So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung

Die Beherrschung der technischen Aspekte der Fotografie ist genauso wichtig wie ein gutes Konzept. Überbelichtete Stellen – also zu helle Bereiche ohne Details – können ein ansonsten gelungenes Bild im Nu ruinieren. Erfahren Sie, wie Sie diese beim Fotografieren und bei der Nachbearbeitung vermeiden können.

Überbelichtung (im Englischen oft als Overblown Highlights bezeichnet) ist eine Stelle auf einem Bild, an der so viel Licht auf den Sensor gefallen ist, dass dieser sein Maximum – die Farbe Weiß – erreicht hat und nichts mehr aufnehmen konnte. Das Problem ist, dass, selbst wenn es in diesem Bereich Details gibt, wie zum Beispiel schöne Wolkenformen, der gesamte Bereich einfach zu Weiß verschmilzt und alle Details verloren gehen.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Das Bauwerk ist schön dargestellt, doch der größte Teil des Himmels besteht aus Überbelichtung – einheitliches Weiß.
Canon 5D Mark III, Canon 16-35/2.8 II, 1/15 s, f/8, ISO 100, Brennweite 18 mm

Bei Außenaufnahmen ist es oft schwierig, auf dem Kameradisplay zu erkennen, ob ein Bereich bereits vollständig weiß ist oder noch in Ordnung ist. Daher verfügen Kameras über eine Hilfsfunktion in Form eines Histogramms, in dem Überbelichtungen als Pixelspalte angezeigt werden, die den rechten Rand des Diagramms kopiert.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Das Histogramm des entsprechenden Fotos oben. Da der rechte Rand des Diagramms mit einer Pixelsäule bedeckt ist, sehen wir, dass es zu Überbelichtungen gekommen ist. Außerdem zeigt Zoner Studio ein Warnsymbol an, damit wir es auch wirklich bemerken.

Einige Geräte verfügen zusätzlich über die Möglichkeit, problematische helle Stellen durch Blinken kennzuzeichnen.

Wodurch wirkt sich der Dynamikumfang auf Überbelichtungen aus

Vielleicht denken Sie, dass Sie schon unzählige Wolken fotografiert haben und dabei nie Probleme hatten. Das ist ein guter Denkansatz! Der helle Himmel an sich ist kein Problem, Komplikationen treten aber auf, wenn wir in einem Bild sowohl die Wolken als auch die tiefe, dunkle Höhle darunter einfangen möchten.

Jeder Sensor in einer Kamera hat seinen eigenen Dynamikumfang, also den maximalen Unterschied zwischen dem hellsten und dem dunkelsten Punkt auf einem Bild, der noch erfasst werden kann. Wenn die Szene diesen Bereich überschreitet, haben wir beim gängigen Fotografieren zwei Möglichkeiten:

  1. Machen Sie eher dunkle Stellen richtig hell, also belichten Sie die Schatten, aber verlieren Sie dabei nicht die sehr hellen Bereiche, die sonst zu Überbelichtungen werden. Genau das ist bei dem ersten Bild der Fall.
  2. Oder konzentrieren Sie sich im Gegenteil auf die Ausarbeitung der Details in den hellen Bereichen – belichten Sie die Lichter – dadurch tauchen Sie die dunklen Bereiche aber in Dunkelheit.
So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Der umgekehrte Fall: Die Belichtung ist auf die hellen Bereiche ausgerichtet. Der Himmel ist korrekt, aber der untere Teil des Fotos ist nur schwer zu erkennen.
Canon 5D Mark III, Canon 16-35/2.8 II, 1/125 s, f/8, ISO 100, Brennweite 18 mm

Unterbelichtung als schnellste Lösung für Überbelichtungen

Eine der direktesten Techniken ist der zweite Weg aus dem vorherigen Absatz, also die Lichter belichten. Ein Teil des Bildes wird sehr dunkel sein, der Trick besteht aber darin, dass Sie diese dunklen Stellen später in Zoner Studio aufhellen können.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Gleiches Bild wie das vorherige, jedoch mit aufgehellten dunklen Stellen. Das Foto könnte noch weiter bearbeitet werden, aber ich wollte es so ähnlich wie möglich dem vorherigen lassen.
Canon 5D Mark III, Canon 16-35/2.8 II, 1/125 s, f/8, ISO 100, Brennweite 18 mm

Das Problem ist jedoch das Rauschen, das durch die Aufhellung deutlich zunimmt. Wie stark Sie die Aufhellung vornehmen können, hängt von der Qualität Ihrer Kamera und vor allem von der Größe des Sensors ab. Je größer, desto besser.

