So richten Sie die Kamera für Landschaftsaufnahmen ein

Landschaftsfotografie gehört zu den elementaren fotografischen Disziplinen. Einfache Schnappschüsse gelingen mit jeder Kamera oder jedem Handy, doch wenn Sie das Beste aus Ihrer Kamera herausholen und wirklich hochwertige Aufnahmen erzielen möchten, lohnt es sich, sie richtig einzustellen. Wir bieten Ihnen eine übersichtliche Anleitung dazu.

Was erfahren Sie in diesem Artikel?

  • Warum es bei Landschaftsaufnahmen am besten ist, das RAW-Format zu verwenden
  • Welchen Aufnahmemodus einstellen: Blendenpriorität vs. manuell
  • Welche ISO-Empfindlichkeit für minimales Rauschen sorgt
  • Welchen Blendenwert man für eine scharfe Landschaft verwenden sollte
  • Wie man bei Landschaftsaufnahmen richtig fokussiert
  • Wie man mit der Belichtungskorrektur arbeitet
  • Was Sie beim Fotografieren mit und ohne Stativ wissen sollten
  • Wie HDR funktioniert und wann man es einsetzen sollte

Natürlich gibt es zu jeder Empfehlung Ausnahmen. Betrachten Sie die folgenden Tipps daher eher als Hilfestellung, die Ihnen in typischen Situationen beim Fotografieren von Landschaften helfen soll.

Warum Landschaften im RAW-Format fotografieren?

Das Speichern im RAW-Format ermöglicht es Ihnen, alle vom Sensor erfassten Daten zu erhalten. Im Gegensatz zum JPEG-Format kommt es zu keiner Einschränkung des Dynamikumfangs und zu keinen Verlusten durch Komprimierung.

Auswahl des Formats zum Speichern des Bildes.

Dank des RAW-Formats müssen Sie den Weißabgleich nicht mühsam vor Ort einstellen – Sie können ihn später bei der Bearbeitung ganz einfach und ohne Qualitätsverlust anpassen. Deshalb lasse ich den Weißabgleich meistens auf Automatik.

Welcher Aufnahmemodus?

Je nach Situation wechsle ich zwischen Blendenpriorität (meistens A oder Av) und manuellem Modus (M).

Moduswahlschalter, derzeit in Position „A“ – Blendenpriorität.

Die Blendenpriorität ist in normalen Situationen vorzuziehen, wenn ich so schnell wie möglich fotografieren möchte und keine komplizierten Lichtverhältnisse vorliegen, beispielsweise wenn ich direkt gegen die Sonne fotografieren würde.

Den manuellen Modus wähle ich, wenn die Kamera mit einer komplexen Szene überfordert ist und ich mir nicht sicher bin, ob ich sie dunkel oder hell haben möchte. Er eignet sich auch, wenn man ein Panorama aufnehmen möchte und alle Einstellungen gleich haben möchte.

Ähnliche Szenen lassen sich besser im manuellen Modus fotografieren – vor Ihnen wechseln sich sehr helle und sehr dunkle Bereiche ab, was die Kamera oft nicht perfekt auswerten kann. Außerdem ist die Sonne noch nicht aufgegangen, sodass Sie eine geeignete Belichtungszeit wählen müssen, in diesem Fall schließlich 20 Sekunden.
Canon 5D Mark IV, Canon 70-300/4-5.6L, 20 s, f/14, ISO 100, Brennweite 70 mm

So stellen Sie die ISO-Empfindlichkeit beim Fotografieren von Landschaften ein

Je niedriger der ISO-Wert, desto weniger Rauschen. Am besten verwenden Sie daher die Grundempfindlichkeit der Kamera – in der Regel ISO 100, manchmal auch ISO 64. Das Rauschen ist zwar nicht sofort sichtbar, wird aber beim späteren Aufhellen der Schatten unangenehm auffällig.

Um Überbelichtungen am Himmel zu vermeiden, war die Landschaft auf dem Foto sehr dunkel (links). Trotzdem kann man das RAW-Bild aufhellen, allerdings auf Kosten einer erhöhten Bildrauschentwicklung. Die verwendete Vollformatkamera Canon R5 ist dabei sehr gut, bei Verwendung eines kleineren Sensors nimmt das Bildrauschen zu.
Canon R5, Canon 70-300/4-5.6L, 1/160 s, f/13, ISO 100, Brennweite 70 mm
Detail aus dem vorherigen aufgehellten Bild, das Rauschen zeigt. Bei Verwendung von ISO 100 wäre das Rauschen normalerweise überhaupt nicht zu sehen, nach dem Aufhellen wird es jedoch sichtbar.
Canon R5, Canon 70-300/4-5.6L, 1/160 s, f/13, ISO 100, Brennweite 70 mm

Ich schreibe bewusst „grundlegende ISO-Empfindlichkeit“ (native, base) und nicht „niedrigste“, da viele Kameras über eine sogenannte erweiterte ISO-Einstellung verfügen, mit der noch niedrigere Werte eingestellt werden können, bei denen jedoch Kompromisse wie ein verringerter Dynamikumfang in Kauf genommen werden müssen.

