Lichtmalereien

Lichtmalerei und Lichtzeichnung gehören eindeutig zu den überhaupt lustigsten Kreativtechniken der Fotografie. Bei dieser Art der Fotografie können sich aktiv mehrere Leute gleichzeitig beteiligen und sowohl Erwachsene als auch Kinder finden eine Menge Spaß daran. Mit ein bisschen Geduld können Sie dadurch Werke erstellen, die sich kaum mehr von klassischer Malerei unterscheiden lassen.

Sie werden brauchen:

  • Eine Kamera, die einen vollständig manuellen Modus ermöglicht und mit langer Verschlusszeit (mindestens 30 Sekunden) aufnehmen kann. Am besten ist es, wenn man damit im BULB-Modus (manuelle Verschlussbedienung) arbeiten kann.
  • Ein festest Stativ für eine gute Kamerastabilisierung.

Unterschied zwischen Lichtmalerei und Lichtzeichnung

Beide Techniken verbindet die Aufnahme bei Dunkelheit. Der Einfluss des restlichen Lichts aus der Umgebung kann dabei durch Einstellen einer höheren Arbeitsblende reduziert werden. Beide Techniken können bei praktisch jedem Fotogenre angewandt werden, sei es ein subtiles Stilleben oder ein Landschaftsfoto. Es können dabei auch Personen miteinbezogen werden, wodurch kreative Porträts entstehen können.

Bei Lichtmalerei wird eine Lichtquelle (etwa eine Taschenlampe oder ein Systemblitz) zur schrittweisen Beleuchtung einer Szene verwendet. Das fotografierte Objekt wird durch kontinuierliche Bewegung, als ob man ein Malbuch ausmalen würde, belichtet. Die Dauer der Belichtung entscheidet darüber, welche Stellen heller und welche dunkler sein werden und durch Heranziehung von Farbgels (Folien) oder durch Verwendung von farblich unterschiedlichen Lichtquellen kann man die Farbtöne der einzelnen Szenenobjekte bestimmen. Beim Fotografieren muss darauf geachtet werden, dass man die Lichtquelle nicht direkt ins Objektiv richtet – es empfiehlt sich Blendenaufsätze für die Lichtquellen zu verwenden. Fotografieren Sie etwa eine große Szene, die Sie beim Fotografieren laufend durchqueren müssen sollten Sie am besten dunkel gekleidet sein und darauf achten, nicht als Geist auf der fertigen Aufnahme aufzutauchen. Natürlich kann man aber auch gewollt das Foto um Geistererscheinung bereichern.

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Kopie souboru José Miguel

Bei Lichtzeichnungen wird im Gegensatz dazu keine Szene fotografiert, sondern das Finalbild durch Zeichnungen mittels einer Lichtquelle, die direkt ins Objektiv gerichtet wird, erstellt. Dabei muss man darauf achten, die Lichtquelle stets kontinuierlich zu bewegen, um keine Überbelichtungen zu hinterlassen. Als Ergebnis dieser Technik bekommt man hierbei also eine helle Zeichnung auf dunklem Hintergrund.

Kopie souboru prase

Kopie souboru Louish Pixel

Beide Techniken können auch im Rahmen einer Aufnahme kombiniert werden, weshalb man etwa in eine lichtgemalte reale Szene eine fiktive Gestalt hineinzeichnen kann und Ähnliches. Wird in eine Szene eine lebendige Gestalt miteinbezogen, sollte diese mit einem Systemblitz ausgemalt werden. Mittels Systemblitz kann das Subjekt nämlich in einer Tausendstelsekunde exponiert werden und man verhindert somit Bewegungsunschärfen, die bei der Verwendung einer andauernden Lichtquelle entstehen würden.

Einfache Szene aufbauen

Um die Lichtmalereitechnik ein wenig zu testen, erstellen Sie am besten eine kleine Szene, idealerweise ein einfaches Stilleben, das Sie ohne Probleme zuhause aufbauen können. Für die Belichtung kleiner Objekte brauchen Sie eine geeignete Lichtquelle; ich persönlich benutze den Light-Pen Streamlight PolyStylus, der in der Grundausstattung über 4 verschieden farbige Aufsätze verfügt, allerdings leider nicht mehr hergestellt wird.

Für das Musterbeispiel habe ich eine ganz einfache Szene gewählt – ein einzelnes Plüschtier (Rentier) auf einem Tisch. Platzieren Sie die Kamera auf das Stativ und stellen Sie die Kamera auf manuellen Modus um. Fangen Sie mit einer Blende F8, ISO 100 und der Zeit 30 s an. Wählen Sie eine längere Verschlusszeit, falls das bei Ihrer Kamera einstellbar ist. Am besten aber arbeiten Sie im BULB-Modus und steuern die Blende per Fernauslöser. Noch bei Licht fokussieren Sie auf die Augen des Rentieres.

