So fotografieren Sie kreative Stillleben II.: Wir verraten geheime Tricks, die Sie auch zu Hause anwenden können

Möchten Sie, dass Ihr kreatives Stillleben wie aus einem Märchen wirkt? In diesem Artikel zeige ich Ihnen einfache fotografische Tricks, die Sie zu Hause nachmachen können – von Regenbogeneffekten über schwebende Objekte bis hin zu gefrorenem Glas. Lernen Sie, wie Sie mit Licht, Polarisationsfiltern und alltäglichen Requisiten arbeiten, damit Ihre Fotos auf den ersten Blick begeistern. Mit ein wenig Fantasie und ein paar leicht erhältlichen Hilfsmitteln ist das ganz einfach.
Im ersten Teil des Artikels über kreatives Stillleben haben wir über Ideen gesprochen – glauben Sie mir, sie sind wirklich das Wichtigste. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich Ihnen nicht auch ein paar meiner technischen Tricks verraten würde. Es gibt so viele, dass man ein ganzes Buch darüber schreiben könnte, aber ein paar davon verrate ich Ihnen gerne schon jetzt.
Vorlage
Wie ich bereits erwähnt habe, kann ich nicht zeichnen. Überhaupt nicht. Aber was, wenn ich eine magische Figur oder ein leicht erkennbares Objekt in ein Bild einfügen möchte? Googeln, ausdrucken und ausschneiden. Genau so sind die Buchstaben auf einem meiner Fotos entstanden – ich habe jeden einzelnen aus schwarzem Papier ausgeschnitten und sorgfältig auf eine Glasplatte geklebt. So eine findet man zum Beispiel im Kühlschrank. Die Platte befand sich hinter den Hauptobjekten und störte dank ihrer Transparenz nicht im Bild. Ich habe die Buchstaben von oben beleuchtet und den Hintergrund zusätzlich durchleuchtet. Den Rest der Szene habe ich mit einer normalen Taschenlampe beleuchtet.




Übrigens, wenn Sie keinen Helfer haben, empfehle ich einen Fernauslöser. Ich persönlich verwende die mobile App Canon Camera Connect, mit der ich nicht nur den Auslöser betätigen, sondern auch eine Live-Vorschau direkt auf dem Display sehen kann. Ein gewöhnlicher Fernauslöser leistet jedoch ebenfalls hervorragende Dienste.
Polarisationsregenbogen
Kennen Sie den Regenbogeneffekt, der entsteht, wenn Sie durch einen Polarisationsfilter auf durchsichtige Kunststoffe mit Hintergrundbeleuchtung vom Monitor schauen? Wenn nicht, müssen Sie das sofort ausprobieren – ich garantiere Ihnen, dass Sie sich an dieses visuelle Erlebnis erinnern werden. Setzen Sie einfach einen Polarisationsfilter auf das Objektiv, stellen Sie etwas Durchsichtiges aus Kunststoff – zum Beispiel einen Becher oder einen Löffel – zwischen die Kamera und den weißen Bildschirm Ihres Computers und drehen Sie dann langsam den Filter. Der unansehnliche Kunststoff verwandelt sich im Handumdrehen in ein Bild mit Regenbogenfarben.



