ND Filter und Verwendungsbeispiele

ND Filter bzw. Graufilter genannt, können zur Erstellung von Spezialeffekten verwendet werden. Ferner bei Aufnahmen, die kaum mit einer anderen Technik machbar wäre.

In der heutigen Zeit hat man allerhand an Möglichkeiten Effekte mit dem Computer zu erstellen. Man könnte fast meinen, dass die Verwendung von speziellen Filtern vor dem Objektiv, kaum einen Sinn macht. Es gibt aber einige Ausnahmen und die ND Filter sind eine von diesen.

Was ist ein ND Filter?

Die Abkürzung ND (Neutral Density), wird im deutschen üblicherweise mit Graufilter bzw. Neutraldichtefilter übersetzt. Es handelt sich hierbei um dunkles Glas, dass jedoch keinen Einfluss auf die Farben im Bild oder anderen Dinge hat.

ND Filter sind in verschiedenen Stärken erhältlich. Von Filtern, welche die Hälfte der Sonnenstrahlen durchlassen (ND2) bis hin zu sehr dunklen Filtern, die nur ein Tausendstel des Lichtes (ND1000) oder noch weniger durchdringen lassen. Bei der Bezeichnung mit den Klammern, weise ich nur eine von vielen Kennzeichnungsmöglichkeiten für diese Filter auf.

Warum das Foto verdunkeln?

Auf den ersten Blick scheint es unsinnig zu sein, um das wertvolle Licht zu kommen. Bei „normalen“ Aufnahmen gilt dies auch weiterhin. Aber es gibt auch Fälle, bei der die Möglichkeit das Bild zu verdunkeln, erwünscht ist.

Allgemein gesagt, handelt es sich um Situationen, bei denen wir lange Belichtungszeiten und hiermit verschwommene Bewegungen erzielen möchten. Zwar ist dies teilweise mit einer hohen möglich, aber dies muss nicht immer genügen bzw. manchmal wollen wir diese Variante gar nicht oder es ist ganz einfach nicht anders möglich.

Hauptgrund – Wasser

Am meisten verbindet man ND Filter mit Wasser. Durch das Verwischen der Bewegung des Wassers, erhält die Aufnahme einen viel ruhigeren Charakter.

Die erste Aufnahme zeigt, was man (manchmal) ohne ND Filter aber einer hohen Blende fotografieren kann. Im Hinblick darauf, dass sich die ganze Szene im Wald abspielt, war nur wenig Licht vorhanden und somit konnte die Belichtungszeit auf 15 Sekunden hingezogen werden:

Wasserfall ohne ND Filter. Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 15 s, F22, ISO 100, Brennweite 70 mm
Wasserfall ohne ND Filter.
Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 15 s, F22, ISO 100, Brennweite 70 mm

Nichtsdestotrotz kann man unter der Verwendung eines ND Filters, die Blendenöffnung von F22 auf F2,8 (d. h. 64x größere Öffnung) reduzieren und die Belichtungszeit beibehalten:

Wasserfall mit ND Filter. Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 10 s, F2,8, ISO 100, Brennweite 75 mm
Wasserfall mit ND Filter.
Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 10 s, F2,8, ISO 100, Brennweite 75 mm

Falls der Wasserfall nicht an so einem dunklen Ort wäre, dann wäre der ND Filter alleine dadurch nötig, um das Wasser zu verwischen (auch mit einer hohen Blende).

Eine klassische Szene zur Verwendung von Graufiltern ist die Fotografie von Stränden am Meer. Hier ein Beispiel, wo dank der Verwendung eines ND1000 Filters trotz Tageszeit eine Belichtungszeit von 3 Minuten erreicht werden konnte. Hierdurch wurde der Himmel effektiv verwischt werden.

Meer mit ND1000 Filter. Autor der Fotografie Giovanni Tabbò. Fuji X-T1, XF14mm F2,8 R, 3 Minuten, F22, ISO 200, Brennweite 14 mm
Meer mit ND1000 Filter. Autor der Fotografie Giovanni Tabbò.
Fuji X-T1, XF14mm F2,8 R, 3 Minuten, F22, ISO 200, Brennweite 14 mm

Stativ und weitere Tricks

Bereits aus vergangenen Zeiten geht hervor, dass es nicht möglich ist, die Fotokamera mit der Hand zu halten, sondern ein Stativ zur Unterstützung nötig ist.

Oftmals fotografiert man an Orten in der Natur, daher sollte man sich nicht darauf verlassen, eine kleine Mauer als Unterstützung zu finden. Ein Stativ ist unerlässlich.

Ein guter Praxistipp ist auch, den Bildstabilisator auszuschalten, da dies in Verbindung mit einem Stativ zu verzerrten Bildern führen kann. Ferner empfehle ich, dass Foto mit einer Zeitverzögerung zu machen, um unerwünschtes Wackeln durch die Betätigung des Auslösers zu vermeiden.

Welche Filterstärke?

Wie bereits erwähnt wurde, gibt es eine ganze Reihe an ND Filtern. In der Praxis verwendet man Filter von ND8 bis ND1000. Welche Stärke ist aber für mich am geeignetesten?

Leider ist die Beantwortung dieser Frage nicht unbedingt einfach. Die geeignete Stärke ist nämlich auch von der Situation abhängig. Falls Sie das Wasser stark verschwommen haben oder den Himmel mit einer minutenlangen Belichtungszeit fotografieren möchten, dann eignet sich eine sehr dünne Stärke. Falls Sie jedoch mit dem Blitz im Außenbereich fotografieren möchten, dann müssen wir aufgrund technischer Begrenzungen, die Belichtungszeit auf nur 1/200 s (bspw. von 1/1000 s) verlängern, wo ein ND8 Filter völlig ausreichend ist.

