Landschaften unter unterschiedlichen Bedingungen fotografieren I: Landschaften früh am morgen, am Abend und in der Nacht
Jede Landschaft hat viele Gesichter – diese änder sich je nach Wetter, Tageszeit sowie der verwendeten Fototechnik. Dies sollten Sie beim Fotografieren von Landschaften beachten und entsprechend die Komposition sowie die Kameraeinstellungen anpassen. Erfahren Sie in diesem Teil, wie man Landschaften morgens, abends und in der Nacht fotografiert.
Gleich zu Beginn möchte ich darauf aufmerksam machen, dass ich alle Fotos in diesem Artikel im RAW Format gemacht und anschließend bearbeitet haben. Gewöhnlich mein Lieblingstrio:
- Erhöhung des Kontrastes.
- Erhöhung der Sättigung der Farben.
- Abdunkeln des Himmels.
Mehr Informationen zu diesen Bearbeitungen finden Sie im Artikel typische Bearbeitungen von Landschaftsaufnahmen.
Die Änderungen sind ziemlich stark. Werfen Sie daher einen Blick auf das untere Beispiel:
Gewöhnlich sehen meine Aufnahmen egal bei welchem Wetter, auf den ersten Blick langweilig aus. Aber mithilfe der Bearbeitungen hole ich zurück, was die Fotokamera nicht erfassen konnte.
Allgemeine Tipps zur Landschaftsfotografie
Manche Tipps gelten allgemein für das Fotografieren von Landschaftsaufnahmen. Andere eignen sich wiederum nur in bestimmten Situationen. In diesem Kapitel finden Sie die allgemeinen Tipps. Die Vorgehensweise kann in den folgenden Kapiteln jedoch abweichen. Falls dies der Fall ist, dann werde ich Sie darauf hinweisen.
Ferner werde ich hier nicht die Grundlagen der Komposition behandeln, sondern mich eher auf die technischen sowie meteorologischen Aspekte fokussieren.
Ausrüstung
Die Ausrüstung ist abhängig davon, für welche Zwecke Sie Ihre Fotos später nutzen möchten. In der Regel eignet sich jedoch jede Fotokamera und jedes Objektiv. Ich persönlich nehme gerne ein Ultraweitwinkelobjektiv mit Zoom und einer Brennweite zwischen 16 bis 35 mm (für Vollformatkameras) mit. Zusätzlich nehme ich noch ein Teleobjektiv (70 bis 300/400 mm, je nach Typ) mit, wobei man so gut wie jede Brennweite nutzen kann.
Es lohnt sich sicherlich auch die Verwendung eines Polarisationsfilters. Und falls Sie Spezialeffekte wie z. B. einen glättenden Effekt des fließenden Wassers oder der Wolken erreichen wollen, dann lohnt sich auch ein ND Filter.
Einstellungen der Fotokamera für Landschaftsaufnahmen
Um hochwertige Ergebnisse zu erzielen, sollte die ISO so niedrig wie nur möglich gehalten werden. Das Bildrauschen muss zwar selbst bei höheren ISO-Werten nicht erkennbar sein, was sich jedoch bei der Nachbearbeitung ändern kann.
Aber erneut muss man sich hier die Frage stellen, für welchen Zweck ich die Aufnahmen nutzen werde. Beispielsweise wird niemand Ihre Bilder auf Facebook bis ins letzte Detail analysieren und ferner werden die Fotos auch nicht in voller Auflösung dargestellt. In so einem Fall muss Sie das Bildrauschen nicht besonders interessieren.
Damit auf dem Foto alles scharf abgebildet wird, sollten Sie eine höhere Blende nutzen. Diese sollte bei etwa f/8 bis f/16 bei Full Frame liegen, was z. B. bei Micro Four Thirds (Cropfaktor 2x) Chips einer Blende von f/4 bis f/8 entspricht.
