Mit was, von wo und wie fotografiert man Motorräder bei hoher Geschwindigkeit?
Das Fotografieren von Motorrädern hat wie jedes Fotogenre seine Besonderheiten: Sie sollten einen geeigneten Aufnahmeort finden, an die Komposition denken und die geeignete Technik wählen. Vor allem aber müssen Sie an Ihre eigene Sicherheit denken. Daher haben wir einige Tipps für Sie vorbereitet, wie man tolle Aufnahmen von schnellen Motorrädern macht.
Man kann das Fotografieren von Motorrädern in zwei Arten unterteilen:
- Motorräder im Alltag und
- Motorräder auf Motorradrennen.
Motorräder im Alltag
Beim Fotografieren von Motorrädern im Alltag steht die eigene Sicherheit an erster Stelle.
Wenn Sie beispielsweise an einer Kurve stehen, dann können Sie zwar tolle Aufnahmen machen, befinden sich jedoch gleichzeitig an einer sehr gefährlichen Stelle. Der Sturz eines Motorradfahrers ist sehr heftig und in solchen Situationen sollte man einem Motorrad lieber nicht im Wege stehen, weil die Folgen fatal sein können.
Denken Sie hierbei auch an die Sicherheit des Fahrers. Um ein tolles Foto zu machen, muss der Motorradfahrer mehrmals an Ihnen vorbeifahren. Wählen Sie daher eine Stelle aus, wo die Verkehrsfrequenz nicht so hoch ist.
Oder Sie passen die Uhrzeit für die Aufnahmen an. Gehen Sie beispielsweise abends fotografieren – die Straßen werden hier schon etwas ruhiger sein und zudem hilft Ihnen der Sonnenuntergang für tolle Aufnahmen.
Und vergessen Sie nicht, dass der Motorradfahrer auch Platz benötig, um vor und nach dem Fotografieren mit seiner Maschine wenden zu können.
Fotografieren auf Motorradrennen
Sie können auch aus der Position eines Zuschauers auf dem Motorradrennen fotografieren. Schließen Sie jedoch hierbei gleich Motodrome, wie z. B. in Most oder Brünn aus. Wegen der großen Entfernung von der Rennbahn können Sie nämlich so gut wie nichts fotografieren.
Wenn Sie jedoch auf einem Motocross-Rennen oder auf einer natürlichen Rennstrecke fotografieren, wo die Zuschauer viel näher an der Bahn sind, dann können Sie auch von der Zuschauerzone tolle Aufnahmen machen – meist sogar bessere Aufnahmen als akkreditierte Fotografen.
Falls Sie jedoch an eine bessere Stelle als die Zuschauerzone kommen möchten, dann gibt es nichts Leichteres, als einer Redaktion anzubieten, dass man für sie einige Fotos vom Rennen macht. Danach können Sie den Veranstalter um eine Akkreditierung bitten.
Probieren Sie jedoch nicht an solche Aufnahmestellen zu kommen, ohne die Einwilligung des Veranstalters zu haben, weil diese Zonen besonders gefährlich sind. Akkreditierte Fotografen unterschreiben daher ein Dokument, dass Sie auf eigene Gefahr handeln und werden ferner darüber informiert, wie sie sich an den entsprechenden Stellen verhalten sollen.
Durchdachte Komposition
Denken Sie auch darüber nach, was man neben dem Motorradfahrer und seinem Motorrad noch auf dem Bild sehen soll. Beispielsweise ob Sie eine Aufnahme des Motorrads machen wollen, welches Ihnen entgegenkommt und durch eine Allee rast oder ob Sie lieber ein Foto des Motorradfahrers in der Kurve machen wollen.
Gleichzeitig sollten Sie neben dem Aufnahmeort, auch an die Tageszeit sowie die Orientierung der Sonne denken.
Wichtig ist auch, dass der Motorradfahrer auch wirklich gut fahren kann. Aufnahmen in der Kurve werden bei einem Profi immer besser aussehen als bei einem Anfänger. Zum Glück findet man solche Fahrer ziemlich einfach auf verschiedenen Rennen.
Vergessen Sie Aufnahmen mit dem Mobilfunkgerät
Generell nutzt man für Motorradaufnahmen auf der Straße, eher längere Brennweiten. Es lohnt sich auch ein schneller Auto-Fokus sowie Objektiv mit ordentlicher Lichtstärke.
