Models fotografieren III: Fotografieren im Atelier
Haben Sie die Nase voll und wollen nicht mehr im Freien mit Ihrer Fotokamera herumlaufen? Egal ob es Ihnen kalt ist, oder Sie nur die Umgebung ändern möchten. Manchmal ist es gut, sich in ein warmes und gemütliches Atelier zu begeben. Wir zeigen Ihnen in diesem Teil, warum jeder Porträtfotograf einmal das Fotografieren im Atelier ausprobiert haben sollte. Dank der einstellbaren Studioblitze erhalten Sie eine so gut wie unbegrenzte Kontrolle über das Licht, was gegenüber dem Fotografieren im Freien ein großer Vorteil ist. Es ist dabei so einfach damit zu beginnen. Im letzten Teil unserer Miniserie zeigen wir Ihnen, dass Sie sich selbst im Atelier nicht langweilen werden!
Ein Fotoatelier ist ein breiter Begriff. Sie können beispielsweise Ateliers nutzen, die so eingerichtet sind, dass sie eine Luxuswohnung imitieren. Aber darüber haben wir bereits im vorherigen Teil gesprochen, bei dem wir uns dem Fotografieren in der Stadt gewidmet haben. Dieses Mal widmen wir uns dem Fotografieren im klassischen Fotoatelier.
Unendlicher Hintergrund
Das klassische Atelier ist gewöhnlich mit einem sogenannten unendlichen Hintergrund ausgestattet. Dieser wird am häufigsten aus Papier, manchmal jedoch auch aus Vinyl oder Stoff hergestellt. Er hängt hinter dem Model von der höher platzierten Rolle herunter und ist am Boden unter den Beinen des Models ausgerollt. Der Hintergrund füllt somit (ohne jegliche Ränder oder Unterbrechungen) das ganze Bild aus und wirkt wie eine einheitliche Fläche.
Unterschiedliche Größen und Halterungen
Die gewöhnliche Papierrolle für den Hintergrund hat ca. eine Breite von 2,7 Metern. Auf den Halterungen können Sie mehrere verschiedenfarbige Rollen an der Wand befestigen und diese je nach Bedarf nutzen. Aber dies ist nicht die einzige Lösung, die es gibt. Es existieren auch Ständer für die Hintergründe, die Sie erst vor dem Fotografieren aufbauen. Mit etwas Platz können Sie somit so gut wie überall ein Fotoatelier aufbauen.
Falls Sie mobil sein müssen, dann können Sie auch zu einem Hintergrund mit einer Breite von nur 1,3 Meter greifen. Dieser eignet sich v. a. für Porträts und Aufnahmen bis zur Hälfte des Körpers.
Vor- und Nachteile
Bei der Arbeit im Atelier geht es um die Kontrolle der Umgebung und über die Lichtquellen. Alles kann genauso aussehen, wie Sie es sich vorstellen und selbst nach einem Jahr können Sie eine stilvolle sowie identische Aufnahme machen, falls Sie jemand darum bittet.
Auf der anderen Seite fotografieren viele Fotografen lieber im Freien, weil sie mit einer variablen Umgebung und Lichtbedingungen arbeiten können. Im Atelier haben Sie hingen nur das, was Sie vorbereitet haben, weil die Umgebung Ihnen nicht helfen wird.
Und Sie haben auch einen vorgegeben Blickwinkel – man fotografiert so gut wie immer im rechten Winkel den Hintergrund. Sie werden hierdurch dazu gezwungen, die Szene in einer Richtung vorzubereiten. Sie werden sich daran gewöhnen, aber es bedeutet auch, dass Sie nicht einfach sagen können, dass Sie das nächste Foto aus einem Winkel fotografieren, der um 90 Grad weiter rechts liegt. Sonst wäre hinter dem Model nicht der Hintergrund zu sehen, sondern ein zufälliger Teil des Ateliers, der gewöhnlich nicht besonders fotogen ist.
Die Vorteile sind die gleichen, wie bei jeder anderen Arbeit auch, die im privaten Interieur gemacht wird – Sie werden nämlich von nichts gestört. Gemeinsam mit ausreichend Licht bedeutet dies, dass Sie viel Spielraum zum Experimentieren haben.
