Mit Licht gemalte Porträts: Die Kunst der Luminographie Schritt für Schritt

Sicher hat jeder Fotograf schon einmal die Luminografie, also das Malen mit Licht, ausprobiert. Lange Belichtungen, Herumlaufen mit einer Taschenlampe oder Lichterkette – das macht zwar viel Spaß, aber von den Fotos, die dabei entstehen, erwarten wir meist nicht viel. Es sind einfach nur Lichtspuren. Mit ein wenig Fleiß und Kreativität lassen sich aus diesem fotografischen Prozess jedoch wunderschöne Kunstwerke schaffen – einschließlich lichtgemalter Porträts.
Die Luminografie in der Porträtfotografie hat ihre eigenen Besonderheiten. Zu den Nachteilen gehört die eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Wenn wir wissen, dass sich das Model während der Belichtung nicht bewegen darf, ist es nicht einfach, eine interessante dynamische Pose zu finden und gleichzeitig das Bild scharf zu halten. Der Vorteil ist jedoch die unbegrenzte Arbeit mit Licht – Sie können während der Langzeitbelichtung eine beliebige Anzahl von Lichtquellen mit unterschiedlichen Eigenschaften simulieren. Und die Ergebnisse? Magisch und geheimnisvoll. Kein Wunder, dass meine Kundinnen und Kunden sie oft im Großformat drucken lassen. Schauen wir uns einmal an, wie man dabei vorgehen kann.
Was braucht man zum Malen mit Licht?
Bei der Luminografie kommt es nicht so sehr auf die Kamera selbst an (ich persönlich fotografiere mit einer sieben Jahre alten Canon DSLR), sondern vielmehr auf die Lichtquellen, mit denen Sie arbeiten. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, ohne die man nicht auskommt.

Kamera – Ich bitte meine Schüler immer, eine Kamera mit manuellen Belichtungseinstellungen mitzubringen. Handys bieten auch manuelle Modi, wenn Sie also nur ein Handy haben, können Sie ruhig mit Ihrem Handy fotografieren. Neben der Belichtung sollten Sie aber auch lernen, den Autofokus auszuschalten – er würde Sie bei Dunkelheit nur stören. Fotografen tun sich damit manchmal schwer, weil es eine Funktion ist, die sie normalerweise nicht anrühren.
Objektive – Manchmal verwende ich Porträtobjektive mit längerer Brennweite, aber wenn ich das Model schärfer haben möchte, nehme ich lieber eine längere Brennweite, z. B. 35 mm.

Lichtquellen – Das Wichtigste beim Malen mit Licht und gleichzeitig sehr individuell. Ich selbst habe schon einiges ausprobiert, aber am Ende habe ich mich für ein paar grundlegende Werkzeuge entschieden. Ich verwende LED-Röhren, taktische Taschenlampen und Plexiglas oder Glasfasern als Aufsätze. Manchmal probiere ich neue Dinge aus – zum Beispiel funktioniert ein durchsichtiger Regenschirm, der mit einer holografischen Folie überzogen ist, hervorragend. Wenn ich im Freien fotografiere, arbeite ich gerne mit Feuer.

Das einzige Licht, das ich nicht empfehlen würde, ist eine programmierbare LED-Leiste, die automatisch ein vorprogrammiertes Bild zeichnet. Solche Bilder erkennt man an der Verpixelung, und vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen ist die Rolle des Fotografen hier minimal.

Stativ und Fernauslöser – Die Kamera sollte auf einem Stativ stehen, aber in der Praxis kann man es durch alles Mögliche ersetzen – einen Bean Bag, eine Baseballmütze oder sogar einen Gummischuh, wenn man aus einer bestimmten Perspektive fotografiert. 😊

