Porträts richtig beleuchten III: Fotografieren mit künstlichem Licht
Künstliches Licht hat einen großen Vorteil – Sie haben es selbst völlig unter Kontrolle und nichts begrenzt Sie in Ihrer kreativen Entfaltung. Lernen Sie daher die Blitze und das Dauerlicht zu verwenden, um Ihre Porträts auf ein höheres Niveau zu bringen.
Beim Fotografieren mit natürlichem Licht haben Sie nicht viel Gestaltungsspielraum für die Beeinflussung. Sie müssen die Komposition (Positionierung der porträtierten Person gegenüber dem Licht) den jeweiligen Lichtverhältnisse anpassen. Die Belichtungseinstellungen (Blende, Verschlusszeit und ISO) hängen nämlich von den Bedingungen ab, die aktuell herrschen.
Falls Sie jedoch mit künstlichen Lichtquellen fotografieren, dann haben Sie die volle Kontrolle über das Licht. Sie nehmen einfach Ihre gewünschten Belichtungseinstellungen vor und passen dementsprechend das Licht an.
Künstliche Lichtquellen
Wir unterscheiden generell zwei künstliche Lichtquellen:
- Dauerlicht – leuchtet ununterbrochen. Daher erkennen Sie im Gegensatz zum Blitz sofort, wie das Foto am Ende aussehen wird. In der Vergangenheit war die Verwendung ziemlich eingeschränkt, weil die Lampen viel Wärme ausgestrahlt haben, was für die porträtierte Person ziemlich unangenehm war. Aufgrund der Energiesparlampen, insbesondere den LED Panels entfällt dieses Problem.
- Blitzlicht – wird häufig in Form einer Studioblitzanlage oder eines Blitzgerätes verwendet. Beide Typen funktionieren gleich. Der Vorteil von Studioblitzen liegt darin, dass Sie viel mehr Leistung haben. Ferner besitzen sie ein Einstelllicht besitzen, das teilweise den Hauptnachteil von Blitzgeräten – sozusagen „blind“ arbeiten – beseitigt.
Bei Blitzgeräten erhalten Sie nämlich nur einen kurzen Moment Licht. Vor einer Aufnahme wissen Sie daher nicht, wie sich das Licht des Blitzes auswirkt. Das Einstelllicht gibt Ihnen zumindest teilweise einen Hinweis darauf, wie die Person letztendlich beleuchtet sein wird.
Dank der digitalen Fotografie sehen Sie das Ergebnis praktisch gleich nach der Aufnahme auf dem Display der Kamera. Ferner können Sie das Licht praktisch sofort korrigieren.
Der größte Vorteil von Blitzen ist die kurze Belichtungszeit. Hierdurch können Sie jede Bewegung der porträtierten Person einfrieren und somit jegliche Bewegungsunschärfe verhindern.
Passen Sie den Studioblitz an Ihr Ziel an
Das Fotografieren mit dem Studioblitz eignet sich dann, wenn Sie die natürlichen Lichtquellen unterdrücken können. Dies erreichen Sie nicht nur im Fotoateliers ohne Fenster, sondern auch in einem gewöhnlichen Raum oder am Abend bzw. Nachts im Freien.
Damit das natürliche Licht die Beleuchtung nicht beeinflusst, sollten Sie bei Ihrer Kamera eine kurze Verschlusszeit (VZ) einstellen. In einem gewöhnlichen Fotoatelier oder einem dunklen Raum darf die VZ bei 1/125 Sekunden und weniger liegen.
Sobald Sie das Licht der Umgebung unterdrücken, stellen Sie die gewünschte Blende ein. Das benötigte Licht für die Aufnahme erhalten Sie in nur einem Bruchteil einer Sekunde durch den Studioblitz bzw. das Blitzgerät.
Normalerweise handelt es sich um ein Tausendstel bis zu zehn Tausendstelsekunden. Hierdurch wird klar, dass die Verschlusszeit bei einer Hundertstelsekunde keinen Einfluss auf die endgültige Beleuchtung hat. Lediglich die Blende des Objektivs hat hierauf einen Einfluss. Beim größeren Abblenden müssen Sie die Leistung des Blitzes erhöhen oder den Blitz näher an die porträtierte Person rücken.
Beim präzisen Einstellen des Studioblitzes kommen Sie um einen Blitzbelichtungsmesser (Flash meter) nicht herum. Es handelt sich hierbei um einen Belichtungsmesser zur Messung des Blitzlichts.
