Landschaftsfotografie III: Tipps für die Kamerabedienung
Das Fotografieren von Landschaften ist nicht immer gleich, aber manche Regeln gelten für die meisten Situationen. Falls Sie sich nicht sicher sind, welche Einstellungen Sie an der Fotokamera vornehmen sollen oder welche Tricks es gibt, um bessere Landschaftsfotos zu erhalten, dann sollten Sie weiterlesen.
In den vorherigen Artikeln dieser Serie haben wir gezeigt, wie man Landschaften zu verschiedenen Tageszeiten und bei verschiedenen Witterungsbedingungen fotografiert. Dieses Mal werfen wir einen Blick auf die Kameraeinstellungen während des Fotografierens.
Fotografieren Sie immer im RAW-Format
Das Fotografieren im RAW-Format empfehle ich bei allen wichtigen Aufnahmen. Im Gegensatz zum JPEG-Format enthalten die Bilder viel mehr Farbinformationen einzelner Pixel. Die Bildnachbearbeitung am PC ist somit bemerkbar besser und einfacher. Ferner müssen Sie auch nicht so stark auf den Weißabgleich während des Fotografierens achten, weil Sie diese später kinderleicht am Rechner bearbeiten können. Alles ohne Qualitätsverlust.
Wählen Sie einen geeigneten Fokusmodus aus
Es ist theoretisch eine bessere Strategie, den Einzelautofokus (AF-S bei Nikon und One shot bei Canon) zu nutzen, bei dem die Fotokamera einmal fokussiert und sich danach nicht mehr um das Zielobjekt kümmert. Dieser Modus ist in der Regel bei statischen Aufnahmen etwas zuverlässiger und präziser als beim kontinuierlichen Autofokus (AF-C bei Nikon und Al Servo bei Canon).
Falls jedoch ein bewegliches wie z. B. ein Tier vor Ihrem Objektiv auftaucht, das Sie fotografieren möchten (oder die Landschaftsaufnahmen mit Ihren Kinder ergänzen), dann ist der Einzelautofokus eher ungeeignet und der Griff zu einem anderen Fokusmodus nötig.
Die Zuverlässigkeit der einzelnen Fokusmodi, sind von der Fotokamera und oftmals auch vom vorhandenen Licht aus der Umgebung abhängig. Beispielsweise kann bei Nacht der Einzelautofokus sichtbar besser sein, aber in anderen Fällen ist der kontinuierliche Autofokus genauso gut.
Ich persönlich verwende so gut wie immer den kontinuierlichen Autofokus.
Wasserwage
Ich empfehle die Verwendung einer elektronischen Wasserwaage, sollte diese in Ihrer Fotokamera integriert sein. Falls nicht, dann haben Sie jederzeit die Möglichkeit, im Sucher oder auf dem LCD-Display einen Rastertyp zu aktivieren, der Ihnen bei der Ausrichtung des Horizonts helfen wird.
Eine Alternative zur elektronische Wasserwaage ist eine kleine mit Flüssigkeit und einer Blase befüllte Wasserwaage, die Sie am Blitzschuh befestigen können. Aber die Arbeit mit dieser Alternative ist sicherlich nicht so elegant.
Stativ oder Bildstabilisator?
Ein Stativ ist bei der Landschaftsfotografie ein Klassiker, den Sie insbesondere bei der Dämmerung oder bei langen Brennweiten nutzen sollten.
Aber in den meisten Fällen kommen Sie auch ohne ein Stativ aus. Ferner erlaubt Ihnen die Ungeduld Ihrer Freunde kaum die Verwendung eines Stativs, falls Sie nicht alleine reisen sollten. Von Vorteil ist, wenn Ihre Fotokamera oder Ihr Objektiv einen Bildstabilisator besitzt, der für mehr Flexibilität in allen Situationen sorgt.
Nicht vergessen – schalten Sie den Bildstabilisator aus, wenn Sie mit einem Stativ fotografieren. Er könnte nämlich sonst für verwackelte Bilder sorgen.
Manueller Modus oder Zeitautomatik?
Heutzutage ist die Frage nicht mehr so schwer. Mit der Einführung der spiegellosen Systemkameras (und letztendlich auch der Mobilgeräte oder Kompaktkameras) sehen Sie bereits im Vorfeld, wie das Bild am Ende aussehen wird. Egal ob Sie den manuellen Modus wählen oder nicht, es gibt immer Möglichkeiten, wie man die Belichtung, die ISO etc. ändern kann. Es liegt nur an Ihnen, in welchem Modus Sie lieber fotografieren. Daher ist die Zeitautomatik in der Regel genauso gut verwendbar, wie der manuelle Modus. Die Verwendung der Zeitautomatik ist zudem einfacher und schneller, weil alle Entscheidungen in einem Bruchteil einer Sekunde getroffen werden.
Ein großer Unterschied macht sich jedoch beim Fotografieren bei hoher Dunkelheit und einer langen Verschlusszeit (VZ) von mehreren Sekunden bemerkbar. Der Belichtungsmesser ist in solchen Situationen überfordert. Der Griff zum manuellen Modus ist in diesem Fall besser.
Bei sehr langen Verschlusszeiten ist es für einen Menschen kaum möglich abzuschätzen, ob man eine VZ von 300 oder 600 Sekunden wählen soll. Man kann zwar immer ein Testfoto machen, aber wer möchte schon 5 Minuten auf eine Testaufnahme warten? Daher lohnt es sich im Voraus, ein Testbild mit einer sehr kurzen Verschlusszeit zu machen, aber dafür mit einer Lichtempfindlichkeit von beispielsweise ISO 3200. Die Testaufnahme sollte man dann prüfen und danach die ISO auf 100 reduzieren sowie die Verschlusszeit 32 mal multiplizieren.