Wie lässt sich dieser Effekt auf ein Foto übertragen? Das Farbspektrum weckt in mir Assoziationen mit Seifenblasen, Pink Floyd, Kindheit und Einhörnern. Also habe ich ein Einhorn ausgeschnitten – aus einem Bild, das auf einem zerknitterten Plastikbeutel klebte. Warum zerknittert? Weil der Regenbogeneffekt dann stärker wirkt und sich dank der Falten über die gesamte Fläche verteilt, nicht nur an den Rändern. Das Ergebnis habe ich auf Glas geklebt und meinen Laptop dahinter gestellt. Durch Drehen des Filters habe ich erreicht, dass der Bildschirm schwarz wurde und das Einhorn magisch zu leuchten begann. Ich habe noch einen Donut und Süßigkeiten hinzugefügt, denn was wäre eine Mädchenwelt ohne rosa Süßigkeiten? Die Szene habe ich dann sehr sanft beleuchtet, damit das Hauptobjekt im Vordergrund bleibt.
TIPP: Wie im Studio gilt auch hier: Vermeiden Sie direktes Frontlicht. Leuchten Sie von hinten und von den Seiten, damit das Licht Volumen modelliert und Tiefe verleiht.
Schwebender Effekt
Schwebende Gegenstände können wie Zauberei wirken. Natürlich können Sie versuchen, Gegenstände in die Luft zu werfen, aber das funktioniert nicht immer, und glauben Sie mir, es ist sehr schwierig, Gegenstände dazu zu bringen, sich in der Luft zu einer schönen Komposition zusammenzufügen. Ich gehe lieber auf Nummer sicher und verwende eine Glasplatte und eine Heißklebepistole – ich klebe die Gegenstände direkt auf das Glas, sodass sie schweben. Ich habe sogar schon Eier, Zitronen oder einen Tennisball festgeklebt!
Wenn ich mehr Platz oder Tiefe benötige, kommen Drähte zum Einsatz – beispielsweise bei der Serie mit den Spielkarten. Ich habe die Karten mit einem kleinen Tropfen Klebstoff an den Drähten befestigt, damit sie nicht verrutschen, und sie so aufgehängt, dass sie sich im Raum ausbreiten.


Ich habe das Bild mit einer Taschenlampe aus verschiedenen Richtungen beleuchtet – nur nicht von vorne – und die roten Lichtstreifen mit dem optischen Pinsel mit Rotfilter nachgezeichnet. Die Hände habe ich bei langer Belichtung einzeln beleuchtet und schließlich die Spuren der Drähte in der Nachbearbeitung entfernt.
TIPP: Wenn ich eine Person ins Bild einfüge, verwende ich lieber einen Blitz – es ist schwierig, eine Person scharf abzubilden, wenn sie nur wenige Sekunden lang beleuchtet wird. Ein Blitz, der zweimal hintereinander manuell ausgelöst wird, hat bei mir hervorragend funktioniert.
Gefrorenes Glas
Möchten Sie in ein Wintermärchen eintauchen oder mitten im Sommer unter die vereiste Oberfläche eines Teiches schauen? Einen tollen Effekt erzielen Sie, indem Sie Glas mit einer dicken Mischung aus hellem Bier und Epsom-Salz bestreichen – sobald diese getrocknet ist, sieht es wie vereist aus. Ich habe diese „eisige” Textur auf einer Glasplatte verwendet, die ich zwischen zwei Stühle gelegt habe. Darüber habe ich ein Set von Vergrößerungsgläsern platziert, darunter Fischschablonen, und die ganze Szene so beleuchtet, dass das Licht auf einen weißen Reflektor unter der Komposition und von oben rechts auf die Objekte auf dem Glas fiel. Zum Schluss habe ich noch ein Feuerzeug ins Bild gehalten – dessen warmes Licht bildete einen schönen Kontrast zur kalten Atmosphäre der Szene.


Wenn Sie das Ganze mit kurzer Belichtungszeit fotografieren möchten, können Sie warme Lichtflecken mit einer Lichterkette („Fairy Lights“) erzeugen, die Sie auf den Boden legen. Versuchen Sie, die Lichter in unterschiedlichen Höhen anzubringen: So haben sie alle eine unterschiedliche Größe und wirken nicht einheitlich.
Die Zubereitung der Mischung ist einfach – mischen Sie einfach einen Esslöffel Epsom-Salz mit zwei Esslöffeln hellem Bier und verteilen Sie diese gleichmäßig auf dem Glas. Lassen Sie das Salz auflösen, es sollten keine großen Körner zurückbleiben. Lassen Sie die Mischung über Nacht trocknen und fassen Sie sie nicht an, auch wenn es Sie sicher in den Fingern juckt!