Verwendung des Polarisations-Filters

Falls Sie oftmals Landschaftsbilder machen, dann gehört der Polarisations-Filter (Polifilter) zu einem der wichtigsten Zubehörteile, dessen Effekt Sie sofort auf Ihren Fotos bemerken werden. In den nächsten Zeilen werden Sie erfahren, auf welchem Prinzip dieser Filter basiert und was Sie von Ihm erwarten können. Der Polarisations-Filter eignet sich nämlich nicht nur für die Landschaftsfotografie.

Vielleicht haben Sie bereits gehört, dass der Polarisations-Filter mithilfe der erhöhten Farbsättigung einem Foto eine gewisse Magie verleiht. Dies können Sie am unteren Beispiel erkennen.

Links die Szene ohne Filter und rechts mit dem Polarisations-Filter. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 70–200 mm F2.8 IS II USM, 1/320 s (links) a 1/80 s (rechts), F5.6, ISO 400, Brennweite 70 mm.
Links die Szene ohne Filter und rechts mit dem Polarisations-Filter. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 70–200 mm F2.8 IS II USM, 1/320 s (links) a 1/80 s (rechts), F5.6, ISO 400, Brennweite 70 mm.

Die Verwendung des Polarisations-Filters ist jedoch nicht so einfach. Deshalb sollte man das Prinzip verstehen. Am Ende des Artikels werden Sie eine klarere Vorstellung darüber haben, was eigentlich passiert, wenn Sie den Filter verwenden und was Sie von Ihm erwarten können.

Licht

Licht kann man sich als wellenförmig und geradlinig fortbewegende Lichtteilchen (Photonen) vorstellen. Die Ausbreitung des Lichtes erfolgt hierbei in Form von Wellen, welche eine Schwingungsrichtung (Polarisation) haben. Hier interessiert uns vor allem die lineare Polarisation, d. h. die Schwingung der Welle erfolgt in nur eine bestimmte Richtung. Diese kann man sich anhand der folgenden Abbildungen besser vorstellen. Dargestellt wird die Schwingung des Lichts auf einer Ebene durch den Raum. Hierbei ist es wichtig, zu wissen, dass diese Ebene einen bestimmten Winkel hat. Diese Erkenntnis ist wichtig für das Verständnis des Prinzips, auch wenn das Auge die vertikale (Schwingung von links nach rechts) oder horizontale Polarisation (Schwingung von oben nach unten) nicht erkennt.

Darstellung der Schwingung der linearen Polarisation. (Quelle: Wikipedia)
Darstellung der Schwingung der linearen Polarisation. (Quelle: Wikipedia)

Gewöhnliche Lichtquellen wie die Sonne oder eine Glühbirne strahlen unpolarisiertes Licht aus. Der Grund hierfür ist, dass das Licht von Atomen stammt, die völlig ungeordnet alle mögliche Richtungen im Raum einnehmen. Es kann somit kein bestimmter Winkel oder keine bestimmte Richtung bestimmt werden. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine große Anzahl verschiedener Wellen mit unterschiedlichen Polarisationen.

Wozu ein Polarisations-Filter?

Manchmal kann es passieren, dass die Reflexion der Sonne, die ursprüngliche Farbe des Objektes überdeckt. Dies kann man sehr gut an einem gesättigten grünen Blatt erkennen. Ist das Blatt zufälligerweise zur Sonne gedreht, dann wirken seine Farben nicht mehr gesättigt. Um dies zu vermeiden, können wir einen Polarisations-Filter nutzen. Dieser lässt nur Licht einer bestimmten Polarisationsrichtung durch und sperrt die anderen Schwingungsrichtungen des Lichtes aus. Das Ergebnis sieht dann folgendermaßen aus (Licht verläuft von Rechts nach links):

Der Verlauf des Lichtes mit einem Polarisations-Filter. (Quelle: Wikipedia)
Der Verlauf des Lichtes mit einem Polarisations-Filter. (Quelle: Wikipedia)

Von rechts kommt das unpolarisierte Licht, eine chaotische Mischung verschiedener Wellen.

Das erste Glas des Filters (rechts) würde völlig ausreichen – es lässt nur das gewünschte Licht durch und sperrt das unerwünschte aus. Damit man den richtigen Winkel der Polarisation wählen kann, ist der Filter so konstruiert, dass die Fassung drehbar ist. An der Seite ist meistens ein Strich, nach welchem wir den eingestellten Winkel erkennen können.

