Stillleben-Fotografie: 7 Tipps aus der Praxis, die Ihnen mit dem Licht und der Komposition helfen
Die Stillleben-Fotografie hat einen großen Vorteil – Sie können auch daheim fotografieren, weil Sie hierfür kein Atelier und keine teure Technik benötigen, um großartige Fotos machen zu können. Die Standard-Ausstattung daheim und etwas Kreativität reichen schon aus. Unsere 7 Tipps werden Ihnen zeigen, wie man tolle Stillleben-Aufnahmen macht.
Vor Kurzem konnten Sie mehr über die Grundlagen der Stillleben-Fotografie erfahren. In diesem Artikel werden wir uns hingegen der praktischen Umsetzung widmen. Hierbei werde ich Ihnen eine für mich bewährte Vorgehensweise vorstellen.
1. Stellen Sie sich das Bild vor
Die Vorstellung über das zukünftige Foto ist der wichtigste Schritt von allen. Sie klären hierdurch bereits im Vorfeld, welche Atmosphäre Sie mit der Aufnahme vermitteln wollen.
Gleichzeitig engen Sie die Auswahl der Requisiten ein, die sich für Ihr Traumbild eignen. Zwar kann man auch Zuhause herumirren und die verschiedensten Gegenstände ausprobieren, aber oftmals ist diese Vorgehensweise eher deprimierend und nicht zielführend.
Die Vorstellung über das finale Bild hilft Ihnen ferner dabei, den geeigneten Typ der Beleuchtung auszuwählen.
2. Finden Sie das passende Licht
Gerade gutes Licht ist für ein gelungenes Stillleben-Foto essenziell. Sie finden es nicht nur bei Fenstern, die zur Nordseite gerichtet sind, sondern auch in unerwarteten Ecken Ihres Zuhauses.
Betrachten Sie es als unterhaltsame Aufgabe, einen Tag lang zu beobachten, wie sich das Licht in Ihrer Wohnung oder Haus ändert. Achten Sie hierbei auf interessante Übergänge des Lichts und der Schatten sowie der Lichtkegel des Mittagslichts.
Im Winter werden die Tage kürzer und die Abende länger. Aber selbst dann müssen Sie nicht mit dem Fotografieren aufhören. Sie können die Szene auch mit einer einfachen Tischlampe beleuchten.
Im Unterschied zum Fotografieren im Atelier mit Studioblitzen, haben Sie hier längere Verschlusszeiten – vergessen Sie daher nicht ein Stativ und einen Fernauslöser zu verwenden.
3. Bereiten Sie die Szene vor
Klassische Lampen besitzen oftmals ein scharfes Punktlicht. Etwas weicher machen können Sie das Licht mit einem Diffusor, einem halbdurchsichtigen Stoff oder beispielsweise auch mit Backpapier. Legen Sie aber keines dieser Hilfsmittel direkt auf die Lampe → die heiße Glühbirne kann nämlich sonst ein Feuer entfachen.
Bei der Vorbereitung der Szene sollten Sie auch auf eine geeignete Unterlage und den Hintergrund denken. Nutzen Sie verschiedene Unterlagen aus, von weißen Kapa-Platten, Plexiglas (für Reflexionen geeignet) bis hin zu einem Holzbrett. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Nur eines ist wichtig, die Materialien müssen zueinander passen und genauso zu den ausgewählten Requisiten.
4. Wählen Sie die Requisiten aus
Es gibt unzählige Gegenstände, die Sie für die Stillleben-Fotografie verwenden können. Zu den klassischen Requisiten gehören:
- Eier,
- Äpfel,
- Birnen,
- Vasen
- und Blumen.
Bei modernen Stillleben-Aufnahmen können Sie hingegen alles verwenden, was nicht lebendig ist. Zum Beispiel:
- Zigarettenstummel,
- Schrauben und Muttern,
- alte und neue Schuhe
- oder einfache geometrische Formen.
Lassen Sie sich beispielsweise von den Aufnahmen des amerikanischen Fotografen Irving Penn oder dem tschechischen Avantgardisten-Fotografen Jaromír Funke inspirieren.
Wie ich bereits zu Anfang erwähnt habe, bin ich mir in dieser Phase bereits ziemlich bewusst, welche Atmosphäre das Bild vermitteln soll und welche Art von Gegenständen ich verwenden werde. Ich entscheide mich dann für ähnliche Gegenstände, was mir die Arbeit erleichtert und diese beschleunigt.
5. Durchdenken Sie die Komposition
Je weniger Requisiten Sie haben, desto einfacher ist die Bildkomposition. Bei der Stillleben-Fotografie sollten mindestens zwei Gegenstände verwendet werden, die miteinander kommunizieren. Eine weitere Möglichkeit ist, einen Gegenstand gemeinsam mit dessen Schatten oder dessen Spiegelung zu fotografieren.
Bei der Spiegelung ist auch eine mittige Komposition erlaubt, aber ansonsten sollten Sie dies vermeiden. Eine traditionelle Komposition ist immer noch die Drittel-Regel oder die Diagonal-Methode.
Vergessen Sie nicht, dass Sie bei der Stillleben-Fotografie Zeit haben. Sie können somit im während der Komposition über einen möglichen Zuschnitt auf ein anderes Seitenverhältnis in Zoner Photo Studio denken. Hilfreich ist für mich insbesondere die Live-Vorschau in meiner Canon 6D, bei der ich zwischen vier Seitenverhältnissen wählen kann (2:3, 3:4, 1:1 a 16:9).
6. Belichtung
Sobald Sie mit der Bildgestaltung fertig sind, müssen Sie sich mit der Beleuchtung befassen.
Ich persönlich nutze beim Fotografieren mit dem Studioblitz eine manuelle Beleuchtung. Und bei Tageslicht oder Licht von einer Lampe verlasse ich mich auf die Zeitautomatik und die Belichtungskorrektur.
Bei der Verwendung von Lampen, können Sie das Licht nicht korrigieren, sondern lediglich die Aufnahme abdunkeln oder einen größeren Abstand vom Objekt (gegebenenfalls mit einem Diffusor) wählen. Dies kann für einen Menschen, der ansonsten mit dem Studioblitz arbeiten, etwas verwirrend sein.
Ein großer Unterschied liegt auch in der Verschlusszeit. Während die Verschlusszeit bei der Verwendung eines Studioblitzes bei ca 1/125 Sekunde liegt, ist sie beim Lampenlicht mehrfach länger.
Dies muss kein Nachteil sein. Aufnahmen mit langen Verschlusszeiten haben eine unverwechselbare Atmosphäre. Man benötigt nur ein stabiles Stativ, einen Fernauslöser sowie einen gekippten Spiegel.
7. Experimentieren Sie
Die Belohnung für die langwierige (aber sehr wichtige) Vorbereitung ist die Phase, in der Sie sich nicht mehr mit der technischen Seite beschäftigen müssen, sondern Fotos machen. Und darum geht es vor allem in der Fotografie (nicht nur Stillleben-Fotografie).