Die Basis ist die Beleuchtung
Die Positionen der Lichtquellen, deren Form, deren Stärke und ggf. deren Farbe sind essenziell beim Fotografieren im Studio. Es ist mir klar, dass genau diese Dinge viele Fotografen vom Fotografieren im Atelier abhalten, aber die Situation ist gar nicht so schlimm. Man kann mehrere Grundeinstellungen nutzen, anschließend auf diesen aufbauen und eigene Variationen ausprobieren.
Es gibt unter anderem im Internet Websites, wo Fotografen Ihre Fotos veröffentlichen und dazu noch Angaben über die Position der Lichtquellen machen (beispielsweise Strobox.com).
Im Stand fotografieren
Das Fotografieren des Models im Stand ist wohl das Erste, was jedem einfällt. Diese Vorgehensweise ergibt zwar Sinn, aber Sie treffen hierbei auf ein gewöhnliches Problem: Was soll man mit den Händen machen?
Entweder dienen Sie als Requisite (es genügt auch eine Brille, ein Buch oder ein Mobilgerät), gegebenenfalls kann das Model die Hände an den Hüften abstützen, sie in die Tasche stecken oder sich in die Haare greifen.
Genauso einfach können Sie Porträts machen, wo Sie nur „den Kopf und die Schultern“ fotografieren.
Falls sich im Raum etwas zum Hinsetzen anbietet, egal ob es sich hierbei um einen Stuhl, ein Taburett oder einen Hocker handelt, nutzen Sie die Gelegenheit aus. Sie können auf diese Weise ganz einfach verschiedene Typen von Fotos erhalten.
Auf dem Boden
Genauso gut kann man auf dem Boden fotografieren und man muss hierbei nicht unbedingt knien oder sitzen, Sie können sich ruhig auch hinlegen. Die zwei nachfolgenden Aufnahmen habe ich auf dem Boden mit einem weißen Papierhintergrund gemacht. Hierbei habe ich noch einen weißen Stoff platziert, der wie eine Decke aussieht. Mit ein paar Blumen sieht die Szene gleich viel besser, aus als es normalerweise der Fall wäre.
Requisiten
Allmählich komme ich zu den Requisiten. Bei Requisiten muss es sich nicht nur um kleine Dinge handeln, die in die Hand passen, sondern auch Dinge, die die ganze Szene verändern. Neben Sitzgegenständen eignen sich auch verschiedene Typen von Stoffen, Decken oder Teppichen. Die Mehrheit davon kann man vielfältig einsetzen. Insbesondere als Boden oder “Wand”, wenn der entsprechende Stoff hinter dem Model aufgehängt und befestigt wird.
Der Hintergrund
Aber auch mit einem einfachen unendlichen Hintergrund können Sie vorerst arbeiten. Falls sich das Model dicht am Hintergrund befindet und Sie ein ausreichend hartes Licht zur Verfügung haben, dann kann man ganz einfach mit Schattenkompositionen arbeiten.
Falls es sich um ein größeres Atelier handeln sollte, dann kann das Model auch weiter vom Hintergrund entfernt sein. In diesem Moment erhält man Spielraum für den Einsatz von Lichtquellen, die nur auf das Papier im Hintergrund leuchten werden.
Spezielle Farbfolien auf Aufhellblitzen ermöglichen wiederum das Beleuchten mit farbigen Lichtquellen.
Sie können aber auch beliebig experimentieren. Bei den nachfolgenden Aufnahmen ist der Hintergrund farbig beleuchtet. Davor befinden sich aufgehängte Weihnachtslichter. Die Lichter sind vom Model so weit entfernt, dass diese nur noch unscharf dargestellt werden. Die leicht sichtbaren Überbleibsel der Drähte habe ich wegretuschiert.
Im Fotoatelier ist es nicht langweilig
Hoffentlich konnte ich Ihnen näherbringen, dass es auch im Fotoatelier möglich ist, mit verschiedenen Stilen zu arbeiten und man nicht nur nach einem Schema fotografieren muss. Hiermit (vorerst?) endet die Serie über das Fotografieren von Models in unterschiedlichen Umgebungen. Und jetzt liegt es nur noch an Ihnen, wie Sie die neuen Erkenntnisse umsetzen.