Eine niedrige ISO und eine hohe Blende bedeuten jedoch, dass Sie viel mehr Licht benötigen. Bei Aufnahmen während des Tages schaffen Sie dies auch aus der Hand. Bei der Abenddämmerung oder bei Nacht benötigen Sie jedoch längere Verschlusszeiten. Daher ist ein Stativ notwendig.
Aufnahmen mit langen Verschlusszeiten können jedoch manchmal etwas schwierig sein, beispielsweise wenn der Wind stark weht. Dann müssen Sie bei einer der Einstellungen einen Kompromiss eingehen. Sie erhöhen also entweder die ISO oder reduzieren die Blende.
Falls jedoch optimale Bedingungen vorliegen, dann sollten Sie nach rechts belichten. Ein Bild also so hell wie nur möglich machen. Natürlich ohne überbelichtete Bereiche oder dass die Szene unscharf bzw. verwischt ist. Am Computer dunkeln Sie dann das Bild ab und reduzieren hierdurch das Rauschen.
Nutzen Sie die goldene Stunde
Ungefähr eine Stunde nach Sonnenaufgang oder vor dem Sonnenuntergang ist die berühmte Goldene Stunde gekommen. Das Licht ist weich, die Farben warm und die Berge sowie die Hügel werfen lange und effektvolle Schatten auf die Umgebung.
Wichtig ist daher die Richtung wie man fotografiert. Sie können dabei Aufnahmen entgegen der Sonne oder mit der Sonne von der Seite machen. Wenn man jedoch Fotos entlang der Sonnenstrahlen macht, dann verschwinden größtenteils die Schatten. In diesem Fall fotografieren Sie eine gleichmäßig belichtete Landschaft, was langweilig wirkt.
Weitere Faktoren sind die Neigung der Hügel sowie der allgemeine Charakter der Landschaft, die wir vor uns sehen.
Falls die Szene schon an sich alleine völlig beeindruckend ist, dann wird das Bild nämlich höchstwahrscheinlich bei jedem Licht gut aussehen.
Merken Sie sich, dass die Sonne auf dem Bild nicht miterfasst werden muss, wenn Sie bei Gegenlicht fotografieren. Auch wenn es möglich ist und Sie so beeindruckende Fotos erhalten.
Ähnliche Kreationen benötigen in der Regel eine HDR Verarbeitung oder andere Tricks bei Aufnahmen bei Gegenlicht. Einfacher ist es daher, Fotos zu machen, auf der man die Sonne nicht erfasst. Die Schatten werden dennoch dramatisch wirken.
Bei Aufnahmen entgegen der Sonne wird am meisten der Nebel der Atmosphäre sichtbar. Hierdurch wird der Kontrast auf dem Bild reduziert. Daher ist eine starke Erhöhung des Kontrasts in Zoner Photo Studio praktisch unausweichlich. Hierbei tritt jedoch ein weiteres Problem auf – das Bildrauschen erhöht sich beträchtlich und daher ist jede Hilfe willkommen ist. Daher ist mein Tipp für Sie, dass Sie nach rechts belichten (engl. Expose to the right).
Da bei Gegenlichtaufnahmen genug Licht vorhanden ist, ist bei Aufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv nicht unbedingt ein Stativ nötig. Bei längeren Brennweiten ist jedoch der Griff nach ihm empfehlenswert.
Falls Sie nicht gerade ein Frühaufsteher sind, dann wird sich insbesondere der Abend für das Fotografieren eignen. Falls Sie die Sonne jedoch auf der anderen Seite benötigen, dann bleibt einem nichts anderes übrig als früh aufzustehen.
Vergessen Sie auch nicht, dass die Sonne ziemlich schnell aufsteigt bzw. untergeht. Daher sollten Sie im vorab erkunden, wo Sie fotografieren möchten. Anschließend kehren Sie an die entsprechende Stelle mit einer ausreichenden Zeitreserve zurück. Die Position der Sonne zu unterschiedlichen Zeiten können Sie mithilfe vieler Apps herausfinden. Beispielsweise mit der Applikation The Photographer’s Ephemeris.
Für diese Zeiten sollten Sie neben der Fotokamera auch eine Taschenlampe oder eine Stirnlampe mitnehmen. Circa eine Dreiviertelstunde vor dem Sonnenaufgang bzw. nach dem Sonnenuntergang ist noch ausreichend Licht vorhanden, um ohne eine Taschenlampe auszukommen und die Orientierung in der Landschaft ist auch noch ohne Probleme möglich. Sollte Sie jedoch planen einen längeren Weg durch die Nacht zurückzulegen, dann wird sich das künstliche Licht auszahlen. Insbesondere wenn Sie durch den Wald gehen.
Wie fotografiert man die Landschaft vor dem Sonnenaufgang und nach dem Sonnenuntergang?
Wenn sich die Sonne knapp unter dem Horizont befindet, dann ist der Moment gekommen, wo der Himmel noch schön belichtet ist und das Licht teilweise auf den Boden gelangt. In diesem Moment ist es am besten, wenn Sie direkt in Richtung des Sonnenscheins fotografieren und der Himmel am dramatischsten wirkt.
Ein Stativ ist in dieser Situation ein Muss. Und das die Lichtunterschiede zwischen dem Himmel und dem Rest der Landschaft so unterschiedlich sind, lohnt sich erneut der Griff zur Erstellung einer HDR-Aufnahme aus mehreren Fotos. Bei etwas Geduld erhalten Sie zudem Aufnahmen mit einer völlig anderen Laune. Diese sind jedoch ebenfalls beeindruckend wie Bilder mit der Sonne.
Diese Zeit zum Fotografieren nennt man die blaue Stunde. Auf den oberen Aufnahmen habe ich einen Teil des Himmels knapp über dem Horizont erfasst. Hierdurch tauchen noch orangefarbene Sonnenstrahlen auf dem Bild auf. Wenn man den Blick jedoch weiter nach oben oder auf die umgekehrte Seite richtet, dann dominieren die blauen Töne.
Landschaftsaufnahmen bei Nacht
Ich bin mir dessen bewusst, dass die Landschaft bei Nacht nicht zu sehen ist und das es keinen Sinn macht, umfangreiche Bereiche zu fotografieren. Dennoch ist dieses Kapitel mit dem vorigen Punkt verknüpft. Falls Sie nicht mehr dazu gekommen sind, die Landschaft nach dem Sonnenuntergang zu fotografieren, dann können Sie es auch mit einem Sternenhimmel (auch an einer anderen Stelle auf dem Heimweg) probieren. Vergessen Sie auch hier nicht, Ihr Stativ mitzunehmen.
Mit einer sehr langen Verschlusszeit (hier 5 Minuten) wird bereits die Bewegung der Erde um ihre eigene Achse bemerkbar. Ferner wird am Himmel die Flugbahn der Sterne sichtbar. Die Landschaft wirkt hier wie ein Ankerpunkt, der scharf bleibt.
Die Umgebung muss aber nicht immer geheimnisvoll bleiben. Wenn ich das Licht der Städte und Dörfer nicht mitzähle, dann kann man die nähere Umgebung selbst beleuchten. Auf dem nächsten Bild sind verschiedene Varianten der gleichen Stelle zu sehen. Sie unterscheiden sich nur dadurch, wie lange ich die Bäume aus der Umgebung mit der Lampe beleuchtet habe, während ich fotografiert habe. Sie können hierdurch je nach Belieben Ihren Vordergrund sozusagen “malen”.
Falls Sie das Thema Nachtaufnahmen interessiert, dann sollten Sie einen Blick auf den Artikel Startrails fotografieren werfen.
Beim nächsten Mal am Tag
In diesem Teil haben wir uns den Aufnahmen bei Sonnenaufgang, Sonnenuntergang und bei Nacht gewidmet. Im nächsten Artikel zur Landschaftsfotografie werden wir uns den Bedingungen und Aufnahmen während des Tages widmen.