Weitwinkel-, Porträt- oder Teleobjektiv? Alles über Brennweite und Zoom

Die Brennweite des Objektivs gehört zu den wichtigsten Begriffen in der Fotografie. Sie bestimmt nicht nur, wie weit Sie mit dem Zoom heran- oder wegzoomen können, sondern beeinflusst auch die Perspektive, die Schärfentiefe und den Gesamteindruck des Bildes. Wir erklären Ihnen den Unterschied zwischen einem Festbrennweiten- und einem Zoomobjektiv, was der Crop-Faktor bedeutet und welche Ergebnisse ein Weitwinkel-, Porträt- oder ein Teleobjektiv liefern.

Was erfahren Sie in diesem Artikel?

  • Was der Unterschied zwischen einem Festbrennweitenobjektiv und einem Zoomobjektiv ist.
  • Wie der Sensor und der Crop-Faktor die resultierende Brennweite beeinflussen.
  • Wie sich die Brennweite auf Perspektive, Schärfentiefe und Bokeh auswirkt.
  • Wann man ein Weitwinkel-, Porträt- oder Teleobjektiv verwendet.

Jedes Objektiv hat eine bestimmte Brennweite. Und jede Kamera hat ein Objektiv. Es spielt keine Rolle, ob Sie eine Spiegelreflexkamera verwenden oder mit einem Smartphone auskommen – Sie arbeiten immer mit der Brennweite. Das ist nur eine kleine Anmerkung, damit Sie nicht denken: „Ich fotografiere sowieso nur mit meinem Handy, daher ist dieser Artikel nichts für mich.“

Festbrennweite oder Zoomobjektiv?

Die Brennweite kann fest oder variabel sein.

Festbrennweitenobjektiv: Objektive mit fester Brennweite bieten keine Zoomfunktion. Sie haben nur eine einzige Brennweite. Diese ist übrigens direkt auf dem Objektiv angegeben. Sie können weder heranzoomen noch wegzoomen. Wenn Sie eine Nahaufnahme machen möchten, müssen Sie näher an das Objekt herangehen, und umgekehrt, wenn das Objekt nicht in den Bildausschnitt passt, müssen Sie zurücktreten – das ist eine gute Übung für das Auge des Fotografen. 

Festbrennweite 50 mm.

Objektiv mit variabler Brennweite (Zoom): Fast jedes Smartphone ist heute mit einem oder mehreren kleineren Objektiven mit unterschiedlichen Brennweiten ausgestattet. Zusammen ergeben diese einen beachtlichen Bereich. Bei Kameras sind Zoomobjektive, also Objektive, die einen bestimmten Brennweitenbereich bieten, ebenfalls beliebt. Ein Zoomobjektiv unterscheidet sich von einer Festbrennweite durch einen Zoomring. Festbrennweiten haben diesen Ring nicht und verfügen in der Regel nur über ein Fokussierrad.

Zoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 24–105 mm.
Zoom mit einem Bereich von 14–42 mm.

Und jetzt schauen wir uns an, wofür man den Zoom eigentlich verwenden kann, damit er für die Fotografie sinnvoll ist.

Was ist der Crop-Faktor und wie beeinflusst er die Brennweite?

Die auf dem Objektiv angegebene Brennweite entspricht nicht immer genau dem, was das Objektiv auf Ihrer Kamera „sieht“. Dies hängt nämlich von der Größe des Sensors ab.

Die meisten Objektive sind für einen Vollformat-Sensor ausgelegt, was der Standardgröße von 35 mm entspricht. Wenn Sie jedoch einen kleineren Sensor verwenden – einen sogenannten Crop-Sensor –, erhöht sich die Brennweite. Bei einem APS-C-Sensor, der etwa 1,6-mal kleiner ist als ein Vollformatsensor (die Zahl gilt für Canon, bei anderen Herstellern kann sie geringfügig abweichen), werden die Ränder abgeschnitten und die Brennweite um das 1,6-fache vergrößert. Das bedeutet, dass ein 24-mm-Objektiv auf Vollformat auf einem Crop-Sensor wie ein 38-mm-Objektiv fotografiert.

Das OM-System hat einen Sensor, der genau halb so groß ist wie ein Vollformatsensor (Micro Four Thirds). Daher verdoppelt sich die Brennweite. Das 14–42-mm-Objektiv, das ich an meiner Olympus Pen habe, bietet beispielsweise tatsächlich einen Brennweitenbereich von 28 bis 84 mm, wenn man es auf Vollformat umrechnet.

