Story-Serie Wie erzählt man eine Geschichte in wenigen Fotos

Story-Serie Wie erzählt man eine Geschichte in wenigen Fotos

Story-Serien sind ein modernes und unterhaltsames Thema, mit dem sich auch führende Fotografen beschäftigen. Es liegt daher nahe, sie auch auszuprobieren. Wir werden uns nun Schritt für Schritt ansehen, was für ein solches Shooting erforderlich ist – Kostüme, Models, Szenario und Location. Und wie man alles so konzeptioniert, damit das Ergebnis Tiefe hat.

Wo beginnt eine solche Geschichte? Die Inspiration kann jederzeit und überall auftauchen, zum Beispiel beim Lesen eines Buches oder beim Ansehen eines Films oder einer Fernsehsendung. Selbst eine kleine Andeutung einer Geschichte kann sich zu etwas Großem entwickeln, wenn man ihr genügend Sorgfalt und Fantasie schenkt.

Überlegen Sie sich ein Szenario

Es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn Sie Ihre Ideen in einem Szenario niederschreiben. Geben Sie der Geschichte einen Anfang, einen Verlauf und ein Ende. Verleihen Sie den Charakteren auch einen gesamten Lebensweg, woher sie kommen und was sie in die Situation gebracht hat, in der sie sich befinden. Denken Sie auch an ihre Persönlichkeit. Dies kann Ihren Models als Hilfestellung dienen.

Sie müssen die Szenen nicht allzu genau beschreiben, denn die ganze Geschichte in ein paar Bildern festzuhalten, ist nicht wie einen Film drehen oder ein Buch schreiben. Alles, was man normalerweise in vielen Aufnahmen sehen und in vielen Kapiteln lesen würde, muss in ein einziges Foto untergebracht werden. Lassen Sie die Details für sich sprechen.

Story-Serie
Die Kampfszene, die in erster Linie auf Emotionen und Mimik basiert, aber auch versucht, Dynamik zu zeigen. Nikon D750, Sigma 35 mm f/1.4 DG HSM Art, 1/100 s, f/3.5, ISO 200, Brennweite 35 mm.

Wenige Fotos genügen

Wir raten davon ab, eine große Menge an Fotos zu machen. Beschränken Sie die Anzahl der entstandenen Fotos auf ein Minimum, aber schenken Sie jedem Foto und allem, was darauf festgehalten wird, mehr Aufmerksamkeit. Sobald Sie ein fertiges Szenario haben, können Sie Ihre finale Vorstellung in groben Skizzen festhalten. Halten Sie sich aber nicht zu vehement daran, damit sie Ihre Arbeit nicht einschränken. Sie dienen nur zur Veranschaulichung der Idee und stimmen oft nicht mit der gewählten Umgebung überein, oder passen nicht zum Objektiv und zum Licht. Betrachten Sie sie also als groben Leitfaden und scheuen Sie sich nicht, die Aufnahme zu ändern und anzupassen.

Wichtige Elemente

Charaktere: Diese müssen angemessen gekleidet, thematisch passend und interessant sein. Sie müssen nicht immer im Mittelpunkt stehen und markant sein, aber man muss ihr Motiv, ihren aktuellen Gemütszustand und die Details am Kostüm sehen, die die Figur ausmachen.

Die Gestaltung der Charakter ist ein großes Kapitel für sich, man kann aber oft schon am Kostüm erkennen, wie die jeweilige Person ist. Ob sie eher fröhlich oder dramatisch ist. Ob es ein Kämpfer oder ein vorsichtiger Typ ist. Kleidung, Schmuck oder kleine Accessoires können viel über einen Charakter aussagen.

Schauplatz: Wählen Sie eine gute Location, die zu Ihrer Geschichte passt. 

Geschichte: Was auf dem Foto passiert, warum es passiert und wohin die Situation führt.

Objekte: Diese können bestimmte Situationen definieren, sie können im Mittelpunkt stehen, z. B. als Interessenkonflikt oder als Ziel. 

