Mit Licht gemalte Porträts II: Arbeit mit dem Model, Posing, Licht und Farben

Wie kann man beim Malen mit Licht die Schärfe erhalten? Blitzlicht ist nicht der einzige Weg – Licht, Farbe und Bewegung können viel kreativer eingesetzt werden. Wie beleuchtet man ein Model so, dass es natürlich wirkt? Wie erzeugt man Tiefe in einem Bild und arbeitet mit mehreren Lichtquellen? Und welche Rolle spielt die Farbtheorie? In diesem Abschnitt befassen wir uns mit fortgeschrittenen Techniken, die Ihre luminografischen Porträts auf die nächste Stufe heben werden.
Dieser Artikel ist eine Fortsetzung des Beitrags Mit Licht gemalte Porträts: Die Kunst der Luminographie Schritt für Schritt, in dem die kompletten Grundlagen dieser Technik erläutert werden. Wenn Sie ausführliche Informationen erhalten möchten, sollten Sie auch diesen Artikel lesen!
Schärfe bewahren
Wie fotografiert man ein Model mit einer langen Belichtungszeit, damit es scharf ist? Diese Frage stellt sich jeder, der mit Licht zu malen beginnt. Das Erste, was jedem in den Sinn kommt (und was viele Fotografen seit Jahren anwenden), ist die Lösung mit Blitzlicht. Der Blitz friert die Bewegung ein und verhindert, dass das Model nur eine Silhouette ist. Doch das Ergebnis sieht oft unnatürlich aus – das Model scheint aus einem anderen Bild herausgeschnitten und in der Nachbearbeitung in die Szene eingefügt worden zu sein.
TIPP: Achten Sie darauf, von welcher Seite Sie das Model beleuchten. Stellen Sie sich vor, Sie würden keine Luminografie, sondern ein normales Porträt aufnehmen – wie würden Sie in diesem Fall mit Licht arbeiten? Es gelten hier die gleichen Regeln. Kein hartes Licht von vorne, keine flache Beleuchtung. Das Licht sollte weich und plastisch sein.
Beim Malen mit Licht verwende ich kaum Blitzlicht. Ich finde es zu grell und unnatürlich. Stattdessen beleuchte ich das Model mit Dauerlicht und achte dabei auf dessen Qualität und Richtung.

Ein weiterer Trick besteht darin, das Model zu bitten, vor der Aufnahme auszuatmen und eine Weile nicht zu atmen – wenn das Licht auf sie trifft, könnte jede Bewegung des Brustkorbs auf dem Foto sichtbar werden. Es ist auch wichtig, nicht zu blinzeln oder direkt in das Licht oder zum Fotografen zu schauen – sonst könnten die Augen ein gespenstisches Weiß annehmen.
Ich habe einige verschiedene Methoden, um die Schärfe aufrechtzuerhalten, und jede Methode eignet sich für eine andere Situation.
- Kurz leuchten
Dieser Ansatz entspricht dem Konzept des Blitzlichts, nur dass Sie stattdessen einen Lichtschlauch verwenden. Sie bewegen ihn entlang des Models vom Kopf abwärts, schalten ihn dann aus und richten für den Rest der Belichtung kein Licht mehr auf das Gesicht des Models. Diese Methode ist ideal für Aufnahmen in völliger Dunkelheit und eignet sich am besten für stehende Posen.
- Stützpunkt hinzufügen
Wenn das Model beim Stehen leicht schwankt oder nicht stillhalten kann, lassen Sie es gegen etwas anlehnen. Oder setzen Sie sie hin. Oder legen Sie sie sogar hin. Wenn Sie das Model liegend fotografieren, können Sie sogar minutenlange Belichtungszeiten einplanen, während Sie das Umgebungslicht die ganze Zeit über arbeiten lassen.

- Weitwinkelobjektive verwenden
Ich empfehle, Brennweiten zwischen 14-35 mm zu verwenden. Denn mit Weitwinkelobjektiven sind die kleinen Bewegungen des Models nicht so auffällig wie bei Aufnahmen mit längeren Porträtobjektiven.
Wann lohnt sich Bewegung?
Sie können auch in Kombination mit der Bewegung des Models mit Licht malen – ich nenne es „Körpermalerei“. Das funktioniert so, dass ein Teil der Pose statisch bleibt und ein Teil sich bewegt, wobei Sie während der gesamten Belichtung mit Dauerlicht arbeiten. Blitzlicht kann in diesen Fällen auch sinnvoll sein, allerdings muss seine Leistung entsprechend gedämpft werden, damit es das Licht, mit dem man während der restlichen Belichtung arbeitet, nicht überstrahlt.

Wenn Sie möchten, dass das Model eine Lichtspur hinterlässt, spielt auch die Kleidung eine wichtige Rolle. Schwarze und dunkle Farben reflektieren das Licht schlecht, und weiche Materialien wie Samt sind im Bild fast unsichtbar. Wenn Sie möchten, dass sich das Model mit leichten Bewegungen ins Bild „verewigt“, wählen Sie helle Kleidung.