Der Fernauslöser ist zwar sehr hilfreich, aber nicht unverzichtbar. Er ermöglicht es Ihnen, die Kamera aus der Ferne zu steuern und die ganze Zeit bei dem Model zu sein, ohne zur Kamera hin- und wieder weglaufen zu müssen. Mobile Apps funktionieren in diesem Fall nicht – das Licht des Displays würde auf das Bild fallen, was wir nicht wollen. Ein weiterer Vorteil eines Auslösers? Sie müssen die Dauer der Belichtung nicht abschätzen. Im Bulb-Modus können Sie die Belichtung genau dann starten und stoppen, wenn Sie sie brauchen – keine Sekunde länger. Wenn Sie keinen Fernauslöser haben, können Sie diese Aufgabe an einen hilfsbereiten Assistenten delegieren, der die Kamera unter Kontrolle behält.
So richten Sie Ihre Kamera ein
Das klassische Belichtungsdreieck ändert sich bei der Lichtmalerei ein wenig. Wir versuchen, die Empfindlichkeit überhaupt nicht zu verändern – wir stellen den ISO-Wert auf 100 ein, was für minimales Rauschen sorgt, das sonst durch eine lange Belichtung entstehen könnte. Die Belichtungszeit dient in diesem Fall nicht zur Steuerung der Gesamtbelichtung des Bildes, sondern richtet sich nach der Komplexität der Szene.

Wenn Sie ein einfaches Lichtmuster malen, ist eine kurze Belichtung ausreichend. Wenn Sie jedoch mehrere Lichtquellen verwenden, den Vorder- und Hintergrund ausarbeiten und das Model raffiniert beleuchten, benötigen Sie eine lange Belichtungszeit, vielleicht eine halbe Minute. Dann bleibt nur noch die Blende, um die Belichtung zu beeinflussen – und ein weiterer Faktor kommt hinzu: die Leistung Ihrer Lichtquelle. Die endgültige Belichtung hängt also von der Balance zwischen diesen beiden Variablen ab. Wenn Sie mit einer starken Lichtquelle arbeiten, müssen Sie die Blende mehr schließen. Wenn das Licht hingegen kaum leuchtet, muss die Blende so weit wie möglich geöffnet werden.
Wahl der Location: dunkles Studio oder Außenbereich
Wenn ich von Belichtungszeit spreche, meine ich ideale Bedingungen – also einen perfekt abgedunkelten Raum ohne störendes Licht. Störendes Licht kommt jedoch häufiger vor, als wir denken, und es ist nicht einfach, es zu vermeiden. Das kann eine Straßenlaterne im Hintergrund sein, das grelle Licht einer Stadtbeleuchtung bei bedecktem Nachthimmel oder auch eine Digitaluhr im Raum.

Obwohl ich oft absichtlich nicht in völliger Dunkelheit fotografiere, versuche ich, diese Störfaktoren so weit wie möglich zu vermeiden. Während der Belichtung erzeuge ich gleichmäßiges Licht mit meinen eigenen RGB-Röhren bei 1 % Leistung – mit dem Unterschied, dass ich sie genau dort platziere, wo ich sie brauche. Dies wird dann als Umgebungslicht bezeichnet. Technisch gesehen ist es dasselbe wie parasitäres Licht, aber die Konnotation ist entscheidend. 😊
Wie kleidet man sich für dieses Fotoshooting?
Unter Fotografen gibt es den Mythos, dass man schwarz gekleidet sein muss (am besten mit einer Kapuze), wenn man mit Licht malt, da man sonst auf dem Foto sichtbar ist. Es wird jedoch oft vergessen, dass der Hintergrund selbst nicht schwarz sein muss. Wenn Sie im Freien fotografieren, kann im Hintergrund ein heller Himmel sein. In Innenräumen reflektiert eine weiße Wand das Licht. Das hat zur Folge, dass Ihr eigener Schatten im Bild erscheint – egal, was Sie anhaben.
Ja, wenn Sie vor einem komplett schwarzen Hintergrund und in völliger Dunkelheit fotografieren, ist schwarze Kleidung sinnvoll. Wenn man aber vor weißem Hintergrund fotografiert, ist es besser, helle Farben zu tragen. Gegen Schatten reicht das aber immer noch nicht aus – man muss auf andere Weise damit umgehen: entweder in Bewegung bleiben oder sich mit einem großen Lichtfleck bedecken.

Nächstes Mal – So arbeiten Sie mit einem Model
Die Grundlagen haben wir nun verinnerlicht. In der nächsten Folge gehen wir noch weiter in die Tiefe und enthüllen die Geheimnisse der Arbeit mit einem Model bei dem luminografischen Zaubern.
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