So finden Sie das ideale Licht für Porträtfotografie

Die Porträtfotografie ist eines der populärsten Genres – wer von uns hat noch nie Freunde, Familie oder sich selbst auf einem Ausflug oder einer Feier fotografiert? Um Ihre Aufnahmen auf eine höhere Ebene zu bringen, ist es wichtig zu verstehen, wie man das ideale Licht für Porträts findet und nutzt. In diesem Artikel konzentrieren wir uns auf die Arbeit mit Licht im Außenbereich und zeigen Ihnen konkrete Situationen und Empfehlungen, wie Sie das Beste aus dem Licht herausholen können.
Es gibt viele geeignete Locations zum Fotografieren, aber ich werde mich auf Aufnahmen im Freien konzentrieren – diese ähneln sich zwar oft, dennoch ist jede Situation je nach Lichtverhältnissen ein wenig anders.
Achten Sie auf das Gesicht
Das Gesicht ist das Wichtigste, auch wenn auf dem Bild viele andere Details zu sehen sind. Auch wenn die Kleidung oder der Hintergrund schlechter ausgeleuchtet sind, spielt es keine so große Rolle.
Weitwinkel-Aufnahmen, die die Umgebung mit einbeziehen, sind einfacher. Das Gesicht ist relativ klein, sodass eventuelles ungünstiges Licht nicht so störend wirkt. Je enger das Porträt, desto stärker treten Schatten, Falten und falsch beleuchtete Stellen hervor – deshalb werde ich hauptsächlich detailreichere Aufnahmen zeigen, bei denen der Einfluss des Lichts deutlicher zu sehen ist.

Canon 5D Mark IV, Canon 70-200/2.8 II, 1/500 s, f/2.8, ISO 100, Brennweite 200 mm
Weiches vs. hartes Licht in der Porträtfotografie
Im Allgemeinen ist es sicherer, weiches, diffuses Licht zu verwenden, das keine scharfen Schatten auf dem Gesicht hinterlässt. Ich schreibe nicht „am besten“, da scharfes Licht – beispielsweise direktes Sonnenlicht – zwar zu effektvollen Porträts führen kann, aber auch risikobehaftet ist: Es kommt auf die Richtung der Lichtstrahlen an, außerdem blinzeln oder schielen die Menschen dann, was unwillkommen ist.
Deshalb ist es wichtig zu wissen, was in bestimmten Situationen, die beim Fotografieren auftreten können, zu tun ist.
Die beste Tageszeit für Porträtfotos
Die konkrete Uhrzeit für das Fotoshooting macht einen großen Unterschied. Wenn Sie die Wahl haben, fotografieren Sie nicht um die Mittagszeit. Die Sonne steht hoch am Himmel und erzeugt sehr scharfes Licht mit dunklen Schatten. Besser ist es am Abend, wenn das Licht weicher ist und der Unterschied zwischen beleuchteten und schattigen Stellen nicht so dramatisch ist.

Canon 5D Mark IV, Sigma 35/1.4, 1/2500 s, f/1.4, ISO 100, Brennweite 35 mm
Auch die Farbtemperatur ist schöner, da sie bei Sonnenuntergang ins Orange geht, was der Haut ein sanfteres Aussehen verleiht, als das blaue Tageslicht. Die Farbwiedergabe können Sie aber später noch anpassen.
Technisch gesehen ist der Sonnenaufgang ähnlich geeignet, aber nur wenige lassen sich zu einem Fotoshooting zwischen fünf und sieben Uhr morgens überreden.
Leider kann man den Zeitpunkt des Fotoshootings oft nicht festlegen, daher muss man sich auch an die Bedingungen während des Tages anpassen können.
Porträt bei direktem Sonnenlicht fotografieren
Für alltägliche Aktivitäten wünschen wir uns schönes Wetter, doch für Porträtaufnahmen ist die Sonne ein kleines Hindernis. Wenn Sie die Sonnenstrahlen nutzen möchten, empfehle ich, die Sonne hinter dem Model zu positionieren. Suchen Sie also Blickwinkel, die ungefähr gegen die Sonne gerichtet sind. Die Sonne muss nicht genau hinter dem Kopf stehen, ein Winkel von 45 Grad nach links oder rechts ist auch in Ordnung.
Um die fotografierte Person herum erscheint eine beleuchtete Kante, und das Bild wirkt noch effektvoller, wenn sich im Hintergrund etwas Dunkleres befindet. Das ist in der Regel einfach, da wir gegen die Sonne fotografieren, sodass fast jedes Objekt im Bild – ein Gebäude, ein Waldrand usw. – mit seiner Schattenseite zu uns gewandt ist.

