Meine erste Kamera
Sie halten Ihre erste Fotokamera in den Händen und haben über Fotografie noch nicht viel Ahnung? Höchstwahrscheinlich handelt es sich um eine kleine, digitale Kompaktkamera oder vielleicht sogar gleich eine Spiegelreflexkamera. Da Sie sich aber jedenfalls über Ihre ersten Schritte ziemlich im Unklaren sein werden, haben wir für Sie eine Reihe von Anfängertipps, wie man mit einer Fotokamera richtig umgehen sollte.
Die folgenden Tipps sind vor allem für Neubesitzer von digitalen Kompaktkameras gedacht – wir in der Redaktion haben dazu die Modelle Nikon COOLPIX S6900 und COOLPIX P3500 getestet.
Aber auch Spiegelreflexkamerainhaber finden nützliche Hinweise und eine gute Einleitung für gegebenenfalls weitere Artikel mit diversen Anfängertipps.
Bedienungsanleitung durchlesen
Von diesem Ratschlag werden Sie sicherlich nicht sehr angetan sein. Aber seien Sie versichert, dass wir Sie nicht abwimmeln möchten. In einer (gut verfassten) Anleitung sind oftmals wertvolle Tipps sowohl zur Kamera selbst, als auch zu allgemeinen Fotografie-Grundlagen versteckt.
Nun aber zu unseren Tipps.
5 Kamera-Basisbestandteile
On/Off Schalter, Sucher/Display, Auslöser, Playtaste für Bildwiedergabe und Zoom. Viel mehr werden Sie – vor allem für den Anfang – nicht brauchen.
- Starten Sie die Kamera mittels Schalter bzw. Hebel On/Off.
- Schauen Sie durch den Sucher bzw. auf das Display und bestimmen Sie die Szenen, die Sie fotografieren möchten.
- Drücken Sie den Auslöser und warten Sie auf das „Klick“ Geräusch der Kamera.
- Voilá – Foto aufgenommen.
- Sehen Sie sich das Bild anhand der Play-Taste an, ob es gelungen ist. Mithilfe des Zooms können Sie beispielsweise feststellen, ob Gesichter nicht verschwommen sind und ob Sie das Foto nicht nochmals aufnehmen müssen. Schlechte Bilder sollten Sie sofort löschen.
Fertig? Sehen wir uns nun die einzelnen Schritte genauer an. Da die einzelnen Kamerafunktionen und –einstellungen eng mit den Grundlagen der Fotografie zusammenhängen, werden auch diese zumindest kurz behandelt.
Achten Sie auf die richtige Komposition
Grundvoraussetzung für jedes gute Foto ist eine gelungene Komposition, d.h. die Szenenzusammensetzung der einzelnen fotografierten Personen oder Objekte. Um diese zu erzielen, sollten gewisse Grundregeln befolgt werden, die man sich aneignen sollte, auch wenn man schon von Natur aus ein gutes Auge für Kompositionen hat.
Zu den häufigsten Fehlern gehört etwa die Platzierung des Hauptmotivs in die Mitte der Aufnahme oder das Fotografieren von Kindern oder Haustieren von oben, anstatt auf Augenhöhe. Weiters sollten Sie daran denken, die Kamera stabil zu halten und richtig zu fokussieren.
Vorsicht beim Auslösen
Der Auslösungsprozess bei digitalen Kompaktkameras ist einfach und setzt sich aus zwei Schritten zusammen:
- Niederdrücken des Auslösers zur Hälfte.
- Ganz abdrücken.
Was passiert beim Andrücken und danach?
Im Augenblick nach dem Andrücken stellt die Kamera die allgemeinen Belichtungsparameter Blende und Verschlusszeit (Details siehe unten) ein und stellt scharf. Sobald sie damit fertig ist, drücken Sie ganz ab und das Foto wird aufgenommen.
Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu rasant abdrücken, dadurch die Kamera erschüttern und in weiterer Folge das Bild verwischen.
