Ungewöhnliche Filter für ungewöhnliche Objektive

Ein fotografischer Filter ist für die meisten Menschen ein rundes Stück Glas, das auf die Vorderseite des Objektivs geschraubt wird. Was aber, wenn Ihr Objektiv zu lang oder zu breit ist oder Sie den Filter beim Fotografieren verschieben möchten? Für diese Fälle gibt es eine Reihe verschiedener Lösungen – von relativ standardisierten bis hin zu hochspezialisierten, die nur für einen einzigen Objektivtyp entwickelt wurden.
Bei herkömmlichen Schraubfiltern (engl. Screw-in Filter) können folgende drei Situationen ein Problem darstellen:
- lichtstarke Teleobjektive mit großer Blendenöffnung,
- Ultra-Weitwinkelobjektive mit einem Riesen-Aufnahmewinkel,
- wenn kreisförmige Filter auf das Objektiv aufgesetzt werden können, aber nicht genügend Möglichkeiten bieten und man zu rechteckigen Filtern greifen muss.
Manchmal können sich die Lösungen ein wenig überschneiden, aber alles der Reihe nach.
Filter für Teleobjektive
Die erste Problemkategorie sind lichtstarke Teleobjektive, insbesondere solche mit großer Blendenöffnung. Ihr größter Nachteil ist der große Durchmesser des vorderen optischen Elements (Linse), weshalb ein herkömmlicher Filter ein riesiges Glasstück sein müsste, das schwer, empfindlich und teuer wäre. Außerdem wäre es kompliziert, einen Polfilter zu verwenden, da er bei einem langen Objektiv weit vom Fotografen entfernt wäre und sich nur schwer drehen ließe.
Deshalb haben professionelle Teleobjektive auf der Rückseite, direkt neben dem Bajonett, einen Schlitz für spezielle Einsteckfilter (Drop-in oder Slip-in).


Diese lösen die oben beschriebenen Probleme natürlich nur durch Spezialfilter für dieses besondere Objektiv, die Sie aber nicht für Ihre anderen Objektive verwenden können.
Interessanterweise befindet sich der Einschub für diese speziellen Rücklinsenfilter auch in mehreren Adaptern für den Wechsel zwischen verschiedenen Bajonetten. Der bekannteste ist der Canon EF-auf-RF-Adapter (Canon stellt drei dieser Adapter her, und nur einer erlaubt das Einsetzen von Filtern), und beispielsweise stellt die Firma Breakthrough Photography einen Adapter vom PL-Bajonett auf das Canon RF-Bajonett her, ebenfalls mit Einschubmöglichkeit für Filter. In diesen Fällen sind Sie durch die Auswahl an Objektiven auf einem Bajonett, das Ihrer Kamera eigentlich unbekannt ist, eingeschränkt, der große Vorteil ist aber, dass alle Filter mit jedem angeschlossenen Objektiv funktionieren.
Bei Einsteckfiltern gibt es in der Regel ein von außen zugängliches Rad, mit dem Sie den im Objektiv verborgenen Polfilter drehen können.

Probleme bei Ultraweitwinkelobjektiven
Während Teleobjektive in einem Kapitel behandelt werden können, gibt es für Ultraweitwinkelobjektive mehrere verschiedene Ansätze.
Das Problem mit großen Brennweiten ist, dass bei 16 mm oder weniger (bei Umrechnung auf Vollformat) der Bildwinkel so groß wird, dass das Aufschrauben des Filters gleichzeitig neue schwarze Ränder im Bild erzeugt.

Canon 5D Mark III, Canon 16-35/2.8 II, 1.3 s, f/14, ISO 100, Brennweite 16 mm
Das war der einfache Teil. Erschwerend kommt hinzu, dass die Frontlinse mancher Objektive so gewölbt ist, dass ein Schraubfilter nicht in Frage kommt.

Rechteckfilter
Mehrere Unternehmen entwickeln Systeme zur Anbringung von rechteckigen Filtern vor dem Objektiv, z. B. Cokin, Lee oder NiSi. Der Trick dabei ist, dass die Glasfilter größer sind als die Vorderseite des Objektivs. Ihre Halterung wird entweder in das Filtergewinde des Objektivs geschraubt oder einfach von außen eingerastet.
In beiden Fällen fährt die Vorrichtung sofort aus, um die Aufnahme nicht zu stören, und die Halterungen für die Glasrechtecke sind weiter seitlich angebracht. Ein Objektiv mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern kann so zum Beispiel mit einem Filtersatz von 150 mm Breite ausgestattet werden. Ich schreibe „Satz“, weil die Fassungen in der Regel mehrere Positionen haben, sodass z. B. ein Polfilter, ein ND-Filter und ein Farbfilter gleichzeitig verwendet werden können. Der englische Begriff für diese Art von Filtern ist meist Slot-in-Filter.


