Problemlösungen bei unzureichendem Licht
Vor allem zu dieser Jahreszeit, wenn die Sonnen zeitig untergeht und es früh dunkel wird, sind Sie nicht nur nachts sondern auch tagsüber oft mit dem Problem, ungenügend Licht zur Verfügung zu haben, konfrontiert. Wo es kein natürliches oder kein Straßenlicht gibt, hilft meist der Blitz. Aber noch bevor Sie diesen einschalten, sollten Sie ein paar Tipps ausprobieren, die Ihnen bei wenig Szenenlicht nützlich sein könnten.
Fotografen müssen sich sehr oft mit dem Problem herumschlagen, dass sie nicht genügen Licht auf der Szene haben. Es gibt einige Tricks um die Bilder nicht zu dunkel erscheinen zu lassen. Einer davon ist die Verwendung des Blitzes. Doch es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, um den Lichtmangel zu überlisten.
Richtige Kameraeinstellung
Der Automodus Ihrer Kamera wird Ihnen bei gutem Licht in den allermeisten Fällen die richtigen Belichtungsparameter einstellen. Je weniger Licht aber vorhanden ist, desto nützlicher ist es das Prinzip des Belichtungsdreiecks zu kennen. Durch die richtige Einstellung von Verschlusszeit, Blende und ISO erzielen Sie hellere Bilder und müssen dafür nicht jedes Mal den Blitz zücken.
Verschlusszeit
Je länger die Verschlusszeit eingestellt wird, desto mehr Licht fällt auf den Sensor. Beim Fotografieren ohne Stativ ergibt sich die längste, noch „sichere“ Zeit aus dem Verhältnis 1/Brennweite Sekunde. Beispielsweise bei einem Objektiv mit Brennweite 50 mm ist die Zeitgrenze, bei der man noch mit Hand fotografieren kann, 1/50 Sekunde. Es kommt aber natürlich auch auf die Stabilität des Fotografen an. Sofern Ihr Objektiv mit einem optischen Stabilisator ausgestattet ist, können Sie auch die eine oder andere Zehntelsekunde dazugewinnen.
Bei beweglichen Objekten sind Sie jedoch gezwungen, eine kürzere Zeit einzustellen und so die Bewegung im Bild einzufrieren.
Bei herrschendem Lichtmangel müssen Sie deshalb einen Kompromiss finden – die Verschlusszeit muss kurz genug sein, um die Bewegung einzufrieren, aber gleichzeitig lang genug, damit der Sensor genug Licht aufnehmen kann.
Blende
Hinsichtlich der Blendeneinstellung werden Sie sich bei Lichtmangel vorwiegend bei den möglichst niedrigsten Werten bewegen. Je höher nämlich der Blendenwert ist, desto kleiner wird die Blendenöffnung, durch die Licht durchdringen kann. Deshalb muss man oftmals mit „voller Öffnung“ – also dem niedrigsten Blendenwert – fotografieren, um hellere Fotos zu erzielen.
ISO
Je höher der ISO Wert ist, desto empfindlicher wird der Lichtsensor. Durch das Erhöhen der Empfindlichkeit erhöht sich jedoch auch das digitale Rauschen im Bild. Deshalb ist es ratsam, die ISO-Erhöhung erst als letzte Möglichkeit anzusehen.
In Zeiten des Kinofilms war das Rauschen im Bild gar nicht so ungewünscht. Das aber auch deshalb, da es eine ganz andere Charakteristik als heute aufwies. Die Filmkörnung war unterschiedlich groß und wirkte natürlicher als das heutige regelmäßige Rauschen, welches aufgrund der regelmäßig angeordneten Pixel im Raster entsteht. Auch deshalb sollten Sie zunächst ausprobieren, welchen ISO Wert Sie bei Ihrer Kamera noch erträglich finden.
RAW Format
Beim Fotografieren ins RAW Format müssen Sie zwar mit einem viel größeren Datenvolumen als bei JPEG Bildern arbeiten, Sie erhalten jedoch auch viel mehr Informationen, die Ihnen vor allem beim Aufhellen der Fotos nützlich sind.
Das RAW Format kann Sie auch bei misslungenen Belichtungen noch retten. Während bei JPEG ein bestimmtes Bild schon reif zum Löschen wäre, gibt Ihnen RAW noch die Chance, die Aufnahme gut zu korrigieren.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie bei RAW den Weißabgleich ohne Datenverlust erst bei der Bildbearbeitung einstellen können.