Da es bei gewissen Kompaktkameras einen Moment dauern kann, bis nach dem Abdrücken die Aufnahme entsteht, sollte man die Kamera nicht bewegen, solange nicht der Verschlusston erklingt. Selbiges gilt beim Fotografieren im Dunkeln, wenn die Kamera eine lange Verschlusszeit einstellt.
Bei Kompaktkameras mit Touchscreen müssen Sie stattdessen gar keinen Auslöser verwenden, sondern lediglich am Display einen Punkt auswählen. Die Kamera nimmt sofort nach Scharfstellung das Bild auf. Dank dieser Vorgangsweise werden zwar möglicherweise Erschütterungen reduziert, gleichzeitig werden aber auch viele Aufnahmen versehentlich gemacht.
Belichtung
Um hochwertige Bilder erzielen zu können, muss man verstehen, was Fotos eigentlich sind. Wichtig ist dafür die Kenntnis des sog. Belichtungsdreiecks, bzw. der drei Grundparameter Blende, Zeit und ISO-Empfindlichkeit, mittels derer man die Kamera an die Lichtverhältnisse der fotografierten Szene anpasst.
Billige und einfache Kompaktkameras stellen diese Parameter automatisch ein, ohne Ihnen eine Anpassungsmöglichkeit zu bieten. Bei fortgeschrittenen Kompaktkameras und digitalen Spiegelreflexkameras können Sie alle genannten Parameter manuell einstellen. Sie sollten sich mit der Belichtung und ihren einzelnen Elementen näher auseinandersetzen, wenn Sie mit der Zeit immer besser fotografieren möchten.
Die Verschlusszeit ist jene Zeitspanne, während der Licht auf den Bildsensor einfällt. Kurze Verschlusszeiten eignen sich beim Festhalten von Bewegungen, lange Zeiten braucht man beim Fotografieren unter schlechten Lichtbedingungen und zur Darstellung von fließenden Bewegungen.
Wie groß die Öffnung sein soll, durch welche das Licht auf den Bildsensor einfällt, bestimmt die Blende. Sie funktioniert praktisch gleich wie ein Wasserhahn. Je mehr dieser aufgedreht wird, desto mehr Wasser kommt durch. Ebenso bei der Blende, je weiter sie geöffnet wird, desto mehr Licht bekommt man. Außerdem wird mittels Blende auch die Schärfentiefe beeinflusst, also inwieweit das ganze Bild oder nur ein bestimmter Punkt scharf sein soll (bei den meisten Kompaktkameras ist aber die kleinste Blende schon so groß, dass kein verschwommener Hintergrund entstehen kann).
Die Erhöhung der ISO-Empfindlichkeit wird Ihnen vor allem beim Fotografieren im Dunkeln nützlich sein, Sie müssen dafür aber meist mit stärkerem Bildrauschen und Körnungen rechnen. Verwenden Sie bei schlechten Lichtverhältnissen lieber den eingebauten Blitz, auch wenn die Bilder dann nicht so gut werden, wie beim Fotografieren externem Blitz.
Szenenprogramme statt Automatik
Die drei beschriebenen Parameter – Blende, Zeit und ISO – sind ausschlaggebend für die Wahl des verwendeten Belichtungsregimes (bei fortgeschrittenen Kompakt- und bei Spiegelreflexkameras). Je nach Regime können Sie die Belichtungseinstellungen mehr oder weniger beeinflussen. Beim Vollautomatikmodus stellt die Kamera alle Parameter selbst ein.
Die Szenenregime ermöglichen Ihnen etwas kreativer zu sein, auch wenn Sie sich hinsichtlich der Zusammenhänge der einzelnen Belichtungsparameter noch nicht allzu sehr auskennen. Sie wählen ganz einfach ein Szenenregime aus, z.B. Strand, Porträt, Nachtporträt oder Sport, und die Kamera wählt die für die fotografierte Szene geeignetsten Einstellungen.
