Tipps für Nachtfotografie
Obwohl Fotografen dazu neigen die schönsten Sonnenstrahlen zu suchen, kann man auch in der Nacht beeindruckende Aufnahmen zustande bringen. Schauen Sie sich doch gemeinsam mit uns einige Beispiele zusammen mit Tipps für bestmögliche Ergebnisse an.
Nachtfotografie kann große Freude bereiten, wenn man sich dafür mit ausreichend Geduld wappnet.
BRAUCHT MAN EIN STATIV?
Aufgrund des geringen Lichts ist es meist notwendig lange Belichtungszeiten zu verwenden, weshalb Immer ein Stativ empfohlen wird. Es ist auch sicherlich die beste Lösung, doch nicht immer hat mein ein Stativ dabei. Was gibt es also sonst noch für Möglichkeiten?
Man muss erwähnen, dass es sehr stark daraus ankommt, für was man das Foto verwenden will. Will man es bloß mit kleiner Auflösung auf den sozialen Netzwerken teilen, muss man sich bei den meisten solideren Kameras nicht mit Rauschen oder kleineren Unschärfen herumplagen, da es sowieso niemand sieht. Man kann also „aus der Hand“ ohne jegliche Stützen fotografieren.
Die Ansprüche auf die Fotoqualität steigen jedoch, sobald man das Bild auf Papier drucken oder größer darstellen möchte. Lassen Sie uns also anspruchsvollere Ziele wählen und auch ohne Stativ eine bessere Qualität erzielen.
Die Faustregel besagt, dass man ohne Stützen und ohne Verwackeln eine Zeit von etwa 1/(Brennweite) Sekunden halten kann. Beispielsweise bei einem 100 mm Teleobjektiv ist man also bei Zeiten wie 1/100 s und kürzer relativ auf der sicheren Seite. Allerdings sind dies bloße Orientierungsangaben, da jeder Mensch andere Zeiten halten kann und auch mit wachsender Kameraauflösung das Verwackelungsrisiko sinkt, falls wir uns weiterhin auf einzelne Pixel konzentrieren.
Das beste – wenn verfügbare – Hilfsmittel ist die Bildstabilisator direkt im Objektiv oder im Kameragehäuse. Diese hilft um etwa 4 EV, wobei ein EV (exposure value) die doppelte Zeit bedeutet. Beim 100 mm Objektiv-Beispiel kommen wir also auf 1/100 s * 24 = 1/6 s.
Falls wir uns noch dazu dadurch behelfen, dass wir die ISO-Empfindlichkeit erhöhen, erreichen wir schon ziemlich interessante Werte.
Falls noch längere Zeiten notwendig sind, behelfen wir uns, indem wir die Kamera an Säulen, Geländern oder anderen festen Objekten abstützen und mehrere Aufnahmen machen – so erhöhen wir die Chance auf zumindest ein richtig scharfes Bild. Das folgende Bild mit der Extremzeit von 3,2 Sekunden wurde nach etwa acht Versuchen, mit Abstützen an einem runden Geländer und mit viel Geduld aufgenommen:
WEISSABGLEICH
Nächtliche Städte strahlen in satten Gelbtönen. Es liegt an uns, ob wir diesen Ton beibehalten (ihn gegebenenfalls verdeutlichen) oder versuchen, ihn zu neutralisieren. Die Lampe oben ist zwar farblich ausgeglichen (am ehesten wie das echte Weiß), man könnte sie aber auch ruhig im Original belassen:
Problematisch wird es dann, wenn verschiedene Lichtquellen mit unterschiedlichen Farbtemperaturen aufeinander stoßen. Auf dem Bild unten ist es das Sonnenlicht kurz vor Tagesanbruch und die Straßenbeleuchtung der Stadt, die im Vergleich mit dem Sonnenlicht schon extrem gelb wirkt. Möchte man diese Situation korrigieren, bleibt einem nichts anderes übrig, als einen Teil der Aufnahme händisch zu markieren und dort die gehörigen Bearbeitungen durchzuführen (hier wurde der Abgleich abgeändert und die Helligkeit und Sättigung verringert):
UNTERSCHIEDLICHE NACHTPHASEN
Wie es Ihnen möglicherweise schon bei der vorherigen Aufnahme aufgefallen ist, gibt es während der Nacht nicht immer nur rein schwarzen Himmel. Das ist zwar am öftesten der Fall, aber wenn man etwa einen Moment kurz nach Sonnenuntergang erhascht, färbt sich der Himmel tief dunkelblau:
Beachten Sie auch die in der Nacht geltenden Kompositionsregeln. Aufgrund der schwer ausnutzbaren mangelnden Lichtstellen sind der Kreativität zwar gewisse Grenzen gesetzt, sie ist aber nicht ganz ausgeschlossen. In der folgenden Aufnahme habe ich beispielsweise eine Lampe ausgenützt, dank welcher das Bild dynamischer ist, als bei einer einfachen Frontalansicht.
In der Zeit vor dem Sonnenaufgang kann man wiederum den entfernten Orangeschimmer erfassen:
Aber auch mitten in der Nacht muss der obere Bildrand nicht nur finster sein.
Das stellt aber bereits eine eigene Fotokategorie dar, bei der ein Stativ unumgänglich ist und die Belichtungszeit enorme Ausmaße erreicht (hier auch bei hoher Empfindlichkeit fast eine Minute).
STERNCHEN
Neben den Sternen am Himmel gibt es in der Nacht auch „Sterne“ ringsum die Lichtquellen. Dieser Effekt entsteht bei höheren Blendenwerten und er stellt die Auswirkung der Lichtbrechung an den Blendenlamellen dar. Folglich hängt es von der Anzahl und Form der Lamellen ab, ob ein besserer oder schlechterer Effekt entsteht. Jedes Objektiv ist diesbezüglich ein wenig anders.
Bei einer geraden Lamellenanzahl entstehen genauso vielen Sternenzacken, während eine ungerade Anzahl doppelt so viele Zacken hervorbringt. Aufgrund der winzigen Blende von Kompaktkameras sind die Sterne auch bei Aufnahmen mit diesen gut sichtbar.
BEWEGUNGSEFFEKTE
In der nächtlichen Umgebung kann man auch sehr gut mit weiteren Effekten spielen. Ein Klassiker ist die Verwendung von langen Belichtungszeiten zum Verwischen des Verkehrs.
Unterschiedlicher Ergebnisse erreichen wir hingegen durch die Bewegung auf Seiten des Fotografen. Hier beispielsweise durch das Zoomen während der Exposition (die Kamera an sich blieb unbewegt):
Oder alternativ auch eine totale Abstraktion mithilfe beinahe zufälliger Kamerabewegungen.
ODER GANZ EINFACH
Obwohl wir uns verschiedene besondere Tricks angesehen haben, sollte erwähnt werden, dass man auch einfach ein lichtstarkes Objektiv nehmen und zu Orten aufbrechen kann, wo auch in der Nacht nicht viel Dunkelheit herrscht. Dann kann man ohne größere Einschränkungen fast wie bei Tag fotografieren.
Damit wären wir am Ende unserer inspiratorischen Übersicht über die verschiedensten Möglichkeiten bezüglich Nachtfotografie. Ich werde mich aber jedenfalls darüber freuen, wenn Sie Ihre eigenen Ideen und nächtliche Fotoexperimente mit uns teilen werden.
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