Mehrschichtige Luminographie – So erzeugt man Tiefe im Bild
Die typische Porträt-Luminografie wird oft durch einen Kreis oder eine andere Lichtform hinter dem Rücken des Models begrenzt. Das Model wird in der Regel mit einem Blitz beleuchtet, der Hintergrund ist schwarz, der Vordergrund ebenfalls. Das macht Sinn – „Licht ist auf Schwarz besser sichtbar“. Aber wenn das Bild wirklich herausstechen soll, muss es als Einheit wirken.
Der Hintergrund sollte interessante Details enthalten, die Sie während der Belichtung beleuchten, und der Vordergrund ebenfalls. Es funktioniert genauso wie bei der normalen Fotografie – wenn der Betrachter etwas im Bild zu entdecken hat, bleibt er länger dabei.
TIPP: Haben Sie keine Angst davor, vor einem weißen Hintergrund zu fotografieren – er nimmt die Farbe des Lichts wunderbar auf. Hervorragende Bedingungen herrschen kurz nach Sonnenuntergang, wenn das Licht noch schwach ist, aber dennoch die Umgebung natürlich beleuchtet und dem Foto Tiefe verleiht.

Wichtig ist auch, dass Sie nicht während der gesamten Belichtung hinter dem Model stehen. Bewegen Sie sich um sie herum, lassen Sie das Licht auf ihren Körper fallen, mischen Sie es mit anderen Lichtelementen und bilden Sie eine harmonische Komposition, in der die verschiedenen Komponenten zusammenwirken.
Einsatz mehrerer Lichtquellen
Beim Light Painting können Sie entweder mit einer einzigen Lichtquelle arbeiten, die Sie auf das Model richten und gleichzeitig das Muster zeichnen, oder mit mehreren verschiedenen Lichtquellen. Sie können zum Beispiel eine breite und weiche Lichtquelle verwenden, um das Model zu beleuchten, die Lichtzeichnung mit einer Taschenlampe mit Plexiglasaufsatz erstellen und den Hintergrund und Vordergrund mit einer anderen farbigen Taschenlampe beleuchten.
Diese Technik erfordert jedoch Geschick und Erfahrung – oder ein paar geschickte Assistenten. Das A und O bei der Kombination mehrerer Lichtquellen ist die Balance zwischen ihnen. Jede Lichtquelle muss die richtige Leistungseinstellung haben, damit sich die Lichter nicht gegenseitig überstrahlen.

Sie können zum Beispiel ein schönes Lichtmuster erstellen, wenn aber zu viel Licht auf den Hintergrund fällt, geht die Zeichnung im Ergebnis verloren. Ein toller Effekt entsteht, wenn Sie eine Lichtlinie vor dem Model zeichnen. Damit sie jedoch sichtbar ist, muss ihre Quelle etwas schwächer sein als das Licht, das das Model beleuchtet – sonst geht sie unter. (Obwohl ich das zum Beispiel bei Aktfotos manchmal absichtlich mache. Zensur von Meta, Sie wissen schon…)
Farbtheorie – Mischen von Farben und ihre psychologische Wirkung
Wie bei den Malern gibt es auch bei den Fotografen zwei Lager – die einen nehmen das Bild grafisch wahr, die anderen malerisch. Grafik basiert auf Formen und Linien und funktioniert oft in Schwarz-Weiß. Wenn Sie eine farbige grafische Fotografie in Schwarz-Weiß umwandeln, ergibt sie immer noch einen Sinn. Ich kenne mehrere Fotografen und Grafiker, die mit Lichtzeichnung arbeiten, und ihre Ergebnisse sind beeindruckend.

Bei der Farbauswahl stütze ich mich auf die Farbtheorie, die für alle Genres gilt. Der psychologische Einfluss von Farben auf die menschliche Wahrnehmung hat sich seit Jahrtausenden entwickelt. Rot evoziert Liebe und Leidenschaft, aber auch Gefahr – kurzum, eine starke Wahrnehmung. Blau hingegen wirkt beruhigend und steht für Stabilität. Grün ist frisch, aber manchmal auch giftig. Gelb ist warm und gemütlich, Violett geheimnisvoll und luxuriös…

Beim Kombinieren von Farben halte ich mich an eine einfache Regel: Entweder passen entgegengesetzte Farben gut zusammen oder nahe beieinander liegende, wie Cyan und Blau. Manchmal ergibt das Mischen von zwei Farben eine dritte, die visuell interessant sein kann, jedoch muss darauf geachtet werden, dass die ursprüngliche Absicht des Bildes nicht gestört wird.
Ansonsten ist der wohl wichtigste Ratschlag für das Malen mit Licht: Probieren, probieren und probieren! Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn etwas am Anfang nicht so funktioniert, wie Sie es sich wünschen. Jedes neue Experiment wird Sie weiterbringen.
Wenn Sie Fragen zu einem bestimmten Thema haben, schreiben Sie mir in die Kommentare – ich antworte Ihnen gerne. Und wenn Sie mehr über das Malen mit Licht erfahren möchten, kommen Sie zu einem meiner Workshops. Ich würde Sie gerne persönlich kennenlernen!
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