Wie fotografiert man ein gutes Profilfoto? Achten Sie auf diese 6 Dinge
Sie können zu einem Freund kommen, ihm das Mobilgerät oder die Fotokamera vor das Gesicht halten und den Auslöser drücken. Auch so kann man Profilfotos machen. Aber bessere Ergebnisse erzielen Sie, wenn Sie kurz innehalten. Ein Profilfoto ist immer noch ein Porträt und somit gelten die gleichen Regeln. Erlernen Sie sie und sobald sie diese beherrschen, dann gelingt Ihnen ein perfektes Profilbild nach dem anderen.
Die Porträtfotografie ist ein sehr umfassendes Thema und geht weit über einen Artikel hinaus. Aber es gibt typische Fehler, die Fotografen machen, die aber ganz leicht korrigiert werden können. Ich werde daher versuchen, auf die einzelnen Probleme einzugehen und zu beschreiben, wie man mit diesen fertig wird.
Zur Demonstration werden wir ein Winter-Porträt verwenden. Ich bin mir dessen bewusst, dass eine Strickmütze kein typisches Ergänzungselement für Porträts ist, aber sie soll Sie daran erinnern, dass Sie Requisiten verwenden, die Sie gerade zur Hand haben.
Welche Brennweite?
Die Verwendung eines Weitwinkelobjektivs ist wohl der häufigste Fehler. Genauer gesagt, das Problem ist nicht der breite Aufnahmewinkel, sondern die Tatsache, dass wir den Großteil des Fotos mit dem Gesicht ausfüllen möchten. Wenn man also ein Weitwinkelobjektiv verwendet, dann muss man als Fotograf sehr nah vor das Model herantreten. Das Gesicht wirkt dann aufgrund der verzerrten Perspektive deformiert – die Nase ist größer, das Gesicht rundlicher und schon wird sich das Model darüber beschweren, dass es vor dem Spiegel anders aussieht.
Die Lösung ist die Verwendung eines Objektivs mit längerer Brennweite, welches Sie dazu zwingt, sich etwas weiter weg vom Model zu stellen. Die ideale Brennweite ist von Fotograf zu Fotograf unterschiedlich, liegt jedoch im Bereich zwischen 80 und 120 mm in Umrechnung auf Full Frame. Sie können jedoch ruhig eine längere Brennweite nutzen. Bei Objektiven mit über 200 mm Brennweite wirkt das Gesicht zwar etwas flacher, aber das Problem ist dennoch kleiner als bei Objektiven mit sehr kurzer Brennweite.
Bei Mobilgeräten mit einem Objektiv können Sie die Brennweite nicht ändern. Sie können jedoch den Abstand zum Model ändern – der Kopf nimmt somit nicht die ganze Bildfläche ein, sondern beispielsweise nur ein Viertel des Fotos. Wenn Sie die Aufnahme anschließend zuschneiden, dann erzielen Sie einen ähnlichen Effekt wie mit einem Objektiv mit längerer Brennweite und somit ein schöneres Bild.
Eine genauere Vorstellung über die Deformationen des Gesichtes erhalten Sie im Artikel, der Porträts mit unterschiedlichen Brennweiten behandelt.
Hintergrund weichzeichnen
Für Porträts eignen sich gewöhnlich Objektive mit einer möglichst niedrigen Blende (f/…), damit der Hintergrund unscharf bzw. weichgezeichnet wird. Es ist am einfachsten, wenn Sie die Zeitautomatik (Av) verwenden, dort die niedrigste Blende einstellen und der Kamera die restlichen Einstellungen überlassen.
Das Weichzeichnen ändert sich auch mit dem Aufnahmewinkel. Im Regelfall gilt, dass je niedriger die Blende ist, desto unschärfer wird der Hintergrund und umso weniger müssen Sie sich um den Hintergrund kümmern. Der Nachteil ist jedoch, dass man nicht mehr erkennen kann, wo die Aufnahme gemacht wurde. Obwohl dies auch manchmal von Vorteil ist.
In diesem Artikel wird überwiegend ein Brennweite von 85 mm und eine von Blende f/4 mit einer Vollformat-Kamera verwendet. Bei einer noch niedrigeren Blende wäre der Hintergrund zu unscharf, was sich für die Demonstrationszwecke nicht eignen würde.
Fokussieren Sie auf die Augen
Bei Aufnahmen mit einem Mobilgerät wird so gut wie alles scharf sein, aber bei einer besseren Ausrüstung müssen Sie auf den Fokuspunkt achten. Bei Standard-DSLRs ist gewöhnlich ein günstiges 50 mm mit einer Lichtstärke von f/1,8 (in Umrechnung auf eine Vollformat-Kamera ergibt sich eine Brennweite von 75 mm [Nikon] oder 80 mm [Canon]), bei der die Schärfentiefe so niedrig ist, dass man auf das Auge fokussieren sollte, welches näher zu uns liegt. Es reicht somit nicht aus, einfach auf die Brust zu fokussieren, weil es so zu sichtbaren Fehlern kommen kann.
Leicht gedreht
Falls die porträtierte Person frontal zur Kamera steht, dann erhalten Sie ein Passfoto. Manchmal eignen sich solche Fotos auch, aber nicht jedem steht diese Pose. Bitten Sie daher das Model, sich leicht zu drehen und etwas diagonal mit dem Körper zu Ihnen zu stehen.