Bestandteil eines Polarisations-Filters ist auch immer ein zweites Glas, welche die Polarisation wieder „verwirft“. Das zweite Glas wurde vor allem wegen der Spiegelreflex-Kameras hinzugefügt. Diese bestehen im Inneren aus einem ganzen System von Spiegeln, welches mit der Polarisation arbeitet. Hierdurch könnte es passieren, dass ein linear polarisiertes Licht nicht richtig durch einige Spiegel gelangt und die Kamera somit aufhört zu schärfen.

Gewöhnlich werden auf dem Markt nur zirkulare Polarisationsfilter (Kennzeichnung CPL, PL-C oder PL-CIR) zum Verkauf angeboten. Ältere Filter ohne den zirkularen Teil werden als lineare Polarisations-Filter bezeichnet (Kennzeichnung Linear PL, Lin Pol oder nur „PL“, aber Vorsicht vor Missverständnissen). Mit ein bisschen Mühe kann man auch diese kaufen. Wofür sich die linearen Polifilter eignen, erläutern wir am Ende des Artikels.

Drei Polarisations-Filter, zwei davon zirkular und einer linear. Rechts zu sehen ist die Version „Slim“, welche sichtlich dünner ist als seine zwei Kollegen. Alle Filter haben an der Seite einen Strich, der die Ebene der Polarisation definiert (im rechten Filter wird anstatt einem Strich ein Dreieck verwendet).
Drei Polarisations-Filter, zwei davon zirkular und einer linear. Rechts zu sehen ist die Version „Slim“, welche sichtlich dünner ist als seine zwei Kollegen. Alle Filter haben an der Seite einen Strich, der die Ebene der Polarisation definiert (im rechten Filter wird anstatt einem Strich ein Dreieck verwendet).

Verwendung in der Natur

Der Wirksamkeit des Polifilters wird am meisten bei der Fotografie eines bewölkten Himmels oder der grünen Natur sichtbar. Der Effekt ist beim Sonnenauf- sowie Sonnenuntergang am stärksten. Darüber hinaus, wenn beim Fotografieren das Licht senkrecht von rechts oder links kommt (d. h. dass wir nicht in Richtung der Sonne oder der Richtung der Sonnenstrahlen fotografieren sollten).

Im unteren Bild kann man die richtige Verwendung des Filters mit kleiner Telebrennweite:

Amsterdam mit dem Polifilter. Canon EOS 40D, Canon EF-S 18–55 mm F3.5–5.6, 1/200 s, F8.0, ISO 200, Brennweite 50 mm.
Amsterdam mit dem Polifilter. Canon EOS 40D, Canon EF-S 18–55 mm F3.5–5.6, 1/200 s, F8.0, ISO 200, Brennweite 50 mm.

Probleme gibt es bei ultrabreiten Objektiven. Der Polarisations-Effekt ist je nach Drehung der Sonne unterschiedlich. Bei einer Aufnahme, bei der die Foto-Kamera einen horizontalen Winkel von mehr als 90° Grad aufnimmt, ist der Effekt ziemlich unausgeglichen und der Himmel nimmt einen unrealistischen Übergang von hellblau bis fast schwarz an:

Unausgeglichener Effekt der Polarisation bei einem ultrabreitem Objektiv. Canon EOS 40D, Canon EF-S 10–22 mm F3.5–4.5, 1/400 s, F8.0, ISO 200, Brennweite 10 mm.
Unausgeglichener Effekt der Polarisation bei einem ultrabreitem Objektiv. Canon EOS 40D, Canon EF-S 10–22 mm F3.5–4.5, 1/400 s, F8.0, ISO 200, Brennweite 10 mm.

Die Lösung ist hier, keinen Filter zu verwenden, einen nicht so großen Teil des Himmels aufzunehmen oder das Problem mit dem Computer zu lösen.

Falls es bewölkt ist, dann ist die Verwendung des Filters sinnlos. Die Wolken zerstreuen das Licht so, dass es von allen Richtungen kommt und keine Ebene bzw. Richtung bestimmt werden kann.

Praktische Verwendung nicht nur bei der Landschaftsfotografie

Außer zur Erhöhung der Farbsättigung in der Natur kann der Filter auch zur Vermeidung von Spiegelung verwendet werden. Egal ob es sich um Spiegelung durch ein Fenster, der Wasseroberfläche oder anderen Oberflächen handelt (manche Oberflächen polarisieren das reflektierte Licht nicht – insbesondere handelt es sich hierbei um metallische Gegenstände).