Mit anderen Worten: Ein kleinerer Sensor vergrößert die Brennweite des Objektivs, ohne dass Sie das Objektiv austauschen müssen.

Objektive mit kurzer Brennweite

Man nennt sie Weitwinkelobjektive, „Weitwinkel“ oder einfach kurze Brennweiten. In Zahlen ausgedrückt liegt ihr Bereich bei etwa 10–35 mm. Dieser Wert ist immer auf dem Objektiv angegeben. Wenn Sie beispielsweise ein Basiszoomobjektiv haben, hat es wahrscheinlich einen Brennweitenbereich von 18 bis 55 mm. Die Zahl 18 ist dabei die größte Brennweite.

Ein Weitwinkel verzerrt die Perspektive – je kleiner die Brennweitenzahl, desto stärker ist die Verzerrung auf dem Foto. Objekte im Vordergrund werden deutlich größer als Objekte im Hintergrund. Der Raum scheint sich in die Breite zu dehnen. Objekte im Vordergrund treten hervor und wirken größer. Schauen Sie sich Ihr Spiegelbild in einer dekorativen Weihnachtskugel an oder schauen Sie durch ein Türspion. Das ist genau der Effekt eines Weitwinkelobjektivs.

Und das eignet sich hervorragend – einerseits, um die Wirkung großer Räume, vorbeiziehender Objekte oder Linien auszudrücken (z. B. beim Fotografieren von Architektur, Natur oder Stadtlandschaften), und andererseits, um Objekte im Vordergrund hervorzuheben.

Es gibt zwei Arten von Weitwinkelobjektiven: Fischaugenobjektive und Architekturobjektive. Fischaugenobjektive „runden“ das Bild ab, gerade Linien, die an den Rand gelangen, werden tonnenförmig verzerrt. Architekturobjektive behalten gerade Linien bei, bei Verzerrungen „ziehen“ sie diese in die Ecken.

14 mm. Beachten Sie den Größenunterschied zwischen den Sesseln im Vordergrund und im Hintergrund.

Das Auto in der Ecke ist verzerrt, was der Komposition jedoch zugute kommt.

12 mm. Beachten Sie sich den Größenunterschied zwischen den Objekten im Vordergrund und im Hintergrund.
„Fischauge“, 16 mm

Manchmal lassen sich mit einem Weitwinkelobjektiv auch witzige Porträts aufnehmen. Das sollte man jedoch bewusst tun! Wenn man den Gedanken „Ich kann nicht zurückweichen, also verwende ich einen Weitwinkel“ verfolgt, führt dies wahrscheinlich dazu, dass die Personen im Vordergrund verzerrt dargestellt werden.

Weitwinkelobjektive haben noch eine weitere Eigenschaft: Je kleiner die Brennweite des Objektivs ist, desto größer ist seine Schärfentiefe. Das bedeutet, dass Sie einen schönen unscharfen Hintergrund bei Brennweiten bis zu 35 mm nur dann erzielen, wenn Sie das Hauptobjekt bei minimaler Fokussierentfernung scharfstellen. Andernfalls sind die Details im Hintergrund ziemlich scharf. Achten Sie daher bei der Arbeit mit Weitwinkelobjektiven immer darauf, dass Sie einen „sauberen“ Hintergrund haben und dass Ihren Modellen keine Äste und Säulen aus dem Kopf wachsen.

Objektive mit Porträtbrennweite

Diese werden als Porträtbrennweiten, Standardbrennweiten oder einfach als Porträtobjektive bezeichnet. Der Bereich liegt bei etwa 40–80 mm, was bei einem Smartphone in etwa einem doppelten Zoom entspricht. In diesem Bereich ist die Verzerrung am geringsten und das Bild entspricht am ehesten dem, was wir mit unserem Auge sehen. Außerdem können wir nun mit der Unschärfe des Hintergrunds, dem sogenannten Bokeh, arbeiten, da mit zunehmender Brennweite die Schärfentiefe abnimmt.

Wenn es sich nicht um experimentelle Kunst- oder Modeporträts handelt, versuchen Sie, Menschen so zu fotografieren, dass Sie die Untergrenze dieses Bereichs nicht unterschreiten. Es spielt keine Rolle, ob es sich um ein Einzel- oder Gruppenporträt handelt – Menschen sehen in diesen Brennweiten am natürlichsten und damit auch am besten aus.

Der Vordergrund wird nicht verzerrt und der Hintergrund hat ein Bokeh.
50 mm. Die Verzerrung ist minimal und der Hintergrund wird schön unscharf.
Bokeh kann nicht nur im Hintergrund, sondern auch im Vordergrund auftreten.