Canon 5D Mark IV, Canon 85/1.4, 1/3200 s, f/1.4, ISO 100, Brennweite 85 mm
Die Sonne hinter das Model zu platzieren, ist natürlich nicht möglich, wenn unser Stern (am Himmel) über uns steht. In unseren Breitengraden kommt das zwar nie vor, allerdings beträgt der maximale Winkel etwa 65°, was ebenfalls unvorteilhaft hoch ist. Ich habe beispielsweise auch schon erlebt, dass die Sonne im Hintergrund dem Fotografierten von hinten über den Kopf in die Brille schien, was Reflexionen auf den Wangen verursachte.
Auf jeden Fall ist die Situation eher abends oder morgens sowie in den Herbst- und Wintermonaten einfacher. Die Sonne steht tiefer am Himmel und scheint meist milder.

Canon 5D Mark IV, Sigma 35/1.4, 1/3200 s, f/1.4, ISO 100, Brennweite 35 mm
Eine ausgezeichnete Wahl ist auch, ein schattiges Plätzchen zu finden! Plötzlich ist es einfach, in alle Richtungen zu fotografieren, und das Gesicht wird gleichmäßig beleuchtet. Ein Problem könnte die deutlich unterschiedliche Helligkeit der Person und ihrer Umgebung sein, aber das hängt von der jeweiligen Situation ab. Manchmal ist das sogar von Vorteil.

Canon 5D Mark IV, Canon 70-200/2.8 II, 1/160 s, f/3.5, ISO 640, Brennweite 182 mm
Achten Sie auf Schatten unter spärlichen Bäumen, die chaotische Strukturen erzeugen. Auch hier hilft wieder das Fotografieren gegen die Sonne.

Canon 5D Mark II, Sigma 50/1.4, 1/125 s, f/1.4, ISO 100, Brennweite 50 mm
Porträt unter bewölktem Himmel: Vorteile und Tipps
Auch wenn das nach schlechterem Wetter klingt, ist die Arbeit für Fotografen einfacher. Bei gleichmäßiger Bewölkung ohne Wolkenlücken wirkt der gesamte Himmel wie eine riesige Softbox und erzeugt ein weiches Licht von oben. Die Fotos haben eine etwas andere Atmosphäre als bei Sonnenschein und wir können praktisch in jede Richtung fotografieren.

Canon 5D Mark IV, Canon 70-200/2.8 II, 1/125 s, f/2.8, ISO 125, Brennweite 88 mm
Das bedeutet jedoch nicht, dass das Bild nicht verbessert oder versehentlich verschlechtert werden kann. Neben der Sonne ist auch die Form der Umgebung wichtig. Hohe Gebäude oder Bäume „schneiden Teile“ vom Himmel ab und formen und drehen so unsere Softbox.
Wenn Sie keine besonderen Absichten haben, ist es ratsam, das Gesicht in Richtung des offenen Himmels zu drehen. Wenn Sie hingegen in Richtung eines nahe gelegenen Waldes oder eines dunklen Gebäudes drehen, kommt das Hauptlicht von oben und von der Seite, was sich negativ auf die Gesichtszüge auswirken kann.
Porträtaufnahmen in der Stadt und bei Dunkelheit
Eine Besonderheit ist das Fotografieren in der Stadt bei Dunkelheit. Jedes bisschen Licht ist gut, damit die Kamera nicht so sehr zu kämpfen hat, aber andererseits bedeutet die einzige Straßenlaterne weit und breit meist Licht mit unnötig scharfen Schatten. Dennoch ist es besser als Dunkelheit.
Am besten eignen sich jedoch größere beleuchtete Flächen, wie beispielsweise Schaufenster. Auch hier entsteht eine Art Softbox mit weicherem Licht.

