Produktfotografie auf weißem Hintergrund
Obwohl Sie Produktfotografie unterschiedlich angehen können, ist die Variante mit weißem Hintergrund sehr klassisch und praktisch überall anwendbar.
Viele von uns müssen von Zeit zu Zeit ein bestimmtes Produkt fotografieren, sei es, wie am öftesten der Fall, wegen diversen Onlineverkäufen oder aus einem ganz anderen Grund. Wir werden uns ansehen, wie man üblicherweise in Situation vorgeht, in denen man bestimmte Darstellungen des Produkts erreichen will.
Vor kurzem haben wir im Artikel über das Miniaturtischfotostudio die einfachste mögliche Variante zum Fotografieren kleiner Sachen vorgestellt. Diesmal werden wir bei den Beispielbildern schon um einiges stärkere Lichter in Form von externen Blitzen verwenden. Das ist aber keinesfalls die einzige Lösungsmöglichkeit – es gibt sowohl deutlich billigere als auch teurere Belichtungsvarianten – betrachten Sie es also bloßes Beispiel.
WAS SIE BENÖTIGEN
Genauso wie im letzten Artikel empfehle ich auch hier die Verwendung des manuellen Fotomodus und eines Stativs, um die Aufnahmen unter denselben Bedingungen wiederholen und Details langsam ausfeilen zu können. An die Kamera gibt es aber ansonsten keine weiteren Anforderungen. Solange Sie keine großen Plakate drucken werden, merkt keiner, ab Sie mit Kompakt- oder teurer Spiegel-Reflex-Kamera fotografieren. Entscheidend ist das verwendete Licht und die Szenenaufstellung.
Fotografiert man kleine Sachen aus großer Nähe, sieht man dabei oftmals Staub. Je dramatischer die Belichtung und Szene, desto deutlicher sichtbar ist es. Deshalb registriert man Staub beim Fotografieren mit Licht von vorne und weißem Hintergrund praktisch gar nicht, sobald schwarzer Hintergrund und Licht von hinten zum Einsatz kommen, sieht man aber jeden Fussel. Behalten Sie deshalb einen Staublappen bei der Hand.
EIN PAAR BASISTIPPS
Da die Schärfentiefe beim Schärfen auf kurze Entfernungen klein ist, benutzt man üblicherweise höhere Blendenwerte (siehe die extreme Blende F18 beim Bild oben). Aber auch dann sind Produkte oftmals nicht gänzlich scharf, achten Sie deshalb gut auf den Punkt, auf den Sie fokussieren. Meistens ist es besser, auf die Objektfront zu schärfen, bzw. kann man sich auch trauen den Fokuspunkt ein wenig weiter nach hinten zu verschieben. Üblicherweise aber maximal zum Drittel des Objekts.
Wäre es notwendig, die Schärfe über die Grenzen des Möglichen zu erweitern, bestünde die einzige Lösung in einem Tilt-und-Shift Objektiv mit einer gedrehten Schärfentiefe oder in der digitalen Zusammensetzung unterschiedlich geschärfter Fotos, im sog. Focus Stacking.
Noch eine Bemerkung: Auch wenn man Produktfotografie perfekt beherrscht, ist es manchmal ratsam, einfachere Vorgangsweisen zu wählen. Ich persönlich fotografiere beispielsweise ältere Objekte für Web-Basare nicht auf weißem Hintergrund, sondern etwa „nur“ auf dem Tisch, damit die Aufnahme realistischer wirkt und die Käufer nicht glauben, ich kopiere die Fotos von irgendeinem E-Shop.
WEIßER HINTERGRUND
Ähnlich wie im vorigen Artikel über Minifotostudios kann man auch in größeren Maßstäben einfach einen größeren Papierbogen oder eine biegsame Plastikplatte, wie auf dem Beispielbild gezeigt, verwenden. Ist die Platte glänzend, bewirkt sie überdies eine interessante Reflexion. Bedenken Sie aber, dass man bei niederen Blickwinkeln einen großen Teil der Platte mitfotografiert. Ist diese nicht 100%ig gerade, wird die Aufnahme deformiert. Da im unmittelbaren Produktumfeld aber meist alles in Ordnung ist, muss man gegebenenfalls das Bild nur in der benötigten Entfernung zuschneiden. So geht zwar teilweise die Reflexion verloren, der weniger deformierte, obere Bereich bleibt aber erhalten.
