So fotografieren Sie Tiere: Tipps zum Fotografieren von Hunden, Katzen und Wildtieren

Möchten Sie ein Tierporträt mit funkelnden Augen, einen springenden Hund oder eine Katze in Aktion fotografieren? Das Fotografieren von Tieren ist wie eine stille Jagd – statt einer Waffe halten Sie eine Kamera in der Hand und statt einer Trophäe nehmen Sie ein einzigartiges Foto mit nach Hause. Lernen Sie, wie ein gutes Tierfoto entsteht – von der Technik über die Komposition bis hin zur Arbeit mit Licht. Mit diesen Tipps werden Ihre Tieraufnahmen erfolgreicher und die Ergebnisse lebendiger und eindrucksvoller.
Bevor Sie mit dem Fotografieren beginnen, beobachten Sie das Tier eine Weile. Wie bewegt es sich? Was sind seine typischen Verhaltensweisen? Wenn Sie Ihren Hund oder Ihre Katze fotografieren, kennen Sie wahrscheinlich schon ihre Gewohnheiten – wann sie sich nach dem Schlafen strecken, wann sie ganz konzentriert und gespannt sind, bevor sie einem Spielzeug hinterherjagen. Versuchen Sie, ihre Neugier zu nutzen – ein Geräusch, ein Leckerli oder ein Spielzeug reichen aus, um ihre volle Aufmerksamkeit zu gewinnen.

Wenn es Ihnen gelingt, die Persönlichkeit des Tieres einzufangen, gewinnt das Bild an Ausdruckskraft. Achten Sie auch auf die Körpersprache des Tieres – eine entspannte Haltung oder ein gelangweilter Blick durch das Objektiv können eine ganze Geschichte erzählen.


Vendelin ist Fotograf aus dem Fotokurs Foton, den wir zusammen mit Petra, einer weiteren Autorin von Fotografieren lernen, leiten. Er fotografiert unter anderem Tiere und hat ein großartiges Auge für ihre unverwechselbaren Gesichtsausdrücke. Foto © Vendelín Vybíral
Gehen Sie näher heran, aber mit Respekt
Bei scheuen Tieren, die Sie nicht kennen, ist Geduld entscheidend. Wenn Sie sich nicht gerade in einem Löwengehege befinden, versuchen Siein die Hocke zu gehen: So wirken Sie weniger bedrohlich. Und denken Sie daran, keine plötzlichen Bewegungen zu machen und nicht zu schreien. Einige wilde Tiere reagieren sehr empfindlich auf die Anwesenheit von Menschen, und wenn Sie sie stören, können sie ihr Verhalten ändern oder ihr Revier verlassen.
Viele Tiere sind jedoch genauso neugierig wie Kinder. Zu den neugierigsten Tieren gehören zweifellos Ziegen. Vielleicht fangen sie sogar an, an Ihrer Tasche mit den Objektiven zu knabbern. Wenn Sie den Moment einfangen, in dem eine von ihnen sich mit neugierigem Blick nach Ihrer Kamera streckt, haben Sie das perfekte Foto.

Kameraeinstellungen für Tieraufnahmen
Stellen Sie sich vor, Sie fotografieren einen laufenden Hund. Sie möchten ein scharfes Bild, aber stattdessen erhalten Sie nur einen verschwommenen Fleck. Warum? Wahrscheinlich, weil die Verschlusszeit zu lang war.
Wenn Sie sich bewegende Tiere fotografieren, stellen Sie den Fokusmodus auf AF-S (bei einigen Kameras Tv/S) und die Verschlusszeit auf mindestens:
- 1/500 s für einen laufenden Hund,
- 1/1000 s für Vögel im Flug
- wenn Sie wirklich scharfe Bilder möchten, gehen Sie bis zu 1/2000 s..
Ein toller Helfer ist die kontinuierliche Fokussierung (AF-C oder AI Servo), bei der die Kamera entsprechend der Bewegung des Tieres ständig nachfokussiert. Wann ist das nützlich? Zum Beispiel, wenn ein Tier auf Sie zuläuft. Wenn Sie im normalen Modus fokussieren würden, würde sich das Tier in der Zeit zwischen dem Fokussieren und dem Drücken des Auslösers um Zentimeter oder sogar Meter zu Ihnen bewegen und auf dem Bild unscharf erscheinen.
Erhöhen Sie die Chance, den perfekten Moment einzufangen, indem Sie mehrere Aufnahmen pro Sekunde machen. Dabei hilft Ihnen die schnelle Serienbildfunktion. Achten Sie darauf, dass Sie auf die Augen fokussieren – wenn die Augen scharf sind, wirkt das gesamte Bild besser.

Die ideale Komposition beim Fotografieren von Tieren
Die richtige Komposition kann ein gewöhnliches Foto in ein Meisterwerk verwandeln. Die Komposition ist die Art und Weise, wie wir die Elemente auf einem Foto anordnen, damit es ausgewogen und interessant wirkt und den Blick des Betrachters auf das Hauptmotiv lenkt – in diesem Fall auf das Tier.
Probieren Sie die Drittelregel aus – teilen Sie das Bild gedanklich in drei horizontale und drei vertikale Teile (wie ein Raster) und versuchen Sie, das Hauptobjekt an einem der Schnittpunkte zu platzieren. So erhalten Sie ein natürlicheres und ausgewogeneres Bild als wenn Sie das Objekt genau in der Mitte platzieren.