Gute Kameratechnik – ein weiterer Lösungsweg
Normalerweise gilt diese Gleichung „bessere Technik = bessere Fotos“ nicht. Auch die beste Technik werden Sie nicht maximal nutzen können, wenn Sie die Einstellungen nicht richtig beherrschen.
Schlechtere Technik hat aber eben ihre Grenzen, die vor allem bei zu wenig Licht auf der Szene rasch erreicht werden. Gute Kameratechnik kann Ihnen bei diesem Problem behilflich sein. Eine große Rolle spielen dabei vor allem ein großer Kamerasensor, ein lichtstarkes Objektiv oder ein gutes Fokussystem.
Großer Sensor
Je größer die Pixelfläche auf dem Sensor ist, desto mehr einfallendes Licht kann der Sensor aufnehmen. Dadurch, dass er mehrere einfallende Lichtquanten auffängt, wird bei erhöhter ISO Empfindlichkeit das Rauschen nicht so stark erhöht, wie bei Kameras mit kleineren Sensoren.
Die Pixelgröße auf dem Sensor hängt von der jeweiligen Sensorgröße (4/3, APS-C, Full Frame, …) und der Pixelanzahl auf dem gegebenen Fläche ab. Die Ideallösung für Lichtmangel-Situationen ist somit ein großer Sensor – Full Frame mit einer vernünftigen Anzahl an Megapixeln.
Lichtstarkes Objektiv
Große Helfer an dunklen Orten sind auch lichtstarke Objektive. Ihre niedrigsten Blendenwerte bewegen sich bei 1.8. Das bedeutet in der Praxis einen kleinere Schärfentiefe und einen größeren Öffnungsdurchmesser, durch den Licht durchdringen kann. Und gerade wegen der größeren Lichtstärke können Sie die Verschlusszeit verkürzen oder den ISO Wert verringern.
Fokussystem
Mit einer niedrigen Schärfentiefe wird das richtige Fokussieren schwieriger. Eine falsche Bewegung genügt und das fotografierte Objekt gerät außerhalb der Fokusebene. Vor allem bei Lichtmangel, wenn einige Kameras mehr Zeit brauchen, bis sie den gewollten Punkt scharf stellen, lohnt es sich, eine Kamera mit exaktem Fokussystem und schneller Scharfstellung (ultrasonic) zu besitzen.
Trotzdem werden Sie in gewissen Situationen nicht drum herum kommen, auf manuellen Fokus umzustellen. Auch die genauesten Fokussysteme sind nämlich nicht so perfekt, wie das menschliche Auge.
Stativ
Wenn Sie zu wenig Licht auf der Szene haben und mehr Zeit zum Fotografieren benötigen, sollten Sie ein Stativ verwenden. Auf diese Weise sichern Sie die Kamerastabilität und vermeiden Erschütterungen, die beim Fotografieren aus der Hand entstehen. Somit müssen Sie sich nicht vor unscharfen Bildern fürchten.
Planen Sie außerdem Fotos mittels längerer Verschlusszeit aufzunehmen, ist ein Stativ unentbehrlich.
Licht erkennen
Wie man die Kamera richtig einstellen soll, kann man leicht lernen – kennen sollte man dafür vor allem das Belichtungsdreieck. Gute Kameratechnik wird Sie bei anspruchsvollen Lichtsituationen unterstützen, obwohl Sie auch ohne Spitzentechnik gute Aufnahmen erzielen können.
Bei schlechten Lichtverhältnissen ist es wichtig, die fotografierte Szene gut zu durchschauen und im Voraus durchdenken, was genau man im Bild festhalten möchte. Stellen Sie sich selbst Fragen wie: Welche Lichtquellen stehen zur Verfügung?, In welche Richtung strahlt die Quelle und wohin fällt das Licht?, Wird es von Wänden, Personen etc. reflektiert?
Das richtige Umgehen mit Licht werden Sie nur auf eine Art verinnerlichen – durch Praxis. Nutzen Sie deshalb diese Jahreszeit, in der die Sonne tiefer steht als im Sommer und deshalb interessante Licht- und Schattenspiele bietet.
Gerd Fugmann
Hier vermisse ich den Hinweis auf photo stacking zur Rauschunterdrückung, das Zoner ja anbietet.