Wie arbeitet man mit einem Blitzbelichtungsmesser?
- Stellen Sie beim Blitzbelichtungsmesser die verwendete ISO sowie Verschlusszeit ein.
- Wählen Sie zur erstmaligen Einstellung der Leistung des Studioblitzes einen mittleren Wert.
- Positionieren Sie den Studioblitz vor die Person so, damit sie den Grundsätzen der Porträtbeleuchtung entsprechen. Mehr hierzu im Artikel Porträts richtig beleuchten I: Denken Sie an die Qualität, die Intensität sowie die Farbe des Lichts.
- Positionieren Sie den Blitzbelichtungsmesser zur porträtierten Person so, damit der Messsensor (oftmals befindet er sich in einer weißen Kuppel) zur Lichtquelle gerichtet ist.
- Machen Sie einen Testblitz und lesen Sie den Wert der Blende am Blitzbelichtungsmesser ab.
- Falls der Wert mit der Blende übereinstimmt, die Sie benötigen, dann haben Sie alles richtig eingestellt.
- Falls der Wert der Blende niedriger ist, dann erhöhen Sie die Leistung der Studioblitzanlage. Ist der Blendenwert höher, dann reduzieren Sie die Leistung.
Falls Sie an die Grenzen der Leistung des Studioblitzes kommen, dann sollten Sie den Blitz näher an die porträtierte Person rücken, um so die Stärke zu erhöhen. Wenn Sie den Blitz hingegen weiter vom Model entfernen, dann reduzieren Sie die Stärke.
Fotografieren mit einem Blitzgerät
In der Praxis treffen Sie häufig auf die Verwendung eines Aufsteckblitzes. Sie haben zwar in der Regel eine geringere Leistung als Studioblitze, aber dennoch ist die Leistung oftmals ausreichend. Bei voller Leistung können Sie eine Blende zwischen F5,6 bis F8 einstellen. Gleichzeitig können Sie auch ohne Probleme mit einem völlig abgeblendeten Objektiv arbeiten.
In der heutigen Zeit können Sie ein ausreichend starkes Blitzgerät auch von Drittherstellern kaufen. Falls Sie zudem einige fehlende Funktionen zum automatischen Einstellen der Leistung (TTL) verkraften, dann sind sie auch gar nicht so extrem teuer.
Neben der Leistung begrenzt Sie auch die Zeit des Ladevorgangs. Voll aufgeladene Batterien ermöglichen bei voller Leistung eine Wiederaufladezeit von 3 bis 5 Sekunden. Bei leeren Akkus bis zu 15 Sekunden.
Der Studioblitz sorgt für mehr Leistung
Die teurere Lösung sind Studioblitze. Es handelt sich um sehr leistungsstarke Einheiten (hunderte bis tausende Wattsekunden), die viel mehr Leistung als Blitzgeräte besitzen und deutlich geringere Ladevorgangszeiten aufweisen. So können Sie schnell lange Bildserien erstellen, was sich bspw. für die Modefotografie besonders sehr gut eignet.
Bei der Porträtfotografie kann die hohe Leistung trotz Minimalleistung ein Problem darstellen. Selbst bei den weniger starken Studioblitzen (400 Ws) müssen Sie in kleinen Räumen mit einer Blende von F8 und mehr arbeiten. Hierdurch können Sie wiederum nicht die niedrige Schärfentiefe ausnutzen.
Studioblitze eignen sich daher ausschließlich für große Räume, wo Sie die Blitze ausreichend weit entfernt vom Model positionieren können.
Das Blitzgerät gehört nicht auf eine Schiene
Die Blitzgeräte besitzen einen Anschluss auf eine Schiene. Die Schienen eignen sich besonders bei der Reportagefotografie, aber nicht für künstlerische Aufnahmen (die Porträtfotografie gehört auch hierzu).
Wie man die Lichtquellen positionieren soll, erfahren Sie im ersten Artikel dieser Serie Porträts richtig beleuchten I: Denken Sie an die Qualität, die Intensität sowie die Farbe des Lichts.
Bei Blitzgeräten gibt es drei grundlegende Möglichkeiten zur Bedienung des Blitzes außerhalb der Kamera:
- Die Standardlösung ist der Synchronkabel.
- Vorteilhafter ist jedoch die drahtlose Lösung per Infrarotstrahlen. Ein direkter „Sichtkontakt“ zwischen dem Blitz und dem Blitzauslöser muss jedoch gewährleistet sein.