Die Schultern sind somit leicht gedreht und jetzt hat man zwei Möglichkeiten, was man mit dem Kopf macht. Entweder der Kopf zeigt frontal zur Kamera, was direkter und offener wirkt, oder der Kopf ist in etwa genauso gedreht, wie der Körper und lediglich die Augen sind zur Fotokamera gerichtet. Diese Variante ist etwas komplizierter, wirkt jedoch moderner. Oftmals lohnt es sich, beide Varianten auszuprobieren und anschließend die Bessere auszuwählen. Denn auch hier steht jedem eine andere Variante.
Was befindet sich im Hintergrund?
Bis jetzt haben wir uns hauptsächlich mit den Kameraeinstellungen sowie dem Model beschäftigt. Aber auch die Umgebung rund um das Hauptmotiv ist ein Bestandteil des Fotos.
Anfänger ignorieren oftmals den Hintergrund und unterscheiden nicht dazwischen, ob sich hinter dem Hauptmotiv ein Wald oder ein paar umgekippte Mülltonnen befinden.
Wenn Sie sich also die Umgebung anschauen, dann sollten Sie nach einem unauffälligen und idealerweise ganzheitlichen Hintergrund Ausschau halten. Das bedeutet, dass auf dem Hintergrund nicht nur keine Müllhalden zu sehen sein sollten, sondern auch beispielsweise Übergänge zwischen Häusern und Wäldern, weil diese störend wirken. Eine Reihe von Häusern (in dezenten Farben) oder nur ein Wald hingegen stört nicht.
Wenn sich in der Umgebung kein idealer Hintergrund finden lässt, dann sollten Sie zumindest darauf achten, dass aus dem Kopf keine Strommast, Verkehrsschild und andere Objekte herausragen.
Es ist nicht nur entscheidend, dass der Hintergrund nicht störend wirkt, sondern auch wie weit das Model vom Hintergrund entfernt ist. Selbstverständlich können Sie ein Foto machen, bei dem das Model direkt an der Mauer angelehnt ist, aber in der Regel ist es ratsam und besser, wenn das Model einen gewissen Abstand zum Hintergrund hat. Der Hintergrund kann somit schön weichgezeichnet und das Model hervorgehoben werden.
Licht
Ich gebe zu, dass dieses Kapitel etwas schwieriger ist. Das Licht ist an sich nicht sichtbar. Die Beurteilung des Lichts ist daher eher eine Abschätzung und beruht auf den Erfahrungen von vorher (nicht) gelungenen Aufnahmen.
Nichtsdestotrotz gibt es Verhaltensmuster, die man in bestimmten Situationen verwenden kann und andere, die man lieber meiden sollte.
Allgemein ist es ziemlich anspruchsvoll bei Gegenlicht zu fotografieren, jedoch nicht unmöglich. Mit etwas Übung und späteren Nachbearbeitungen am Computer kann man beeindruckende Aufnahmen mit der Sonne auf dem Bild machen. Dies kann man im Artikel über die Porträtfotografie bei Gegenlicht sehen. Trotzdem stellt dies eine zusätzliche Hürde dar. Es ist also einfacher, wenn Sie eine andere Möglichkeit wählen.
Licht im Raum
Im Innenbereich ist die Beobachtung nahegelegener Lichtquellen besonders wichtig. Das menschliche Auge passt sich schnell an sich ändernde Lichtbedingungen an und somit bemerken Sie gar nicht, wie dunkel es in manchen Ecken ist.
Wenn Sie ein Freund darum bittet, dass Sie ihn fotografieren und sich nur eine Lampe hinter dem Kopf befindet, dann haben Sie ein Problem. Der helle Hintergrund und das dunkle Gesicht, auf das nur minimal Licht fällt, ist eine suboptimale Situation. In solchen Fällen ist es besser, wenn Sie die Person umdrehen, anders positionieren oder umkreisen, sodass das Licht der Glühbirne auch auf das Gesicht fällt.
Falls Sie sich am Tag in einem Raum befinden, dann ist die Lichtquelle das Fenster und auch hier ist es schwierig, wenn Sie entgegen der Lichtquelle fotografieren. Tolle Aufnahmen erhalten Sie hingegen, auf denen das Model seitlich zum Fenster positioniert ist oder in Richtung des Fensters blickt und Sie zwischen dem Fenster und der Person stehen.
Licht im Freien
Im Freien stoßen Sie auf verschiedene Lichtsituationen. Es ist daher schwierig allgemeine Ratschläge zu geben, aber es lohnt sich im Schatten zu fotografieren.
Wenn die Sonne scheint, dann mag es auf den ersten Blick gut erscheinen, dass Sie in Richtung der Sonnenstrahlen fotografieren. Die Person wird jedoch so mit ihrem Blick in eine gelbe Kugel blicken und zudem blinzeln. Und je nach Position der Sonne können unschöne Schatten über das die Augen und das Gesicht geworfen werden. Daher ist es besser, wenn sich die Sonne auf der Seite, hinter dem Objekt sowie außerhalb der Aufnahme befindet.
In Städten lohnt es sich wiederum auf die umliegenden Häuser sowie Stellen zu achten, an denen das Licht reflektiert wird oder durchdringt.
Weitere Möglichkeiten
Die beschriebenen Vorgehensweisen stellen nur die Grundlagen dar und falls Sie keine zu komplizierten Aufnahmen machen möchten. Wenn Sie hingegen wissbegierig sind und experimentieren möchten, dann gibt es viel Möglichkeiten, wie Sie Fortschritte machen können.
Egal ob es sich dabei um die individuelle Herangehensweise und die Zusammenarbeit mit Models, den Einsatz fortgeschrittener technischer Möglichkeiten in Form von Blitzen bzw. markanteren Bildbearbeitungen oder völlig anderen Szenen handelt. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt.