Mit der Kamera auf Reisen: Wohin im Juni?

Der Sommer steht vor der Tür und wir haben noch einmal die Chance, Südeuropa ohne unerträgliche Hitze zu genießen. In den europäischen Bergen schmilzt der Schnee, die Temperaturen steigen, die Wiesen blühen und Wanderwege führen hoch hinaus. Auf dem afrikanischen Kontinent beginnt die Trockenzeit – der ideale Zeitpunkt für Wildbeobachtungen und Safaris. Asien bietet mit seiner Größe und Vielfalt zu jeder Jahreszeit etwas für jeden Geschmack. In Südostasien können Sie sich im Juni über niedrigere Temperaturen und weniger Niederschläge freuen.
Die erste Destination auf unserer Juni-Liste dürfte eine Herausforderung darstellen. Auf dem 825 Kilometer langen Jakobsweg kann man jedoch voll und ganz in das Fotografieren eintauchen. Das exotische Tansania gehört zwar nicht zu den einfachsten Reisezielen, belohnt Sie jedoch mit etwas Einzigartigem, das man eher aus Dokumentarfilmen kennt. Wenn Sie Städte, Menschen, visuelle Kontraste und tropisches Klima mögen, ist Singapur die richtige Wahl. Athen hingegen ist ein europäischer Klassiker, der aufmerksamen Fotografen jedoch viele neue Möglichkeiten bietet. Die Liste endet mit der Hohen Tatra, wo im Juni gerade die Touristensaison beginnt und die Natur herrlich frisch ist.

1. Jakobsweg: die nördliche Route (Spanien)

Wenn Sie Lust auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela haben, ist der Juni der letzte geeignete Monat vor Beginn des Hochsommers. Meiden Sie aber die klassische französische Route – sie ist schon ziemlich bekannt, führt oft über Asphalt und ist aus fotografischer Sicht nicht so interessant wie die nördliche Route. Diese ist allerdings anspruchsvoller und das Wetter kann sehr wechselhaft sein. Im Juni sollte es jedoch trockener sein und die Temperaturen erträglich. Meereslandschaften wechseln sich mit Berglandschaften ab, die ländliche Gegend mit abgelegeneren Gebieten. Der Hauptvorteil für Fotografen ist, dass sie sich ganz auf das Fotografieren konzentrieren können.

Die Nordroute ist 825 Kilometer lang und dauert in der Regel etwa fünf Wochen. Daher muss man sorgfältig überlegen, was man mitnimmt, und die Auswahl der Fotoausrüstung zweimal überdenken. Überlegen Sie sich, was Sie am häufigsten fotografieren. Wenn Sie Landschaften fotografieren, nehmen Sie ein Weitwinkelobjektiv mit; wenn Sie Naturdetails festhalten möchten, ist ein Teleobjektiv eher geeignet. Eine gute Allround-Wahl ist eine Brennweite von 35 mm. Packen Sie auf jeden Fall minimalistisch – eine große Kamera werden Sie vielleicht nicht ständig hervorholen wollen.

Der nördliche Weg ist gut ausgeschildert und es ist kaum möglich, sich zu verlaufen. Er führt überwiegend durch eine von Menschenhand gestaltete Landschaft, durch Dörfer und Ortschaften. Erwarten Sie also keine Wildnis – aber gerade diese kulturelle Vielfalt und Abwechslung kann für Fotografen sehr inspirierend sein. Wählen Sie ein oder zwei sich wiederholende Motive aus und versuchen Sie, daraus eine zusammenhängende Fotoserie zu erstellen.
2. Serengeti-Nationalpark (Tansania)
In der Serengeti beginnt gerade die Trockenzeit, die ideale Zeit, um Wildtiere zu beobachten, bevor im Juli und August die Touristenmassen eintreffen. Diese Reise kostet zwar oft genauso viel wie eine professionelle Fotoausrüstung, aber sie ist es auf jeden Fall wert. Im Juni findet beispielsweise die große Wanderung statt, bei der die Herden im westlichen Korridor den Grumeti-Fluss überqueren. Auf den Ebenen gibt es reichlich Beute, was Raubtiere anlockt – es gibt also jede Menge Action. Überlegen Sie sich die Auswahl Ihrer Objektive sorgfältig. Ich empfehle 24–70 mm für Landschaften und Porträts, 70–200 mm oder 200–400 mm für actionreiche Szenen und Tiere. Je höher die Lichtstärke, desto besser – die Szenen ändern sich schnell.
3. Singapur (Singapur)



