben. Ich möchte, dass die Leute sich meine Fotos ansehen und etwas dabei fühlen. Dass die Bilder sie ansprechen und jeder seine persönliche Botschaft darin findet.
Wenn ich Bilder betrachte (ich bin ein großer Fan von Zeichnen und Malen), finde ich darin etwas, das mir ein Gefühl von Vertrautheit vermittelt. Etwas, das mich bewegt. Und genau das möchte ich in meinen Fotos vermitteln. Also bringe ich meine Models an interessante Orte, unterhalte sie mit Witzen, damit sie lachen und versetze sie gelegentlich in traurige Erinnerungen, damit sie weinen.
Ich möchte, dass die Leute sich meine Fotos ansehen und etwas dabei fühlen. Dass die Bilder sie ansprechen und jeder seine persönliche Botschaft darin findet.
Noch verdienst du deinen Unterhalt nicht mit Fotografie. Was machst du im „echten Leben“?
Ich besitze eine Bar in Prag. Manchmal verlange ich etwas für ein Fotoshooting, heutzutage öfter als früher, aber es ist immer noch nur ein kleiner Nebenverdienst.
Hat das Fotografieren einen Einfluss auf deinen Alltag? (Hast du zum Beispiel neue Freunde gefunden, eine neue Umgebung kennengelernt, gelernt, besser außerhalb der Fotografie zu kommunizieren, etwas über das Leben oder über sich selbst gelernt…)
Ja, hat es. Ich treffe Leute. Und genau so, wie es mir passt. Ich hasse es, mich mit vielen Menschen zu umgeben, aber ich mag es, sie gelegentlich zu treffen und einen produktiven Nachmittag mit ihnen zu verbringen. Ich lasse mich kaum von jemandem zu einem Kaffee hinreißen, darin sehe ich irgendwie keinen Sinn und schätze meine Ruhe und Freizeit sehr. Aber wenn Fotos dabei entstehen, dann ergibt es wieder Sinn. Ich suche gern nach dem Sinn in Dingen. Es lehrt mich geduldiger zu sein.
Und es hilft mir auch bei meiner psychischen Gesundheit, die ein bisschen im Ungleichgewicht ist. Das Fotografieren hat mir geholfen herauszufinden, dass ich ein Künstler bin. Ich traue mich noch nicht ganz, mich selbst so zu nennen, denn es klingt ein wenig eingebildet. Aber ich habe es geschafft, in einer Position zu stehen, die ich auch bei anderen respektieren würde, und das bringt mich dazu, mich selbst zu respektieren. Es verlieh meinem Leben etwas Besonderes. Eine gewisse Würze.
Und noch eine Frage zum Schluss: Hat du eine Figur aus einem Film, einer Serie, einem Comic oder eine reale Person im Kopf, die du fotografieren möchtest?
Da gibt es viele. Inspiration ist überall. In jedem neuen Spiel, in jedem neuen Film. Aber ich warte gerade darauf, dass die Haare eines Freundes wachsen, damit wir den Joker nach dem neuesten gleichnamigen Film zusammen aufnehmen können. Darauf freue ich mich.