Diese Systeme sind nicht nur für Objektive gedacht, bei denen sie der letzte Ausweg sind – im Gegenteil, sie sind vielseitiger, gerade weil sie die Verwendung von rechteckigen Filtern ermöglichen. Der Hauptvorteil ist die Möglichkeit der Verwendung von ND-Verlaufsfiltern, um den Himmel oder andere helle Teile des Bildes abzudunkeln. Dank der Halterung lässt sich der Filter je nach Bedarf nach oben oder unten verschieben, was bei Schraubfiltern nicht möglich ist.


Halter für Rücklinsenfilter
Wir bewegen uns von relativ standardisierten Lösungen zu Systemen, die auf bestimmte Objektive zugeschnitten sind. Bei einigen Ultraweitwinkelobjektiven kann man auf einen Filterhalter stoßen, der sich im Bajonettbereich des Objektivs befindet und je nach Typ das Einsetzen von Gel- oder Feststofffiltern ermöglicht.

Die Filter haben eine präzise Form ohne Kanten, weshalb sie nicht verschoben werden können, wenn sie einmal eingesetzt sind. Dadurch entfällt die Verwendung von Polfiltern, die gedreht werden müssen, sowie von Grauverlaufsfiltern, die durch Verschieben feinabgestimmt werden müssen.

Bei weitem am häufigsten werden hier einfache Graufilter verwendet, um das gesamte Bild abzudunkeln und so die Belichtung zu verlängern.

Sony A7R V, Sony 12-24/4, 8 s, f/16, ISO 100, Brennweite 12 mm
Der Nachteil dieser Methode ist, dass man das Objektiv vom Kameragehäuse abnehmen muss, um den Filter zu wechseln, und dass man mit kleinen Film- oder Glasteilen arbeitet, die leicht schmutzig werden. Beides ist schon unter normalen Bedingungen mühsam, ganz zu schweigen von staubigen oder windigen Umgebungen.
Gel-Filter haben einen wirtschaftlichen Vorteil: Der Fotograf kann sie einfach aus relativ günstiger Folie/Gel ausschneiden, um die Farbe der Lichter zu ändern.
Der Rücklinsen-Filterhalter ist manchmal ab Werk im Lieferumfang des Objektivs enthalten, und dem Sony 12-24/2.8 liegt beispielsweise eine Schablone zum Zuschneiden eigener Filter bei. Für einige Objektive gibt es spezielle Fassungen von Drittanbietern (z. B. Haida), die anstelle des Originalrückteils montiert werden und auf die jeweilige Marke und den Objektivtyp zugeschnitten sind.
Rücklinsenschraubfilter
Die letzte ungewöhnliche Kategorie sind Filter, die vor dem Bajonett eingesetzt werden und in ein hinteres Gewinde ähnlich dem an der Vorderseite des Objektivs eingeschraubt werden.
Diese Art der Filterbefestigung ist mir zum Beispiel bei den Objektiven Laowa 10-18/4,5-5,6 oder Brightin Star 9/5,6 über den Weg gelaufen. Hier werden kleinere Filter (37 und 34 mm) verwendet, die erschwinglicher sind als die üblichen Profidurchmesser von 77 oder 82 mm.

Es ist eine Art Zwischenstufe zwischen dem Standard- und dem Nicht-Standard-System. Das Anschrauben klingt zwar einfach, aber aus Internet-Rezensionen geht hervor, dass das Festdrehen des Filters um das Bajonett herum eine mühsame und definitiv unbequeme Angelegenheit ist.
Oder auch ohne Filter?
Die beschriebenen Systeme sind bei extremen Brennweiten sehr nützlich. Es kommt aber auch vor, dass einige ungewöhnliche Objektive überhaupt keine Filterlösungen haben. Oft ist es ein Kompromiss: Vielleicht verliert man ein paar Effekte, aber man kann dank der besonderen Aufnahme einen anderen Blick auf die Welt bekommen, den man auch nicht vertun sollte. Und letztendlich wird es in der Fotografie immer darum gehen, die Möglichkeiten zu nutzen, die wir in dem Moment haben.
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