Uhren, dessen Gläser das Sonnenlicht reflektieren. Der Polifilter hat hier die Reflexion völlig gelöscht und somit den Kontrast beträchtlich erhöht. CPL kann sich somit gut für die Produktfotografie eignen. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 24–70 mm F2.8, 1/400 s, F5.0, ISO 100, Brennweite 70 mm.
Uhren, dessen Gläser das Sonnenlicht reflektieren. Der Polifilter hat hier die Reflexion völlig gelöscht und somit den Kontrast beträchtlich erhöht. CPL kann sich somit gut für die Produktfotografie eignen. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 24–70 mm F2.8, 1/400 s, F5.0, ISO 100, Brennweite 70 mm.

Linear polarisiertes Licht geben auch LCD Monitore aus, d. h. dass man Sie mit einem richtig eingestellten Filter verdunkeln kann.

LCD auf dem Handy mit einem Filter der das Licht durchlässt und einem Zweiten, der das Licht blockiert. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 24–70 mm F2.8, 1/60 s, F5.0, ISO 1600, Brennweite 70 mm.
LCD auf dem Handy mit einem Filter der das Licht durchlässt und einem Zweiten, der das Licht blockiert. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 24–70 mm F2.8, 1/60 s, F5.0, ISO 1600, Brennweite 70 mm.

Worauf man achten sollte

Die Filter weisen je nach Marke und Technologie eine unterschiedliche Qualität auf. Manche Filter können das Bild in eine bestimmte Farbe leicht verfärben (was man mit einem ausgeglichenen Weiß korrigieren kann) oder andere wiederum ein „Sonnenschweinchen“ hinzufügen und das Bild verschwommen aussehen lassen (was sich schwer korrigieren lässt). Renommierte Hersteller schneiden hier meist besser ab, wobei man sich vor dem Kauf einige Testergebnisse bzw. Rezensionen anschauen sollte. Einen ausführlichen Vergleichstest gab es vor Jahren im folgenden Artikel. Man deutlich die Unterschiede zwischen dem besten und dem schlechtesten Filter erkennen.

Bei manchen Objektiven ist es notwendig, die Slim-Version des Filters zu nutzen, weil die normale Version in die Ecke des Bildes tritt.

Auf der Aufnahme sieht man die Normalversion (also nicht Slim) eines Filters. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 16–35 mm F2.8 II, F8.0, Brennweite 16 mm.
Auf der Aufnahme sieht man die Normalversion (also nicht Slim) eines Filters. Canon EOS 5D Mark III, Canon EF 16–35 mm F2.8 II, F8.0, Brennweite 16 mm.

Vorteilhaft sind auch qualitativere Objektive, bei denen sich der vordere Teil, auf welchem der Filter angebracht ist, nicht umdreht. Sollte sich der vordere Teil Ihres Objektivs bewegen, dann müssen Sie beim Fotografieren erst fokussieren und danach den Filter drehen, um den größten Effekt zu erzielen.

Bei der Verwendung des Polarisations-Filters ist klar, dass er einen bestimmten Teil des Lichtes nicht durchlässt. Dies bedeutet wiederum, dass der Sensor weniger Licht bekommt (i. d. R. die Hälfte aber manchmal nur ein Viertel). Daher ist es nötig, sich einer längeren Belichtungszeit oder einer höheren ISO zu bedienen.

Vorteilhaft hingegen ist, dass das Exterieur des Filters die hellsten Bereiche der Aufnahme verdunkelt. Somit hat man einen geringeren Gesamtumfang an Lichtern sowie Schatten, wodurch man leichter fotografieren kann.

Bonus-Trick

Falls Sie zwei Polarisations-Filter haben, wobei einer linear ist, dann können Sie beide Filter gleichzeitig verwenden (der Lineare weiter vorne an der Kamera). Falls diese gleich ausgerichtet sind, dann lassen sie das Licht wie ein Filter durch. Im anderen Fall lassen sie praktisch überhaupt kein Licht durch.

Je nachdem, in welchem Winkel die Filter zueinander eingestellt sind, kann man die Gesamtdurchlässigkeit der Filter regulieren. Somit haben Sie einen Filter mit einer variablen Graufilter – variable ND (Neutral density) filter. Manche Hersteller verkaufen eine ähnliche Zusammensetzung direkt als Produkt.

Der neutrale Graufilter eignet sich vor allem, wenn Sie tagsüber mit einer langen Belichtungszeit fotografieren. Egal ob es sich hierbei um Sekunden handelt, um das Wasser weichzuzeichnen oder um ein Hundertstel einer Sekunde, um die X-sync Zeit bei der Fotografie mit dem Blitz einzuhalten.

Der Polarisations-Filter eignet sich zwar nicht für alle Situationen, kann jedoch erheblich helfen. Damit Ihnen das Fotografieren mit diesem Filter gelingt!