Ein letzter Tipp für den Einstieg: Es muss nicht alles auf den ersten Blick auf dem Foto ersichtlich sein. Das ist gar nicht möglich. Als Autor müssen Sie wissen, warum das, was passiert, passiert, und natürlich müssen Ihre Figuren das auch wissen. Aber es bleibt dem Betrachter überlassen, das Unausgesprochene zu erahnen. Lassen Sie Raum für Fantasie und scheuen Sie sich nicht, abstrakt zu sein. Wenn der Anhänger am Hals für die Hintergrundgeschichte des Charakters wichtig ist, muss er sichtbar sein. Und warum das so ist, soll jeder anhand der Hinweise selbst herausfinden. 

Story-Serie
Szene mit einer Schachtel. Eine Frau mit weißem Haar wird deutlich durch ihre Kleidung definiert. Der Mann hinter ihr hat die gleiche Haarfarbe. Sind sie Geschwister? Warum wollen alle den Gegenstand, den die Frau mit dem Hut in der Hand hält? Und warum weigert sich die Frau, das Objekt loszulassen?   Nikon D750, Sigma 35 mm f/1.4 DG HSM Art, 1/100 s, f/3.5, ISO 200, Brennweite 35 mm.
Story-Serie
Eine Szene in Anlehnung an die Serie The Handmaid’s Tale, die die Grausamkeit der gesamten dortigen Welt darstellen soll. Nikon D750, Nikon 50 mm f/1,4 AF-S NIKKOR G, 1/160 s, f/2.5, ISO 200, Brennweite 50 mm.

Projektumsetzung

Sobald Sie das Szenario und die Skizzen erstellt haben, können Sie mit der Umsetzung beginnen. Besprechen Sie zunächst alles mit den Models, die ein möglichst breites emotionales Spektrum bieten. Am besten solche, die nicht schüchtern sind, idealerweise Schauspieler. Sie müssen natürlich keine professionellen Schauspieler finden. Vielleicht haben Sie Freunde, die Theater spielen oder einfach sehr ausdrucksstark sind. Überlegen Sie, wer die erforderliche Energie in sich trägt, und sprechen Sie ihn an.

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Einer meiner Freunde, der regelmäßig an LARP-Veranstaltungen teilnimmt, hat ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht und die Fähigkeit, Emotionen sehr genau und gut lesbar darzustellen. Nikon D750, Sigma 35 mm f/1.4 DG HSM Art, 1/200 s, f/3.5, ISO 200, Brennweite 35 mm.

Der nächste Schritt besteht darin, eine Location zu wählen, die zu Ihrer Geschichte passt. Lassen Sie sich zum Beispiel von dem oben erwähnten Artikel Wir verraten, wie man Foto-Locations sucht. Und geben Tipps, was man dort fotografieren kann inspirieren.

Dann benötigen Sie Kostüme, die man auf viele Arten besorgen kann. Ob aus dem Theater geliehen, von Freunden, selbst genäht oder in Second-Hand-Läden gekauft. Sie können sie sogar aus dem, was Sie zu Hause haben, zusammenstellen. Alles, was Sie brauchen, ist eine umfassende Vorstellung davon, wie Ihr Kostüm aussehen soll, einschließlich aller Details. Warum sieht das Kostüm so aus? Was hat der Charakter darin schon erlebt und warum hat er gerade dieses Outfit gewählt? Welche Farben passen zum Charakter? Was ist seine Lieblingsfarbe? Diese Farbe darf präsenter sein, als andere. 

Story-Serie
In dieser Geschichte trägt die Frau ein mittelalterliches Kleid und ihr Mann eine Rüstung. Er zieht in den Krieg. Sie bleibt zu Hause.  Nikon Z6II, Nikon 50 mm f/1,4 AF-S NIKKOR G, 1/800 s, f/2.8, ISO 200, Brennweite 50 mm.

Nicht zu unterschätzen sind auch die Requisiten, Gegenstände und allgemeine Details, die die Szene vervollständigen, seien es die der Charaktere oder der Umgebung. Ergänzen Sie Ihre Szene mit verschiedenen Dingen, die sie definieren. Klein oder groß, das bleibt Ihnen überlassen. Zum Beispiel ein Auto, Musikinstrumente, Blumen oder Ausrüstung. Vieles hängt vom Gesamtlayout ab. Kleine Dinge können Accessoires für die Charaktere sein, wie z. B. Kleidung, Schmuck, Haarschmuck, Perücken, Schals oder auch Make-up oder künstliche Narben.