- Aktuell lohnt sich am meisten ein Funkfernauslöser. Mit ihm können Sie Blitze selbst dann bedienen, wenn die Blitze sich hinter einem Hindernis befinden. Ferner ist auch die Reichweite größer als bei einem IR-Auslöser.
Die Mehrheit der Blitze hat zudem einen Sensor, der auf die weiteren Blitze der Umgebung reagiert. Hierdurch können Sie mehrere Blitze verwenden. So lösen Sie bspw. einen Blitz per Fernauslöser von der Kamera aus und die restlichen Blitze reagieren nur noch auf das Blitzgerät.
In diesem Fall müssen die Sensoren der restlichen Blitze direkten “Sichtkontakt” zum Hauptblitz haben. Diese Lösung trägt beträchtlich zur Kostenreduzierung für die Auslösereinheiten mehrerer Blitze bei.
Funkfernauslöser und Empfänger können Sie einzeln zur Ergänzung zu den Blitzen und der Fotokamera kaufen. Manche Blitze enthalten bereits einen Empfänger und daher müssen Sie nur noch einen Auslöser kaufen. Bei Fotokameras der höheren Preisklasse ist der Fernauslöser sogar schon oftmals mit dabei. In diesem Fall kommunizieren Sie nur noch mit den Blitzen derselben Hersteller.
Synchronzeit (x-sync)
Bei der Einstellung der Verschlusszeit der Fotokamera mit dem Schlitzverschluss (klassische DSLRs) müssen Sie auch an die Synchronzeit des Verschlusses denken.
Der Schlitzverschluss funktioniert so, dass er zwei Lamellen besitzt. Eine verdeckt den Sensor der Fotokamera, die sich beim Fotografieren öffnet. Nachdem die Aufnahme gemacht wurde, schließt die zweite Lamelle den Sensor.
Bei kurzen Verschlusszeiten schließt die zweite Lamelle jedoch den Sensor noch bevor die erste Lamelle den Sensor völlig aufgedeckt hat. Der Sensor wird hierdurch nicht auf einmal dem ganzen Licht ausgesetzt, sondern lediglich über den Schlitzverschluss der beiden Lamellen.
In dieser Situation können Sie ein klassisches Blitzgerät nicht verwenden, weil Sie hierdurch nur einen Teil der Aufnahme belichten würden.
Die Synchronzeit der Kamera zeigt die kürzeste Verschlusszeit, bei der der Sensor sicher geöffnet ist. Sie steht somit für das Limit des Fotografierens mit einem Blitzgerät.
Bei den aktuellen Digitalkameras sehen Sie am häufigsten eine Synchronzeit von 1/250 s. Ich habe jedoch schon die Erfahrung gemacht, dass die Fotokamera in Wirklichkeit eine kürzere Synchronzeit hatte. Überprüfen können Sie dies durch das Fotografieren einer weißen Wand, die mit einem Blitz beleuchtet wird.
Moderne Blitze besitzen eine Hochgeschwindigkeits-Synchonisation – das Fotografieren mit kürzeren Zeiten als die Synchronzeit ist hierdurch möglich. Im Grunde funktioniert es so, dass das Blitzgerät den gesamten Blitz auf die aufeinanderfolgende Serie von Blitzen verteilt. Jeder Blitz belichtet somit den Schlitzverschluss über dem Sensor und hierdurch wird im Endeffekt der ganze Sensor belichtet.
Diese Vorgehensweise ist jedoch sehr anspruchsvoll, was den Energieverbrauch betrifft – ein schnelles Überhitzen des Blitzkopfes ist die Folge. Daher verwendet man diese Vorgehensweise eher selten in der Praxis.
Fotografieren Sie mit Dauerlicht
Beim Dauerlicht kann man in der Regel die Leistung nicht so fließend regulieren wie bei den Studioblitzen. Zudem kommt auch die Verschlusszeit ins Spiel.
Während Studioblitze nur einen Bruchteil einer Sekunde andauern und für den Rest der Verschlusszeit nichts mehr beleuchtet wird, wird beim Studioblitz über die ganze Zeit beleuchtet.
Darauf müssen Sie im Zusammenhang mit der Bewegungsunschärfe der porträtierten Person achten. Egal ob diese durch Ihre zitternden Hände oder durch eine Bewegung des Models verursacht wurde. Gleichzeitig werden Sie jedoch nicht durch Synchronzeit der Fotokamera beschränkt. Daher können Sie ausreichend kurze Verschlusszeiten verwenden.
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