Für eine optimale Qualität sollten Sie im RAW-Format und mit einer niedrigen ISO-Empfindlichkeit (in der Regel um ISO 100) fotografieren. Idealerweise überprüfen Sie auch das Histogramm, um den Leistungsbereich Ihrer Kamera optimal auszunutzen, ohne dass es zu Überbelichtungen kommt.

Durch die beschriebene Unterbelichtung vermeiden Sie zwar weiße Stellen, jedoch wird das Bild bei zu starker Aufhellung so verrauscht, dass es nicht mehr nutzbar ist. Deshalb gibt es eine Reihe fortgeschrittener Lösungen.

Wenn das Bildrauschen nicht so stark ist, dass das Foto unbrauchbar ist, können Sie es ganz einfach entfernen. Eine Anleitung finden Sie im Artikel Bildrauschen ade – wie man mit ein paar Klicks das Bildrauschen loswird.

Belichtungen zusammenfügen: Mehrere Fotos ohne Überbelichtung verbinden

Üblich ist es, mehrere Aufnahmen zu machen, die sich nur in der Helligkeit unterscheiden. Zu dunkle Stellen aus einem Foto werden durch bessere Daten aus dem nächsten ergänzt. Das Ergebnis muss wieder entsprechend aufgehellt werden, ähnlich wie bei der Unterbelichtung, nur dass wir weniger Rauschen erhalten.

Die Zusammensetzung kann automatisch erfolgen (z. B. HDR-Zusammenfügen in Zoner Studio) oder manuell optimiert werden. Eine solche Vorgehensweise haben wir beispielsweise im Artikel Zusammenfügen von Landschaftsfotos: Erzielen Sie einen hohen Dynamikumfang mit Ebenen beschrieben.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Eine Serie von drei Aufnahmen, die zu einem Foto zusammengefügt wurden. Das Ergebnis sieht genauso aus wie das Bild aus dem vorherigen Kapitel, jedoch mit weniger Bildrauschen in den Details.

Die Qualität des resultierenden Bildes sollte an den aufgehellten Stellen sichtbar besser sein als zuvor.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Vergleich des Rauschens zwischen einem einzelnen, aufgehellten Foto (linke Hälfte) und drei zusammengesetzten und aufgehellten Fotos (rechte Hälfte). Die Canon 5D Mark III ist für diese Aufgabe weniger geeignet, aktuelle Vollformatkameras würden selbst mit einer einzigen Aufnahme deutlich bessere Ergebnisse erzielen.

Leider eignet sich dieses System nicht für bewegte Szenen, und die Verarbeitung einer Bilderserie nimmt auch eine Weile in Anspruch.

Verlaufsfilter: Verdunkeln Sie den Himmel schon beim Fotografieren

Speziell für Landschaftsfotografen gibt es sogenannte Verlaufsfilter (Graduated Neutral Filters), im Prinzip halbtransparente Gläser, die einen Teil des Bildes abdunkeln, meist den Teil, in dem sich der Himmel befindet.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Set mit ND-Verlaufsfiltern für verschiedene Situationen und unterschiedliche Brennweiten.

So werden die Helligkeit des Himmels und die „Dunkelheit“ der Erde direkt in der Kamera deutlich aneinander angeglichen.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Das linke Bild wurde ohne Filter aufgenommen, während beim rechten Bild ein Verlaufsfilter mit Abdunkelung des oberen Bereichs verwendet wurde.

Dank der Möglichkeit, den Filter zu drehen, muss der Verlauf nicht unbedingt senkrecht nach oben verlaufen. Andererseits haben Sie ein Problem, wenn der Horizont nicht wie eine gerade Linie aussieht und beispielsweise ein Felsen herausragt.

Auch bei dynamischen Szenen ist es schwierig zu fotografieren und dabei mit Filtern zu spielen.