Story-Serie
Die Büchse der Pandora, die im Mittelpunkt zweier meiner Serien steht. Es ist nicht nur irgendeine Schachtel. Der Schmutz an den Händen und die Ziegelsteine deuten auf einen Zerfall, einen Kampf hin. Nikon D750, Sigma 35 mm f/1.4 DG HSM Art, 1/200 s, f/3.5, ISO 200, Brennweite 35 mm.

Und jetzt das eigentliche Fotoshooting

Es ist wichtig, daran zu denken, dass Sie jetzt nicht nur Fotograf, sondern auch Regisseur sind. Sehen Sie sich das Szenario und die Skizzen immer wieder an. Sie wollen Ihre Vision verwirklichen, also müssen Sie den Models alles genau erklären. Vor allem, worum es in der Szene geht, begründen, wo die Figur stehen soll, was sie ausdrücken soll und warum sich diese bestimmten Gegenstände dort befinden. Konzentrieren Sie sich während der Aufnahme nur auf das eine Foto, das Sie erstellen. Und das Wichtigste: Passen Sie sich nicht der Aufnahme an, passen Sie die Aufnahme Ihren Vorstellungen an!

Natürlich müssen Sie sich vielen Dingen unterwerfen, aber grundsätzlich erschaffen Sie eine Welt, die Geschichte und die Menschen darin. Sie setzen die Realität zusammen, die in Ihrem Kopf entstanden ist. 

Motivieren Sie die Models, sich emotional auszudrücken. Geben Sie ihnen Zeit und haben Sie Geduld, aber holen Sie die notwendige Leistung aus ihnen heraus. Lassen Sie sie schreien, nach Atem ringen, weinen. Wenn sie wissen, warum ihnen das Gefühl widerfährt, können sie sich mit der Figur identifizieren und sie wiedergeben.

Story-Serie
Die Frau auf dem Foto wurde eingewiesen, was in diesem Moment mit ihrer Figur geschieht, und ihr Gesichtsausdruck drückt Entsetzen, Erkenntnis und Schrecken aus. Ihre Augen sprechen für sie. Ihr war klar, was gerade los ist, und zeigte mir, wie sie sich dabei fühlt.  Nikon D750, Sigma 35 mm f/1.4 DG HSM Art, 1/100 s, f/3.5, ISO 200, Brennweite 35 mm.
Story-Serie
Hier hatten die Protagonisten die Aufgabe, den Moment zu spielen, in dem er abreist und beide wissen, dass er nicht zurückkommen wird. Denn der Krieg ist grausam. Es war hilfreich, dass die Models tatsächlich in einer Beziehung sind, wodurch ihre Vorstellung von Verlust die Emotionen gut zum Ausdruck brachte. Nikon Z6II, Nikon 50 mm f/1,4 AF-S NIKKOR G, 1/800 s, f/2.8, ISO 200, Brennweite 50 mm.

Fazit

Jetzt wissen Sie, wie es geht, und können sich an die Arbeit machen. Haben Sie keine Angst vor einer größeren Herausforderung. Es wird Sie wahrscheinlich eine Menge Zeit und vielleicht auch etwas Geld kosten, aber große Projekte bringen große Ergebnisse. Selbstverwirklichung ist ein sehr befriedigender Prozess, also lassen Sie sich nicht entmutigen und versuchen Sie, mindestens eine Geschichte wie diese zu kreieren!

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AutorZdenka Povolen

Ich fotografiere zwar erst seit kurzem, dafür aber sehr gerne. Ich mag es, eine Atmosphäre auf den Fotos erschaffen, ich bringe meine Emotionen ein und bin der Überzeugung, dass ein Foto Seele haben muss. Hauptsächlich fotografiere ich Menschen, oft Kostüme, manchmal Akte und Geschichten. Ich verlasse mich sehr auf gute Kommunikation und eine angenehme Atmosphäre während des Fotoshootings. Bei diesem benutze ich gerne praktische Effekte wie Rauch, Feuer, Funken, Lichter, Bewegung von Kleidung und Stoff. Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe. Aber das wird auch mit zwanzigjähriger Erfahrung nicht anders sein. Ich glaube an eine lebenslange Selbstverbesserung.

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