Makrofotografie mit Kompaktkameras
Obwohl die Profifotografen meist teure digitale Spiegelreflexkameras mit speziellen Makroobjektiven benutzen, können Sie die Grundlagen der Makrofotografie mit jeder x-beliebigen Kompaktkamera ausprobieren. Dazu muss man in den Aufnahmeeinstellungen bloß die Möglichkeit „Makro“ einschalten. Und genau mit solchen Fotos werden wir uns heute beschäftigen.
Die digitalen Kompaktkameras haben im Vergleich zu den Spiegelreflexkameras eine kleinere Aufnahmebreite und aufgrund der Optik- und Physikgesetze auch eine größere Schärfentiefe. Sie müssen also für eine größere Schärfentiefe nicht so stark blenden, wie wenn Sie mit einer digitalen Spiegelreflexkamera fotografieren würden. Die Objektive einiger Kompaktkameras können sogar sehr scharfe Bilder aus einer Entfernung von nur wenigen Zentimetern schießen.
Wie sucht man sich die passende Kamera?
Auf dem Markt findet man zahlreiche Kompaktkameras, von den einfachen über die Ultrazooms bis zu den erweiterten. Wenn Sie sich näher mit der Makrofotografie befassen möchten, sollten Sie sich eine Kompaktkamera aussuchen, mit der man im Rahmen der Makrofunktion auf jede beliebige Fokusentfernung Objekte fotografieren kann.
Fotos von Kameras, bei denen Sie die Makrofunktion nur an der breitesten Ende Brennweite einschalten können, haben meist eine zu große Schärfentiefe. Und das muss nicht in allen Situationen von Vorteil sein. So können nämlich zu viele Objekte im Hintergrund klar sichtbar sein, was störend wirken kann. Außerdem werden Sie sich beispielsweise leichter tun, ein fliegendes Insekt aus größerer Entfernung zu fotografieren, aus der es auch weniger wahrscheinlich ist, dass Sie es verscheuchen.
Minimale Entfernung der Scharfstellung
Es gibt Kompaktkameras, mit deren Hilfe Sie auch auf eine Entfernung von nur einem Zentimeter scharfstellen können. Eine solche Entfernung ist für das Fotografieren aber meist gar nicht wünschenswert, da Sie entweder die abzubildenden Insekten aufschrecken oder das eigene Objektiv ungewollten Schatten wirft. Und schlimmstenfalls könnten Sie auch die vordere Linse des Objektivs beschädigen.
Richtige Kameraeinstellung
Die grundlegende Einstellung bei den Kompaktkameras ist die eigentliche Makrofunktion (meist gekennzeichnet durch ein Blumensymbol). Falls das mit Ihrer Kamera möglich ist, empfehlen wir, so weit wie möglich „anzuzoomen“, ohne dass die Kamera selbst den Makromodus ausschaltet.
Das Foto bekommt somit eine kleinere Schärfentiefe, welche bei den Kompaktkameras ohnehin deutlich höher ist, als bei Spiegelreflexkameras. Außerdem können Sie sich auf diese Weise besser auf das fotografierte Detail konzentrieren, ohne mit der Kamera allzu nah zu sein. Die kleine Schärfentiefe, welche Sie durch das Erhöhen oder Verkleinern der Blendenzahl regulieren können, verleiht dem Foto eine andere Dimension. Wichtig bleibt: innerhalb der Schärfentiefe sollte all das sein, auf das Sie im Bild aufmerksam machen möchten.
Stativ, ja – nein?
Und wieder einmal kommt die ewige Frage bezüglich des Stativs auf. Jeder hat seine eigene Meinung, ob man es braucht oder nicht, und auch Sie selbst werden mit der Zeit herausfinden, für welche Fotos Sie es verwenden werden und für welche nicht. Es wird sich sicherlich auszahlen, das Stativ beim Fotografieren von statischen Details einzusetzen. Sie können sich so nämlich besser auf die Komposition, das Fokussieren und die Schärfentiefe konzentrieren. Andererseits wird es Sie stark in Ihrer Flexibilität und Schnelligkeit einschränken. Somit sind etwa aktive, fliegende Insekten ein perfektes Beispiel dafür, wann Sie kein klassisches Tripod verwenden sollten.
Makro, dass sind nicht nur Käfer und Blumen
Die meisten Menschend denken bei dem Wort „Makrofotografie“ an die verschiedensten Insekten und Blümchen. Makrofotos, Bilder von Details mit einem hohen Vergrößerungsverhältnis, können aber Ausschnitte von allem Möglichen sein – man muss solche Szenen nur vorhersehen und aufnehmen können. Es gibt unendlich viele verschiedene Details um uns herum, die es wert sind, mit Makro zu fotografieren.
Eine Handvoll Praxisinformationen
Für eine Insektenjagd sollten Sie einen eher kühleren Tag wählen und bereits früh morgens aufbrechen. Um diese Zeit sind die Insektenmodels noch nicht so aktiv, was Ihre Chance auf eine gute Aufnahme erhöht.
Tipp: Beim Fotografieren von Insekten ist es von Vorteil, wenn man sich auch mit der Lebensweise der abzubildenden Arten befasst. Die meisten Fotografen die (fast) ausschließlich Insekten fotografieren, sind gleichzeitig begeisterte Naturliebhaber. Im Gegensatz zu anderen Fotografen suchen sie nur mehr ausgesuchte Arten und wissen dabei sehr gut, wo sie diese suchen müssen.
Schärfen können Sie auf zwei verschiedene Weisen, beide benützen dabei das Schärfen auf den Mittelpunkt. Die erste, klassische Methode: Sie drücken zur Hälfte den Auslöser, stellen Ihre gewünschte Komposition ein, drücken ab und fotografieren. Die zweite Methode ist ähnlich, Sie fokussieren zunächst aber auf die benötigte (meist die kürzeste zu schärfende) Entfernung und finden dann durch die Bewegung des Kamera die richtige Schärfe und drücken daraufhin ab.
Der Vorteil der zweiten Fokussierungsmethode liegt darin, dass Sie im vornherein alles Nötige vorbereiten, inklusive des Schärfens, was oft einmal schneller ist, als die richtige Entfernung zu suchen und nach jeder Aufnahme neu schärfen zu müssen.
Hintergrund und Diffusoren unter 50 Cent
Falls Sie ein Insekt finden, hinter dem sich kein sehr anziehender Hintergrund befindet (sich dort störende Elemente befinden), versuchen Sie es woanders zu platzieren. Bei den geflügelten Arten wird es zwar nicht möglich sein, bei jenen, die nicht fliegen können, aber sehr wohl. Platzieren Sie das Insekt etwa auf einem Grashalm, wo der Hintergrund schon reizender sein sollte, als ursprünglich. Gegebenenfalls können Sie zu Ihrer Außenfotografie auch eigene Farbhintergründe mitnehmen.
Als solche können Sie beispielsweise bunte Papierbögen verwenden. Als Ersatz für Diffusoren (zum Streuen von hartem Licht und somit zum Aufweichen von Schatten) können Sie wiederum weißes Papier oder Pauspapier hernehmen. Für Makroaufnahmen ist das Papierformat A4 ausreichend – sowohl Lagerplatz als auch Beschaffungskosten bleiben deshalb minimal.
Zusatz: Wir möchten uns hiermit bei Tomáš Rak bedanken, der uns seine Erstaufnahmen, die er noch mit einer Kompaktkamera im Jahr 2004 geschossen hat, zur Verfügung gestellt hat. Tomáš gehört heute zu den weltweit anerkannten Makrofotografen.