Teleobjektive

Man spricht von einem langen Brennweitenobjektiv, einem Teleobjektiv, einem „Tele“, einem Dreifach- oder Mehrfachzoom. Der Bereich liegt zwischen 90 und 800 mm (manchmal sogar darüber).

Es handelt sich um ein langes „Rohr“, das mit zunehmender Brennweite die Eigenschaften eines Fernglases annimmt. Es wird meist bei Szenen eingesetzt, wo man selbst nicht herankommt: ein Vogel auf einem Ast, ein Detail eines Löwen im Zoo oder eine Aufnahme des Mondes.

Was passiert jedoch mit dem Raum? Er wird komprimiert und wirkt dichter als in Wirklichkeit. Der Größenunterschied zwischen Objekten im Vordergrund und im Hintergrund verringert sich. Eine lange Brennweite rückt Objekte, die in Wirklichkeit weit voneinander entfernt waren, optisch näher zusammen. Lange Brennweiten haben das ausgeprägteste Bokeh. Wenn Sie also möchten, dass die Objekte im Hintergrund erkennbar bleiben, müssen Sie die Blende stark schließen (und ohne ausreichend Licht ist das auch nicht möglich).

105 mm. Die Autos werden aneinander „gequetscht“.
300 mm. Die perspektivische Verzerrung ist nicht zu sehen und der Hintergrund ist schön unscharf und näher am Model.
Natürlich ist die Funktion „Vögel fangen“ bei einem Teleobjektiv völlig gerechtfertigt, aber vergessen Sie nicht den Effekt der Verflachung des Raums, der beispielsweise in der Streetfotografie nicht gut wirkt.

Zum Schluss zeige ich Ihnen zwei Bilder, auf denen der Unterschied zwischen kleiner und großer Brennweite am deutlichsten zu erkennen ist:

8 und 150 mm. Die Fotos wurden am selben Ort aufgenommen. Das runde Häuschen, das das verliebte Paar betrachtet, ist auch auf dem ersten Foto zu sehen.

30 und 80 mm. Beachten Sie das Verhältnis zwischen den Menschen im Vordergrund und der Prager Burg im Hintergrund. 

Gleicher Ort – unterschiedliche Stimmungen. 28 und 300 mm.

12 und 105 mm. Beachten Sie, wie weit die Berge auf dem ersten Bild entfernt sind und wie nah sie auf dem zweiten Bild sind.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Brennweite und Zoom

Was ist die Brennweite eines Objektivs? Die Brennweite bestimmt, wie weit oder eng der Bildwinkel des Objektivs ist. Sie wird in Millimetern direkt auf dem Objektiv angegeben.

Was ist der Unterschied zwischen einem Festbrennweitenobjektiv und einem Zoomobjektiv? Ein Festbrennweitenobjektiv hat eine einzige Brennweite, während ein Zoomobjektiv eine Brennweitenverstellung innerhalb eines bestimmten Bereichs ermöglicht.

Beeinflusst der Sensor die Brennweite? Die Brennweite selbst nicht, aber kleinere Sensoren verändern den resultierenden Blickwinkel – den sogenannten Crop-Faktor. Dadurch wirkt das Objektiv wie eine längere Brennweite.

Welche Brennweite eignet sich für Porträtaufnahmen? Die natürlichsten Porträts erhalten Sie im Bereich von etwa 40–80 mm bei Vollformat.

Wann sollte man ein Teleobjektiv verwenden? Teleobjektive eignen sich für Tieraufnahmen, Sportaufnahmen, Detailaufnahmen in der Landschaft oder Aufnahmen des Mondes. Sie ermöglichen es, entfernte Objekte heranzuholen und gleichzeitig die Perspektive zu verflachen.

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AutorGalina Gordeeva

Fotografin, Dozentin, Redakteurin. Sie beschäftigt sich seit 2004 mit Fotografie. Derzeit ist sie Leiterin des Magazins Digitale Fotografie, schreibt Artikel über Fotografie, unterrichtet, leitet eine Fotografie-Akademie in Prag und kreiert weiterhin ihre eigenen Werke. Auf Experimente kann sie nicht verzichten, weshalb sie sich in den letzten Jahren verstärkt experimentellen Techniken, insbesondere der Luminografie, widmet. Sie ist in der tschechischen und internationalen Lightpainter-Community anerkannt und ihre mit Licht gemalten Bilder gewinnen regelmäßig Preise bei internationalen Wettbewerben.

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