An Mobilfunkgeräte und Anfängerkompaktkameras brauchen Sie daher gar nicht zu denken. Ein Ultrazoom-Objektiv ist zwar die bessere Wahl, aber ideal ist zumindest eine Spiegelreflexkamera mit APS-C oder zumindest ein adäquates Produkt mit einer ähnlichen Technologie (z. B. Wechselobjektivkameras) und noch zwei Objektive dazu.
Sie kommen auch mit Standardobjektiven zurecht
Für den Anfang langt auch die Kombination zweier Standardzoom-Objektive – eines mit einem Brennweitenbereich 17–50 mm und eines mit 70–300 mm. Sie müssen aber damit rechnen, dass die Lichtstärke bei einer längeren Brennweite schlechter ist. Falls Sie also das Fotografieren von Motorrädern zumindest ein bisschen ernst nehmen, dann ist die ideale Wahl ein Objektiv mit einer Brennweite von 70–200 und einer Lichtstärke von 2.8.
Auf der anderen Seite werden Sie oftmals weiter vom Motorrad entfernt sein und daher eignet sich ein Objektiv mit einer Brennweite von 300 mm. Ein APS-C hilft Ihnen zum Glück dank des Cropfaktors. Eine Vollformatkamera eignet sich nicht besonders gut, solange Sie nicht zumindest ein Objektiv mit einer Brennweite von 300 mm und mehr in Ihrer Ausstattung besitzen.
Ich persönlich verwende selbst eine günstigere Technik und es ist wirklich nicht so ein großes Hindernis, wie man manchmal zu hören bekommt. Selbstverständlich kann man mit einer Kamera, die einen ISO-Wert von 1.000 problemlos verkraftet und mit einem Objektiv 300 mm/2.8 super fotografieren, aber auch ohne eine teuere Technik kann man tolle Aufnahmen machen.
Die oben genannte Technik werden Sie zudem wahrscheinlich bereits besitzen und die Anschaffung weiterer Technik entfällt daher. Nur noch ein Monopad fehlt. Bei der Verwendung längerer Verschlusszeiten wird es sich bestimmt eignen.
Wie man fotografiert
Den Aufnahmeort und die Technik haben wir geklärt. Jetzt bleibt nur noch das Fotografieren.
Generell ist es ratsam, wenn man zunächst den halbautomatischen Kameramodus Zeitvorwahl verwendet und sich schrittweise zum manuellen Modus heranarbeitet. Beim Fotografieren stehen Ihnen dann zwei Aufnahmewinkel zur Auswahl, zwischen denen Sie wählen können.
Aufnahmen von der Seite
Für Fotos von der Seite benötigen Sie vor allem kurze Brennweiten und relativ lange Verschlusszeiten.
Die Brennweite bestimmen Sie logischerweise entsprechend der Entfernung und die Verschlusszeit entsprechend der Geschwindigkeit des Motorrads. Es gibt Stellen, wo man mit einer Verschlusszeit von 1/100 s und mehr auskommt. Aber manchmal sind Sie froh, wenn Ihnen Fotos bei 1/500 s gelingen. Sie müssen ganz einfach Übung bekommen.
Denken Sie auch daran, dass sich beim Motorrad die Räder und die Motorradkette drehen. Manchmal kann man sogar die sich drehende Kupplung erkennen und es schadet bestimmt nicht, wenn man diese Bewegungen auch auf den Fotos sehen kann. Natürlich hängt dies aber auch von Ihrem Geschmack ab.
Bei Motorradaufnahmen von der Seite eignet sich auch die sogenannte Panning-Technik. Bei solchen Fotos wird der Motorradfahrer mit dem Motorrad scharf abgebildet, während der Hintergrund verwischt ist. Hierdurch gewinnt das Bild an Dynamik.
Beim Panning fokussieren Sie auf das Motorrad und folgen diesem im Sucher. Ideale Ergebnisse erzielen Sie, wenn Sie auf die Mitte des Motorrads fokussieren. Den Auslöser drücken Sie dann voll durch, sobald das Motorrad in senkrechter Richtung zu Ihnen steht. Sie können hierbei gerne mittig auf einen Punkt fokussieren, weil es zu Beginn so einfacher ist.
Bei einem Motorradrennen haben Sie den Vorteil, dass die Fahrer mehrere Male an Ihnen vorbeifahren. Beginnen Sie daher zunächst mit einer kürzeren Verschlusszeit (zur Sicherheit) und verlängern Sie sie schrittweise, solange sie noch scharf sind.