Niedrige ISO
Für die Landschaftsfotografie ist es typisch, die niedrigste ISO zu verwenden, die die Fotokamera anbietet – gewöhnlich ISO 100. Manche Fotokameras kommen sogar auf noch niedrigere Werte und manche hingegen haben eine höhere Grenze.
Der Vorteil einer niedrigen ISO ist weniger Bildrauschen und ein größerer Dynamikumfang, was insbesondere bei der späteren Bildnachbearbeitung von Wert ist.
Aber es ist leider nicht immer möglich, die niedrigste ISO zu nutzen. Mehr hierzu im Kapitel über die Verschlusszeit.
Hohe Blende
Die Blendenwerte sollten hingegen lieber höher sein. Aber es ist nicht automatisch so, dass die höchstmögliche Blende (bspw. beim Vollformat-Objektiv f/22) die beste Lösung ist. Bei den höchsten Blenden tritt nämlich die sogenannte Diffraktion auf – das Bild wird unscharf, anstatt noch schärfer zu werden.
Bei Vollformat-Objektiven werden daher Blenden zwischen f/8 bis f/16 verwendet. Dies entspricht bei einem Micro Four Thirds in etwa einer Blende zwischen f/4 und f/8.
Daraus folgt, dass für die Landschaftsfotografie nicht zu lichtstarke Objektive nötig sind, auch wenn diese manchmal hierfür verwendet werden können.
Verschiedene Verschlusszeiten
Im Regelfall müssen Sie sich um die Verschlusszeit nicht sonderlich kümmern, sondern lediglich überprüfen, ob Sie angemessen belichtete Aufnahmen ohne überhelle Bereiche erhalten. Die beste Kontrollmethode hierfür ist die Überprüfung des Histogramms und die Verwendung der Belichtungskorrektur, falls das Bild zu hell oder zu dunkel ist. Selbstverständlich können Sie auch nach rechts belichten.
Den größten Spielraum für das Einstellen der Verschlusszeit haben wir selbstverständlich bei der Verwendung eines Stativs. Wenn wir aus der Hand fotografieren, dann können wir längere Verschlusszeiten vergessen. Aber selbst ein Stativ ist nicht allmächtig. Sobald der Wind die nahegelegenen Bäume oder das Gras in Bewegung bringt oder Sie das wilde Meer fotografieren möchten, ohne ein verschwommenes Bild zu erhalten, müssen Sie sowieso zu kürzeren Verschlusszeiten greifen.
Wenn neben den notwendigen kurzen Verschlusszeiten auch noch wenig Licht vorhanden ist, dann sind Kompromisse nötig – sei es in Form einer niedrigeren Blende oder höheren ISO. Selbst wenn Ihre Ausrüstung noch so gut sein sollte, dann nützt Ihnen dies nichts in solchen Situationen. Und selbst die Sensorgröße spielt kaum noch eine Rolle in solchen Fällen.
Bracketing
Nutzvoll ist auch die Bracketing-Technik. Hierbei erstellen Sie mehrere unterschiedlich stark belichtete Aufnahmen mit nur einer Auslöserbetätigung. Sie erhalten anschließend eine Bildserie: dunkel – normal – hell.
Die Bracketing-Technik ist insbesondere in zwei Situationen hilfreich. Die erste Möglichkeit ist die Erstellung mehrer Quellbilder für die spätere Zusammenführung und somit die Erstellung einer HDR-Aufnahme. Diese Vorgehensweise wendet man dann an, wenn der Dynamikumfang der Szene besonders hoch ist. Eine einzige Aufnahme würde zu Zeichnungsverlusten bei den sehr hellen oder den zu dunklen Stellen führen.
Der zweite Typ, wie man die Bracketing-Technik nutzen kann, ist prosaisch und eignet sich insbesondere bei DSLRs, bei denen Sie vorher noch keine Vorstellung über das spätere Ergebnis haben. Bei der Serienaufnahme erhalten Sie innerhalb einer Sekunde drei unterschiedliche Fotos, von denen Sie später ein Bild aussuchen können. Ich persönlich nutze diese Vorgehensweise sehr oft und von den drei Aufnahmen lösche ich direkt ein Foto (entweder das zu helle oder das dunkelste Bild).
Für die spätere Bildbearbeitung bleiben mir somit zwei Bilder und welches ich dann nehme, entscheide ich später am Computer. Entweder ich verwende das hochwertigere Foto und falls sich herausstellt, dass es aufgrund der Bewegung unscharf ist, dann habe ich noch die zweite Aufnahme als Reserve und auch wenn dieses Foto beispielsweise mehr Rauschen vorweist. Diese Vorgehensweise ist sehr schnell und hält eventuell Mitreisende nicht so lange auf.
Vor allem Geduld!
Die Kenntnis über die eigene Fotokamera ist sehr wichtig, aber noch wichtiger ist es, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Und falls der richtige Moment noch nicht gekommen ist, dann können Sie noch etwas warten, bis sich die Bedingungen ändern. Die besten Fotos erhalten Sie nämlich nicht nur mit der richtigen Technik, sondern auch mithilfe Ihrer Geduld und der Planung. Oder zumindest mit einer großen Portion Glück.
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