Bei Canon beispielsweise beträgt die Grund-ISO 100, was die ideale Wahl ist. Die erweiterte ISO beträgt 50, die ich jedoch nicht verwenden würde.

Welche Blende für scharfe Fotos wählen?

Beim Fotografieren von Landschaften möchten wir einen möglichst großen Bereich scharf abbilden, was eine hohe Blende erfordert. Auf den ersten Blick scheint es ausreichend, die höchstmögliche Zahl für das jeweilige Objektiv zu wählen, beispielsweise f/32, doch dies bringt zwei Probleme mit sich: Erstens gelangt nur wenig Licht auf den Sensor, sodass eine sehr lange Belichtungszeit erforderlich ist. Das ließe sich noch mit einem Stativ lösen, aber hier lauert das zweite Problem, nämlich die allgemeine Unschärfe des Bildes bei sehr hohen Blendenwerten aufgrund der Lichtbeugung – der Diffraktion.

Es ist daher besser, eine Blendenzahl im mittleren Bereich zu wählen – normalerweise zwischen f/8 und f/16 – je nach Kamera und Objektiv.

Hohe Blende f/16, damit sowohl das Gras im Vordergrund als auch der Berg im Hintergrund scharf abgebildet werden.
Canon 5D Mark IV, Canon 16-35/2.8 III, 1.3 s, f/16, ISO 100, Brennweite 16 mm

So schärfen Sie richtig

Trotz der hohen Blende muss man mit Bedacht fokussieren. Die Tiefenschärfe ist in der Regel beträchtlich, sodass die Landschaft am Horizont unscharf wird, wenn man zu nah fokussiert. Das Gleiche gilt auch umgekehrt.

Um die Kontrolle über die Schärfe zu erhalten, wählen Sie am besten die Einzelpunkt-Fokussierung und richten den Fokus auf den Punkt zwischen dem nächstgelegenen und dem am weitesten entfernten Punkt der Szene. Ideal ist nicht deren genauer „Durchschnitt“, sondern eine Fokussierung näher an Ihnen, sodass Ihr Ziel in der Regel etwa ein Drittel der Entfernung zum Horizont liegt.

Auf dem entstandenen Foto sollten Sie überprüfen, ob Sie richtig fokussiert haben.

Belichtungskorrektur und Arbeit mit dem Histogramm

Während des Fotografierens lohnt es sich, das Live-Histogramm einzuschalten, sofern Ihre Kamera dies zulässt. Zudem kommt es auf den gewählten Modus an, den Sie verwenden.

Bei Blendenpriorität verwenden Sie das Rad oder die Taste zur Belichtungskorrektur, um die Szene aufzuhellen oder abzudunkeln, sodass sie ausreichend hell ist, aber keine Überbelichtung entsteht.

Rad zur Belichtungskorrektur im Blendenprioritätsmodus bei der Sony A7R V. Andere Hersteller haben dieses Bedienelement anders gelöst.

Wenn Sie den manuellen Modus bevorzugen, ändern Sie direkt die Belichtungszeit.

Was, wenn ich ohne Stativ fotografiere?

Ohne Stativ sind Sie auf die Zeit beschränkt, die Sie die Kamera ohne Verwackeln in der Hand halten können. Mittags ist das normalerweise kein Problem, aber stellen Sie dennoch sicher, dass Sie den Bildstabilisator aktiviert haben, wenn Ihre Kamera oder Ihr Objektiv dies zulässt. Der Stabilisator ist besonders bei längeren Brennweiten sehr wichtig.

Was, wenn ich mit einem Stativ fotografiere?

Ein Stativ ist ideal für maximale Schärfe und vor allem für Aufnahmen mit längeren Belichtungszeiten, bei denen man ohne Stativ nicht auskommt. Allerdings hat auch seine Verwendung bestimmte Regeln.

Ein Stativ ist beim Fotografieren mit längeren Belichtungszeiten (bei Dämmerung) und insbesondere bei Verwendung eines Teleobjektivs unerlässlich, da hier jedes Verwackeln sichtbar wird.