Wie gleicht man das Licht mit einem Blitz oder ein Reflektor aus

Beim Fotografieren von Personen können Sie sich mit einer zusätzlichen Lichtquelle behelfen. Am einfachsten ist ein direkt auf die Kamera aufgesetzter Blitz, der zur Weichzeichnung der Schatten auch mit einer Mini-Softbox ausgestattet werden kann. Dies ist eine sehr dynamische Variante, die auch für Reportagefotografie geeignet ist.

Ein fortgeschrittenerer Ansatz ist die Verwendung eines Blitzgeräts oder eines Blitzes auf einem nebenstehenden Stativ, optional wieder mit einer Softbox oder einem Schirm zur Streuung des Lichts. Ähnliche Ausrüstung kann neue Effekte erzielen, allerdings natürlich auf Kosten der Mobilität.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
„Backstage“ von der Bühne, wo die Sonne von hinten scheint. Das Model wird von vorne mit einem Blitz in einer Softbox beleuchtet. An den Baumstämmen, die das Blitzlicht nicht erreicht, sieht man, wie dunkel die Szene ohne dieses Hilfsmittel wäre.

Alternativ kann man sich einen Helfer suchen, der einen Reflektor hält. Diese lenkt das Sonnenlicht um und füllt so dunkle Stellen aus. Das ist eine sehr einfache Methode, erfordert jedoch einen Assistenten, da insbesondere große Platten leicht vom Wind verweht werden und sich nicht einfach befestigen lassen.

Wetter und Überbelichtung: Wann fotografieren, um sie zu vermeiden?

Die aktuellen Lichtverhältnisse sind ein riesiges Thema, das wir hier nicht erschöpfend behandeln können.

Oft können wir uns die Umstände nicht aussuchen, aber wenn doch, lohnt es sich, zuerst über den Zeitpunkt der Aufnahme nachzudenken. Tagsüber ist das Sonnenlicht sehr intensiv, was vor allem bei Porträtaufnahmen zu schwierigen Situationen führen kann, in denen Ihre Motive auf der einen Seite sehr dunkel und auf der anderen Seite überbelichtet sind. Besser ist es, auf die goldene Stunde um Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zu warten, da dann das Licht weicher ist.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Ein Porträt bei Sonnenuntergang hat nur sanfte Schatten.
Canon 5D Mark IV, Sigma 35/1.4, 1/2500 s, f/1.4, ISO 100, Brennweite 35 mm

Wenn Sie unsicher sind, suchen Sie sich besser einen Platz im Schatten, damit Sie nicht mit stark ungleichmäßiger Beleuchtung auf den Gesichtern zu kämpfen haben.

Wann sind Überbelichtungen auf Fotos in Ordnung?

Es ist auch wichtig zu erwähnen, dass man Überbelichtungen nicht um jeden Preis vermeiden muss. Manchmal fallen sie dem Betrachter gar nicht auf, manchmal sind sie sogar praktisch, weil sie Unordnung im Hintergrund kaschieren und so das Hauptmotiv besser zur Geltung bringen.

So vermeiden Sie Überbelichtung in Fotos: Tipps für die richtige Belichtung und Bearbeitung
Die Überbelichtung auf dem Boden haben das ursprüngliche Design des Fußbodens vollständig verdeckt, aber das Ergebnis ist ein viel klarerer Kontrast zwischen Licht und Schatten.
Canon 40D, Canon EF-S 10-22/3.5-4.5, 1/125 s, f/3.5, ISO 400, Brennweite 10 mm

Jeder findet seine Lösung

Es mag ein wenig den Anschein haben, dass hier zu viele Informationen vorliegen und der Kampf mit überbelichteten Stellen kompliziert ist, doch das ist nicht der Fall. Es handelt sich lediglich um mögliche Alternativen, und in der Praxis reicht es aus, wenn Sie zwei oder drei bevorzugte Methoden parat haben, um die meisten Situationen problemlos zu meistern. Bei schwierigen Fällen können Sie auf diesen Artikel zurückgreifen und nachsehen, was Sie noch anwenden könnten.

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AutorVít Kovalčík

Ich bin seit 2012 freiberuflich tätig und verdiene meinen Lebensunterhalt als Fotograf in Brünn. In den vergangenen Jahren habe ich meine Erfahrungen mit Fotografie im Studio und anderswo gesammelt, als ich tagsüber arbeitete und abends und am Wochenende fotografierte. Ich habe kein bestimmtes Thema - ich fotografiere gerne Menschen, aber auch Landschaften und Städte.

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