Sie können sich einen konkreten oder zwei verschiedene Filter besorgen, aber meine beliebte Variante sind zwei Polarisationsfilter hintereinander (weiter entfernt, um lineares Licht zu erhalten). Diese Kombination stellt einen ND Filter mit einer variablen Stärke dar, die sich durch das Drehen gegeneinander verändert.

Linearer und zirkularer Polarisationsfilter, in der Mitte so eingestellt, dass die Umrisse identisch sind.
Linearer und zirkularer Polarisationsfilter, in der Mitte so eingestellt, dass die Umrisse identisch sind.

Variable ND Filter

In letzter Zeit werden auch Filter angeboten, die beide Polarisationsgläser enthalten. Hierdurch erhalten Sie einen kompakteren variablen ND Filter, der oftmals auch qualitativ bessere Aufnahmen liefert, als der Zusammenbau zweier Filter (manche reduzieren angeblich auch den Polarisationseffekt).

Bei der Polarisationslösung sollte man den Begriff ND nur in Anführungszeichen verwenden. Grund hierfür ist, dass die Aufnahme nicht nur verdunkelt wird, sondern auch die Spiegelung reduziert wird und somit auch zur Veränderung der Szene. Auf der anderen Seite kann dieser Effekt erwünscht sein. Daher kann der variable ND Filter ein gelungener Ersatz des wirklichen ND Filters sein.

Bei der Verwendung müssen Sie jedoch vorsichtig bei der Einstellung extremer Drehwinkel sein. Sind die Polarisationsfilter bspw. senkrecht aufeinander gedreht, dann dürfte normalerweise gar kein Licht mehr durchdringen. Dennoch tritt ein bisschen Licht durch, was zu einer völligen Veränderung der Farben bei der Aufnahme führt und die Fotos im Regelfall unbrauchbar macht. Daher sollten die extremen Dreheinstellungen eher gemieden werden (obwohl das Hinausziehen der Belichtungszeit sehr verlockend ist).

Markt. Aufnahme nur mit einem Polarisationsfilter, Belichtungszeit 1/10 s. Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 1/10 s, F16, ISO 100, Brennweite 75 mm
Markt. Aufnahme nur mit einem Polarisationsfilter, Belichtungszeit 1/10 s.
Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 1/10 s, F16, ISO 100, Brennweite 75 mm
Markt. Aufnahme mit zwei wechselseitig eingestellten Polarisationsfilter. Hinauszögern der Belichtungszeit von 1/10 s auf 4 Sekunden. Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 4 s, F16, ISO 100, Brennweite 75 mm
Markt. Aufnahme mit zwei wechselseitig eingestellten Polarisationsfilter. Hinauszögern der Belichtungszeit von 1/10 s auf 4 s.
Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 4 s, F16, ISO 100, Brennweite 75 mm
Noch stärkere Dreheinstellung (Belichtungszeit 8 s), wodurch die Farben verfälscht werden. Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 8 s, F16, ISO 100, Brennweite 75 mm
Noch stärkere Dreheinstellung (Belichtungszeit 8 s), wodurch die Farben verfälscht werden.
Canon 5D Mark III, Canon EF 70-200/2.8 IS II, 8 s, F16, ISO 100, Brennweite 75 mm

Der variable ND Filter ist meiner Meinung nach die universell einsetzbare Wahl für die meisten Situationen. Den richtigen ND Filter würde ich mir nur dann besorgen, falls Sie sich auf eine konkrete Situation spezialisieren möchten (Fotografie des Meeres usw.) und die maximale Bildqualität herauskitzeln möchten.

Menschen

Wie Sie auf den vorigen Aufnahmen sehen konnten, eignen sich Graufilter auch zum Verwischen von sich bewegender Menschen. Ein verschwommener Markt macht wohl wenig Sinn, aber diese Ergänzung ist sehr praktisch beim Fotografieren, wenn Sie Kulturdenkmäler fotografieren, bei den Menschen vorbeilaufen. Dank der langen Belichtungszeiten sind die Bewegungen so verschwommen, dass sie praktisch nicht mehr sichtbar sind. Das einzige Problem sind weitere Fotografen, die auf einem Platz stehen und selbst bei langen Belichtungszeiten nicht verwischen.

Kirche mit einem Polarisationsfilter (links) und zweien (rechts). Die Menschen werden bereits nach 2 Sekunden Belichtungszeit auf dem Bild verschwommen dargestellt. Canon 5D Mark III, Canon EF 24-70/2.8, 1/20 links und 2 rechts, F16, ISO 100, Brennweite 25 mm Canon 5D Mark III, Canon EF 24-70/2.8, 1/20 links und 2 rechts, F16, ISO 100, Brennweite 25 mm
Kirche mit einem Polarisationsfilter (links) und zweien (rechts). Die Menschen werden bereits nach 2 Sekunden Belichtungszeit auf dem Bild verschwommen dargestellt. Canon 5D Mark III, Canon EF 24-70/2.8, 1/20 links und 2 rechts, F16, ISO 100, Brennweite 25 mm
Canon 5D Mark III, Canon EF 24-70/2.8, 1/20 links und 2 rechts, F16, ISO 100, Brennweite 25 mm

Weitere Möglichkeiten

Außer dem einfachen Graufilter und den variablen Filtervarianten gibt es noch den sogenannten Grauverlaufsfilter (graduated neutral density filter). Dieser ist auf der einen Seite grau und ab der Mitte erfolgt ein Übergang zu klar. Diese Filter sind auf dem Markt nicht nur in der kreisförmigen Version, sondern auch in rechteckiger Form. Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wofür eignet sich welche Form? Dies klären wir ein anderes Mal.