Profitieren Sie vom Himmel
Wie man den Himmel fotografiert, haben wir zum Teil schon im Artikel über Silhouetten behandelt. Man muss ihn aber nicht immer nur im Gegenlicht oder mit schwarzen Landschaftsumrissen abbilden. In sehr vielen Fällen ist das eigentliche Ziel, dass die Umgebung zusammen mit den Himmel ein schönes Gesamtbild ergeben.
Anfängerfehler
Wer zum ersten Mal eine Kamera (oder heute eher ein Handy) in die Hand nimmt um eine Landschaft abzubilden, zielt automatisch auf den Horizont und drückt den Auslöser. Als Ergebnis gibt es meistens ein ähnliches Bild wie dieses hier:
Das Foto ist quasi halbiert und der Betrachter weiß nicht, worauf er sich konzentrieren soll. Viel besser ist es, davor darüber nachzudenken, welcher Bildbereich am interessantesten ist. Auf diesen sollte man sich anschließend konzentrieren.
Die Regeln vom Goldenen Schnitt, bzw. die Drittel-Regel besagt, dass das Foto aus einem Drittel Boden und zwei Drittel Himmel bestehen sollte, so dass sich der Horizont nach unten verschiebt. Die Regel funktioniert aber auch im Umkehrschluss-zwei Drittel des Fotos bestehen dann aus Landschaft und ein Drittel aus Himmel, der Horizont verschiebt sich also nach oben. Scheuen Sie sich aber auch nicht vor extravaganteren Kompositionen. Auf dem folgenden Foto habe ich beispielsweise dem Himmel noch viel mehr Platz gegeben.
Der Himmel muss aber nicht immer den größten Bereich des Bildes einnehmen. Auch wenn er interessant ist, reicht möglicherweise nur ein Ausschnitt aus, um den Rest des Bildes wirkungsvoll abzurunden:
Diverse Himmelsgestaltungen
Manchmal kann man sich seinen Fototag aussuchen, aber manchmal hat man nur eine kurze, einzigartige Möglichkeit, um an einem besonderen Ort kurz zu verweilen. Aber keine Angst, es gibt praktisch immer etwas Interessantes zu fotografieren.
Was den Himmel an sich betrifft, so ist er am langweiligsten, wenn es komplett bewölkt ist. Auf den Fotos erscheint dann eine einheitliche graue oder weiße Fläche und der Himmel ist absolut uninteressant. Das ist für das Fotografieren die ungünstigste Situation. In solchen Fällen sollte man den Himmel so wenig wie möglich ins Bild einfließen lassen.
Nichtsdestotrotz bietet uns einen solcher Himmel gleichmäßig verteiltes Licht, so dass einige Objekte und Personen ohne dramatische Schatten aufgenommen werden können. Man muss sich lediglich statt dem Himmel ein anderes Fotoobjekt suchen.
Alle anderen Wolkenarten lassen sich mehr oder weniger auf einem Foto festhalten. Persönlich bevorzuge ich kleinere zerrissene Wölkchen wie auf dem Foto von Amsterdam weiter oben. Aber auch andere Situationen können verarbeitet werden, man muss sich lediglich der unterschiedlichen Darstellung bewusst sein. Hier zum Vergleich zwei Fotos aus Paris:
Effektreicher ist zwar die Wolkenvariante, aber auch der klare Himmel kann gut genutzt werden – z.B. indem man einen Text (etwa „Urlaub 2015“) einbaut. Solche Fotos können etwa für Werbezwecke gefragt sein. Freie Flächen für Text werden dabei als „copy space“ umschrieben.
Tageszeit
Den richtigen Zeitpunkt zum Fotografieren zu wählen ist wesentlich. Die klassische Goldene Stunde, also die der Sonnenauf- und –untergänge, ist die beste. Aber auch dabei gibt es große Unterschiede. Vergleichen Sie folgende zwei Panoramabilder. Zwischen deren Aufnahmezeiten liegt eine halbe Stunde.
Möchten Sie die Sonne direkt am Horizont erwischen, müssen Sie noch ein wenig flinker sein. Die folgenden zwei Fotos wurden im Abstand von 65 Sekunden aufgenommen:
Regenbogen
Einen Regenbogen zu erhaschen ist ziemlich schwer, da solche Ereignisse nicht wirklich geplant werden können. Das trifft zwar auch auf andere atmosphärische Effekte zu, dennoch braucht es für einen Regenbogen ganz besondere Voraussetzungen.
Nichtsdestotrotz gelten gewisse Naturregel. Ein Regenbogen erscheint, sobald nach oder noch während des Regens die Sonne hervorkommt. Er befindet sich außerdem stets auf der anderen Seite des Beobachters als die Sonne. Mit ein wenig Glück kann man also mit ein wenig Vorsprung reagieren und das Foto komponieren.
Das gelang mir zum Teil -wiederum in Paris – als gerade der Regen aufhörte und die Sonne hervorkam. Mir war sofort bewusst, dass ich eine Chance auf ein Regenbogenfoto habe, aber auch, dass der Eiffelturm ein Stück vor mir steht und der Regenbogen hinter mir erscheinen würde.
Ich startete blitzschnell, lief unter dem Turm hindurch und drehte mich mehrmals um. Der Regenbogen kam tatsächlich hervor, war aber relativ schwach (es war zwar mitten in den Sommerferien, aber bereits nach neun Uhr abends). Ich musste aber noch etwa 500 m hinter mich bringen, um sowohl den Turm als auch den Regenbogen hinter mir sehen zu können. Als ich an der Stelle ankam, war der Regenbogen nur mehr teilweise sichtbar:
Details
Besonders wirkungsvoll ist auch das Zusammenspiel zwischen Landschaft und Atmosphäre. Sowohl Aufnahmen von in Wolken gehüllten Bergspitzen, als auch von dampfenden Wäldern sind sehr malerisch. In solchen Situationen nutzt aber meist ein Teleobjektiv mehr als ein Weitwinkelobjektiv.
Ins Fotografieren mit einbeziehen kann man auch von Menschen geschaffene Objekte, die im Vergleich zu den möglichen Wetterlaunen trotz ihrer Größe immer noch sehr klein erscheinen.
Bei einem Blick auf die Brennweite umgerechnet auf full frame 400 mm können Sie sehen, dass die Masten in Wirklichkeit vom Fotografen sehr weit entfernt sind und sie mit bloßem Auge kaum sichtbar wären. Es ist also wichtig den Rand der Wolkenwand aufmerksam zu beobachten, ob sich dort nicht etwas Sehenswertes befindet.
Technische Parameter
Genau wie bei Silhouetten am Himmel gilt auch hier, dass Sie bei der Fotobearbeitung sowohl Kontrast als auch die Farbsättigung besonders stark verändern können, um das Bild somit effektiver zu gestalten. Sollte der Himmel deutlich heller sein, ist es am besten diesen Bildbereich abzudunkeln oder gleich beim Fotografieren Übergangsfilter zu verwenden.
Manchmal können auch Polarisationsfilter nützlich sein. Sie sind aber nicht unbedingt notwendig und auch die meisten hier gezeigten Bilder wurden ohne Filter aufgenommen.
Sie sollten aber jedenfalls keine Angst vor Experimenten haben und ein Himmelsbild sofort dann aufnehmen, wenn es Sie begeistert. Es handelt sich meist um einzigartige Momente, die genau in dieser Gestalt oft nicht mehr wiederholt werden können.