Urbex: Licht und Komposition meistern
Das Fotografieren von verlassenen Orten (engl. Lost places) unterscheidet sich nicht so stark von Architektur- oder Landschaftsaufnahmen. Die Szene ist statisch und daher müssen Sie vielmehr mit der Komposition und dem Licht arbeiten, damit Sie die Atmosphäre im Bild unterstreichen sowie ein interessantes Foto machen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie es schaffen.
Große Hallen alter Industriekomplexe begeistern durch Ihre Verlassenheit. Die Säulen bilden häufig einen Gang von einem zum nächsten Raum und stellen somit Führungslinien dar. Sie können ferner beobachten, wie die Linien an einem Punkt zusammenlaufen und dem Betrachter vermitteln, wie gigantisch und gleichzeitig verlassen die Orte sind.
Versuchen Sie auch, ein Objekt zu finden (Stuhl, alter Schrank oder Figur), das optimal in die Komposition passt.
Nutzen Sie markante Objekte
In der Urbex-Fotografie (urban exploration oder auch Stadterkundung) findet man oftmals Motive, wie z. B. zurückgelassene Maschinen, Möbelstücke und andere Objekte. Die Umgebung verlassener Gebäude wird dabei oftmals von Gerümpel und von wild wachsenden Pflanzen überdeckt.
Falls Sie sich auf ein konkretes Objekt fokussieren, dann sollten Sie es in den Vordergrund positionieren. Die Bildgestaltung sollte dabei in Form des Goldenen Schnitts erfolgen. Dadurch erkennt der Betrachter sofort, worauf Sie Ihr Augenmerk gelegt haben.
Auch eine niedrigere Schärfentiefe ist hilfreich. Versuchen Sie auch einen Blickwinkel zu finden, wo sich hinter dem Hauptobjekt ein einfacherer, einheitlicher Hintergrund mit ähnlichen Farbtönen befindet.
Nutzen Sie in kleinen Räumen ein Weitwinkelobjektiv
Als leidenschaftlicher Urbexer kommen Sie nicht nur in großen Räumen von Industriekomplexen zu Ihrem Genuss. Genauso malerisch und interessant können beispielsweise kleine Räume in verlassenen Villen sein.
Ohne ein Weitwinkelobjektiv sind Sie jedoch zu Detailaufnahmen gezwungen. Durch ein Weitwinkelobjektiv können Sie jedoch eine andere Perspektive vom Raum vermitteln, die dem menschlichen Auge sonst normalerweise entgeht.
Durchblick nicht nur durch zerschlagene Fenster
Probieren Sie Bilder in Bildern zu erstellen. Zerschlagene Fenster, aber auch durchbrochene Wände können Ihnen als Durchblicke in “andere” Welten geben.
Hierdurch machen Sie dem Betrachter klar, was Sie persönlich beeindruckt hat.
Wiederholung und Unregelmäßigkeit
Ganze Reihen von Fenstern, Säulen, regelmäßigen Texturen von abgeplatzten Wänden oder Farben oder regelmäßig angeordnete sowie leere Regale mit sich wiederholenden Mustern erfreuen das Auge. In verlassenen Gebäuden werden Sie sicherlich oftmals auf so etwas treffen.
Umso interessanter ist es, wenn Sie auf ein Element stoßen, welches diese Regelmäßigkeit unterbricht – bspw. ein Wecker in den sonst leeren Regalen oder ein abgedecktes Fenster in der Reihe von Fenstern. Solche Elemente ziehen garantiert sofort die Aufmerksamkeit auf sich.
Unter dem Lichtkegel wartet ein Foto
In den Abend- oder Morgenstunden, wenn sich die Sonne niedrig über dem Horizont befindet, kann durch ein Fenster oder ein Loch im Dach, ein wunderschöner Sonnenstrahl durchdringen. Halten Sie Ausschau danach, ob sich in diesem Lichtstrahl nicht ein geeignetes Motiv zum Fotografieren finden lässt.
Die Sichtbarkeit der Sonnenstrahlen können Sie zudem dadurch unterstützen, wenn Sie im Raum den Staub aufwirbeln (oftmals reicht es schon aus, wenn Sie einmal über die Stelle laufen). Die Lichtstrahlen, die in das Gebäude dringen, sind schon an sich alleine interessant und können dem Bild eine atemberaubende Atmosphäre verleihen.
Versuchen Sie es mit dem Bracketing
Manche fotografierten Szenen in verlassenen Gebäuden können, was die Lichtverhältnisse anbelangt, ziemlich anspruchsvoll sein. Auf der einen Seite gibt es dunkle Ecken und auf der anderen Seite wiederum hartes Licht, das von Außen in die Räume gelangt. Mithilfe des Bracketing (Belichtungsreihe) bewältigen Sie solche Situationen.
Das Bracketing ist eine Funktion in der Fotokamera, wodurch Sie die Möglichkeit haben, automatisch mehrere unterschiedlich belichtete Bilder nacheinander zu machen. Die einzelnen Aufnahmen fügen Sie dann später am Computer zu einem HDR Foto mit höherem Dynamikumfang zusammen.
Entgegnen Sie der Dunkelheit mit einem Stativ und einer Lichtquelle
Manchmal sind die verlassenen Gebäude wirklich sehr dunkel. Oder Sie planen, dass Sie einen Erkundungstour bei Nacht machen. Bestimmt lohnt sich so etwas – bei der Dunkelheit wirken die verlassenen Orte noch geheimnisvoller und manchmal sogar wie in einem Horror.
In der Regel kommen Sie jedoch in solchen Situationen um ein Stativ sowie eine externe Lichtquelle nicht herum. Interessanter als die Verwendung eines Blitzgerätes ist oftmals das Experimentieren mit verschieden Lichtquellen und unterschiedlicher Lichtintensität.
Das Stativ wird Ihnen dabei helfen, dass Sie längere Verschlusszeiten verwenden können.
In jedem Fall haben Sie bei verlassen Orten den Vorteil, dass Sie sicht nicht beeilen müssen – die Orte rennen Ihnen nicht davon. Saugen Sie die Atmosphäre auf, erforschen Sie das Objekt gründlich und schon werden Sie das finden, wonach Sie gesucht haben. Denken Sie darüber nach, wie der Ort auf Sie wirkt und wie Sie Ihre Gefühle auf das Bild übertragen können.