Die Lichter können beliebig und mit großer Genauigkeit aufgestellt werden. Üblicherweise werden zum Erreichen weicher Belichtung Softboxen verwendet. Stehen sich überdies zwei gegenüber, eliminiert man Schatten und das Objekt wird plastischer dargestellt.
Je nach Situation kann nur ein Licht zum Hervorheben der Schatten oder zwei unterschiedlich gedrehte Lichter bzw. auch ein drittes Licht zur besseren Hintergrundbeleuchtung verwenden.
Fotografieren Sie in kleineren Räumen, werden stark reflektierende Objekte problematisch sein. Das Licht fällt auch auf die Wände (und auf Sie als Fotograf) und im Objekt wird alles gespiegelt. Wenn es möglich ist, werden wir uns damit im nächsten Artikel beschäftigen.
WEIßER HINTERGRUND MIT FOTOZELT
Ein Fotozelt stellt die übliche Alternative zum oben beschriebenen Fall dar. Bei leicht reflexiven Objekten kann man damit leichter arbeiten, da die sonst möglicherweise störende Umgebung ausgeblendet wird (stark reflexive Produkte sind auch mit Fotozelt problematisch). Weiterer Vorteil ist, dass keine Softboxen gebraucht werden, da das Licht ganz natürlich an allen Zeltwänden zerstreut wird, weshalb auch das Schattenproblem entfällt. Das Licht kann zwar nicht allzu genau kontrolliert werden, falls man aber nur einfache Fotos auf weißem Hintergrund haben will, braucht man das auch nicht. Im Gegenteil, man kann so ziemlich jedes beliebige Licht benutzen und die Fotos werden stets recht gut aussehen.
Bestandteil der handelsüblichen Fotozelte ist sowohl eine weiße als auch eine schwarze Grundlage, die Einsatzmöglichkeiten können sich deshalb diverser gestalten, als es auf ersten Blick erscheinen mag. Außerdem sind im Internet zahlreiche Anleitungen zum Erstellen eigener Zelte erhältlich, weshalb man sich eine improvisierte Variante auch recht günstig anschaffen kann.
Man kann auch in das Fotozelt eine Plastikplatte legen und somit die Eigenschaften beider Unterlagen ausnutzen.
AUFNAHMETISCH FÜR NOCH WEITERE HINTERGRÜNDE
Um einen 100% weißen Hintergrund ohne jegliche Schatten zu bekommen muss man spezielle Aufnahmetische verwenden. Die Standardvarianten sind mit einer halbdurchsichtigen Platte ausgestattet, weshalb man auch durch das Material etwa von unten belichten kann.
Im oberen Beispiel kann man ein von unten kommendes Licht sehen. Falls auch das ungewünscht wäre, kann man die spezielle Konstruktion des Fototisches ausnutzen, dank welcher sich auch bei waagrechtem Fotografieren keine Rohre oder andere Halterungen in der optischen Blicklinie befinden. Man kann deshalb ganz einfach die Platte gegen eine gänzlich Durchsichtige austauschen und mit einem separaten Licht erst den Hintergrund hinter dem Tisch (etwa die Wand) beleuchten.
Fototische können wiederum fertig gekauft oder daheim hergestellt werden (die Do-it-yourself-Variante befindet sich auch auf den Bildern ringsum).
SCHLUSSWORT
Soviel zum Fotografieren auf weißem Hintergrund. Falls Sie höhere Ansprüche haben, können Sie sich auf den nächsten Artikel über kompliziertere Hintergründe und Effekte oder über die Bearbeitungen bei Produktfotografie im Zoner Photo Studio freuen.
Richard
Auf keinem der Bilder haben Sie Tiefschwarz oder auch weiss erreicht.