Wenn ein Tier rennt oder fliegt, lassen Sie vor ihm mehr Platz im Bild, damit der Betrachter das Gefühl hat, dass es weiterlaufen kann. Sie können auch diagonale Linien (z. B. einen Waldweg) verwenden, die den Blick des Betrachters durch das Bild führen.

Wenn Sie ein Tier durch Äste, ein Fenster oder beispielsweise einen Zaun fotografieren, können Sie dieses Element als natürlichen Rahmen nutzen, der das Hauptobjekt hervorhebt und dem Bild Tiefe verleiht.

Licht in der Tierfotografie
Das Licht beeinflusst die Atmosphäre eines Fotos entscheidend. Weiches Morgen- oder Abendlicht sorgt für einen natürlichen Look, während scharfes Mittagslicht unerwünschte Schatten werfen kann. Beobachten Sie, wie das Licht vom Fell und den Augen des Tieres reflektiert wird – manchmal reicht es schon, den Winkel leicht zu verändern, um ein viel besseres Bild zu erhalten. Und was tun Sie, wenn Sie nicht genug Licht haben? Erhöhen Sie den ISO-Wert auf 800–3200, damit das Foto nicht verwischt wird. Achten Sie jedoch auf Bildrauschen, das manche Kameras besser verarbeiten als andere.

Ausgleich der weißen Farbe und blauen Reflexe auf dem Fell
Der automatische Weißabgleich funktioniert nicht immer perfekt, insbesondere wenn Sie bei bewölktem Himmel im Freien fotografieren. Das Fell von Tieren kann blaue oder grünliche Reflexe aufweisen, die unnatürlich wirken. Wenn Sie dies bemerken, versuchen Sie, den Weißabgleich manuell auf einen Wert zwischen 5000 und 6000 K einzustellen, oder verwenden Sie den voreingestellten Modus „Bewölkt“.

Probieren Sie verschiedene Blickwinkel aus
Das Fotografieren von Tieren ist eine großartige Gelegenheit zum Experimentieren. Probieren Sie Aufnahmen auf Augenhöhe des Tieres aus (was sowohl bei einer Schnecke als auch bei einer Giraffe eine Herausforderung sein kann), aber auch Aufnahmen von unten für einen dramatischen Effekt oder Aufnahmen von oben, die das Tier in seinem Umfeld zeigen.



Der gleiche Bock, aber unterschiedliche Aufnahmewinkel. Welches Foto gefällt Ihnen besser? 1/3200 s, f/1,8, ISO 100, 85 mm
Umgang mit der Umgebung
Der Hintergrund und die Umgebung können einem Bild Tiefe und Atmosphäre verleihen. Wenn Sie in der freien Natur fotografieren, wählen Sie eine Umgebung, die den Charakter des Tieres unterstreicht – eine Hirschkuh wirkt in einem nebligen Wald ganz anders als auf einer Wiese an einem sonnigen Tag. Versuchen Sie in städtischen Umgebungen, störende Elemente wie Lampen und Autos zu minimieren oder nutzen Sie sie kreativ.

Achten Sie auch auf den Hintergrund. Dunkles Fell vor einem dunklen Hintergrund kann dazu führen, dass das Tier im Bild „verschwindet“. Ein heller oder neutraler Hintergrund hilft, die Details des Fells und der Augen besser hervorzuheben. Sie können den Vordergrund und den Hintergrund auch nutzen, um Tiefe zu schaffen. Ein Rahmen, beispielsweise aus Ästen oder Gras, verleiht dem Bild einen natürlichen Eindruck.

Experimentieren Sie mit ungewöhnlichen Techniken
Probieren Sie neben klassischen Porträts auch ungewöhnliche Fotografie-Techniken aus. Silhouetten gegen das Licht, die Sie beispielsweise bei Sonnenuntergang einfangen können, sind besonders reizvoll. Reflexionen im Wasser erzeugen einen interessanten symmetrischen Effekt. Auch Panning (Bewegungsaufnahmen) ist unterhaltsam, bei dem das Tier scharf vor einem unscharfen Hintergrund bleibt.

Wo kann man Tiere fotografieren?
Was aber, wenn Sie zunächst nicht wissen, wen Sie fotografieren sollen? Nicht jeder hat zu Hause ein ideales Tiermodell auf dem Sofa liegen oder jagt Mäuse im Garten. Sie können Ihr Glück im Wald oder an einem Teich versuchen, und die Ungeduldigen können den Zoo besuchen, wo Sie jedoch kaum die Gitterstäbe im Vordergrund vermeiden können oder ein Teleobjektiv oder ein Objektiv mit Zoomfunktion benötigen, um beispielsweise die Höcker von Kamelen zu fotografieren.
Tolle Aufnahmen können Sie auch auf Bauernhöfen, in Lama-Zentren, Wildparks, Tierheimen oder Streichelzoos machen – vor allem, wenn diese für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Die Tiere sind an menschliche Besucher gewöhnt und daher nicht so scheu wie in freier Wildbahn. Auch Auffangfarmen für Nutztiere bieten oft Tage der offenen Tür an. Wenn Sie Pferde in Bewegung fotografieren möchten, sprechen Sie mit den Besitzern der Reitställe, vielleicht dürfen Sie das Training fotografieren.

Also schnappen Sie sich Ihre Kamera, suchen Sie sich das nächste Tier und probieren Sie etwas Ungewöhnliches aus. Sie werden vielleicht überrascht sein, was Sie alles einfangen können!