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Anhand der Musterszene zeigen wir die Kombination beider Techniken, also der Lichtmalerei und der Lichtzeichnung, vor.
Dunkeln Sie den Raum ab und beginnen Sie zu exponieren. Für die gewählte Szene eignet sich am besten eine Verschlusszeit von etwa 30s. Zunächst stellen Sie sich hinter die Kamera und beleuchten das Rentier mit langsamen kontinuierlichen Bewegungen ca. 10s lang. Vermeiden Sie zu schnelle Bewegungen, da ansonsten die Zeichnung unscharf wäre. In anderen Fällen kann das jedoch auch ein Vorteil sein, den Sie sich für kreative Zwecke zunutze machen können. Danach schalten Sie das Licht ab und stellen sich hinter den Tisch mit dem Rentier. Versehen Sie das Licht mit grünem Gel (Folie) und zeichnen Sie mit fließenden, schnelleren Zügen die Umrisse von Bäumen. Dabei leuchten Sie direkt ins Objektiv.

Rechnen Sie damit, dass Ihnen nicht sofort der erste Versuch gelingen wird. Sie werden sicherlich einige Anläufe brauchen, während derer Sie nach und nach die Belichtungsdauer, den Beleuchtungswinkel, die Komposition und auch die Einstellung der Belichtungsparameter anpassen werden. Ich selbst bin schrittweise von einer F8 zur F5,6 Blende übergegangen und habe die ISO-Empfindlichkeit auf 200 erhöht. Anstatt ISO zu erhöhen und die Blende zu verringern können Sie aber natürlich auch mit längerer Verschlusszeit fotografieren. Das bedeutet aber auch, dass die Dauer der Beleuchtung entsprechend angepasst werden müsste. Die Aufnahme würde somit länger dauern, man könnte aber wiederum präziser arbeiten.

Nach mehreren Versuchen haben wir folgendes Foto erzielt:

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Wie jedes andere Foto verdient auch die Lichtmalerei und –zeichnung zumindest eine farb- und tonbezogene Basisbearbeitung im Fotoeditor. Beim Fotografieren ins RAW-Format eignet sich bestens das Zoner Photo Studio. Da nach dem Öffnen im RAW Modul das Bild doch sehr dunkel ist, werden zum einen die Belichtungswerte erhöht. So werden zwar einerseits das Rentier und die gezeichneten Bäume gut hervorgehoben, andererseits zieht man die Zeichnung aber auch aus dem Hintergrund heraus. Um den Hintergrund zu dämpfen, wird der Schwarzpunkt herabgesetzt. Abschließend wird die Zeichnung durch Verschieben des Reiters Klarheit/Deutlichkeit in den positiven Wertebereich verdeutlicht. Et voilà, das Plüsch-Rentier-Porträt im Lichtwald ist fertig!

Kopie souboru 141118_04_foto_upravene

Fortgeschrittene Szenen

Wie bereits anfangs erwähnt, kann der aufgezeigte Vorgang auch auf wesentlich komplexere und räumlich anspruchsvollere Szenen angewandt werden. Die Meister auf diesem Gebiet schaffen es, ganze Landschaften einschließlich Sternenhimmel, zahlreicher Personen und besonderer Effekte hervor zu zaubern und zu zeichnen. Als Inspiration empfehle ich die Arbeiten des amerikanischen Fotografen Dave Black, dessen umfangreiche Lichtzeichnungen auch mit Hollywoodfilmszenen locker mithalten können. In Tschechien widmet sich etwa Jan Pohribný dieser Technik. Sein Buch „Kreatives Licht in der Fotografie“, das von Zoner Press im Jahr 2011 herausgegeben wurde, kann ich bestens empfehlen.

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AutorJan Zeman

Ich befasse mich seit 1996 mit der digitalen Fotobearbeitung. Mit der Fotografie habe ich 2006 angefangen und mich seitdem allmählich in Richtung Fotografie als Hauptgebiet meiner Tätigkeit bewegt. Beruflich beschäftige ich mich mit Porträtfotografie (http://portretyzeman.cz), Architekturfotografie, Stadtlandschaft sowie Produkt- und Werbefotografie. Einen Querschnitt meiner Arbeit finden Sie auf der Website http://janzemanphotography.com und weitere Artikel und Fotos im Blog http://janz.cz.

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