Die Kamera ist vorprogrammiert, dass etwa bei Nachtfotografie das ISO erhöht werden muss, oder bei schnellen Bewegungen eine Verschlusszeit von z.B. einem Hundertstel Sekunde notwendig ist. Würden schnelle Bewegungen, etwa ein fahrendes Auto, mehrere Sekunden lang belichtet werden, wären die Aufnahmen verwischt.
100%ig verlassen sollten Sie sich auf die Szenenprogramme allerdings auch nicht. Schauen Sie sich viel mehr an, welche Parametereinstellungen die Kamera dabei gewählt hat, um dieses Wissen dann bei den Modi Av (Blendenpriorität), Tv (Verschlusszeitpriorität) oder M (manueller Modus – alle Parameter sind frei wählbar) einsetzen zu können.
Entdecken Sie alle Kameraoptionen
Heutzutage beinhalten Kompaktkameras eine ganze Reihe neuer Funktionen und Möglichkeiten. Sie können per Handy oder Tablet ferngesteuert werden, mittels Wi-Fi können Sie Fotos und Full HD Videos direkt auf sozialen Netzwerken teilen oder noch davor mithilfe von Schnellbearbeitungen Feinheiten anpassen. Außerdem können Sie per Selbstauslöser fotografieren oder Panoramafotos direkt in der Kamera erstellen.
Probieren Sie alle Optionen Ihrer Kompaktkamera aus. Sie können nie wissen, wann Sie eine davon brauchen werden.
Fotos gemacht – was nun?
Die erstellten Fotos kopieren Sie mittels Import-Modul im Zoner Photo Studio auf Ihren Computer, wo Sie diese anschließend sortieren bzw. bearbeiten sollten. Lernen Sie beispielsweise, rote Augen zu entfernen oder Fotos in voller Qualität auf Facebook hochzuladen. Ihre bearbeiteten Fotos können Sie außerdem kostenlos in die Webgalerie Zonerama hochladen.
Was Kompaktkameras nicht können
Wenn man richtig fotografieren lernen will, brauch man eine ordentliche Kamera, am besten Spiegelreflex. Diese Meinung haben Sie sicherlich schon mal gehört – richten Sie sich aber nicht nach ihr. Natürlich bietet eine Spiegelreflexkamera zahlreiche Möglichkeiten, doch ohne jegliche Grundkenntnisse hinsichtlich Komposition, Belichtung und zumindest ein wenig künstlerisches Feingefühl garantiert auch eine tolle Kamera keine besseren Fotos. Dennoch gibt es gewisse Eigenschaften, die Sie bei den meisten Kompaktkameras bedenken müssen.
Verschwommener Hintergrund
Da die meisten Kompaktkamerafotos einen scharfen Hintergrund haben, werden Sie ein solches Foto damit nicht aufnehmen können:
Kleinere Auflösung, Display und Blitz
Ein weiterer Nachteil der Kompaktkameras ist die kleinere Bildauflösung. Problematisch wird das etwa dann, wenn Sie einen Ausschnitt machen oder das Bild in einem größeren Format (z.B. A4) ausdrucken wollen.
Rechnen Sie auch mit einer kürzeren Leistungsdauer der Batterie, da Sie nicht über den Sucher, sondern das Display mit viel größerem Batterieverbrauch fotografieren. Manche Benutzer behaupten überdies, mittels Display nicht so gut komponieren zu können. Denken Sie auch daran, dass die eingebauten Blitze in Kompaktkameras den Vordergrund der Fotos stark überbelichten.
Bei Spiegelreflexkameras behalten Sie das Gerät stärker unter Kontrolle, es ist jedoch fraglich, ob Sie so eine Kamera auch wirklich ausnutzen würden.
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Foto bzw. zumindest an eines, dass Sie besonders stolz gemacht hat? Und Ihre erste Kamera?