Es ist ratsam, die Bildstabilisierung auszuschalten, damit der Stabilisator nicht das Stativ und damit auch die Kamera zum Wackeln bringt. In manchen Fällen entstehen dadurch tatsächlich unbrauchbare Aufnahmen.

Ein weiterer nützlicher Helfer ist die Auslöseverzögerung (Selbstauslöser), wobei 2 bis 5 Sekunden in der Regel ausreichen. Die durch das Drücken des Auslösers verursachten Vibrationen verschwinden so rechtzeitig, was zu einem schärferen Bild führt. Eine Alternative ist die Fernsteuerung des Auslösers, was heutzutage auch über das Mobiltelefon möglich ist.

Doch auch mit einem Stativ lässt sich nicht alles lösen. Der größte Feind ist starker Wind, der die Kamera zum Wackeln bringt, wenn Sie keine wirklich stabile Stütze haben. Aber selbst wenn Sie eine haben, bewegen sich die Blumen vor Ihnen und die Äste der Bäume ständig, sodass lange Belichtungszeiten nicht möglich sind.

Wenn man HDR zusammenstellen möchte

Bei einem großen Umfang an Licht und Schatten ist es praktischer, mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung zu machen und diese dann zu einem HDR-Bild zusammenzufügen.

Jede heutige Kamera verfügt wahrscheinlich über eine Funktion, mit der Sie drei oder mehr Bilder mit einem einzigen Knopfdruck aufnehmen können. Die Details variieren je nach Hersteller, aber in der Regel können Sie auch einstellen, wie groß der Belichtungsunterschied zwischen zwei aufeinanderfolgenden Fotos sein soll. Meistens reicht hier ein Wert zwischen 1 und 1,5 EV aus. Wenn Ihnen das zu wenig erscheint, ist es besser, weitere Bilder hinzuzufügen (und insgesamt vielleicht fünf Fotos zu machen), als den Belichtungsunterschied zu vergrößern.

Die gleiche Szene wie im Abschnitt über Rauschen, diesmal jedoch aus drei Bildern zusammengesetzt.
Canon R5, Canon 70-300/4-5.6L, verschiedene Zeiten, f/13, ISO 100, Brennweite 70 mm
Der Rauschpegel ist bei HDR-Aufnahmen viel geringer als bei der aufgehellten Version aus dem Abschnitt über Rauschen.
Canon R5, Canon 70-300/4-5.6L, verschiedene Zeiten, f/13, ISO 100, Brennweite 70 mm

Ausnahmen sind üblich

Wie ich bereits zu Beginn erwähnt habe, gibt es für alles eine Alternative. Vielleicht möchten Sie den Wind bewusst einfangen. Vielleicht möchten Sie die Landschaft absichtlich dunkel fotografieren. Oder Sie können alles ganz einfach im Porträtmodus fotografieren.

Probieren Sie also ruhig verschiedene Einstellungen aus. Ich verabschiede mich mit einem Landschaftsbild mit einer ungewöhnlichen Blende von f/2,8.

Für Landschaftsaufnahmen ungewöhnlich niedrige Blende von f/2.8.
Canon 5D Mark II, Canon 70-200/2.8 II, 1/250 s, f/2.8, ISO 100, Brennweite 200 mm

FAQ – Die häufigsten Fragen zum Fotografieren von Landschaften

Was ist die ideale Blende für Landschaftsaufnahmen? Meistens f/8 bis f/16, je nach Objektiv und Tiefe der Szene.

Welche ISO-Einstellung sollte man beim Fotografieren von Landschaften verwenden? Verwenden Sie die niedrigste ISO-Einstellung (in der Regel 100), um Bildrauschen zu minimieren.

Wie fokussiert man beim Fotografieren von Landschaften? Fokussieren Sie ungefähr auf das erste Drittel der Entfernung zum Horizont und überprüfen Sie das Ergebnis auf dem Display.

Ist für die Landschaftsfotografie ein Stativ erforderlich? Nicht immer. Tagsüber kann man aus der Hand fotografieren, aber für lange Belichtungszeiten, HDR und bei Dämmerung ist ein Stativ unverzichtbar.

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AutorVít Kovalčík

Ich bin seit 2012 freiberuflich tätig und verdiene meinen Lebensunterhalt als Fotograf in Brünn. In den vergangenen Jahren habe ich meine Erfahrungen mit Fotografie im Studio und anderswo gesammelt, als ich tagsüber arbeitete und abends und am Wochenende fotografierte. Ich habe kein bestimmtes Thema - ich fotografiere gerne Menschen, aber auch Landschaften und Städte.

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