Canon 5D Mark IV, Sigma 35/1.4, 1/125 s, f/1.4, ISO 2500, Brennweite 35 mm
Hilfe durch externes Licht und Reflektoren
Wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht, können eigene Lichtquellen verwendet werden. Dazu gehören sowohl der integrierte Blitz der Kamera oder des Smartphones als auch separate Blitzgeräte und Blitzlichter, aber auch Helfer mit Faltreflektoren.
Ein Reflektor ist eine hervorragende Hilfe bei Tageslicht. Bei batteriebetriebenen Leuchten kommt es auf die Leistung an, aber im Allgemeinen nimmt ihre Wirkung in der Dämmerung oder auch bei Nacht zu. Mit zusätzlicher Leistung können Sie die Szene dann nach Belieben anpassen.

Canon 5D Mark IV, Sigma 35/1.4, 1/125 s, f/1.6, ISO 100, Brennweite 35 mm
Licht in der Nachbearbeitung optimieren
Manchmal kommt es vor, dass trotz aller guten Absichten das endgültige Foto nicht optimal ist. Obwohl der Fotograf alle Regeln beherrscht, kommt es häufig vor, dass der beste Gesichtsausdruck auf dem ersten Testfoto zu sehen ist, auf dem ein unschöner Schatten über das Gesicht fällt.
Manchmal ist die Korrektur schwierig, aber manchmal reicht es beispielsweise aus, die Kante des Schattens in Zoner Studio leicht zu verwischen und so das Bild deutlich zu verbessern.

Canon 5D Mark IV, Sigma 35/1.4, 1/2500 s, f/1.4, ISO 100, Brennweite 35 mm
Nutzen Sie das Licht schon beim Fotografieren
Die Nachbearbeitung sollte jedoch das Letzte sein, worum Sie sich kümmern sollten. Am besten ist es, vor Ort gleich die Hauptrichtung für die Aufnahmen festzulegen oder einen geeigneten Standort zu wählen, damit die Kamera von Anfang an schöne Bilder macht. Selbstverständlich sind auch die richtigen Einstellungen, die Brennweite und die Höhe der Kamera entscheidend, aber das sind wieder Themen für weitere Artikel.
Fragen und Antworten
Welches Licht eignet sich am besten für Porträts? Die sicherste Wahl ist weiches, diffuses Licht – beispielsweise im Schatten oder bei bewölktem Himmel. So vermeiden Sie harte Schatten und unschöne Überbelichtungen im Gesicht.
Wann ist die beste Tageszeit für Porträtaufnahmen? Idealerweise morgens oder abends, wenn die Sonne tief steht und das Licht weicher ist. Vermeiden Sie Aufnahmen um die Mittagszeit, wenn die Sonne harte Schatten von oben wirft.
Wie fotografiert man ein Porträt bei direktem Sonnenlicht? Positionieren Sie die Sonne hinter der fotografierten Person, am besten etwas seitlich. So erzielen Sie einen sanften Effekt von durchscheinendem Haar und heben die Person vom Hintergrund ab.
Was tun, wenn man im Schatten fotografiert? Im Schatten ist das Licht meist gleichmäßig, was die Arbeit erleichtert. Achten Sie jedoch auf die Richtung des Lichts vom Himmel – am besten ist es, wenn das Gesicht zum offenen Himmel blickt und nicht in einen dunklen Wald oder eine Wand.
Wie kann man sich mit künstlichem Licht oder Reflektoren helfen? Ein Reflektor ist tagsüber ideal, künstliches Licht eignet sich vor allem abends oder nachts. Es hilft, Licht dorthin zu bringen, wo es fehlt, und die Szene nach Ihren Vorstellungen zu gestalten.
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