© Ondrej Čechvala, Singapur
In Singapur wird die Regenzeit vor allem durch den Nordostmonsun bestimmt, der normalerweise von November bis März dauert. Im Juni regnet es zwar weniger, dennoch sind Niederschläge und extreme Luftfeuchtigkeit typisch für Singapur. Genau dieses Klima hat es jedoch ermöglicht, dass sich die Stadt in einen riesigen tropischen Garten verwandelt hat.
Singapur ist unglaublich grün – tropische Pflanzen ranken sich oft bis zu den Spitzen der Wolkenkratzer empor. Nur wenige Städte können sich in dieser Hinsicht mit Singapur messen. Außergewöhnlich ist auch die multikulturelle Atmosphäre – Chinesen, Malaien, Inder und viele andere Ethnien leben hier friedlich zusammen. Der Reichtum der Stadt zieht Einwanderer aus ganz Asien an. Auf den Straßen sieht man faszinierende Kontraste zwischen moderner Architektur und Szenen, die wie aus einer anderen Welt und einem anderen Jahrhundert wirken.
4. Athen (Griechenland)


© Ondrej Čechvala, Athen
Athen besticht durch seine reichhaltige Geschichte – als Wiege der Demokratie, der westlichen Zivilisation und Heimat ikonischer Sehenswürdigkeiten wie der Akropolis oder des Parthenon. Die Stadt erstreckt sich über Hügel, was uns Fotografen unendliche Möglichkeiten bietet, neue Blickwinkel und Kompositionen zu finden. Wenn ich ein Reiseziel wähle, hat eine hügelige Stadt aus fotografischer Sicht immer einen Vorteil gegenüber einer flachen.
Die Sehenswürdigkeiten in Athen wurden schon so oft fotografiert, dass es schwer ist, einen originellen Blickwinkel zu finden. Trotzdem sind sie ein super Fotomotiv – die Bauwerke werden durch die scharfe Sonne zu jeder Tageszeit anders beleuchtet, wodurch man die Wirkung des Lichts gut beobachten kann. Wenn Sie die Touristenmassen stören, versuchen Sie, sich außerhalb des Zentrums aufzuhalten – es gibt viele Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, und die meisten Besucher konzentrieren sich nur auf die bekanntesten.
5. Hohe Tatra (Slowakei)


© Ondrej Čechvala, Hohe Tatra, Slowakei
Anfang Juni werden die Wanderwege in der Hohen Tatra geöffnet. In höheren Lagen können jedoch noch Schneereste liegen, weshalb Vorsicht geboten ist. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, vor den Sommerferien und dem Ansturm der Touristen, die im Sommer die Berge überfluten, hierherzukommen. Wenn Ihnen der Juni nicht passt, ist der Herbst ideal.
Im Juni kann es in der Tatra nass und kühl sein, doch genau das sorgt für interessante Naturszenerien. Morgens und nach Regenfällen sind die Täler oft in Nebel gehüllt, alles ist frisch, grün und sehr fotogen. Mein persönlicher Tipp ist die Besteigung des Rysy (deutsch Meeraugspitze) mit Übernachtung in der Chata pod Rysmi (Hütte unter der Meeraugspitze, 2250 m ü. M.), der höchstgelegenen Berghütte der Slowakei. Vergessen Sie jedoch nicht, die aktuellen Schneeverhältnisse zu überprüfen.