Wichtig ist auch die Blendenzahl. Beim Panning eignen sich höhere Werte – haben Sie daher keine Angst, wenn Sie die Blende auf f/8 bis f/11 stellen.
Frontalaufnahmen
Die zweite Möglichkeit Motorradaufnahmen zu machen, sind mehr oder weniger Frontalaufnahmen. Sie werden sich nämlich nie absolut frontal in Richtung des fahrenden Motorrads stellen. Je länger die Brennweite ist, desto kleiner ist der Bildwinkel, unter der Sie das Motorrad fotografieren. Ferner erhalten Sie so eine neue Perspektive.
In diesem Fall wählen Sie eine niedrigere Blende wegen der Schärfentiefe und lichtstarke Objektive kommen hierbei völlig zur Geltung.
Bei der Wahl der niedrigsten Blende ist jedoch Vorsicht geboten. Wenn Sie nämlich auf den vorderen Teil des Motorrads fokussieren, dann kann es passieren, dass der Motorradfahrer nicht mehr scharf abgebildet wird. Bei mir hat es sich bis jetzt ausgezahlt, wenn ich die Blende mindestens um zwei Werte höher als das Minimum einstelle.
Arbeiten Sie auch mit einer kürzeren Verschlusszeit, weil das Motorrad Ihnen ohne Probleme mit einer Geschwindigkeit von 60–70 m/s entgegenkommt. Wenn Sie sich also für eine Verschlusszeit von 1/100 s entscheiden, dann legt das Motorrad in der Zwischenzeit eine Strecke von über einem halben Meter zurück. Es ist daher keine Seltenheit, wenn Sie bei extraschnellen Rennabschnitten eine Verschlusszeit von 1/2000 s verwenden werden.
Ferner benötigt auch jede Kamera eine gewisse Zeit zum Fokussieren. Von Vorteil sind daher Objektive mit der Ultraschalltechnologie in Kombination mit schnellen Fotokameras.
Manueller Fokus bei solchen Geschwindigkeiten?
Sie können auch den manuellen Fokus ausprobieren. Bei sehr schwierigen Situationen hat es sich für mich schon oftmals ausgezahlt, auf manche Punkte manuell zu fokussieren, die Vorfokussierung zu nutzen und anschließend ohne Autofokus zu fotografieren.
Der Nachteil besteht darin, dass Sie nicht auf unerwartete Ereignisse reagieren können und Sie stets auf die gleiche Stelle fokussieren.
Vorsicht auf langsame Speicherkarten mit wenig Speicherkapazität
Wenn Sie auf Motorradrennen fotografieren, wo mehrere Rennfahrer hintereinanderfahren oder wenn Sie Aufnahmen vom Start machen wollen, dann müssen Sie sehr viele Fotos hintereinander machen. Daher eignet sich eine Speicherkarte mit viel Speicherkapazität und hoher Geschwindigkeit. Bevor Sie etwas Übung bekommen, werden Sie nicht selten 1.000 und mehr Aufnahmen machen, von denen Sie am Ende nur 50 Fotos auswählen werden.
Sobald Sie ein gelungenes Bild gemacht haben, müssen Sie schnell etwas anderes ausdenken, weil Sie sonst eine Bildserie mit lauter ähnlichen Fotos haben werden.
JPEG oder RAW?
Sie können selbstverständlich im JPG-Format fotografieren, wo Sie nur selten an die Grenzen der Speicherkarte kommen werden. Sobald Sie sich jedoch für Aufnahmen im RAW-Format entscheiden, was die richtige Wahl ist, dann werden Sie schnell bemerken, dass schnelle Speicherkarten ein Muss sind.
Der Vorteil von RAW-Aufnahmen ist, dass diese später besser in Zoner Photo Studio X bearbeitet werden können. Aber darüber ein anderes Mal mehr.
Keine Angst
Wenn Sie Ihren gesunden Menschenverstand nutzen und nicht zu viel riskieren, dann müssen Sie keine Angst haben. Es langt schon, wenn Sie die beschriebene Vorgehensweise ausprobieren. Und danach muss man nur noch üben.
Der Vorteil von Motorradaufnahmen ist, dass Sie nicht extra geduldig sein müssen, wie z. B. bei der Tierfotografie. Und Sie müssen auch nicht wie z. B. bei Landschaftsaufnahmen früh aufstehen, um tolle Aufnahmen zu machen.